Gegen Populismus hilft nur Populismus: Warum die Sozialdemokratie wieder im Rennen ist.

Martin Schulz Foto: http://www.martin-schulz.eu/


Nein, Populismus muss nicht Hetze und Lüge bedeuten. Populismus ist vielmehr die Fähigkeit das eigene politische Wollen dem Wahlvolk so zu erklären, dass weder der Verstand noch das Gefühl zu kurz kommt. Vereinfachung ist dann nicht notwendiger Weise Verblödung sondern gekonnte begriffliche Verdichtung, die Komplexität so reduziert, dass der Markenkern einer Partei für jeden deutlich wird. Zuspitzung bedeutet dann nicht die unbedingte Zerstörung des Gegners sondern den klaren Willen zum politischen Sieg.

Wer die dazugehörigen politische Visionen und Sehnsüchte nicht mobilisieren kann, der sollte deswegen erst gar nicht versuchen ein Populist zu sein. Wer das aber kann, der ist als einziger in der Lage dem zu Zeit herrschenden Populismus der Verdummung und der Aggression ein demokratisch gesinntes Paroli zu bieten. Der und nur der ist befähigt, der neuen völkischen Emotionalisierung eine Begeisterung für ein freies und offenes Europa entgegenzusetzen und damit die systematische Angstmache durch ein rationales und zugleich positives Gegenbild der Chancen zu unterlaufen.

Dem Populismus der Hetze und der Lüge muss ein Populismus der Freiheit und der Demokratie entgegen gesetzt werden, der die Menschen bei ihren damit verbundenen Hoffnungen und Wünschen packt. Der ihnen eine neue gesellschaftliche Option eröffnet, und sei es erst einmal nur als Vision einer besseren Welt. Der ihnen den Glauben wieder gibt, dass die Verhältnisse durch sie selbst verändert werden können und nicht durch irgendwelche starken Männer und Frauen, die sie am Ende erneut über den Tisch ziehen.

Wer dabei die Leidenschaft für die Freiheit von dem Wunsch nach Gerechtigkeit trennt, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Der hat immer noch nicht begriffen, dass die soziale Spaltung unserer Gesellschaft nicht nur ein massenhaft gefühlte sondern eine von vielen real erfahrene ist. Der wird genau die nicht erreichen, die zu Zeit dem völkischen und antieuropäischen Populismus auf dem Leim gehen oder die ihren Vertretern in Ermangelung einer politischen Alternative ihre Stimme geben wollen.

Wer Freiheit und Gerechtigkeit nicht zusammen denkt verliert auch Teile der gesellschaftlichen Mitte. Auch hier werden die Spaltung der Gesellschaft als Gefährdung wahrgenommen und die exorbitanten Vermögens- und Gehaltszuwächse der Oberschichte als unfair empfunden. Nicht nur weil sie jeden realen Leistungsbezug verloren haben, sondern weil die sogenannten ökonomischen und politischen Eliten gerade hier genau als das wahrgenommen werden ,was sie mittlerweile auch wissenschaftlich nachgewiesen sind: Eine abgeschottet Kaste die auch bei Null- und Negativoutput keinen Abstieg zu befürchten hat.

Wen wundert es da, dass eine Sozialdemokratie, die genau das wieder offen thematisiert und auf den Punkt bringt, wie aus dem Nichts von der Verliererstraße auf die Überholspur wechselt. Wen überrascht es da, dass selbst eine personell erneuerte FDP nicht mehr an Zugewinn erreicht, als ihr der Merkel-Frust der CDU und die von den Grünen enttäuschte Gruppe der Besserverdiener zu spült. Erst recht ist Niemand darüber erstaunt, dass weder den Liberalen noch den Konservativen mehr dazu einfällt als schlichtestes Kandidaten Bashing.

Ja, Schultz kommt auch aus dem Apparat, hat sich schon mal selbst seiner Privilegien bedient und ist weder ein Revolutionär noch ein Mitglied der Unterschicht. Als wenn das in Anbetracht der durchaus als Gier zu klassifizierenden Selbstbevorteilung der von ihm Angegriffenen eine Rolle spielen würde. Ja, er hat zu wenige Erfahrung und Kenntnisse in der deutschen Innenpolitik und ist überhaupt zu wenig für den schwergewichtigen Kanzlerjob qualifiziert. Aber wen interessiert das in Anbetracht der Nieten, die man unter den angeblichen Eliten dieses Landes zuhauf findet.

Wie kann man nur so blöd sein, nicht zu begreifen, dass in Anbetracht der realen Verhältnisse in diesem unseren Lande nicht doch noch einmal die Stunde der Sozialdemokratie schlagen konnte. Das gerade nach ihrer schäbigen großkoalitionären Kopie Merkelscher Prägung nicht der Wunsch nach dem Original wieder erwachen könnte. Basierend auf einer in der Stille angewachsenen Sehnsucht nach einer SPD, die ihrem Namen wieder aller Ehren zu bereiten versucht und dazu auch noch den entsprechen Kandidaten aus dem Hut zaubert.

Das schräge an der Elitenverachtung von AFD und Konsorten ist doch, dass sie auf der Schimäre basiert, in einer sozial so undurchlässigen Gesellschaft wie der bundesrepublikanischen gäbe es so etwas wie den Wettbewerb der Besten um die die höchsten Ämter in Wirtschaft, Kultur und Politik. Als gäbe es eine Gruppe die deswegen so abgehoben sei, weil sie das Volk eben auf Grund ihrer geistigen Exklusivität nicht verstehen kann. Nein, ein großer Teil unserer Eliten will nicht, dass sie das Volk versteht , weil sie nichts mehr fürchten, als ihren realen Leistungen entsprechend dort hin zu geraten, wo sie wirklich hingehören: zum Mittelmaß und darunter.

Es geht den meisten Menschen in diesem Lande eben nicht um eine neidvolle Umverteilung sondern um die leistungs g e r e c h t e Entlohnung und Vergütung aller. Es geht ihr nicht um wohltätige Herz-Jesu-Anliegen, sondern das begründete Einklagen einer gesellschaftlichen Neuverhandlung der Chancen auf eine faire Beteiligung an Gewinn und Produktivität. Und natürlich schließt das auch eine Vermögensumverteilung ein, denn es kann nicht sein, dass weniger als 10% der Bevölkerung eins Landes über einen weitaus größeren Besitz verfügen als der Rest zusammen.

Marktwirtschaftliche Systeme die zu Recht auf die Dynamik des Einkommens- und Vermögensunterschiedes setzen bedürfen immer wieder mal der Korrektur eben dieser Unterschiede, weil sie sie aus der Natur der Sache immer weiter vorantreiben. Das kann, wie so oft in der Geschichte, mit Gewalt geschehen, oder aber auf einer rationalen und demokratisch basierten Weise eines volkswirtschaftlichen Gesamtdenkens. Und auch hier ist die Sozialdemokratie eher gefragt als die auf diesem Gebiet strukturell verdummten Liberalen und Konservativen.

Markt und Wettbewerb stehen eben nicht in einem sich ergänzenden, ja sich gegenseitig befördernden Verhältnis. Die Logik des Wettbewerbs ist nämlich die des Gewinnens, und nicht des Verlierens. Wer gewinnen will, wird deswegen über kurz oder lang versuchen, die Regeln des Marktes außer Kraft zu setzen, um seine Profit über die Marktgrenzen hinaus zu steigern. Das Oligopol ist deswegen die Regel und die freie Konkurrenz gleichberechtigter Wettbewerber die Ausnahme. Aus diesem Grunde war auch Adam Smith für eine Erbschaftssteuer und die westlichen Demokratien haben deswegen sowohl das Kartellgesetz als auch die Vermögenssteuer erfunden.

Ab einer bestimmten Stufe der Vermögenskonzentration werden nämlich ökonomische Macht nicht nur und unausweichlich politisch, sondern auch die Vermögenszuwächse selbst exponentiell. Denn erst das konzentrierte Geld wird durch hoch spezialisiertes und deswegen auch hoch bezahltes Expertenwissen in Kombination mit seiner in seiner Größe selbst verankerten nachhaltigen Risikofähigkeit zum dauerhaft erfolgreichen Börsen- und Finanzkapital, das sich vor seiner eigenen permanenten Vermehrung nicht mehr retten kann.

Ein Liberalismus der diesen Mechanismus nicht begreifen will oder kann, der wird niemals die Menschen für sich begeistern können, die dabei unausweichlich den Kürzeren ziehen, egal wie begabt und mutig sie sind. Die aber gibt es nicht nur in der Mittelschicht sondern auch in der immer noch vorhandenen klassischen Arbeiterschaft und im sogenannten Prekariat. Wer sie nicht zu mobilisieren in der Lage ist, der muss sich nicht wundern, dass die freie Marktwirtschaft nur bei denen Begeisterung hervorruft, die gerade ihre Gewinner sind oder die sich ihr selbst nie stellen müssen.

