Nein, das jüngste 4:4-Unentschieden der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist nicht der Grund warum ich heute diesen Text hier getippt habe. Eine 4:0 Führung in den letzten 30 Minuten noch zu verspielen ist zwar peinlich und hat garantiert auch etwas mit einer schlechten Leistung des zuständigen Coaches zu tun, wäre aber sicherlich kein ausreichender Grund um den Trainer der Nationalmannschaft gleich in Frage zu stellen.
Aus meiner Sicht ist das Ereignis vom Dienstag lediglich ein weiteres Puzzleteil, welches mich in meiner Meinung zu Joachim ‚Jogi‘ Löw noch einmal bestätigt hat.
Der Mann hat einfach nicht das Format zum Nationaltrainer!
Er ist bestimmt ein Fußballfachmann, ein guter ‚zweiter Mann‘, aber sicherlich nicht einer der herausragenden Trainerpersönlichkeiten in Deutschland. Und eine solche sollte er als Vorzeigetrainer der Nation doch eigentlich sein!
Schon die Art und Weise wie er 2006, nach dem Ausscheiden von Jürgen Klinsmann, an den Job kam, sah nach einer Notlösung aus. Den Co-Trainer zum Boss zu befördern mag in manchen Fällen verdient und logisch erscheinen, in diesem Fall war es das aus meiner Sicht aber nicht. Es mangelte damals schlicht an namhaften Alternativen.
Joachim Löw ist in seiner kurzen Zeit als Bundesligatrainer quasi gescheitert. Er hat sich nicht längerfristig halten können, trainierte vor seiner Zeit als Co-Trainer beim DFB zuletzt nur noch in kleineren ausländischen Ligen, bei relativ unbedeutenden Teams des Weltfußballs. Seine zunächst vielversprechende Trainerkarriere war in einer Sackgasse angekommen.
Außer einem Titel im DFB-Pokal mit dem VfB Stuttgart im Jahre 1997 hat Löw als Cheftrainer in einer großen Liga nicht viel vorzuweisen. Bereits im Folgejahr wurde er beim VfB durch Winnie Schäfer ersetzt. Das sagt natürlich nicht Alles aus, aber doch schon Einiges.
Vor allem vermisse ich bei ihm das nötige Charisma für den Cheftrainerposten einer wirklich großen Mannschaft.
Löw sieht nicht nur bieder aus, er wirkt auch in Interviews so. Dafür kann er nichts, das ist halt so seine Art. (Warum aber ausgerechnet dieser unscheinbare Mann mit der ‚Plätzchenfrisur‘ einen Werbevertrag für Kosmetik und Haarpflegeprodukte hat wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Das nur mal kurz am Rande…) Aber ist das ein wirklicher ‚Vorzeigetrainer‘ für einen der führenden Verbände im Weltfußball?
Nach dem Beginn seiner Amtszeit als Cheftrainer des DFB übertünchte zunächst der sportliche Erfolg die schon früh erkennbaren Mängel bei der Trainerwahl von 2006.
EM-Finale 2008, WM-Halbfinale 2010, damit konnte man als Fan in Deutschland ganz gut leben.
Spätestens nach der Kritik, auch an Löws Leistungen, während der EM in diesem Sommer, bemerkten aber immer mehr Leute die Schwächen des zuvor von der öffentlichen Kritik so sehr verwöhnten ‚Jogi‘.
Große Fehler im Bereich Taktik, Auswechselungen (auch am Dienstag übrigens, als er den taktisch sinnvollen dritten Wechsel nicht mehr durchführte und in der Nachspielzeit prompt noch den Ausgleich der Schweden einstecken musste) und ein krasses Missverhältnis zwischen selbst formuliertem Anspruch und der bitteren Realität beim Aus gegen Italien wurden offensichtlich. Dazu kommt ein immer häufiger hilflos erscheinendes Äußeres während der letzten Begegnungen. Löw wirkte allzu oft überfordert, ohne Führungsqualitäten in sportlichen Krisensituationen.
