Seit Bekanntgabe der FIFA-Entscheidung, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfinden soll, im Jahre 2010, hagelte es von vielen Seiten heftige Kritik. Nun kommt offenbar etwas Bewegung in die Sache. Nachdem vor wenigen Wochen in einigen Medien bereits darüber spekuliert wurde, dass die WM 2022 aufgrund der fortgesetzten Kritik evtl. noch einmal ganz neu vergeben werden müsste/könnte, erklärte das lokale Organisationskomitee, welches das Turnier bisher eigentlich für einen (üblichen) Sommer-Termin geplant hatte, am gestrigen Freitag nun seine grundsätzliche Bereitschaft das Ereignis 2022 dann erstmalig vielleicht doch in die Wintermonate zu verlegen, um der extremen Hitze im Gastgeberland hierdurch etwas aus dem Wege zu gehen.
Was auf den ersten Blick noch wie eine recht vernünftige Überlegung klingt, belegt aber, aus meiner Sicht, bei näherer Betrachtung nur, dass die grundsätzliche Entscheidung das Weltereignis in ein Nicht-Fußball-Land wie Katar zu vergeben, damals doch eine recht unüberlegte ‚Schnapsidee‘ war.
Jetzt, wo weltweit immer mehr Leuten in der Fußballszene langsam klar zu werden scheint, welchen Quatsch man da in Zürich 2010 beschlossen hat, versuchen die Funktionäre, noch immer scheinbar ohne ein wirklich überzeugendes, vernünftiges Konzept für Katar, das ‚Schlimmste‘ noch irgendwie abzuwenden, um zumindest das Turnier selber doch noch in dem Emirat belassen zu können.
Das nun erfolgte offene Eingeständnis der Planer, dass der traditionelle Termin in den Monaten Juli/August in Katar so gar nicht sinnvoll erscheinen mag, belegt dies nun ja noch einmal ganz deutlich.
Kommerzielle Gründe haben die Entscheidung der FIFA in 2010 offenbar klar dominiert. Weniger beachtet wurden die Interessen von Spielern und Fans. Eine deutliche Parallele übrigens auch zur jüngsten Entscheidung der UEFA im Januar 2013, die EM 2020 gleich in dreizehn (!!!) Gastgeberländern spielen zu lassen, und nicht wie bisher in einem, oder maximal zwei europäischen Nationen.
Schlechte Zeiten für die Fans, deren Meinungen und Interessen in beiden Entscheidungsprozessen offenbar völlig unbedeutend waren.
Es wäre im Falle der WM 2022 doch eindeutig günstiger die Veranstaltung noch einmal komplett neu zu vergeben, wenn man doch nun verspätet feststellt, dass die Nachteile einer WM in Katar nun doch so groß sind, dass das Turnier dort eben nicht wie bisher üblich ausgetragen werden kann. Eine Verlegung nur in eine andere Jahreszeit verbessert die Dinge hier nicht. Eher im Gegenteil!
Denn es ist ja nicht so, dass sich eine Verlegung in die Wintermonate so einfach und problemlos bewerkstelligen ließe. Die großen Fußballigen der Welt spielen ihren eingespielten Spielplan. Dieser müsste dann, zum Beispiel auch in der Bundesliga, in diesem einen Jahr komplett verändert werden. Und statt wie bisher in der fußballfreien Zeit zwischen den Spielzeiten die WM verfolgen zu können, müsste die Bundesliga in der Mitte eine ca. 8 wöchige Pause einlegen, damit die Spieler mit der Nationalmannschaft zuerst in ein Trainingslager gehen können und anschließend dann auch noch über die volle Turnierdistanz von ca. 4 Wochen abgestellt werden könnten.
Und würde es der Bundesliga und ihren Umsätzen ‚gut tun‘, wenn die Meisterschaft dann evtl. erst im Juli entschieden würde, wenn viele Fans vielleicht schon im Sommerurlaub sind? Alles gar nicht so einfach. Und alles in allem erscheint mir das ein ganz schön hoher Preis zu sein, für eine WM in Katar, wo kaum ein Fußballfan lebt und wo das Klima zum Kicken auch denkbar ungeeignet ist. Ein zu hoher Preis, wie ich meine.
Man kann es sich als Fan nur wünschen, dass die Verantwortlichen vielleicht doch noch zur Vernunft kommen und eine fan- und fußballerfreundlichere Lösung für die WM 2022 finden. Ich befürchte nur, dies wird nicht passieren.
Schade, dass die Rolle der Fans in diese Entscheidungsprozessen insgesamt immer kleiner zu werden scheint, die Einflussmöglichkeiten der Sponsoren und Mäzene im Gegenzug aber immer mehr an Bedeutung zu gewinnen scheinen….
Eine ‚Schnapsidee‘, die WM in ein muslimisches Land zu vergeben. Das ist gut …
Sepp Blatter hat vor ein paar Tagen in einem Interview noch gemeint, dass er davon ausgeht, dass die WM 2022 in Juni/Juli stattfinden wird. Wenn Katar aber eine Ausrichtung im Winter wünsche, werde man das prüfen.
Vergangenen Dienstag hat das Organisationskomitee jedoch eine Pressemitteilung rausgeschickt, in der sie noch einmal bekräftigen, dass die Bewerbung immer darauf ausgerichtet war, die WM im Sommer auszurichten. Darin bestätigen sie auch, dass die geplante mit regenerativen Energien gespeiste Kühltechnologie für Stadien, Trainingsräume und Fanareale funktioniert und umgesetzt werden könne.
Hoffen wir, dass es dabei bleibt, denn ich gehe nicht davon aus, dass die FIFA trotz der Gerüchte, dass mindestens zwei Stimmen gekauft wurden, einlenkt und die WM 2022 an ein anderes Land vergibt. Ich sehe nämlich noch andere Probleme bei einer Winter-WM neben der nötigen Änderung der Spielpläne. Ich als Fan, der das Spektakel nicht vor Ort bei angenehmen 20°C erleben wird, würde mich über eine WM im Winter bei Schnee und Matsch und Dunkelheit ab 16 Uhr nicht wirklich freuen. Es würde einfach nicht die gleiche Stimmung aufkommen wie bei einer Sommer-WM, wo die Leute auf der Straße, in Biergärten und gemeinsam bei Public Viewing Events die Leistungen der Nationalmannschaften feiern.
[…] von Fußball wirklich keinerlei Ahnung hat. Der bei der Lektüre von Beiträgen, die mein Kollege Robin Patzwaldt verfasst, immer Google bemühen muss. Und für den die Abseitsregel genauso verständlich, […]