Wer die Gerechtigkeitsfrage für eine soziale Lappalie oder noch schlimmer für veraltet hält, der kann den unverhofften Erfolg eines Martin Schulz natürlich nur als neuesten Betrug der Sozialdemokratie an der Arbeiterschaft oder als ökonomisch und politisch überholte Programmatik abqualifizieren. Beides greift jedoch viel zu kurz, weil diese Argumentation, selbst wenn sie partiell sachlich richtig ist, die Menschen diffamiert, die der sozialen und ökonomischen Fairness bedürfen. Die eine zwar erneuerte aber immer noch an ihren Grundwerten orientierte Sozialdemokratie dringender brauchen denn je.

Genau die aber erreicht Martin Schulz und den frustrierten Teil der leistungsbereiten Mittelschicht gleich mit. Diese Menschen werden auch dafür sorgen, dass die Prognosegewinne der SPD nicht oder nur unwesentlich zurückgehen werden. Wir haben es hier nämlich mit dem selten Fall zu tun, dass der Markenkern einer Partei, ihre Kandidat und die politischen Zeiten geradezu perfekt zusammen passen und das haben mittlerweile auch die verschiedenen Flügel der SPD begriffen. Sie werden deswegen für genau die Geschlossenheit sorgen, die die Wähler bei dieser Partei so lange vermisst haben.

Deswegen kann sich die CDU-CSU auch nicht mehr sicher sein, die stärkste Partei zu werden. Einerseits hat sich Merkel zu sehr in die eigenen fulminanten Fehler der letzten 2 Jahre verstrickt. Andererseits steht die Einheit der beiden Schwesterparteien genau deswegen nur noch auf dem Papier. Hinzu kommt das der viel gerühmte Pragmatismus der Kanzlerin nie wirklich intelligent, geschweige denn nur im Ansatz weitsichtig war. In einer weltpolitischen Situation in der der Pragmatismus aber auch sachlich nicht mehr weiterhilft, wirkt auch die Pragmatikerin selbst zunehmend überfordert.

So inhaltlich schwach und unausgegoren die Visionen eines Martin Schultz sind, und wohlmöglich auch bleiben werden, so sehr passt in diesem Fall Person und Politik genauso perfekt zusammen, wie es bei Angela Merkel zu ihren Glanzzeiten mal war. Es ist deswegen auch nicht verwunderlich das der Kanzlerkandidat als Person so schnell mit der Kanzlerin gleich ziehen konnte. Sein insgesamt unaufgeregter, respektvoller und zugleich leidenschaftlicher Linkspopulismus wird dafür sorgen, dass sich auch das bis zum Ende dieses Wahlkampfes nicht mehr ändert.

Ich halte es deswegen nicht mehr für ausgeschlossen, dass die SPD das bislang völlig Unerwartete erreicht: die stärkste Partei zu werden und damit die Koalition zu bestimmen, die Deutschland in naher Zukunft regiert. Und dass in diesem Prozess nach der partiellen Sozialdemokratisierung der CDU-CSU ein Re-Sozialdemokratisierung der Sozialdemokratie selbst folgt. Sie war zwar schon länger fällig, aber jetzt sind anscheinend auch die politischen und sozialen Bedingungen dafür gegeben.

Deutschland wird sich damit wohlmöglich trotz, oder gerade wegen des neuen Rechtsradikalismus, im Endergebnis weiter nach links bewegen und ich hoffe sehr, dass sich die Deutsche Linke dabei auch selbst bewegt. Dass sie sich statt ihrer stalinistischen und unternehmerfeindlichen Traditionen ihrer freiheitlichen und staatskritischen Positionen besinnt. Sowie der Liberalismus mehr Gerechtigkeitssinn braucht, um wieder stark zu werden, so braucht die Sozialdemokratie mehr Liberalismus um den in ihre von Anfang an verankerten Fortschritts- und Freiheitsgedanken wieder zu der Rolle zu verhelfen, den die Dynamik und die Dramatik der aktuellen Weltlage verlangt.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
50 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
KE
KE
7 Jahre zuvor

Was bietet die Spd konkret und insbesondere Schulz?
Wie sieht es mit dem Top Thema Soziale Gerechtigkeit aus?
Meine Kollegen aus anderen Ländern ziehen dahin, wo man Chancen hat und die Politik eben nicht nur auf die Frühverrentung mit 50 auf Kosten der Sozialkassen schaut.

Er spricht von Zeitsarbeitsquoten von knapp 40 Prozent bei den 25-35jährigen. Macht sein Team keine Plausibilitätscheck? Bei anderen Politikern wäre sofort ein Aufschrei da.

Schulz jst seit Jahren im spd Vorstand, er kommt aus NRW.
Europa wurde an die Wand gefahren. SPd NrW bietet wenig Chancen und setzt seit Jahren nur auf Verrentung , statt an das Potenzial zu glauben.

Dann ist da noch die innere und äussere Sicherheit, die lt Schulz durch die C-Parteien gefährdet ist, weil sie den Innenminister seit Jahren stellten.
Soll Herr Jäger übernehmen?

Wenn ich an den Staat als Über Mama glaube, die mich ein Leben durchfüttert, wähle ich direkt ganz Links. Wenn ich die Freiheit und Chance wählen will, wähle ich auch nicht Spd und schon gar nicht die Schulz Spd.
Wir werden sehen, was der Wähler sagt. Bei Eurobonds, Euro Arbeitslosenversicherungen, … fehlt mir der Glaube, dass dies für deutsche Arbeitnehmer die zielführende Politik ist.

Wir werden sehen, was noch kommt. Ich vermute einen USA Wahlkampf mit viel Fakenews und vielen Prognosen, die wir als Wähler unbedingt auf Plausibilität prüfen müssen.
Deutschland ist innerhalb kurzer Zeit bspw. zu einem Land geworden, dessen Bevölkerung vermutlich steigt. Es wird dann sofort argumentiert, dass die Rentenprobleme dann nicht auf uns zukommen werden…..

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Mehr gefühlte Politik mit dem Resultat eines Sozi-Wahlsieges? Na ja, möglich ist in der Politik ja vieles, wie man an der derzeitigen Gurkentruppe, mit ihren eklatanten Fehlentscheidungen und dümmlicher Themenagenda in selbstgefälliger Beharrlichkeit sieht.
Dann wird Deutschland eben langfristig zu so etwas, wie einem großen Albanien oder Kuba. Eine egalitäre Insel der gefühlten "Gerechtigkeit von oben" und einer Staatsquote in allen Lebensbereichen, die beschleunigt auf Orwellsche Dimensionen zusteuert. Denn wie das umverteilte Kapital erwirtschaftet wird, dass die Sozen umfairteilen wollen, entzieht sich deren Aufmerksamkeit. In Verbindung mit einer grün-reaktionären Romantik der edlen Natur und des edlen Fremden, Rousseauscher Prägung, wird das Ruhrgebiet zum Paradigma Deutschlands in Europa … na ja, vielleicht wird es ja etwas mit dem Tourismus in Deutschland, wäre da nicht die Sprachbrriere dieser deutschsprachigen Insel in einer internetionalisierten Welt ;-). Kapital und Talente wandern aus und die veränderungsresistenten nostalgisieren eine glorreiche Vergangenheit und fühlen sich wohl (verarscht). Wer einen paternalistischen Staat mit starken Führerfiguren will, ist autoritär. Egal welche Nuance der Inhalte dadurch "verkörpert" werden.
Angesichts der Omnipotenz Fantasien in wirtschaflichen Fragen, erinnert mich das an die Vorstellung der Mensch könne das Wetter beeinflussen. Willi Brandt hat dem regionalen legendären Mythos nach, im Wahlkampf der 60er, ja auch den blauen Himmel über der Ruhr vorhergesagt. Dass die De-Industrialisierung und der damit verbundene wirtschaftliche Abschwung ganz andere Ursachen als linke / grüne Phantompolitik hatte, wird dabei suggestiv in einer Wohlfühltäuschung ausgeblendet. Zurück geblieben ist eine Bevölkerung, die in erlernter Hilflosigkeit nach Mama Fürsorgestaat und Papa Polizeistaat ruft, weil sie strukturell vieler Möglichkeiten beraubt ist, ihre eigene Situation selbst zu verbessern

