Gedenken an Bärbel Bohley – Erfolgreiche Kämpferin gegen die Seilschaften

In der DDR mutig zu sein, war wirklich mutig. Bärbel Bohley dürfte am meisten zum Fall der Mauer beigetragen haben. Im Westen kannten sie dennoch zu wenige.

BildIch lernte Bärbel Bohley erst im Herbst 2008 kennen. Fotografiert werden sollte sie damals schon nicht mehr – man sah ihr den Krebs bereits zu sehr an. Doch gekämpft hat sie bis zuletzt, für ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst, ein Leben ohne selbsternannte autoritäre Machtmenschen, ob im Osten oder Westen, die eine bessere Welt versprachen und doch nur ein besseres Leben für sich persönlich meinten.

Im Westen wird immer wieder Helmut Kohl als der Mann der deutschen Einheit bzw. Wiedervereinigung gefeiert. Im Osten wurde er dafür auch noch gewählt. Doch Kohl war nur zufällig Kanzler, als die Mauer fiel – sein Verdienst war es nicht. Der stünde eher noch Genscher zu. Eigentlich aber den Aktivisten im Osten, die sich trotz des Wissens, was ihnen dafür blüht, gegen die „volkseigene Unterdrückung“ auflehnten und nicht die D-Mark, sondern einfach nur Freiheit wollten. Dazu ging Bärbel Bohleysogar gegen den Willen der DDR-Oberen nach einem halben Jahr Exil in England wieder in die DDR zurück, da sie nur dort etwas bewirken konnte und die DDR als „ihr Land“ nicht im Stich lassen wollte..

Bärbel Bohley machte sich damit nicht nur Freunde – auch mir kündigte eine ewig Gestrige postwendend die Freundschaft, nachdem ich mich in solchen Kreisen herumgetrieben hatte. Die Mitläufer, die konnten sie nicht leiden – und sie die Mitläufer nicht. Und auch nicht, wie der Mauerfall dann tatsächlich ablief. Sie war kompromißlos, kannte keine Angst vor der Stasi, ging auch gegen das Ost-Satiremagazin Eulenspiegel und Gregor Gysi vor. Blieb aber immer freiwillig im Hintergrund: Ihr Ziel war stets die Sache, sie legte keinen Wert darauf, im Mittelpunkt zu stehen.

Wir sollten nie vergessen, was sie für uns alle bewirkt hat. Das wurde im Laufe der Jahre dann auch vom Establisment anerkannt: Sie erhielt 1994 das Bundesverdienstkreuz und 2000 den Nationalpreis für ihre Anteile an der friedlichen Revolution 1989, die die Wiedervereinigung ermöglichte. Alles, was sie erreichen wollte, konnte sie jedoch leider nicht mehr umsetzen. Sie wurde 65.

(Bild: Bundesarchiv, Thomas Uhlemann, Besetzung der Stasizentrale Normannenstraße, 5. September 1990)

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[…] Ersatzweise deshalb hier einer bei den Ruhrbaronen. […]

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