Auch das häufig kritische Verhältnis von Löw zu Spielern mit einer eigenen, selbstbewusst geäusserten Meinung wurde in den letzten Jahren schon mehrfach auffällig.
Löw konnte auch mit der Kritik an seiner Person häufig nicht, wie eigentlich von ihm in der Rolle erwartet, souverän umgehen, sondern reagierte vermehrt ungehalten, beleidigt und völlig genervt. Zunächst tauchte er zuletzt wortkarg ganz ab, um dann aber vor einigen Wochen öffentlich überraschend wild auf Medien und sein bitteres Schicksal zu schimpfen. Das offenbarte dann die traurige Realität. Der Mann kann offenbar nicht nur öffentlich keine eigenen Fehler zugeben, er kann auch den auf ihm lastenden Druck, in Zeiten des sportlichen Misserfolges, nur sehr schwer aushalten. Natürlich kann man sich gegen Kritiker, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, auch schon einmal emotional zu Wehr setzen. Die Art wie Löw aber, vor einigen Wochen, quasi bei allen anderen die Schuld für das Scheitern bei der EM suchte, nur bei sich selber eben nicht, ließen deutliche Risse in das Vertrauensverhältnis zu ihm als Cheftrainer bei vielen Fans quer durch die Republik aufkommen.
Und wenn man sich einmal zurückerinnert, dann gab es eben auch zuvor schon deutliche Signale in diese Richtung: Der rüde und ungeschickte Umgang mit Kevin Kuranyi und Michael Ballack, zum Beispiel. Beide wurden von ‚Jogi‘ stillos im Streit aussortiert. Zu möglichen Versöhnungen kam es in beiden Fällen nicht mehr. Die Verhältnisse zueinander blieben frostig. Ein Trainer mit mehr Persönlichkeit hätte die Dinge sicher ganz anders zu regeln vermocht.
Auch die heftige Kritik an Marcel Schmelzer in der Vorwoche, den er völlig ohne Not in der Pressekonferenz den Journalisten ‚zum Fraß‘ vorwarf, zeugte von wenig Fingerspitzengefühl und Souveränität des Cheftrainers. Geht so ein guter Vorgesetzter mit einem seiner ‚Untergebenen‘ um? Ist das ein erfolgsversprechender Führungsstil eines selbstbewussten Profis? Wohl kaum!
Nun, nach dem erbärmlichen 4:4 gegen Schweden das gleiche Bild: Wegtauchen, platte Sprüche, hilflose Erklärungsversuche, statt einer fundierten, selbstkritischen Analyse!
Ist das also wirklich der Vorzeigetrainer den Deutschland verdient hat? Ich meine ‚nein‘, denn eine so sehr mit Talent gesegnete Mannschaft kann quasi jeder Trainer erfolgreich zur WM nach Brasilien führen. Der Anspruch an den Nationaltrainer sollte doch höher liegen, als nur erfolgreich durch diese Qualifikationsgruppe zu kommen. Oder?
Wäre es daher nun nicht an der Zeit eine echten Typen, ein Idol, eine große Persönlichkeit an die Spitze der Nationalmannschaft zu stellen? Ich wäre dafür!
Zumal, wenn die Deutsche Mannschaft dann in Brasilien 2014 auch wirklich eine reelle Titelchance haben soll. Unter einem Bundestrainer Joachim Löw sehe ich dafür, ehrlich gesagt, kaum eine realistische Chance!
Wenn ich an seine Vorgänger denke, hat er aber absolut das Format.
Spätenstens wenn wir seine Nachfolger kennen gelernt haben, werden viele jetzige Gegner noch Tränen nach ihm weinen.
Mehr ist halt aus den wenigen fähigen spielern nicht zu machen.
Nach den Kriterien die in diesem Text dargelegt werden müsste der nächste Bundestrainer Lothar Matthäus heissen.
Danke, Nein!
@Heide: Ganz und gar nicht. Ich wünsche mir einen erfahrenen, erfolgreichen Trainer mit viel Ausstrahlung. Trifft auf Lothar Matthäus alles nicht zu.