Aber bei aller Differenz zu Arnolds inhatlichen politschen Zielen: Der Liberalismus (das ist definitv nicht oder nur noch rudimentär die derzeitige FDP) hat es verpasst, einen Enthusiamus für mehr Freiheit zu fördern. Das angesichts der Angriffe und Einschränkungen auf bereits erreichte Freiheiten ein Liberaler durchaus in manchen Fragen "konservativ" sein kann oder muss, um Freiräume des selbstverantwortlichen Handelns zu verteidigen, ist vielen anscheinend nicht klar 😉
Die Hoffnung in Arnolds letztem Absatz ist ungefähr so wahrscheinlich (z.B. das Linke strukturell Vernunft annehmen), wie eine Heirat von Beatrix von Storch mit einer Kopftuch-Syrerin 😉
Der Liberalismus sollte wieder für Leistungs- und Eignungsgerechtigkeit eintreten, da stimme ich Dir zu, Arnold 😉

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

Schulz und sein "Linkspopulismus" ist die augenscheinlich letzte Ausfahrt zur Macht für die SPD. Ich hoffe, die SPD und er verpassen sie nicht.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

#3 Eine metale D-Exit Strategie aus der Vernunft? ge(n)i(a)le Metapher 😉

der, der auszog
der, der auszog
7 Jahre zuvor

Der Atomgau von Fukushima sorgte im Frühjahr 2011 für den totalen Höhenflug der Grünen:
21%! – "Grüne und SPD gleichauf" hieß es damals in den Medien

"Atomkraft – nein Danke" war auf einmal so populär, dass die 'Umweltpartei' als neue 'Volkspartei' gehandelt wurde. Ernüchterung dann bei anschließenden Bundestagswahl 2013:
8,3% für Grün, 2,3% weniger als bei der Bundestagswahl 4 Jahre zuvor….

Auch bis zur nächsten Bundestagswahl in gut einem halben Jahr wird noch einiges an Wasser die Würm bei Würselen hinuntergeflossen sein und sich ebenso der Umfragewert von Schulz wieder auf ein einigermaßen ernstzunehmendes Maß eingependelt haben.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Als SPDler ist es mir eine Freude -eine große (!!)- registrieren zu können, daß es einen sehr hohen Errungszustand bei all denen zu geben scheint, weil die SPD, weil ldee des sozialen (!!) und demokratischer Rechtstaates – nicht die eines liberalistischer kapitalistischen Staates – in der Bevölkerung mit zunehmender Tendenz wieder Zustimmung zu finden scheinen.

Aber, wie bekannt, ich bin realistische genug -und viele andere SPDler- auch, die derzeitige Freude über die Umfragewerte für Schulz und für die SPD nicht zu verwechseln mit vorweggenommener Freude über ein für die SPD und Schulz "gutes" Wahlergebnis, was immer man auch unter "gut" verstehen kann-, denn bis zur Wahl -sh.auch 7- kann noch innen- ,außen- und wirtschaftspolitisch sehr viel passieren, was die Wahlentscheidung massiv beeinflusen würde.
Dass die Freude -bei einigen SPDler die Euphorie- ansteckend, anregend, motivierend ist -bei SPD-Mitglieder, bei potentiellen SPD-Wähler und darüber hinaus- ist selbstverständlich. Dazu kommt, daß allzu einfach gestrickten Attacken gegen die SPD und Schulz diesem Trend nicht schaden, sondern ehe nutzen werden.
Freude, Motivation, Engagement, Zuversicht in der SPD im bevorstehenden Wahlkampf -für einen SPDler ein "wohltuender" Zustand, auch deshalb, weil er so seit langer Zeit nicht mehr existierte.

Im übrigen erhebe ich gegen den Inhalt im letzten Absatz des Kommentars von Arnold Voss keinen Widerspruch, meine aber, daß die Aussage, nach der die Sozialdemokratie mehr Liberalismus brauche oder wieder mehr Liberalismus brauche, zu konkretisieren und dann zu diskutieren wäre.

PS
1.
Ich weise in der Annahme, daß damit von den sog. Liberalen, über die sog. Konsvervativen bis hin zu den sog. Rechtsradikalen wieder ein wenig Gelassenheit einkehrt, wenn sie sich mit den Umfragewerten der SPD von M.Schulz befassen, daß selbst nach diesen für die SPD und für Schulz positiven Werten keineswegs eine Koalition SPD/LINKE/Gründe die Mehrheit im Bundestag innehätte so wenig wie eine CDU/FDP/Grüne Koalition, sondern eine derzeit sichere Mehrheit hätte nur eine CDU/CSU/SPD Koalition, wobei ich eine Neuauflage einer großen Koalition für die schlechteste unter allen nach wie vor denkbaren Varianten halte., auch dann, wenn sie von der SPD als stärkster Bundestagsfraktion angeführt würde mit einem Kanzler M.Schulz.2.
2.
Auf gewichtige Unterschiede in den Zielen der politischen Parteien für die nächsten 4 Jahre wird noch heftig zu streiten sein , auch in einer Wahlkampfatmosphäre, die von polemischen bis bösartigen Attacken auf die politischen Konkurrenz geprägt sein wird und nicht zuletzt von ehrverletzenden Angriffen auf die Personen, die die politische Konkurrenz anführen.

Als SPDler erinnere ich mich diesbezüglich u.a. daran,wer seinerzeit mit welchen Mitteln und Methoden gegen W.Brandt gewütet hat , aber auch daran, wie dadurch der Wahlkampf angeheizt und viele, viele Menschen gerade wegen der persönlichen Attacken gegen Brandt diesen dann gewählt haben -bzw. seine SPD.

3.
Wahlen in den sog. westlichen Demokratien werden bekanntlich mehr und mehr durch Persönlichkeiten bestimmt und entschieden und weniger über den Inhalt der Wahlprogramme.
Mir scheint, daß Martin Schulz hier in der Wahrnehmung seitens der Bevölkerung "besser wegkommt" als Frau Merkel und als das Spitzenpersonal der Grünen, der Linken, der FDP -bei aller persönlichen Wertschätzung meinerseits gegenüber Herr Lindner. Wenn ich mit meiner diesbezüglichen Wahrnehmung richtig liegen sollte, dürfte ein "polemisch bis beleidigendes Attackieren" des Martin Schulz diesem ehe nutzen als schaden.

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

Es ist doch erstaunlich, wie viele ein Gesellschaftsmodell vorziehen, in dem es immer mehr Menschen gibt, die nicht mehr von ihrer Hände Arbeit, trotz Vollzeitjob, leben können. Dies zu ändern hat nix mit Vollversorgungsmentalität zu tun, sondern ist eine Frage der gesellschaftlichen Stabilität, wenn man denn Wert darauf legt. Aber hier scheinen einige noch nicht die Warnzeichen in Form des rechts(radikalen) Populismus erkannt zu haben. Oder es ist ihnen egal.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

-6-
Ergänzung im ersten Satz:
"…bei all denen zu geben scheint, für die die SPD der Inbegriff alles Schlechten und Bösen ist,…"-

-7-
ThomasWeigle,
und all die sog. Neoliberalen und all die sog. Verfechter der Idee eines radikalen Kapitalismus wundern sich dann, wenn die Trumps, Le Pens, Wilders, Höckes bei den sich abgehängt Fühlenden bzw. bei den tatsächlich Abgehängten , bei von der Gesellschaft Ausgesonderten ihre Anhängern finden.
Sollte es M. Schulz gelingen, zumindest diese Tendenz zu stoppen oder sogar eine gegenteilige Entwicklung herbeizuführen, wäre allein das höchste Anerkennung wert -jedenfalls durch mich-.

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

@5 : Der Fluß heißt "die Wurm". Wir wollen ja hier nicht wie Schulz mit alternativen Fakten arbeiten.
Die (oder der?) Würm speist den Starnberger See (vorm. Würmsee) und ist m.W. auch der einzige Abfluß.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

#7 Thomas … Jein … Der Webfehler "linker" Ideologie ist die Messung der Wertschöpfung entweder nach "Zeit" bzw. "Handarbeit" … damit begibt man sich im internationalen Wettbewerb volkswirtschaftlich in eine unmittelbare Konkurrenz zu herstellenden Biilig- bzw. Niedriglohnländern.
Da helfen die beiden volkstümlichen Patentrezepte Abschottung gegen Importe und Umverteilung langfristig nicht, sondern sind der Vollgaskurs auf den Abgrund bei defekter Lenkung 😉
Die wesentlichen Wertschöpfungen geschen seit ca. den 50ern des letzten Jahrhunderts durch Wissensarbeiter (siehe z.B. Peter Drucker ff.) bzw. deren "Produkte, die eher Dienstleistungen sind.
Die Frage ist einfach gestellt: Geschiet die Erzeugung von "Wert" in der Fabrik oder beim Verkauf an den Abnehmer / Konsumenten? Wo wird was bezahlt? Was sind Kosten und was ist Einnahme / Ertrag?
Ich bin wahrlich kein Wissenschaftler, der dem historischen Determinismus viel heuristisches Potential zumisst. Aber wenn ich eines zurückblickend einsichtig finde, dann ist die Kombination von Land und Ideologie (im Sinne kontrafaktischen Handelns gemäß einer Wünschbarkeit – freundlich formuliert) vulgo national-SOZIALISMUS, so konstruktiv für Freiheit, wie Nitro & Glycerin. Ich sehe dabei strukturell die wesentlich größere Gefahr in der SOZIALISTISCHEN Zutat, denn diese hat auch in anderen Ländern Millionen das Leben gekostet, die mal so gar nicht Deutsch Nazi waren … eben weil die linke Ideologie den Webfehler in die Prämisse eingebaut hat: Sie hat, in Form der Arbeitswerttheorie, eine sehr problematische Annahme der Entstehung von Werten.

