Fußball: Droht das Projekt 1899 Hoffenheim zu scheitern?

Betrachtet man den bisherigen Saisonverlauf in der Fußball Bundesliga, dann fällt eines auf: 1899 Hoffenheim, das ‚Lieblingsspielzeug‘ von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, steht noch ohne einen einzigen Punkt auf der Habenseite am Tabellenende. Auch im Pokal ist das Team aus der Nähe von Heidelberg bereits sang und klanglos (bei einem Viertligisten) ausgeschieden. Das ‚Projekt‘ scheint, trotz der in den letzten Jahren von Hopp großzügig investierten Millionen, kurz vor dem Scheitern zu stehen! 

Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2008? Damals bot der Aufsteiger in die höchste deutsche Spielklasse dem großen FC Bayern München lange Zeit Paroli, spielte eine phantastische Hinrunde, wurde unter Trainer Ralf Rangnick sogar ‚Herbstmeister‘.

Das erscheint Beobachtern der Fußball-Bundesliga inzwischen Lichtjahre weit entfernt zu sein. Zum Leidwesen der wenigen Anhänger der Blau-Weißen Hoffenheimer setzte nämlich seither ein stetiger Abstieg des hoch ambitionierten und talentierten Teams ein, der nun am vorläufigen Tabellenende zu gipfeln scheint.

Was dabei inzwischen vor allem ins Auge fällt, ist die scheinbare Konzeptlosigkeit der handelnden Personen.

Kein Trainer nach dem im Jahre 2010 abgelöstem Trainer Rangnick konnte dem Team erfolgreich eine eigene Handschrift verpassen. Sowohl Marco Pezzaiuoli, als auch Holger Stanislawski blieben nur Kurzzeiterscheinungen auf der Hoffenheimer Bank. Das Team wirkte zeitweise regelrecht ‚untrainierbar‘. Markus Babbel, der seit der Vorsaison die Kicker aus der Provinz betreut, wirkte in den letzten Wochen häufiger ebenfalls schon arg ratlos.

Auf mich vermochte er jedenfalls schon nicht mehr den Eindruck zu machen, dass er (noch) einen Plan für die sportliche Zukunft seiner Kicker besitzt.

Das Problem der Hoffenheimer sind inzwischen die vielen Personalwechsel.

Betroffen ist ja nicht nur der Profikader, sondern neben dem Trainer, auch die Managerposition. Auch hier gab es zuletzt reichlich Rotation.

Wie soll sich da eine positive Entwicklung, oder zumindest eine Stabilisierung der Situation in Gang setzen, wie soll Ruhe im Verein einkehren?

Es ist ja wirklich kein großes Wunder, dass kein durchgängiges Konzept beim Aufbau des Teams (mehr) zu erkennen ist, denn wie sagt schon der Volksmund: ‚Zu viele Köche verderben den Brei.‘

Dietmar Hopp, der vor einiger Zeit betonte sein Verein müsse auf Sicht auf eigenen Beinen stehen können, sich von seinen Millionen unabhängig machen, scheint in dieser Frage machtlos zu sein.

Zunächst äußerte er in Interviews den Wunsch den Profikader günstiger anzulegen, zu verschlanken. So wurde dann u.a. Luiz Gustavo gegen den Willen des damaligen Trainers Rangnick übrigens zu den Bayern transferiert, der Kader kurzzeitig günstiger zusammengestellt. Dann folgten, nach der Trennung von Aufstiegstrainer Rangnick, aber doch wieder kräftige Verstärkungen.

Das Ziel ein Team über junge Nachwuchsspieler aufzubauen, so wie es andere Bundesligisten seit Jahren verfolgen, wählte 1899 bisher nicht. Für den Teamgeist schien und scheint all dies nicht gerade förderlich zu sein, wie man am derzeitigen Zustand der Truppe sieht.

Wenn Babbel & Co. nun nicht bald etwas Entscheidendes einfällt, dann könnte Hoffenheim die negative Überraschung der Saison werden, denn von den Ambitionen auf das ‚Internationale Geschäft‘, mit denen man eigentlich in die Saison gestartet war, scheint man derzeit fast schon unerreichbar weit entfernt zu sein. Die Verunsicherung in der Mannschaft scheint derzeit gigantisch groß zu sein. Als Beispiel sei hier nur Neuzugang Tim Wiese erwähnt, der vor der aktuellen Spielzeit mit hohen Ambitionen aus Bremen in den Süden wechselte. Die Anzahl seiner jüngsten Fehlgriffe verwundert den Betrachter schon sehr.