Klinsmanns Nationalelf verlor vor der WM 2006 in Italien 1:4. Nach einer Viertelstunde stand es schon 0:3. Unmittelbar danach begann das „Sommermärchen“. Wir, also die Öffentlichkeit und die Medien, sollten also jetzt die Kirche im Dorf lassen. Es ist niemand gestorben. Wir haben alle, Deutsche, Schweden und Neutrale, ein tolles Fußballspektakel gesehen, von dem wir unseren Enkelkindern, so wir welche haben, erzählen werden.
An solche Länderspiele aus der vor-Klinsmann/Löw-Ära kann ich mich wirklich nicht erinnern. Man erinnere sich nur an die grausame Rumpelvizeweltmeisterschaft 2002 mit Besserwiusser-„Titan“ Kahn. Da werde ich doch lieber Dritter oder Vierter mit schönem Fußball, sehenswerten Kombinationen, zauberhaften Toren, meinetwegen auch vom Gegner. Wir sind schließlich nicht im Krieg! Oder doch?
@#4 Martin: Aber ich schrieb doch, dass das Spiel am Dienstag nur ein weiteres Puzzleteil war. Und die offenkundige Ratlosigkeit des Trainers sah man auch am Dienstag. Das war ja am Dienstag auch nicht das erste Mal. Gegen Italien schied man bei der EM auch aufgrund eindeutiger Fehler des Trainerteams aus. Zum ersten Mal richtete man sich bei der EM taktisch nach dem Gegner aus und war dann nicht in der Lage auf den frühen Rückstand noch irgendwie zu reagieren. Da kann man den Trainer nicht aus der Verantwortung nehmen, auch wenn man gegen Italien natürlich ausscheiden kann. Keine Frage! Andere Schwachpunkte der Trainerpersönlichkeit hatte ich, aus meiner Sicht, im Text auch schon mit aufgelistet. Das Spiel am Dienstag alleine wäre sicher kein Grund ihn in Frage zu stellen. Die auffällige Summierung der unterschiedlichen Schwachpunkte ist aber inzwischen das Problem von Löw, zumindest aus meiner Sicht.
@Patzwald
Also die Kriterien die hier entwickelt werden sind echt ziemlich naja.
Wenn man sich die BTs mal anschaut, ist der letzte mit Titelgewinn Bertie Vogts.
Über den man als Trainer immer ähnlich geteilter Meinung ist wie über Löw.
Und nun mal realistisch: Egal, wer die NM trainiert, ein Titel ob EM oder WM ist nicht in Reichweite. Einfach weil es spätestens im Finale eine Mannschaft gibt die einfach eine Nummer grösser ist.
Wer vom WM-Titel träumt dem sei gesagt, die nächste WM findet in BRASILIEN statt. Alles klar ?
Also, ich schau mir lieber ein Spiel der NM wo acht Tore fallen als diese öden 1:0 pure-Not-VS-nacktes-Elend-Spiele der scheinbaren Lichtgestalten.
Und was sichere Pressegespräch angeht sei mal an Sir Erich hier erinnert:
https://www.youtube.com/watch?v=VglihngwPac
und was Stilsicherheit angeht ist wohl Uli Stielke ungeschlagen, zur Erinnerung:
https://www.youtube.com/watch?v=5if5SYCzjio&feature=related
Löw rules.
@5 Robin
Dann rück doch mal raus: wer wäre denn der perfekte Bundestrainer? Hast Du ihn unter den 80 Mio. Bundestrainern gefunden? Uli Hoeneß vielleicht? Der würde auf jeden Fall Elfmeterschießen trainieren 😉
@Martin: Also, ich denke der nächste Bundestrainer wird Klopp heissen. Er wird 2014 mit Dortmund seine Ziele so oder so erreicht haben. Er wäre dann sicher ein Kandidat, der für den Posten sehr gut geeignet wäre.