Die wirkliche politische Gefahr (für die Freiheit) ist die Kombination aus Unwissen, dem damit unmittelbar verbundenem Glauben an einfache Lösungen, Ablehnung von Veränderung und dem Wunsch nach starken Persönlichkeiten, die die "politische (Drecks-)Arbeit" (Partizipation und Bürgerlichkeit im praktisch politischen Sinne) für andere übernehmen (sollen).

Ich habe es schon mehrfach hier erwähnt. F. A. v. Hayeks Buch, Wege in die Knechtschaft. Es ist keine volkswirtschaftliche Arbeit, sondern eine Politikwissenschaftliche! Eine – leider – immer noch und immer wieder lohnende Lektüre, die zum kanonischen Wissen von politischen Akteuren gehören sollte. Der "gefühlte" Widerspruch von "Markt" und "Moral" ist ein Vorurteil mit der Konsequenz, das das Schmiermittel des sozialen Zusammenhalts zum Brandbeschleuniger wird: Öl auf die Glut und sich dann über die Explosion wundern und nach der Feuerwehr rufen 😉
Verkürzt kann man das z.B. hier nachlesen:
http://austrian-institute.org/das-bedingungslose-grundeinkommen/

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

@8: " bei den sich abgehängt Fühlenden bzw. bei den tatsächlich Abgehängten , bei von der Gesellschaft Ausgesonderten ihre Anhängern finden."
So oft Sie u.A. dies auch wiederholen: Der durchschnittliche Trump-Wähler ist weder arm noch ungebildet. Er fühlt sich in der Regel auch nicht "abgehängt" (Brechreiz-Vokalbular bester rot-grüner Prägung), er fühlt sich diffamiert (Fly-over-land), verachtet (weiße, alte, dumme Männer), lächerlich gemacht (das Lebensmodell Hausfrau & Mutter z.B. rangiert doch in der westlichen Wertschätzungsskala noch unter dick, doof & Schulabbrecherin). Falls Sie u.A. wirklich die Trump-, AfD-, oder LePen-Wähler wirklich zurückholen wollen, sollten Sie erst einmal die Menschen so nehmen, wie sie sind. Und vielleicht sollten Sie die Realität zur Kenntnis nehmen: Nicht jeder, der nicht "links" ist, ist automatisch dumm, ungebildet oder "abgehängt".

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

#11 Diejenigen, die diese Ressentiments stets wiederholen, bekommen irgendwann das goldene Werberabzeichen der bösen, bösen Rechtspopulisten 😉
Etikettierungen dieser Art dienen i.d.R. nicht der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Sachfragen, sondern der stigmatisierenden Deligitimierung (Anders)Denkender.
Das dies, unfreiwillig komisch und intellektuell wenig ernst zu nehmend, genau das diskreditiert, was man gerne "selbstverständlich" und / oder oft explizit für sich selbst in Anspruch nimmt, nämlich Demokratie, entgeht den simplen Schwarz-Weiss-Malern. Sozusagen 50 Schattierungen des Grauens als binäres Rasterbild in grober Auflösung 😉 Schaut man es sich genauer an, sind da nur Pixelchen.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Davbub
I c h will niemanden zurückholen.
Auffallend ist doch für jedermann, daß mit dem Steigen der Umfragewerte zu Gunsten der SPD und zu Gunsten von M. Schulz die Umfragewerte für die AFD deutlich zurückgehen; in einigen Umfragen kommt die AFD nur noch auf 8 %; was mich im übrigen noch mehr freut als die positiven Umfragewerte zu Gunsten der SPD und zu Gunsten von M. Schulz.

Und das , so scheint mir, hat u.a(!!). damit zu tun, daß die Menschen, so wie sie sind (!!) – z.B. der Hauptschüler, der ungelernte Arbeiter, die Verkäuferin, die per Mindestlohn bezahlte Friseuse, der Müllmann pp……– sich durch Martin Schulz wahr- und angenommen fühlen.

Wer, der nicht links ist, könnte denn und ggfls. warum, darauf kommen, daß z.B. Sozialdemokraten wie ich, ihn nur deshalb, weil er nicht zu den Linken zählt, für dumm, für ungebildet oder abgehängt betrachten könnte -sh. letzter Satz im Beitrag -11-.

Dass es der SPD nicht gelingen kann, auch nicht mit Martin Schulz an der Spitze, die völkisch-nationalistisch-faschistisch Gesinnten in der AFD und in ihrem Umfeld für sich zu gewinnen,ist wohl das was man eine Binsenweisheit zu nennen pflegt. Wenn sich dieser völkisch-nationalistische-faschistische "Bodensatz" in der Gesellschaft bei der Bundestagswahl in einem Wahlergebnis von bis zu 15 % für die AFD manifestieren würde, wäre das für mich a.) keine Überraschung, b.) keineswegs eine Gefahr für die freiheitlich-rechtstaatliche Demokratie, sondern würde c.) das widerspiegeln, was der gesellschaftlichen Realität entspricht. Eine solche Dokumentation dieser bisher in Deutschland weitestgehend geleugneten Realität mittels eine solchen Wahlergebnis wäre für die Demokratie "gut so". Sollte die AFD unter 1o % bleiben, wäre das ein Ergebnis, über welches sich alle Parteien jenseits der AFD unabhängig von ihren eigen Ergebnissen freuen könnten bzw. freuen sollten -und mit ihnen die übrigen 80% der Wähler

abraxasrgb
-1o-

Es könnte m.E. der Meinungsbildung durchaus dienlich sein, nicht nur Hayek zu lesen, sondern auch 'mal wieder "Das Kapital" von Karl Marx -15o Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes.
Manche seiner Prognosen oder Analysen haben sich als falsch erwiesen.
Manches ist für mich aber nach wie vor bedenkenswert, ja sogar gemessen an dem, was ist, faszinierend. Das gilt z.B. für die Wertebildung und den sog. Extra-mehrwert bis hin zu der Annahme, daß der Kapitalismus zwangsläufig zur Oligopol-Bildung neigt: "Die kleinen Firmen werden verdrängt, bis nur noch wenige Großkonzerne übrig bleiben, die die jeweilige Branche beherrschen und dann bleiben -lt. Marx- für die Kleinen nur "Produktionsnischen", für die sich "bestenfalls" die Großen sporadisch interessieren. Aus Zahlen des statischen Bundesamt läßt sich entnehmen, daß Großkonzerne 2o12 nur ein Prozent der deutschen Firmen ausmachten, diese aber für 68 % des Umsatzes aller Unternehmen/Betriebe sorgten, während 81 % aller Firmen sog. Kleinstbetriebe waren, die gemeinsam lediglich 6 % des Umsatzes generierten. Dabei ist -und das hat Karl Marx so nicht vorhergesagt-, von besonderem Gewicht, wenn es um "wirtschaftliche und damit um politische Macht geht", daß diese Großkonzerne mittlerweile die gesamte Wertschöpfungskette kontrollieren -von der Rohstoffgewinnung bis zum Absatz vor Ort-.
Das ist dann das Ergebnis der nach wie vor von den "Mehrheits-Ökonomen" absolut kritikfrei vertreten Meinung vom Funktionieren der "Marktwirtschaft" und eines jederzeit perfekten Wettbewerbes, der in der Realität und im Sinne der Vorhersagen von Karl Marx letztendlich dazu führt, daß dank dieses bedingung- und schrankenlosen Konkurrenzkampfes am Ende keine Konkurrenz mehr übrig bleibt.

Hayek lesen? Ja, macht nach wie vor Sinn. Karl Marx weiterhin zu ignorieren oder gar zu tabuisieren, macht keinen Sinn, obwohl ich Letzteres verstehen kann, denn so mancher "Mainstream-Ökonom" müßte registrieren, wenn er das Kapital lesen würde, daß Wesentliches in seiner eigenen Theorie obsolet ist.

