Fußball: Das unnötige Nominierungschaos des Joachim Löw

Stefan Kießling im Bayer-Trikot. Quelle: Wikipedia, Foto: Johann Schwarz, Lizenz: CC
Stefan Kießling im Bayer-Trikot. Quelle: Wikipedia, Foto: Johann Schwarz, Lizenz: CC

Es gibt Dinge im Fußball, die kann man als Beobachter so einfach nicht nachvollziehen. Das seit Monaten und Jahren von Joachim Löw veranstaltete Nominierungschaos gehört eindeutig mit dazu.

Das man als Fan und Beobachter nicht immer alle Entscheidungen des Nationaltrainers so auch toll finden muss, das ist eine Selbstverständlichkeit. Nur sollte man dabei doch zumindest eine klare Linie, ein gewisses Maß an Konsequenz erkennen können. Doch was Joachim Löw zuletzt für Verwirrung um die Nominierungen bzw. Nicht-Nominierungen zur deutschen Fußballnationalmannschaft stiftet, das geht inzwischen schon nicht mehr auf die sprichwörtliche ‚Kuhhaut‘. Die Beispiele häufen sich. Über die urplötzliche ‚Degradierung‘ des ‚ehemaligen‘ Stammspielers Mats Hummels hatten wir hier vor einigen Wochen schon diskutiert.

Absoluter Härtefall in diesem Bereich ist aktuell jedoch der Leverkusener Stürmer Stefan Kießling. Seit Jahren liefert er in der Liga Top-Leistungen ab, war in der Vorsaison sogar ‚Torschützenkönig‘. Joachim Löw ignoriert ihn jedoch trotzdem fortgesetzt. Doch statt das Thema endlich durch eine klare Aussage zu den Akten zu legen, wurde es in den letzten Wochen geradezu künstlich am Leben gehalten. Auch und vor allem auch durch das Zutun des Nationaltrainers.

Genervt von den ewigen Fragen zu seiner Nichtnominierung zog Kießling vor einigen Wochen nämlich für sich höchst selbst einen Schlussstrich, erklärte öffentlich ab sofort nicht mehr für die Nationalmannschaft zur Verfügung zu stehen.

Es war der Bundestrainer der dann, wie auch im Falle von Dortmund-Keeper Roman Weidenfeller, das Gespräch mit diesen Nichtnominierten suchte.

Und während vielerorts bereits über eine anstehende Berufung dieser beiden in den Kreis der Auswahlkicker für die nun anstehenden WM-Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gerechnet und spekuliert wurde, war das Ergebnis zumindest im Falle Stefan Kießling einmal mehr wachsweich und hält das Thema künstlich noch etwas auf der Tagesordnung in den Sportmedien. Löw erklärte dem Leverkusener wohl sinngemäß, dass er zwar aktuell von ihm nicht gebraucht werde, andere Stürmer in seiner Gunst noch vor ihm stünden, er aber als eine Art ‚Notnagel‘ doch schon noch eventuell für das Turnier im kommenden Sommer nominiert werden könnte. Und der fast 30-jährige Blondschopf erklärte sich tatsächlich grundsätzlich bereit für den Eventualfall als Lückenbüßer einspringen zu wollen.

Total unverständlich, aus meiner Sicht! Und zwar nicht nur aus der Sicht von Kießling, sondern eben auch von Seiten des Bundestrainers!

Statt das Dauerthema nach dieser Aussprache nun mit Anstand und gegenseitigem Respekt in die eine oder andere Richtung zu entscheiden, hat man die Diskussion nun Dauerhaft in den Medien etabliert, eine Entscheidung aber vermieden.

Dabei dürfte die tatsächliche Chance des Stürmers den Bundesadler bei der WM in Brasilien auf seinem Trikot über das Feld tragen zu dürfen gegen Null gehen.

Wenn nicht nur Miro Klose, Mario Gomez, sondern wohl auch noch andere Stürmer vor Kießling rangieren, so wie zu vernehmen war, dann braucht niemand mehr den Notnagel Stefan Kießling.

Warum er sich diese fast schon unwürdige Situation nicht erspart, das kann ich nicht begreifen. Und Löw hätte konsequenter Weise das Thema besser bereits vor Wochen beendet, als Kießling von sich aus erklärt hatte nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen.

Die aktuellen Geschehnisse zeigen jedermann nur einmal wieder nach außen, dass Joachim Löw auf dünnem Eis unterwegs ist, was seine manchmal doch schwer verständlichen Personalentscheidungen und seine Art der ‚Menschenführung‘ betrifft.

Spieler und auch der Trainer der Fußballnation selbst hätten Besseres verdient!

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Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

Robin, ich weiß seit einigen Tagen, was ein Trainer mit Superstars überhaupt nicht machen darf. Zlatan Ibrahimovic nimmt es Pep Guardiola übel, dass der zu ihm gesagt hat: „Ibra, du bist super, du machst alles richtig“.
Den Fehler hat Yogi Löw nicht gemacht.
Wenn der jemanden rausnimmt, sagt er nicht, dass der gut ist. Er sagt vielleicht, dass er ihn noch mal als Notnagel gebrauchen könnte. Vielleicht!
So etwas Konkretes wollen die Spieler auch hören. Dann bleiben sie und warten auf ihre Chance.
Yogi ist sowieso ein Genie. Auch im Umgang mit den Spielern.
Einfach klasse.

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