Tja, langsam fällt es einem wirklich schwer die Situation des FC Schalke 04 in der Bundesliga zu verstehen. Und ginge es nur den Außenstehenden und den Fans so, dann wäre das ja noch zu verschmerzen. Das eigentlich Bedrohliche scheint mir aber inzwischen zu sein, dass auch die Verantwortlichen des Clubs der von Woche zu Woche stärker werdenden Abwärtstendenz des Teams völlig ratlos gegenüber zu stehen scheinen.
Das man sich in Gelsenkirchen bereits im Dezember 2012, noch vor dem letzten Pflichtspiel des Jahres, nach einigen wenigen sieglosen Wochen, relativ leichtfertig von ‚Jahrhunderttrainer‘ Huub Stevens trennte, und ihn durch den bisherigen Nachwuchstrainer Jens Keller ersetzte, das könnte sich nun tatsächlich noch als großer Boomerang erweisen.
Nicht nur, dass sich der arg kurzfristige Trainerwechsel zu Jens Keller schon im Pokalspiel gegen Mainz 05, wofür man Keller selbst, aufgrund der kurzen Zeit im Amt, kaum verantwortlich machen konnte, nicht auszeichnete, auch nach nun drei gespielten Rückrundenspielen konnte Keller dem Team noch keinerlei neue Impulse verleihen. Im Gegenteil.
Nerven und Selbstvertrauen scheinen inzwischen sowohl bei den Spielern als auch bei den Fans vollends verloren gegangen zu sein. Bei nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen ist das auch nicht wirklich erstaunlich. Zumal der einzige Sieg auch noch durch das ‚vogelwilde‘ Spiel (5:4) gegen Hannover 96 zustande kam.
Das Bild das sich gestern nach der völlig überraschenden und mehr als peinlichen 1:2-Heimpleite gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht aus Fürth abzeichnete, das war jedoch unbestritten der bisherige Höhepunkt der Abwärtstendenz die die Gelsenkirchener seit Mitte der Vorrunde ereilt hat, und die man inzwischen wohl getrost als ausgewachsene Krise bezeichnen kann und auch muss. Viele Fans reagierten noch während der Begegnung entsprechend verärgert (verständlich), Spieler wie Jermaine Jones kritisierten am Anschluss an die Begegnung überraschend deutlich die eigenen Fans, Trainer und Manager wirkten nach außen völlig rat- und konzeptlos.
Traut man dem Team und dem eigentlich noch neuen Trainer in einer solchen Konstellation die kurzfristige Trendwende nun noch zu? Wohl eher nicht!
Der Druck wird jetzt in den kommenden Wochen erst recht gigantisch.
Es könnte sich daher noch als sehr schwerer Fehler erweisen den Trainer bereits ein Spiel vor der Winterpause gewechselt zu haben, denn diese Karte im Kampf gegen den Negativstrudel hat man nun relativ früh, und eigentlich (noch) unnötig gezogen.
Wie will der Verein denn nun noch reagieren, wenn auch die nächsten 2-3 Spiele nicht dreifach gepunktet werden kann?
Ein weiterer Trainerwechsel wäre wohl zwangläufig die Folge, wenn man die Saison nicht ohne Platz im internationalen Geschäft beenden möchte.
Dann wäre wohl auch ein Horst Heldt, nach den sehr klaren und deutlichen Worten auf der Pressekonferenz in der er Jens Keller damals voller Überzeugung der Öffentlichkeit vorgestellt hatte, eigentlich selber nicht mehr im Amt zu halten…. Und wäre ein möglicherweise dann erforderlich werdender zeitgleicher Wechsel von Trainer und Manager nur ca. 10 Spieltage vor Saisonende dann nicht ein zu riskantes Spiel ‚mit dem Feuer‘?
Wirklich bemerkenswert in was für eine Situation sich der Verein innerhalb weniger Wochen gebracht hat. Und das eigentlich ohne einen wirklich nachvollziehbaren Grund…
Sieht für mich von außen betrachtet fast so aus als ob der FC Schalke 04 sein eigentlich längst vergessen geglaubtes Image als ‚Chaosclub‘ gerade mit Macht wieder neu beleben möchte.
[…] Fußball: Der FC Schalke 04 sucht verzweifelt nach der Trendwende […]
Schalke lebt seit eh und je auf Pump. Das verhältnismäßig gute Abschneiden der letzten Jahre ist größtenteils der Tatsache zu verdanken, dass das Gelsenkirchener Flaggschiff mit Hilfe der Politik finanziell gestützt wurde, wobei die Pleitestadt Gelsenkirchen (OB Frank Baranowski, Oliver Witke and friends), als auch der frühere Regierungspräsident in Münster (Dr. Peter Paziorek), einen nicht unumstrittenen Deal zwischen dem Bundesligisten und den Gelsenkirchener Stadtwerken in Höhe von 25 Millionen Euro einfädelten, der Schalke in den letzten drei Jahren den Einkauf von hochwertigen Trainern und Spielern ermöglichte. Raúl, Magath und Co. hatten ihren Preis.
Das Geld scheint nunmehr aufgebraucht, was sich meines Erachtens auch am jüngst vollzogenen Trainerwechsel zeigt. Statt jemand Teuren kurzfristig einzukaufen, blieb dem Verein nichts anderes übrig, als auf die zweite Reihe im eigenen Lager zurückzugreifen. Das Gehalt von Jens Keller dürfte in einer völlig anderen Liga als das eines Huub Stevens oder Felix Magath angesiedelt sein. Dementsprechend rangiert die Qualität der Mannschaft derzeit ebenfalls in einer anderen Liga. Schon deshalb trifft der Begriff des „Bumerang“, den Robin in seinem Artikel bezüglich des Trainerwechsels verwendet, den Nagel auf den Kopf. Die Entscheidung der Vereinsführung in Sachen Trainerfrage war dumm und kontraproduktiv und offenbart, wie blank die Nerven bei Tönjes, Peters und Held derzeit liegen.
Verpasst Schalke die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb, dann dürfte die Diskussion um die finanzielle Schräglage des Vereins, welche die Medien bis zu dem Stadtwerkedeal Ende 2009 bestimmten, neu entbrennen.
Eine Trendwende wird sich Schalke in unmittelbarer Zukunft gar nicht leisten können. Dafür fehlt es am Kleingeld. Der Verein wird sich vielmehr leistungsmäßig dort einpendeln, wo er finanziell hingehört. Irgendwo im Mittelfeld.
Was Schalke hier schafft ist phänomenal, Hybris, ohne auch nur annähernd in beachtenswerter Vergangenheit irgendeinen relevanten Höhenflug hingelegt zu haben… den DFB Pokal mal galant vergessend… Um hier gegenzusteuern wäre etwas nötig, was dem in der Wolle gefärbten S04 Anhänger unmöglich ist, einen Blick zum verhassten Nachbarn in Dortmund zu werfen. Dort haben sie auch die Kohle jauchzend verjubelt, aber sie hatten auch die Erfolge, bevor sie, ordentlich und verdient, auf die Fresse gefallen sind und mal so richtig Pelle gelassen haben auf dem rauen Aspalt der Realität… so etwas macht echt demütig… Ein neuerlicher Trainerwechsel wäre, auch wenn er den Spielregeln des Geschäftes entsprechen würde, vernichtend… jedenfalls wenn es um die Aussenwirkung geht.