Letztendlich, so meine ich, könnte es richtig gewesen sein, daß Deutschland sich nach 1945 für eine "staatlich gelenkte, staatliche gesteuerte" Marktwirtschaft entschieden hat, nicht nur, aber auch aus sozialen Gründen. Zu streiten wäre heute also weniger über Hayek und/oder Marx, sondern, darüber ob die Idee " der sozialen Marktwirtschaft" in Deutschland auch heute noch als Fundament der Volkswirtschaft von der Gesellschaft getragen und von den Parteien im Bundestag mehrheitlich vertreten wird und ob diese Idee im 22. Jahrhundert als überlebensfähig gilt oder eben nicht oder ob es nicht jetzt mehr denn je darum zu gehen hat, sich für die Idee der sozialen Marktwirtschaft zu engagieren -wider den radikalen globalen Kapitalismus mit all seinen menschenverachtenden Auswüchsen. Martin Schulz , so scheint mir, wäre jemand, der in der Bevölkerung glaubwürdig diese Idee von der sozialen Marktwirtschaft , von der Notwendigkeit staatlicher Lenkung des Wirtschaftsgeschehens vertreten könnte, u.a. mit der Aussage über die Notwendigkeit einer Reform der Agenda 2010 -nicht mit der Forderung, sie gänzlich aufzuheben!

Ich finde es wunderbar, ja sogar sensationell, daß bereits jetzt in Deutschland über politisch relevante Themen heftig diskutiert wird, über die wichtigsten politischen Aufgaben und Ziele in der Legislaturperiode 2o17 – 2o21 und über die für die jeweilige Zielerreichung am ehesten geeignet erscheinende Partei und vor allem darüber, welche politische Persönlichkeit dafür die "richtige" im Kanzleramt wäre. Die Plattform "Ruhrbarone" ist auch für eine solche Diskussion bestens geeignet! Also weiter so!, wünsche ich mir jedenfalls.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Die Linksliberalen sind die Hippies unter den Sozialisten. Mehr fällt mir im Moment nicht zu dieser Diskussion ein.

KE
KE
7 Jahre zuvor

Wir schreiben das Jahr 2017.
Ein Grossunternehmen wie Google weiss, das heute irgendwo auf der Welt eine Idee oder ein besserer Algorithmus das Imperium zerstören kann.
Viele Global Player der New Economy sind innerhalb von ein paar Monaten entstanden.

Wer möchte, kann seine Produkte auf dem heimischen Drucker produzieren lassen oder für die Masse in Fernost.

Was machen die dt. Autobauer, wenn die vielen Komponenten beim E Auto nicht benötigt werden?

Ok, im Ruhrgebiet der Heimat sozialdemokratischer Wohlfühlpolitik haben wir es geschafft, nur an Konzerne mit Gewerkschaft und Frühpensionierung mit Auffanggesellschaft und dann Daueralimentierung zu denken.
Im Jahr 2017 tickt die Welt anders. Die DDR hat gezeigt, wie lange ein Staat existiert, der nur aus dem Bestand und dem Verwalten des Nichts leben kann.

Der Malocher weiss, wie der Markt tickt. Er spürt den Druck der Globalisierung mit vielen hungrigen Marktteilnehmern. Er weiss auch, dass die paar Monate AlG 1 mehr, die die Spd verkauft, nicht helfen wird. Die Friseuse hat andere Sorgen. Welches Vermögen soll denn hier unangetastet werden. Mit der Zuwanderung wird sich der Druck verschärfen. Frisieren ist ein typischer Neueinsteigerjob mit wenigen Markteintrittsbarrieren. Das gilt für viele Handwerker.

http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/ploetzlich-70-000-fliesenleger-statt-5000-wanderarbeiter-aus-eu-ausland-in-deutschen-staedten-waechst-das-heer-der-tageloehner_id_6727664.html

Ökonomische Theorien? Ich habe bisher keine gefunden, die sich nicht schnell widerlegen liess. Wirtschaft ist chaotisch. Mit Fünfjahresplänen lässt sich dieses Chaos auch nicht bändigen, wenn man wettbewerbsfähig bleiben will.

Welche Lösungen hat also die Spd mit Schulz und Kraft? Bisher kenne ich keine. Die Altlasten der beiden zeigen aber, dass sie vermutlich nicht die richtigen Rezepte für Nrw oder Deutschland finden werden.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Für mich als SPDler registriere ich eine mir wohltuende Aufgeregtheit der Anti-Sozialdemokraten -von ganz links, aus der sog.Mitte, bis ganz rechts.

Neben dem lesenswerten Hayek -sh.1o- könnte sich auch 'mal wieder das Lesen des Kapitals von Karl Marx lohnen, nicht nur deshalb, weil der erste Band dieses Werkes vor 15o Jahren erschienen ist, sondern weil z. B. die marxschen Aussagen über die Bildung von Kapital durch ständiges Investieren, angetrieben vom sog. technischen Fortschritt und im Kampf um die permanent notwendige Überlegenheit, wenn es um den technischen Fortschritt geht, tagtäglich ihre Bestägigung finden, sondern z.B. auch wegen der marxschen Auffassung über die Notwendigkeit, als Unternehmer immer produktiver sein zu müssen als die Konkurrenz -sh. die heutige Auslagerung der Produktion in sog.Billiglohnländern, um die Produkte dann billiger verkaufen zu können als die Konkurrenz -sh. dazu den von Marx verwandten Begriff des "Extra-Profites". Wenn man das Kapital heute liest und dabei auch auf die Vorhersagen von Marx über die in einem kapitalistischen System zwangsläufig sich ergebende Oligolpol -Bildung kommt, wird man zu registriern haben, das exakt das eingetreten ist -2o12 machten sog. Großbetriebe zwar nur 1 Prozent der Firmen in Deutschland aus generierten aber 68 Prozent des gesamten Umsatzes, während es 88 % Pronzent an sog. Kleinsfirmen gab, die nur auf 6 Prozent des gesamten Umsatzes kamen. Der nach wie vor behauptete freie Wettbewerb in der Marktwirtschaft sorgt also -wie von Marx prophezeit- dazu, daß die ungesteuerte, daß die ungezügelte Konkurrenz dazu führt, daß letzendlich keine Konkurrenz mehr übrig bleibt.

Ich gehe davon aus, daß im jetzt anlaufenden Wahlkampf nicht über Hayek und/oder Marx diskutiert werden wird, sondern darüber, ob , wie und durch wen am ehesten gewährleistet werden könnte, daß das "Soziale" in der sog. Marktwirtschaft wieder den Stellenwert bekommt, das ihm in einer Gesellschaft zukommen muß, die sich in ihrer Verfassung für den s o z i a l e n Rechtstaat ausgesprochen hat -nicht für einen kapitalistischen.
Martin Schulz , so scheint mir, wird von den Menschen als jemand wahrgenommen, der sich -glaubwürdig- der Idee vom s o z i a l e n Rechtstaat verpflichtet fühlt und der daraus praktische Konsequenzen ziehen will, z.B. durch eine Reform der Agenda 2o1o.

Zudem -sh.Wertschätzung eines jeden Menschen -11-, wird offenkundig Martin Schulz von vielen Menschen, die sich bisher durch die Politik, durch die Politiker nicht wertgeschätzt fühlten, als jemand wahrgenommen, der frei ist von Überheblichkeiten, von Arroganz, der -im weitesten Sinne- als einer von ihnen, als einer unter ihnen wahrgenommen wird.

Das Aufgeregtsein der Anti-SPDler ist für mich ein Hinweis darauf, daß die SPD und Schulz auf einem "guten Wege" sind -Ende offen!!
Für mich erfreulich und gemessen an den beiden letzten Wahlkämpfen geradezu sensationell ist es, daß bereits heute über die wichtigsten politischen Ziele der Parteien in der Legislaturperiode 2017-20 21 und vor allem über die wichtigsten Protagonisten im Wahlkampf gestritten wird, d.h. die zweimal mit Erfolg praktizierte "Einschlaftaktik von Frau Merkel" scheint obsolet zu sein; und das finde ich gut.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

-15-bitte löschen!!!!
Ich habe den Beitrag geschrieben, weil der Beitrag -13- nicht veröffentlicht war; sorry.