Erfolgreiche Bundesligatrainer mit ein paar Jahren Erfahrung kommen im Prinzip immer in Betracht. Trainer die sicherlich grundsätzlich gut in Frage kämen wären aus meiner Sicht: Hitzfeld, Heynckes, oder auch Magath. Mit Abstrichen vielleicht auch Slomka, Schaaf und Rangnick.
Erweitert man die Kandidaten auch auf Ausländer, dann würde die Liste lang. Aber dazu dürfte der DFB eh‘ noch nicht bereit sein.
Ich habe z.B. überhaupt nicht verstanden, dass man seitens des DFB damals nicht Hitzfeld holte, als er nach seiner schöpferischen Pause in die Schweiz ging. Er wäre sicher ein toller Bundestrainer geworden. Auch Daum hätte ich mir damals grundsätzlich gut für das Amt vorstellen können, wäre da nicht diese leidige Geschichte von der Jahrtausendwende gewesen.
Um es noch einmal knapp zu formulieren: Der Posten des Bundestrainers sollte eine Auszeichnung für einen verdienten, erfolgreichen Spitzentrainer sein. Über den genauen Kandidaten liesse sich dann natürlich wieder trefflich streiten. Letztendlich muss das der DFB mit sich ausmachen, welche Linie er mittelfristig verfolgen möchte in Sachen Taktik, Spielanlage usw.. Das sollte dabei dann natürlich alles berücksichtigt werden.
In den letzten Jahren war der Trainer der Nationalmannschaft, dem Aushängeschild des deutschen Fußballs, leider häufig ein Trainer aus der zweiten Reihe, da die Spitzentrainer lieber einen Verein betreut haben.
Da trifft ja einiges hier aus den Kommentaren zu. Auch ich war schon vor Löw mit den Auftritten der Nationalmannschaft häufig unzufrieden und empfand die Trainer oft nur als eine Art ‚Notlösung‘. Es wäre schön, wenn sich für das Amt mal wieder ein wirklich starker Trainer zu Verfügung stellen würde.
Hmmm. Ich habe bei gesprächen mit Freunden vor den letzten Turnieren Löw wegen der nominierten Spieler massivst kritisiert, und habe meine Fehleinschätzung jedesmal eingestehen müssen und eingestanden. Ich bin wirklich kein Löw-Fan, aber die hier zusammen getragen Kritik teile ich nicht. Klar widersprechen muss ich in einzelnen Punkten (in wahlloser Reihenfolge):
„Der Posten des Bundestrainers sollte eine Auszeichnung für einen verdienten, erfolgreichen Spitzentrainer sein.“
Nein. Der Bundestrainerposten ist kein Laureus-Award und kein Bundesverdienstkreuz. Zurückliegende Leistungen im Vereinsfußball, der völlig anders funktioniert, können ein Indiz, sollten aber nicht das alleinige Kritierium sein. Es soll derjenige Trainer sein, der dieses Amt am besten ausfüllt.
„Nach dem Beginn seiner Amtszeit als Cheftrainer des DFB übertünchte zunächst der sportliche Erfolg die schon früh erkennbaren Mängel bei der Trainerwahl von 2006. EM-Finale 2008, WM-Halbfinale 2010, damit konnte man als Fan in Deutschland ganz gut leben.“
Sollte der sportliche Erfolg denn nicht der einzig gültige Maßstab sein? Er kann nichts übertünchen, höchstens dann, wenn er zufällig und ungerechtfertigt zufliegt. Bei dem schönen Fußball, den wir gesehen haben, kann man das aber kaum behaupten.
Löw hat – gemeinsam mit Klinsmann aber auch in der Zeit danach – schwere Entscheidungen getroffen und verteten. Dass das Durchstechen an die Bild-Zeitung ein Ende hat, ist auch mit seine (nicht hoch genug zu würdigende) Leistung. Ob die Entscheidungen alle richtig waren, weiß ich nicht; das wüsste ich bei anderen Trainer aber ebenfalls nicht.
