Die Sommerpause in der Fußball-Bundesliga ist seit Jahren die Phase, wo die Teams die Kräfteverhältnisse untereinander neu ordnen. Durch mehr oder weniger geschickte Transfers, Ergänzungen, das Aufrücken von Nachwuchskräften, verschieben sich in der Regel die Kräfteverhältnisse der Mannschaften. So freut man sich von Jahr zu Jahr auf eine neue, möglichst spannende frische Saison im August.
In diesem Jahr scheint dies bisher nur recht begrenz der Fall zu sein. Denn wenn sich nichts allzu dramatisches mehr tun sollte, dann dürfte sich an den Kräfteverhältnissen vieler Clubs untereinander nicht so viel getan haben bisher.
Die Bayern, welche schon in der Vorsaison einen Rekordvorsprung von 25 Punkten auf den Tabellenzweiten hatten, werden mit ziemlicher Sicherheit erneut die Liga am Ende anführen.
Mit Mario Götze und Thiago Alcantara konnte Neutrainer Pep Guardiola seine beiden Wunschspieler für insgesamt ca. 60 Mio. Euro Ablöse dazukaufen. Die Bayern dürften also trotz des Abgangs von Mario Gomez in der Vorwoche personell noch besser besetzt sein als zuvor. Aktuell fragt man sich da eher welcher der Superstars im Bayern-Mittelfeld auf der Auswechselbank verharren muss…
Auch die Dortmunder Borussia hat mit ihren drei bisher scheinbar schon so spielfreudigen Neuen (Sokratis, Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan) für insgesamt ca. 50 Mio. Euro Ablöse ihrerseits recht vielversprechende Verstärkungen verpflichtet, von denen andere Teams der Liga vielfach wohl (auf finanziell) schlicht nur träumen können.
Beim FC Schalke 04 hat man in diesem Sommer ebenfalls wieder relativ namhaft eingekauft (Adam Szalai, Santana, Leon Goretzka usw.). Aber die Lücke zu den beiden Top-Teams der Liga dürfte das vermutlich nicht ansatzweise schließen können, so sehr S04-Manager Horst Heldt aktuell auch die verbalen ‚Messer wetzt‘.
Am Ende werden Schalke und das Team von Bayer 04 Leverkusen im nächsten Frühjahr vermutlich erneut die Plätze 3 und 4 untereinander ausmachen.
Alle anderen Teams der deutschen Eliteliga wären vermutlich schon sehr zufrieden, wenn sie am Ende Platz 5 belegen würden. Höhere Ansprüche werden von Ihnen vermutlich erst gar nicht formuliert.
Ist die anstehende Saison also fast schon gelaufen, noch bevor sie überhaupt begann? Vieles deutet in diesem Sommer darauf hin.
Es gibt jedoch, wie jedes Jahr, noch etwas Hoffnung auf Unvorhergesehenes. In schöner Regelmäßigkeit gibt es ja Teams, welche kurzzeitig mal eine Saison lang ‚über ihre Verhältnisse‘ spielen, so wie im Vorjahr z.B. die ‚Underdogs‘ aus Freiburg und Frankfurt.
Diese Teams zu beobachten macht Fußballfreunden natürlich auch immer Spaß. Aber die Zeiten wo ein solches Team vielleicht am Ende auch einmal überraschend Meister werden könnte, die scheinen inzwischen seit Jahren vorbei zu sein. Zuletzt gelang dies wohl dem VfL Wolfsburg im Jahre 2009. Aber auch das Team der ‚Wölfe‘ ‚zerfiel‘ sportlich nach dieser einen Überraschungssaison fast so schnell wieder, wie es an der Tabellenspitze erschien.
Was ersetzt den Fans also auf Dauer die Freuden einer möglichst ausgeglichenen Liga?
Wenn die zukünftigen Champions- League-Plätze scheinbar schon vor der Saison nahezu fest vergeben scheinen, dann läuft die Liga auf Dauer Gefahr stark an Attraktivität zu verlieren.
Klar, auch in früheren Jahren war der FC Bayern und der ein oder andere kurzzeitige Konkurrent des Rekordmeisters häufig genug dem Rest der Liga schon vor Saisonstart meilenweit voraus.
Durch die riesigen Unterschiede auf der Einnahmensituation der Clubs, welche zuletzt zudem auch noch immer größer wurden, wächst der finanzielle, und auf Dauer damit auch der sportliche Unterschied aktuell allerdings scheinbar noch wesentlich rasanter als jemals zuvor.