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

@ 13:"Und das , so scheint mir, hat u.a(!!). damit zu tun, daß die Menschen, so wie sie sind (!!) – z.B. der Hauptschüler, der ungelernte Arbeiter, die Verkäuferin, die per Mindestlohn bezahlte Friseuse, der Müllmann pp……– sich durch Martin Schulz wahr- und angenommen fühlen."
Das wage ich zu bezweifeln: Die Versprechungen, die Schulz macht, richten sich doch in erster Linie an die Mittelschicht, der er z.B. die Befreiung von KITA-Beträgen verspricht.
Da wird so mancher verbeamteter AfD- Anhänger den Weg zurück zur SPD finden. Das hilft der aufstockenden Friseuse nicht, weil Geringverdiener eh' keine bezahlen müßen (nebenbei werden die Besserverdienenden beschenkt).
Auch das Verlängern der Bezugszeiten für das Arbeitslosengeld sind doch Wohltaten für einen ehemals über lange Zeit gut verdienenden Teil der Arbeitnehmerschaft. So wird der langjährige Opel-MA besser gestellt als der ungelernte Arbeiter. Schultz will die Probleme der 21. Jahrhunderts mit zu Recht beerdigten Mitteln der 80er-Jahre lösen.
Die einzige Entlastung für Geringverdiener kann nur über eine Senkung der Sozialbeiträge erfolgen. Da dies aber entweder zu einem höheren Steuerzuschuß oder zu einer Erhöhung der Beiträge der anderen Versicherten führen wird, bin ich darauf gespannt, wie Schulz dies lösen will und wird.
Der Mindestlohn war bis vor kurzem noch eine vielgepriesene Errungenschaft der SPD, bei Ihnen hört sich das an wie Hartz-IV.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Helmut Junge,
-14-
wenn meinst , mich als "linksliberalen SPDler" als Hippie bezeichnen zu müssen und ich 'mal etwas verkürzt und salopp den Hippie als einen unkonventionellen Menschen definiere, der ehe dazu neigt, gegen als mit dem Strom der Mehrheitsmeinung zu schwimmen, dann stimme ich Dir ausdrücklich und zudem sehr gerne zu.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

# 13 Walter Stach
Ich fange mal "unten" an. Vielen Dank für den Literaturtipp. MEW habe ich in meiner Jugend gelesen und später dann selbst dialektischen und historischen Marxismus geschult. Die blauen Bände stehen auch heute noch in meiner Bibliothek. Einige der Briefwechsel und die sehr späten "Ergänzungsbände" habe ich tatsächlich nicht gelesen. Ja, ich war mal in der SPD (und JuSo) und bei den Falken, bei denen ich Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten gemacht habe. Die Konklusion: Ich habe auch schon Mal in meinem politischen Leben meine Stimme an Funktionäre der SPD "abgegeben" … die haben aber oft damit etwas (zu oft) damit gemacht, mit dem ich nicht übereinstimm(t)e.
Zur MEW / "Das Kapital" Lektüre gehörte(n) auch die Bände, die als "Theorien über den Mehrwert" bezeichnet werden. Alles nett, aber es basiert eben auf sehr, sehr problematischen Prämissen. Wenn man, den methodologischen Regeln der Wissenschaft entsprechend, Prämissen als falsch erkennt, kann es, schon gemäß der einfachen Aristotelischen Logik, keine richtige / wahre Konklusion geben.
Ex falso quodlibet.
Prima facie hat Marx eben auch Unrecht, denn bislang ist die Marktwirtschaft, im linken Jargon "Kapitalismus" (was, nebenbei, etwas völlig anderes ist), nicht an ihren inneren Widersprüchen zugrunde gegangen. Und die "Revolution" ist immer noch nicht passiert. So ist das mit Vorhersagen, sie sind schwierig, besonders dann, wenn sie die Zukunft betreffen 😉
Die Kommentare eines Blogs sind auch kein Ort für eine fundamentale Bewertung polit-ökonomischer Theorien – zumindest für mich 😉
Eines ist an den linken "Werttheorien" meistens fundamental falsch: Volks- bzw. Markt-Wirtschaft ist eben kein Nullsummenspiel. Ebenso Einkommensverteilungen oder Vermögenszuwächse.
Das ich bestimmte Erscheinungen der aktuellen Wirtschaftssituation, wie z.B. die deutsche Immobilienblase (Stichwort Betonvergoldung durch zu niedrige Zinsen, Fiatgeld etc.) sehr skeptisch sehe und für mich wichtiger sind, als "Gerechtigkeitsgefühle", mag meiner persönlichen, sehr bewusst beschränkten, Sichtweise und Interessen geschuldet sein. Einer der wenigen Punkte, die ich ebenso kritisch sehe, wie sie, ist die Agenda 2010 / Hartz IV. Allerdings sehen meine bevorzugten Lösungsvorschläge vermutlich anders aus. Ich habe z.B. bei einem anderen Sozialdemokraten Thilo Sarrazin, einem Ökonomen und Finanzexperten, dazu besseres gefunden, als bislang bei ihnen. Sie merken, ich lese also auch noch andere "Sozis", nicht nur Marx.

Ich ordne mich selbst auch keiner einzelnen Partei oder politischen Position zu, werde aber oft in falsche Schubladen gesteckt 😉 Von z.B. Ralf Dahrendorf, Paul Feyerabend etc. habe ich gelernt, dass selberdenken viel mehr Spaß macht und abwechslungsreicher ist, als einen Standpunkt zu haben oder sich zu einer "Denkschule" zu "bekennen" oder kategorisch bestimmte Ideen, seien sie linker, rechter oder liberaler Provenienz, abzulehnen. Selbst ein Linker kann in einer Sachfrage die richtige oder bessere Idee haben 😉

Die Bemerkungen zu Wertschöpfung und Unternehmensgröße vergessen z.B den für NRW fundamentalen Faktor der Unternehmen des Mittelstandes und Angabe der Kenngrößen für die getroffenen Unterscheidungen und Kategorien (Mitarbeiterzahlen, Umsatz, Marktpostionierung etc.). Ich habe beruflich mit vielen Mittelständlern, einigen Unternehmensgruppen und wenigen Konzernen zu tun. Das liegt an meinem Gebiet und an der Anzahl der möglichen Kunden in einer Branche. Na und? Daraus ziehe ich keine allgemeingültige Konsequenz *für den Leser unsichtbar mit der Schultern zucke*. Dabei gibt es Mittelständler die absichtsvoll eine extrem geringe "Fertigungstiefe" haben, sondern, für Deutschland, als rohstoffarmen Land, typisch, ihre Alleinstellung in einer spezifischen Veredelung oder kundenspezifischen Maßanfertigung bis hinunter zur "Losgröße 1" haben. Damit sind sie gegenüber Mitbewebern und Marktschwankungen extrem resilient. Konkurrenz und Wettbewerb führen zu einem differenzierten Markt. Man muss Vielfalt nicht mögen, aber ich lebe lieber als Säugetier (Homo Sapiens) im Dschungel der Wirklichkeit, als in einem Ameisenstaat 😉

Denksportaufgabe am Rande: Wie kann es – für sie vermutlich problematischer, als für mich – sein, dass es anscheinend Wähler gibt, die wahlweise AfD oder SPD wählen würden (wenn man Umfragen für relevant hält)? Sind sich am Ende linke und rechte Positionen strukturell ähnlicher, als es die jeweiligen Konkurrenten (Funktionäre) wahr haben wollen? Für mich trivial wahr, für sie wahrscheinlich undenkbar?

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Selbstwahrnehmung ist ein komplizierter Vorgang, der sich deutlich von der Wahrnehmung Anderer unterscheiden kann. Aber gut aufgefangen den Ball, der aus meiner Sicht, gar nicht in deine Richtung flog.

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

Es ist ja nicht neu, dass es Wechselwirkungen von links nach rechts und umgekehrt gibt. Den gab es in der Endphase der Weimarer Republik zwischen Nazis und Kommis und gibt es heute zwischen SPD/PdL und AfD. Die entscheidende Frage ist: wie stoppen wir die Armut, denn diese zerfrisst die Grundlagen unserer Gesellschaft, unseres Staates. Jede Maßnahme künftiger Politik wird sich daran messen lassen müssen., wie erfolgreich sie die wachsenden Armut bekämpft. D.h. um Gottes Willen nicht eine Revitalisierung marxistisch-leninistischer Politikmodelle, die waren zu blutig und zu ineffektiv.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Davbub -18-
Ich weiß nicht, ob meine Mutmaßungen darüber, wen M.Schulz letzendlich "für sich gewinnen" wird, zutreffen werden -Z. B. den ungelernten Arbeiter, den Bezieher eines Mindestlohnes, die gerinfügig beschäftige Friseuse usw., Menschen, die möglicherweise bisher nicht gewählt oder die AFD gewähtl haben.
Wissen wird man das erst nach Auszählung der Stimmen und nach Auswertung des Wählerverhaltens.

abraxasrgb -2o-
Ich habe Ihre Replik auf meinen Beitrag mit großem Interesse gelesen und formuliere dagegen keinen Widerspruch, was wiederum nicht besagt, daß aus meiner Sicht darüber nicht zu diskutieren wäre, aber…sh.auch Ihre Bemerkungen zur Begrenztheit der Diskusson in einem Blog.

Zum letzten Absatz:
Ich kann nicht erkennen, was es hier für mich zu denken geben könnte.