„Vor allem vermisse ich bei ihm das nötige Charisma für den Cheftrainerposten einer wirklich großen Mannschaft.“
Die Zuschreibung von Charisma ist höchst („högschd“) subjektiv, und der Vorwurf mangelndes Charismas damit ein argumentativer Joker. Es hört sich besser an, von Charisma zu sprechen als schlicht zu sagen: „Er muss mir sympathisch sein.“ Hatte Helmut Schön Charisma? Heynckes? Klopp? Man kann in allen Fällen streiten, und bei Löw genau so. Vielleicht ist der genannte Werbevertrag ein Hinweis darauf, dass andere ihm dieses Charisma zuschreiben.
„Löw konnte auch mit der Kritik an seiner Person häufig nicht, wie eigentlich von ihm in der Rolle erwartet, souverän umgehen, sondern reagierte vermehrt ungehalten, beleidigt und völlig genervt.“
Da wären die in Spiel gebrachten Alternativen sicherlich anders. Klopp und Magath sind ja für ihre Konzilianz und ihren zurückhaltenden, selbstkritischen Umgang mit Medien und Öffentlichkeit bekannt.
Fazit: Spätestens mit den genannten Wunschtrainern wird vieles in der Argumentation gegen Löw unhaltbar. Man kann Löw mögen oder nicht, beides ist legitim. Die Argumentation oben ist aber absolut unsauber und unredlich.
@Henk: Es wird dich sicherlich nicht wundern, dass ich das anders sehe. 😉
Wenn er aus dem spanischen Knast noch mal herauskommt:
Michael Ballack 🙂
Das wäre auch für JL eine gewisse Motivation.
Lodda scheidet aus. Der BT muß sich in der deutschen Sprache verständigen können.
Nachtrag:
Wobei ich immer noch Puls und Schnappatmung bekomme:
https://www.stern.de/sport/fussball/geplatzte-vertragsverhandlung-loew-wird-zur-lahmen-ente-1541194.html
Der Herr Löw und der Herr Edelhotelbucher Bierhoff können nämlich sehr dreist sein.
@Robin,
„Es wäre schön, wenn sich für das Amt mal wieder ein wirklich starker Trainer zu Verfügung stellen würde.“
So wie Du argumentierst, machen das ja viele. Rangnick hat das nervlich nicht durchgehalten. Bei solchen Leuten wie Dir, muß ein Trainer erst mal nervlich wie ein Baumstamm sein. Hitzfeld scheint das zu sein. Löw ist das ebensowenig wie Rangnick, und bei Klopp sehe ich den Beginn des Nervenflatterns. Den würden dann Fußballexperten wie Du auch bald in die Tonne „kloppen“.
Also Hitzfeld? Hitzfeld für die Hitzköpfe, die den Geduldsfaden ganz dünn haben?
Meine Stimme dagegen, auch den macht ihr fertig, wenn der 2-mal hintereinander verliert.
@ Robin: Nein, natürlich nicht, und das muss ja auch nicht so sein, aber da ich ja vier/fünf – wie jeder neutrale Leser finden muss: überzeugende 😉 – Argumente gegen deine Einschätzung ins Spiel gebracht habe, wünsche ich mir natürlich auch von dir fundierte Gegenrede. Ich freue mich ehrlich darauf!
@Henk #14:
Vieles würde sich bei mir jetzt nur noch wiederholen. Ich versuche trotzdem noch einmal ein paar neue Gedanke hier aufzulisten:
“Der Posten des Bundestrainers sollte eine Auszeichnung für einen verdienten, erfolgreichen Spitzentrainer sein.”
Das ist z.B. im US-Profisport so durchaus üblich. Da hat man sehr gute Erfahrungen gemacht Auswahlmannschaften von den Top-Trainern der Liga betreuen zu lassen. Das hat nichts mit ‚Bundesverdienstkreuz‘ zu tun, sondern damit echte Erfolgstrainer für die besten Akteure abzustellen, zu denen die Spieler noch aufschauen, die sie akzeptieren. Zudem werden die Trainer dadurch zusätzlich geehrt.