Und man weiß ja wie das läuft: Gerät ein, scheinbar etablierter, Bundesligist erst einmal in den Sog des Abstiegskampfes, dann ist es um ihn manchmal schneller geschehen als man glauben mag.

Babbel ist eigentlich erfahren genug um das erkennen zu können. Die Frage ist, ob ihm noch ein Weg aus der Krise gelingt? In den Interviews der letzten Wochen hatte ich nicht den Eindruck.

Hierbei darf man auch nicht vergessen, dass der ehemalige Nationalspieler zwar als Aktiver viel erlebt hat, als Trainer aber sein Talent erst noch beweisen muss.

Auf dem Prüfstand steht nun das ganze Projekt ‚1899 Hoffenheim‘ von Dietmar Hopp.

Und es gibt sicher nicht wenige Fußballfreunde in Deutschland, gerade auch im Ruhrgebiet, die das Team ohne Tradition gerne scheitern sehen würden.

Die nächsten Wochen und Monate werden spannend, nicht nur für den SAP-Mitbegründer…

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Martin Böttger
Martin Böttger
12 Jahre zuvor

…. jedenfalls ist kein Mitleid angebracht. Ich kenne auch niemanden, der welches hätte.
Dann lieber, und das sage ich als Gladbach-Fan, mit dem 1.FC Köln, 1 Tor nach 5 Spielen, und das in der 2. Liga mit 50.000 Zuschauern, darunter Hans Schäfer, der Weltmeister von 54, den ich mal persönlich kennenlernen durfte. Der macht im Unterschied zu fast allen anderen „nichts mit Medien“ und ist dadurch ein grundsympathischer Mitmensch geblieben. Der Mann leidet. Und mit ihm habe ich Mitleid.

Robin Patzwaldt
12 Jahre zuvor

Ja, das ist eines der Hauptprobleme Hoffenheims, wenn Du mich fragst. Das Team wird von vielen Fans anderer Mannschaften auch nach den letzten Jahren in der Bundesliga nicht als ‚vollwertig‘ akzeptiert, da die Traditionsmannschaften sich als ‚besser‘ empfinden. Und um ehrlich zu sein, ich bin auch lieber Fan des BVB als von Hoffenheim, Wolfsburg, oder Leverkusen. Aber die Entscheidung Fan eines Teamns zu werden trifft man ja nicht bewusst. Das ist meist Zufall, oder wohnortsbedingt. In 20 Jahren hat Hoffenheim vielleicht auch mehr Anhänger quer durch die Republik. Obwohl, das muss nicht so kommen. Leverkusen tut sich auch nach all den Erfolgen der letzten Jahre noch immer schwer in dieser Frage. Dort hat man ja mit dem Namen ‚Werkself‘, den man sich hat schützen lassen, sogar versucht aus der Not eine Art Tugend zu machen… Aber soweit ist 1899 noch längst nicht.

Ulrich
Ulrich
12 Jahre zuvor

Hier „droht“ gar nichts, es besteht im Gegenteil die Hoffnung dass der Ego-Tripp von Dietmar Hopp scheitern könnte. Falls ihm danach langweilig sein sollte dann findet sich sicherlich irgendwo eine herunter gekommene Regionalbahn die er als neues Spielzeug kaufen kann. Sollte ihm der Sinn eher nach Rennautos stehen, dann würde sich der Nürburgring anbieten. Kurt Beck würde sich über den Anruf freuen.

Michael
Michael
12 Jahre zuvor

Mir tut eigentlich nur einer leid -und das ist ausgerechnet Dieter Hopp. Das Konzept, mit dem er angetreten ist, ist ja eigentlich ganz sympathisch: den eigenen Dorfverein nehmen und dort mit sehr viel Geld Nachwuchs aus der Region zu fördern.
Dieses Konzept hat er genau solange durchgehalten, bis der geplante Durchmarsch in der zweiten Liga zu stranden drohte. Die vier Profis, die dann für vier Geld geholt wurden, waren der Sündenfall. Seitdem ist Hoffenheim genau das, was der Artikel so richtig beschreibt: eine seelenlose Mannschaft von Söldnern, die sich nicht ansatzweise mit der Mannschaft identifizieren. Und genauso seelenlos spielt auch die Mannschaft.

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