Oder kennen sie die bisherigen Neuzugänge von den Europaleague-Startern Freiburg und Frankfurt, ohne jetzt rasch nachzuschlagen, namentlich?
Es wird deutlich, dass durch die unterschiedlichen Möglichkeiten auf den Transfermarkt die Teamkaderstärken aktuell ganz gewaltig auseinanderdriften.
Sollte sich Pep Guardiola mit seinem Team also keine eklatante Startschwäche erlauben, in der Phase wo man bei den Münchenern noch an der Systemumstellung durch den Trainerwechsel bastelt, dann können wir wahrscheinlich bereits im Spätherbst wieder darüber diskutieren, ob es denn erneut eine neue Rekordpunkteausbeute des FC Bayern in der Bundesliga geben wird.
Und wenn das Verletzungspech die Dortmunder Borussia nicht ungewöhnlich heftig erwischen sollte, sehen Sie ein Team welches den Dortmundern ernsthaft Platz Zwei in der Liga streitig machen könnte?
Bayern- und Dortmund-Fans dürfte die vermutlich auch weiterhin anhaltende Erfolgsgeschichte ihrer Teams gefallen. Der sich offensichtlich weiter vergrößernde Vorsprung auf die Konkurrenz in Sachen Kader, Umsätze, Zuschauereinnahmen usw. ermöglicht den Verantwortlichen dieser Teams größere Planungssicherheit bei der Zukunftsgestaltung der aktuellen Branchenführer.
Alle anderen sollte die derzeitige Entwicklung in der Bundesliga, noch immer hin zu (je nach Beobachter) spanischen bzw. schottischen Verhältnissen, hingegen eher beunruhigen.
Nur, wie ändert man diesen Trend? Will ihn überhaupt aktuell ernsthaft jemand aufhalten?
Zu deinen letzten beiden Fragen: Will jemand diesen Trend ernsthaft aufhalten? Antwort: Nein. Kann man den Trend ändern? Antwort: Ja!
Lieber Robin,
was du beschreibst ist die alte Weisheit „Geld schießt Tore“. Das tut die Kohle nicht immer zuverlässig, aber im Mittel, das heißt über die Jahre hinweg, dürfte gegen diese Erkenntnis wenig vorzubringen sein.
Wer einen großen Etat hat, kann teure Spieler kaufen. Spieler sind teuer, wenn sie gut sind. Gute Spieler sorgen für Siege, hohe Punktausbeute, Erfolg. Wer Erfolg in der eigenen Liga hat, verdient Geld, steht oben und kommt in die Champions League. Und wer da drin ist, verdient unverschämt viel Geld. Geradezu obszön viel. Ein Club kann fünf Mal abgewatscht werden in der Gruppenphase der CL und geht dennoch mit satten 25 Millionen Euro auf Einkaufstour. Das erhöht die Chance, sich im oberen Sechstel der Tabelle festzusetzen. Und noch mehr Kohle zu machen. Und noch mehr gute Spieler zu kaufen. Und noch mehr Langeweile zu produzieren.
Was man tun kann? Wir brauchen ein Regulativ für „Geld schießt Tore“. Und das heißt: „Teuer Einkaufen kostet Punkte!“ Deshalb schlage ich eine Malus-Regelung vor, die pro zehn Millionen netto investierter Transfersumme zwei Pünktchen Abzug bedeutet. Beispiel: Bayern gibt netto irgendwas um 50 Mio. aus. 5×2 gleich 10 Punkte Malus vor Saisonbeginn. Dito Dortmund. Bayern geht also mit – 10 Punkten ins Rennen um Meisterschaft und Championsleague. So wie Dortmund.
Zur Frage der Gerechtigkeit nur soviel: Handicap-Regeln gibt´s auf die ein oder andere Art in zahlreichen Sportarten, nicht nur im Golf. Im Galopp- und Motorsport werden teilweise Gewichte draufgepackt. In den amerikanischen Profiligen gibt es die College-Drafts, die eine andere Art von Bevorzugung der Schwächeren darstellen.
Fürchte nur, dass Hoeneß platzt, wenn er diesen Vorschlag hört.
[…] Fußball: Kommt in der neuen Saison ein Team am FC Bayern und dem BVB vorbei? […]
Naja, wieso sollte man Vereine „bestrafen“, die aus verschiedenen Gründen finanziell besser aufgestellt sind? Bestes Beispiel: auch zu den schlechtesten Zeiten hatte ein Verein wie Borussia Dortmund weitaus mehr Fans und dadurch mehr Ticket- und Merchandiseeinnahmen als viele andere (zu dem Zeitpunkt erfolgreichere) Vereine.