Für mich ist es "Fakt", daß Menschen, die den sog. sozial schwachen und die den sog. bildungsfernen Schichten zuzuordnen sind, ehe von den Politikern erreicht werden, die mit einfachen Worten und in ihrer Sprache zu vermitteln versuchen, was sie wollen und was sie vornehmlich für sie zu tun beabsichtigen, und zwar ganz konkret. Insofern hat Arnold Voss mit der Überschrift über den hier diskutieren Kommentar und bezogen auf diese Wählerschicht exakt das angesprochen, worum es Schulz und die SPD auch (!!) zu gehen hat, nämlich um Populismus und diesen in Konkurrenz zur AFD.
Im Gegensatz zur AFD hat die SPD dabei stets zu bedenken, daß sie über diese Wählerschicht hinaus andere Wähler erreichen muß ,und zwar primär diese, weil nur diese für Mehrheiten sorgen können, Und das sind mehrheitlich Wähler, die sehr wohl darum wissen, was aus populistischen Erwägungen geboten sein und vertreten werden kann und was das Maß des insofern Gebotenen und Vertetbaren überschreiten könnte.

-21-
Helmut Junge,
ich werde ganz sicher in den nächsten Tagen im Bekanntenkreis darum bitten, über mich altem Sack als Hippie nachzudenken unter dessem Äußeren sich ein "links-liberaler Sozialdemokrat" verbirgt. Es war jedenfalls eine von Dir sehr gelungene Charakterisierung.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Thomas Weigle -22-
einverstanden.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Thomas Weigle,
wenn der Vorsitzende (?) des sog. paritätischen Wohlverbandes Schneider heute den neuesten sog. Armutsbericht vorstellt mit der Überschrift, daß die sog. Armutsquote den Höchsstand seit der Wiedervereinigung erreicht hat und daß Schneider dieses verkündet und kommentiert, als engagiertes Mitglied der LINKEN, dann wird damit deutlich gemacht, daß es Schulz und die SPD im Wettstreit der Populisten zu tun haben mit der LINKEN auf der einen und der AFD auf der anderen Seite.
Umso wichtiger und umso schwieriger werden es Schulz und die SPD haben, sich, gegen die Populisten von ganz links und ganz rechts zu behaupten. Dass das nicht allein mittels einer "nüchternen Faktenanalyse und mit einer Beschreibung realer politischer Möglichkeiten von Problemlösungen geht" weiß jeder und hat folglich seinen Wahlkampf entsprechend zu organisieren und vor allem Menschen zu finden, die bei "jedermann" in ihrer verbalen und nonverbalen Kommunikation ankommen, die als volkstümliche Typen wahrgenommen werden. Letzteres scheint der SPD mit Martin Schulz gelungen zu sein.

Nicht zu vergessen ist bei der Populismus-Debatte, daß sich selbstverständlich auch die Volksparteien CDU/CSU in besonderem Maße zu bemühen haben, populär zu sein und sich deshalb -selbstverständlcih-der Mitteln und Möglichkeiten des Populismus bedienen.
Grüne und FDP können sich weniger Volkstümlichkeit leisten, müssen nicht dramatisieren, um den Massen zu gefallen, sondern können sich darauf beschränken, in "wohlgeformten, möglichst nicht für jedermann verständlichen Worten" das Wohlgefallen eines relativ kleinen Kreises, also ihrer jeweiligen -potentiellen?- Anhängerschaft zu gewinnen.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Bei der Diskussion um die "Gerechtigkeit" finde ich es immer wieder bemerkenswert, dass jeder meint, er habe genügend Kompetenz, Wissen und Intelligenz. Da "fühlt" sich (fast) niemand durch die größere "Menge" anderer beeinträchtigt 😉

"Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel."
Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse

Hans Meier
Hans Meier
7 Jahre zuvor

Wer hier alles die SPD schönschreibt, dass müssen überzeugter genossen sein die ein Bein auf dem Trittbrett haben, siehe was andere Blogs berichten http://www.achgut.com/artikel/deutschland_gemuetlich_beim_kerzenschein

trackback

[…] Gegen Populismus hilft nur Populismus: Warum die Sozialdemokratie wieder im Rennen ist. Von Arnold Voss | Ruhrbarone vom 02.03.2017 […]

KE
KE
7 Jahre zuvor

Gerechtigkeit?
Was soll das sein? Gleicher Lohn für alle? Jeder Stürmer in der Bundesliga bekommt das gleiche Gehalt?
Warum haben gewerkschaftlich gut organisierte Sparten Mondlöhne, die dann durch Lohnkürzungen via Leiharbeit, Werksverträge oder beim 08/15 Angestellten ausgeglichen werden.
Warum verdient man am Fliessband beim Autoschrauben mehr als im Einzelhandel?
Es gibt diese Differenzen, jeder kann seine Chance suchen.

Der Aufstieg sollte durch Bildung kommen. Da hilft es nicht, von Investitionen zu reden. Das kann die Spd jetzt machen. Sie ist in vielen Ländern verantwortlich , setzt dort aber andere Prioritäten. Hier sind die lächerlichen Ausgaben für Bildung in Nrw zu nennen.

Nicht nur theoretisch über Chancengleichet/Gerechtigkeit reden.
MACHEN

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold … ich habe nie behauptet kein Bildungschauvi zu sein … aber kein Beamter 😉

Ich stimme Dir wiederum zu, das Problem der sozialen Undurchlässigkeit ist nicht zu leugnen mit allen seinen Konsequenzen. Wir unterscheiden uns in der Bewertung der Ursache. Mir ist eine Mediokratie, als Herrschaft der Mittelmäßigkeit, zuwider. Zweitklassige Leute dulden nur drittklassige neben / unter sich usw. usw. Das ist eine strukturelle Abwärtsspirale. Insofern könnte Deutschland ein Wille zur Exzellenz aus der Patsche helfen … aber das wird realistischerweise nicht passieren. Außer in völlig innovativen Millieus, die eventuell genug monetäre und mediale Macht erreichen, um den postiven Effekt für alle zu vermitteln und erlebbar machen. In der von mir (und Dir, wenn Du ehrlich bist) aus verschiedenen Gründen sehr geschätzten, aber auch kritisierten, angelsächsischen Welt ist die soziale Dynamik und Durchlässigkeit (noch) größer, als in diesem immer noch latent feudalen Obertanen-Staat, mit einer zu braven Untertanen "erzogenen" Bevölkerung. Talente müssen nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden. Sonst verkümmern sie.

Ich habe zwar Mitleid, aber wenn ich lese, ab welcher "niedrigen" Summe verfügbaren monatlichen Einkommens, man z.B. im Ruhrgebiet als statistisch reich gilt, dann muss ich sauer dreinschauen. Reich ist in meiner Welt definitiv etwas anderes 😉 Es sind, wenn ich mich richtig erinnere etwas mehr als 3500 € monatlich verfügbares Einkommen (bei einem Single)! Das ist nicht zynisch gemeint! Zumindest gehört man damit zu den oberen 10 % … Das heisst, die wirkliche Spreizung zwischen "Arm" und "Reich" ist ein recht schmales Intervall. Ich bin der wirtschaftlichen und politischen Auffassung, dass eine Gesellschaft mehr und größere Unterschiede braucht, um dynamisch Innovationen hervor zu bringen. Ich verwechsle jetzt nicht Einkommen mit dem von Dir erwähnten Besitz bzw. Vermögen, das ist ein gänzlich anderes Thema.
Hier in Deutschland wird nivelliert und pädagogisiert und zu struktureller Hilflosigkeit erzogen und verwaltet.
Vor diesem Hintergrund, den Du vermutlich anders bewertest oder siehst, ist meine Abneigung gegen ein "mehr von demselben" (das nicht wirksam ist, außer emotional) in quantitaver Hinsicht (länger Hartz IV z.B.) die Krankheit ist, die vorgibt die Heilung zu sein. Das Problem ist nicht (nur) die monetäre Armut, sondern die geistige Armut unserer Funktionäre und die strukturelle Dummheit des Systems (z.B. Hartz IV, das ich als soziale – und für die davon "Betroffenen" psychische – Sackgasse sehe).
Das ich völkische generell scheißendumm finde und auch für mich existentiell gefährlich, sollte klar sein, wenn ich anmerke, dass ca. 2/3 meiner Familie ethnisch / phänotypisch erkennbar nicht biodeutsch ist.
Aber ich sehe keine strukturellen Unterschiede zwischen rechten und linken Sozialisten. Viel zu viel Staat, viel zu wenig Freiheit und damit verbundene Verantwortung.
Abgsehen davon wird ein mehr von linker Gefühlspolitik für Fremde (Asylanten, Migranten) in Verbindung mit sozialer Großzügigkeit nur die Propaganda Maschine der braunen Idioten ölen. Das ist die Dialektik, der viele grün/rote sich als zynische Wahrheit, versuchen als Erkenntnis zu entziehen oder nicht fähig sind, sie zu begreifen. Ressentiment ist auch ein Gefühl, das politisch gerne als Trumpf gespielt wird. Sorry. YMMV

