Am Wochenende begann die Fußball Bundesliga mit der Rückrunde. Das beherrschende Thema war allerdings nicht das Spielgeschehen des 18. Spieltages, sondern eine Personalentscheidung beim FC Bayern. Die Münchener gaben die Verpflichtung eines neuen Chef-Trainers zur Spielzeit 2013/2014 bekannt. Es gelang dem Tabellenführer Josep ‚Pep‘ Guardiola zu verpflichten. Die Ära von Altmeister Jupp Heynckes an der Isar endet damit spätestens im Sommer.
Dass die Verpflichtung von Guardiola ein dermaßen gigantisches Medienecho auslösen würde, das war dann doch etwas überraschend für mich.
Klar, der Spanier ist eine Top-Verpflichtung.
Seine Erfolge in der Vergangenheit sprechen für sich.
Jeder Club, der die Chance hat diesen Meistertrainer zu verpflichten sollte ‚zuschlagen‘. Keine Frage!
Auch klar ist für mich, dass der 42-jährige der Bundesliga gut tun wird.
Er steigert die Anerkennung der Liga und sorgt für ein wenig mehr internationalen Glanz.
Dennoch möchte ich hier heute an dieser Stelle an den Fall Jürgen Klinsmann erinnern.
Ich sehe da gewisse Parallelen.
Als Klinsmann 2008 den Trainerjob bei den Bayern übernahm waren die Reaktionen ähnlich überschwänglich. Auch er galt damals bei vielen als eine Art ‚Heilsbringer‘, seine innovative Einstellung zum Fußballsport wurde überall gepriesen, man erwartete sich von ihm neue Impulse für die ganze Liga, den deutschen Fußball usw..
Und was wurde am Ende aus der Ära Klinsmann? Erinnern Sie sich noch?
Es war ein kurzes Gastspiel des Blondschopfes in München und am Ende wurde Klinsmann für sein grandios gescheitertes Projekt beim Rekordmeister schon fast belächelt, nicht mehr für ernst genommen.
Der FC Bayern sollte also gewarnt sein.
Ebenso erscheinen mir Vermutungen maßlos übertrieben, wonach der Club von der Isar über Jahre hinweg unschlagbar sein wird, sobald Guardiola im Sommer das Amt von Heynckes übernimmt.
Leute die das behaupten scheinen zu verdrängen, dass der FC Bayern eigentlich immer als Topfavorit in eine Bundesligasaison geht, und andere Teams eigentlich immer nur dann Meister werden können, wenn der FC Hollywood mal wieder in Aktion tritt, die Bayern eben eine ‚Krisensaison‘ einlegen.
Dagegen wird auch ein Guardiola sie nicht plötzlich völlig immun machen. Im Gegenteil!
Der Trainerwechsel wird mit Systemumstellungen und einigen Spielerwechseln einhergehen, was den derzeit so exzellent rollenden Bayern-Express vielleicht stärker aus der Spur bringen wird als es manch ein Guardiola-Fan jetzt noch wahr haben möchte.
Kein Grund also für die Konkurrenten der Bayern nun Trübsal zu blasen. Eher im Gegenteil. Die Chancen auf einen FC Bayern im Umbruch, der häufiger nicht am Top-Level seiner Leistungsfähigkeit spielt dürfte in der neuen Saison so eher steigen statt sinken.
Und falls es jemand vergessen haben sollte, derzeit ist die Truppe unter Jupp Heynckes gerade souveräner Tabellenführer, stand im letzten Mai noch im Champions League-Finale.
Wohin will ein Josep Guardiola den Club als führen?
So viel Steigerungspotential gibt es doch eigentlich gar nicht mehr.
Vielleicht sind diese Gedankenspiele auch ein Grund dafür, dass z.B. ein Jürgen Klopp so souverän und gelassen auf die Entscheidung der Bayern reagiert hat.
Die Bayern können bei dieser Personalentscheidung eigentlich nur verlieren, weil jedermann im nächsten Jahr regelrechte Wunderdinge von den Münchenern zu erwarten scheint.
Umso größer könnte die Entgeisterung im Süden der Republik dann sein, wenn das, was anscheinend fast jedermann erwartet, dann eben nicht so eintritt… Der ‚Fall‘ Jürgen Klinsmann lässt grüßen.
…und dann bist du aufgewacht, und die Realität war wieder da.
Umgekehrt würde das bedeuten, die Bayern dürften keinen Trainer mit einem solchen Ruf verpflichten, weil das ja nur zu hohe Erwartungen auslöse. Das kann´s ja auch nicht sein.