„Bei dem schönen Fußball, den wir gesehen haben, kann man das aber kaum behaupten.“
Aber leider nicht als es darauf ankam. Die EM 2012 war durchgängig spielerisch eher schwach und beim Halbfinale, als es wirklich wichtig war, sogar ganz schwach. Die schönsten Spiele der Deutschen waren sportlich häufig unwichtig.
“ Hatte Helmut Schön Charisma? Heynckes? Klopp? Man kann in allen Fällen streiten, und bei Löw genau so.“
Klar, kann man das diskutieren, aber Schön, Derwall usw. waren auch medial noch ganz andere Zeiten.
„Da wären die in Spiel gebrachten Alternativen sicherlich anders. Klopp und Magath sind ja für ihre Konzilianz und ihren zurückhaltenden, selbstkritischen Umgang mit Medien und Öffentlichkeit bekannt.“
Es geht um den selbstsicheren Umgang mit den Medien. Löw ist entweder zu langweilig und bieder, oder er verliert bei der leisesten Kritik ohne Not schon die Nerven. So wie zuletzt häufiger. Und dann ist es noch nicht einmal unterhaltsam. 😉 Im Erfolgsfall ist es einfach Rede und Antwort zu stehen. Im Falle eigenen Scheiterns fällt es ihm sehr schwer. Hitzfeld wäre da z.B. bestimmt wesentlich souveräner. Bei Klopp z.B. liegt es in seinem Temperament, wenn er mal ‚ausflippt‘. Bei Löw wohl eher nicht.
Aber klar, eine Trainerentscheidung ist doch immer irgendwie subjektiv. Auch die Spieler kommen ja nicht mit allen Trainern klar.
Kennt man ja in anderen Zusammenhang so auch aus der Schule bei der Beurteilung von Lehrern durch die Schüler. Was der eine Schüler schätzt, hasst der Andere. Jeder Lehrer hat regelrechte Fans und ‚Gegner‘ unter den Schülern. Einen Lehrer den alle mögen gibt es nicht. Dürfte bei den Trainern auch nicht anders sein.
Es geht letztendlich wohl darum einen angesehenen Trainer mit Erfahrung auf höchstem Niveau und mit Ausstrahlung für den Job zu verpflichten. Allen wird auch diese Wahl dann nicht recht sein, das ist klar.
Kloppo sollte den Posten übernehmen, dann werden wir 2014 auch Weltmeister !
@Robin Patzwaldt,
Wenn nach der Quote von errechneten 2,2 jemals ein Bundestrainer besser gewesen wäre als Löw, war aber keiner, dann fänd ich solche Rausschmißgedanken immer noch unerträglich.
Aber was sagst du dazu?
https://de.wikipedia.org/wiki/Bundestrainer_%28DFB%29
Diese Tabelle zeigt ganz klar, was der Löw für eine solide Arbeit macht.
Wenn wichtige Spieler plötzlich wie Anfänger auf dem Platz herumhüpfen, wie das jetzt gegen Schweden beim 4:4 und beim WM-Spiel gegen Italien war, ist das sicher, dass auch so etwas dem Trainer angelastet werden muß?
Robin, klar Frage,klare Antwort: „nein“!
Einen psychisch bedingten totalen Zuammenbruch der gesamten National-Mannschaft, wie ich ihn jetzt zu registrieren und wie ich ihn noch nie erlebt habe, hätte es z.B. bei Mathias Sammer nicht gegeben.
Ich plädiere damit nicht für einen neuen Bundesträiner Sammer, will lediglich andeuten, über welche Fähigkeiten ein Nationatrainer, verantwortlich für eine Mannschaft, die in Europa, in der Welt die Spitze erreichen will,verfügen muß und die m.E.Löw nicht hat -das müßte und könnte ich näher begründen, wäre aber müßig, da derzeit ohne jede Aussicht auf ihre welche Folgen.