Zwischen Pep und Klinsmann gibt es einen gravierenden Unterschied. Pep hat bewiesen, dass er erfolgreiche Vereins-Mannschaften aufbauen kann. Klinsi hat bei der Nati den Über-Motivator gespielt, was für eine gewisse Zeit und bei Turnieren mit Event-Charakter funktioniert – aber nicht über die Mühsal einer Meisterschafts-Saison. Außerdem hatte Klinsi Jogi als Taktiker.
Mein Eindruck ist: die Bayern merken, dass der BVB den schöneren und – langfristig – erfolgreicheren Fußball spielt. Klopp bekommen sie nicht. Aber in München wollen sie ein anderes System spielen, das im besten Fall schon in den Jugendmannschaften etabliert wird (das dürfte auch Sammers Rezept sein).
Pep no? Da sag ich lieber: Pep si 🙂
@Gruss_aus_Bayern: Klinsi wurde auch auf den Schultern durch München getragen bevor er im Amt war.
Und ich sage ja nicht das es diesmal auch so kommen muss.
Es gibt aber eben auch bei Guardiola wieder gewisse Risiken beim anstehenden Trainer- und Systemwechsel. Warten wir es ab…
Das Dortmund in dieser Saison den schöneren Fußball spielt halte ich ja für ein Gerücht Torsten. Der FC Bayern hat momentan den zweitmeisten Ballbesitz, die zweitmeisten erfolgreichen Pässe und die meisten Torschüsse pro Spiel aller europäischen Klubs. Langweilig wird mir bei Bayernspielen nur weil die Gegener hoffnungslos unterlegen sind. Von Dortmund abgesehen die zugegeben auch einen Klasse Fußball spielen, aber attraktiver sicher nicht.
Ich finde auch, dass der BVB den ansehnlicheren Fußball spielt, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Gewichtiger scheint mir, dass die Bayern sich im Inland gerieren, wie die Quataris, deren Geschäftsfreund Guardiola übrigens ist, im Weltfußball: hauptsache teuer, der Rest ergibt sich dann schon. Dortmund hat für Reus 17 Mio. bezahlt, das war schon sehr viel, die Bayern aber mehr als das Doppelte für einen, wie heisst er doch gleich, Martinez oder so ähnlich? So eine Geschäftspolitik finde ich totlangweilig.
Für Guardiola spricht in diesem Zusammenhang, dass er einen zweifelsfreien Giganten wie Ibrahimovic vom Hof gejagt hat, weil sein berstendes Ego nicht ins Team gepasst hat. Sowas gefällt mir.
@Torsten| Deinen Eindruck, dass der BVB den schöneren und – langfristig – erfolgreicheren Fußball spielt kann ich so nicht teilen. Langfristig schon garnicht. Das wissen wir, wenn wir irgendwann mal 6 bis 10 Jahre zürück blicken. BVB hat schon öfter in einem Jahrzehnt 2/3 gute Jahre gehabt. Langfristig ist aber etwas anderes. Denn noch ist die BVB zur Zeit eine Bereicherung für den deutschen und europäischen Fussball, sowie ein Segen für die Entwickung des FC Bayern.
Pep Guardiola spielt ein ähnliches System wie van Gaal.
Probleme sind demnach sicherlich zu erwarten. Erst recht, wenn die Bayern es nicht verstehen: Es nicht umsetzen können.
Und Guardiola mit Klinsmann zu vergleichen!? Das war doch als Witz gemeint, oder? Das Klinsmann es nie hinbekommt war doch jeden klar.
Die Quantität des Medienrummels um Guardiola :
“ irre“.
Die Qualität des Medienrummels -wie so oft bei Medieninzenierungen:
„dominiert von oberflächlichem Gequatsche selbsternannter Fußballexperten.“
Daß Robin auch bei den Ruhrbaronen das Thema anspricht und daß auch hier darüber diskutiert wird- in Quantität und Qualität maßvoll und angemessen, wie ich meine,-ist unter Fußballfans naheliegend.
Daß dabei auch die Konkurrenz zwischen „meinem“ BVB und dem FC Bayern „mitspielt“ ,ist ebenso selbstverständlich wie normal. Deshalb auch dazu von mir:
„Wir haben Klopp“;
und ich bin mir keineswegs sicher, daß Guardiola a priori der Bessere ist.
Bekanntlich ist es in allen Bereichen problematisch, wenn die Erwartungen an eine zukünftige Führungskraft „so hoch gehängt werden“, daß sie nur mittels übernachtürlicher Kräfte zu erfüllen sind; und damit kann auch Guardiola nicht dienen -bei allem gebotenen Respekt vor seinen großen Erfolgen mit dem FC Barcelona.