@Helmut #17: Das mit dem Punkteschnitt kann aber doch kein ernsthafter Massstab zur Beurteilung seiner Arbeit sein, da ja jeder Trainer in seiner Zeitspanne im Amt andere Spieler zur Verfügung hatte und die Gegner auch jeweils andere waren. Vielleicht wäre der Punkteschnitt eines Anderen in der Löw-Zeitspanne 2006-12 ja noch höher gewesen. Das ist doch müssig.
Und natürlich ist der Bundestrainer für das Auftreten der Auswahl auf dem Platz letztendlich verantwortlich. Er sucht die Spieler ja schliesslich aus, stellt sie ein, bildet sie taktisch auf sein Konzept hin aus usw. Klappt das nicht, trägt er die Verantwortung.
@Walter #18: So ist es. Kann ich so nur unterstreichen.
Robin, ich finde, dass du dich zu sehr auf Nebenkriegsschauplätzen tummelst und die entscheidenden Kriterien dadurch vernachlässigst.
Was ein Trainer vorher oder nachher macht, interessiert mich – da bin ich ganz pragmatisch – überhaupt nicht. Echte Erfolgstrainer haben auch ihre Zeit und ihre Moden. Sie funktionieren in bestimmten Zusammenhängen großartig, in anderen dann wiederum überhaupt nicht. Wer mit Verein A Erfolge feiert, kann bei Verein B gnadenlos scheitern. Würdest du oder würde ich ganz zufällig und aus Versehen zum Bundestrainer, und würde die Nationalmannschaft unter deiner/meiner Ägide großartigen, erfolgreichen Fußball spielen, dann wären unsere zurückliegenden „Nicht-Verdienste“ doch völlig egal. Alles andere ist primär 😉
Wie ein Trainer in der Interviews „rüberkommt“, ist doch ebenfalls nicht entscheidend. Wenn wir beim Bundestrainer ein halbwegs gutes Benehmen und faires Auftreten auf und neben dem Platz erwarten, scheidet Klopp z.B. völlig aus. Deine Zuschreibung „verliert bei der leisesten Kritik schon die Nerven“ kann ich in Bezug auf Löw überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn man sieht, wie Klopp oder Magath kritische Fragen abbügeln, passt die Zuschreibung dort eher. Aus meiner Sicht urteilst du da sehr selektiv.
Bei den harten Faktoren schneidet Löw mMn nicht so schlecht ab. Ergebnisse und Ästhetik des deutschen Fußballs sind heute auf einem Niveau, das wir in den letzten vierzig, mindestens aber zwanzig Jahren nicht hatten. Das liegt natürlich auch an den zur Verfügung stehenden Spielern, und ich halt es für absolut gerechtfertigt zu fragen, ob Löw das beste aus dem Kader herausholt. Ich finde es aber äußerst gewagt zu mutmaßen, dass Hitzfeld, Magath, Heynckes, Sammer, Klopp oder wer auch immer größeren Erfolg gehabt hätten. Dafür sind die beobachtbaren Fehler zu geringfügig und die Ergebnisse zu gut.
Ich verstehe und schätze deine Idee, die Erfolgswahrscheinlichkeit durch möglichst gute Auswahlkriterien im Vorfeld zu erhöhen. Würden wir gerade darüber debattieren, wer neuer BT werden soll, könnte ich deine Argumente besser nachvollziehen. Zur Bewertung eines aktiven Trainers sind die von dir angelegten a-priori-Kriterien aus meiner Sicht nicht sinnvoll.
Sollte die WM gut laufen, schubst doch den Artikel wieder nach oben.
Aber mal ernsthaft, es wird – auch hier nicht – die spielerischen Fehler analysiert, sondern – bis auf den Fehler, keinen dritten Feldspieler zu bringen – alles zu Charakterfragen reduziert. Das kennt man von deutschen Fussballkommentaren. Auffällige Fehler im Spielverhalten werden dabei ausgeblendet. Ein neuer Bundestrainer wird die auch nicht umgehend beheben können.
@Erdgeruch: Erstens stimmt das nicht, und zweitens ist auch die Persönlichkeit doch ein wichtiger Bestandteil des Nationaltrainerjobs. Und wer ist Verantwortlich für die ‚Fehler im Spielverhalten‘? Hat man dafür letztendlich nicht den Trainer? Und wenn Du schreibst er würde ein anderer Trainer würde diese auch nicht umgehend beheben können, dann fragt man sich doch direkt, warum wurden diese Spieler dann von Löw so auf- und zusammengestellt? Aus meiner Sicht machst Du es dir da zu einfach. Aber ich will mich jetzt hier nicht noch einmal weitestgehend wiederholen… Es gibt halt unterschiedliche Meinungen im Fußball, und das macht es ja auch interessant.
Diese Mannschaft braucht nur einen einzigen Strategen mit Eiern, der in schwierigen Situationen als Führungsspieler den Laden AUF DEM PLATZ zusammenhält. Dann hat ein Trainer kaum noch Bedeutung.
Kann es sein, daß es an Autorität fehlt -wenigsten bei einem Aktiven auf dem Platz und beim Trainer?
(-Ich frage also nicht danach, ob einer fehlt, der auch ‚mal reinkrätscht, der auch ‚mal bewußt foulspielt, der -sh.Kahn-„Eier hat“ oder……-).
Bekanntlich ist Autorität ein Persönlichkeitsmerkmal, über das man aus unterschiedlichen Gründen verfügen kann -kraft Amtes, kraft Wissen und Verstand, kraft überragender Fähigkeiten im jeweiligen „Job“, kraft persönlicher Austrahlung, kraft übedurchschnittlicher retorischen Fähigkeiten oder kraft einer Bündelung von alldem oder zumindest von einigem davon.
Und wenn ich mich in die Rolle eines Spieler zu versetzen versuche ,z.B.in die des noch sehr jungen H.Badstuber, dann frage ich mich, ob sein Trainer und irgend einer seiner Mitspieler in der Nationalmannschaft für ihn diese Autorität besitzt, so daß er auf diese Führungspersönlichkeit,auf deren Hilfe/Unterstützung/Ansporn/Vorbild -wenn es ein Spieler ist-,er während des Spieles, vor allem in extrem kritischen Situationen, bauen kann, deren Direktiven er während des Spieles erwartet und denen er sich -nicht gezwungenermaßen und widerwillig, sondern aus persönlicher Einsicht- zu fügen bereit ist.
(Dem steht nicht die eigenständige Persönlichkeit eines jeden Spielers entgegen.)
Aber——:Vielleicht war ja die II.Halbzeit gegen Schweden ein einmaliges, ein „Jahrhundertereignis“, das sich letztlich jeder rational begründeten Analyse seiner Gründe und damit letztlich jeder rationalen Kritik, auch gegenüber dem Trainer,entzieht.
Nachbetrachtung:
Man kann auf die von mir angesprochene „Autorität“ einer Spielerpesönlichkeit in der Mannschaft verzichten, wenn jeder Spieler eine so überragende Persönlichkeit ist, daß deren jeweilige Einsichtsfähigkeit – und in der Summe eben die Einsichtsfähigkeit von 11 solcher Persönlichkeiten auf dem Platz- ausreicht, in kritischen Spielsituationen gemeinsam mit den Mitspielern das Richtige zu tun -assistiert von einer allseits respektieren Autorität am Spielfeldrand.Ich denke, daß die spanische Natinoalmannschaft überwiegend über solche Persönlichkeiten verfügt, daß sie also nicht die eine überragende „Autorität“ benötigt, und zudem über einen Trainer, dessen Autorität selbst von den großen Persönlichkeiten in der spanischen Nationalmannschaft nicht hinterfragt wird.
Wenn ich Jogi Löw und Hansi Flick sehe kriege ich das kotzen.
Wir haben den besten Nachwuchs der Welt dennoch hinken wir Spanien hinterher. Der Trainer macht den Unterschied !
Brasilien wir kommen mit leeren Händen und gehen mit leeren Händen