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold … ich "predige" bestimmt keinen buchstäblichen Hayek. Ich habe ihn vorwiegend erwähnt, weil ich "Wege in die Knechtschaft" wirklich wichtig gut finde(sic!). Es ist ja nicht so, dass mich die derzeitige Situation in Deutschland nicht interessierte, aber mir fiele es im (Apltraum) nicht ein, bei Hayek die allein seelig machende Weisheit oder Wahrheit zu finden.
Allerdings solltest Du die Forderung nach mehr – auch wirtschaftlich – liberale(re)n Prinzipien nicht gleich wieder als Marktradikalismus missdeuten. Ein wenig mehr Freiheit in vielen Bereichen würde in der Summe viel Freiheit für die meisten bedeuten. Das finde ich ausreichend. Etwas weniger Nanny-Staat (Euphemismus) ist nicht gleich ein Nachtwärterstaat, der die – tatsächlich – abgehängten unter der Brücke erfrieren und verhungern lässt.
Wobei ich zugebe, man kann das von Dir zitierte nicht von einer gewissen Sympathie meinerseits freisprechen … sind Lohnerhöhungen, Hartz IV -Versprechen etc. nicht auch das, was Hayek in dem von Dir zitierten kritisiert? Es wird nicht weniger wahr, wenn das beschriebene System von einer parlamentarischen Mehrheit praktiziert wird? Am I wrong?

Da ich, wie Nietzsche, ein Denksystem für einen Mangel an Rechtschaffenheit halte und daher eine Vorliebe für aphoristisches Denken (und Schreiben habe), noch zwei davon:

„Der Revolutionär* ist zu guter Letzt ein Individuum, das es nicht wagt, allein auf Raub zu gehen.“
„Bei den demokratischen Wahlen wird darüber entschieden, wen zu unterdrücken statthaft ist.“
Nicolás Gómez Dávila

*Hinzufügung von mir ("linke Revolutionär"), einem Reaktionär, wie Dávila, wäre es nie in den Sinn gekommen, dass es auch andere Revolutionäre geben kann 😉

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold
Salomonische Provokation: Die Demokratie korrigiert sich genau so wenig selbst, wie der Markt 😉

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Doch, solange es freie Wahlen gibt. Und ohne freie Wahlen handelt es sich nicht mehr um eine Demokratie. Aber natürlich muss die freie Wahl auch gewollt und notfalls gegen ihre Gegner verteidigt werden. Das nennt man dann eine wehrhafte Demokratie. Demokraten werden nicht als solche geboren. Aber wenn sie welche geworden sind, sorgen sie, im Gegensatz zu ökonomischen Wettbewerbern, aus eigener Motivation dafür, dass die demokratischen Spielregeln eingehalten werden. Wettbewerber akzeptieren die Regeln des Marktes dagegen nur dann, wenn sie erheblich Strafen bei der Nichteinhaltung riskieren.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Ein Lebewesen lebt ewig, denn wenn es nicht mehr leben sollte, ist es eben kein Lebewesen mehr.
Wenn ich das auf die Demokratie übertrage, kommt das heraus, was du in (37) schreibst.
Kurz, es sind schon Demokratien gescheitert.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold
Vorschlag zu einem Gedankenexperiment
Stell Dir das parlamentarische System als "Markt" vor und Wahlkampf als Wettbewerb um Stimmen.
Wird es dann plausibler?

Du kannst, natürlich, das Verfahren der "Stimmabgabe" und "Handlungsdelegation" per se als sakrosankt und unfehlbar bewerten. Das vernachlässigt meines Wissens nach, aber den Faktor, dass die prozedurale Demokratie mit dem eingebauten Risiko leben muss, dass sie qua system- und regelkonformer Entscheidungen, selbst ausgehebelt bzw. abgeschafft werden kann.
Die Selbstanwendung demokratischer Entscheidungen auf die prozedurale Demokratie bedarf eines selbst – systembedingten – anders gearteten Standpunkts, um die Ziele mit deren Erreichung abzugleichen. Mathematisch gibt es die "Null" und das Verfahren der Division. Die Kombination beider ergibt nur manchmal ein mathematisch schwer zu fassendes Ergebnis. Der Wegweiser geht nicht den Weg, den er weist.
Praktisch heisst das, man könnte, um im Gedankenexperiment zu bleiben, die politische Form der Demokratie durch eine demokratische Entscheidung abschaffen. Das ist strukturell im Verfahren angelegt. Der Selbstwiderspruch und dieses immanente Paradox, wird, im Idealfall, zum Agens des demokratischen (Meinungs-Austausch-)Prozesses selbst.

Übrigens bin ich der Auffassung, dass sich "Demokratie" und das, was Du vermutlich unter "Kapitalismus" verstehst, nicht, oder wenn, dann nur sehr unterkomplex, voneinander getrennt denken lassen, weil sie strukturell gekoppelt sind. Demokrat wird man nicht durch fremde Wahlentscheidung, sondern nur durch eigene Bemühungen. Man wird nicht zum "Demokraten" gewählt, sondern man entschliesst sich, einer zu sein, der die Spielregeln befolgt. Die erste Tugend eines Demokraten, sollte meiner Meinung und Haltung nach, sein, dass er ein "guter Verlierer" sein sollte!

Die meiner Meinung nach derzeitige Idiotie vieler politischer Akteure besteht darin, immer mehr Bereiche des individuellen Lebens zur Disposition der verbindlich werdenden (Mehrheits-)Vorstellungen anderer zu machen. Das führt, wie ich derzeit konstatiere, zu – für mich sehr verständlichen, aber partiell nicht geteilten – Ablehnungen, nicht nur dieser "Übergriffigkeiten", sondern gleich – aus welchen Gründen auch immer – zur Ablehnung des Systems und dem immer lauter werdenden Ruf nach "Alternativen"(sic!) – seien sie nun grün, blau oder braun im politischen Farbkreis.
YMMV

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold, es ist ein simples Prinzip:
One man, one vote. Two men, more power, than one 😉

Du hast völlig Recht, wenn im "Wettbewerb" um die besseren Ideen, sich eine über den Zweck – menschliche Freiheit – eine Idee (Theorie) verabsolutiert und andere – qua Herrschaft – ausschliesst, wird es totalitär bzw. in meinem Vokabular Ideologisch.
Das gilt für Chile, China, Kambodscha, Sowjetunion, besonders unter Stalin, Nationalsozialismus in Deutschland und viele andere tragische, fatale historische Beispiele. Wenn die Wirklichkeit , um den Preis vieler Menschenleben, an die Theorie angepasst werden soll, dann muss man den Murx eben wieder vom Kopf auf die Beine stellen 😉 #scnr

In der ökonomischen Marktsituation können sich Unternehmen sehr wohl, durch Konzentration auf ihre "ökonomische Nische", z.B. durch Kundenbindung, einen Überlebensvorteil erarbeiten. Damit entkommen sie dem (selbst)zerstörerischen) Hamsterrad-Wettlauf um geringere Stückkosten oder niedrigere Preise. Das Prinzip, das Du mit Kant beschreibst, worin ich Reziprozität erkenne, ist einfach gefasst: Der klügste (und erfolgreichste) Egoist, ist ein Altruist. Wenn das politische und ökonomische System miteinander verwoben sind, dann gilt dieses Prinzip in beiden Sphären. Es ist dann wohl eine Binsenweisheit, dass der Mensch erschöpfend, weder mit rein ökonomischen, noch mit rein politischen Kategorien hinreichend in seiner elementaren Möglichkeit zur Freiheit beschrieben werden kann. Die Zustimmung zu dieser einfachen These ist allerdings alles andere als trivial 😉

Der Exkurs hier, hat wirklich Spaß gemacht! Selbst wenn ich Deine Präferenz für St. Martin nicht teile, sehe ich in diesem "Säulenheiligen" die Möglichkeit eines klugen Handelns, indem man über ihn streitet 😉

Demokratie ist, wenn unsere unterschiedlichen Meinungen als Freunde auseinander gehen.
Ernst Jandl

trackback
7 Jahre zuvor

[…] Gegen Populismus hilft nur Populismus: Warum die Sozialdemokratie wieder im Rennen ist. Von Arnold Voss | Ruhrbarone vom 02.03.2017 […]

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

The fundamental cause of the trouble is that in the modern world the stupid are cocksure while the intelligent are full of doubt.
Bertrand Russell

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

, Ich habe früher viel und gern Russel gelesen. (ganz früher)
Bertrand Russell hat den zitierten Satz vermutlich nicht auf Parteien gemünzt. Und wenn, dann eher aus linker Position heraus. Ansonsten stimmt der Gedanke auch mit meinen persönlichen . Beobachtungen von Personen gut überein. Aber so ist die Welt nun mal, und so funktioniert sie. Gäbe es nur die ewigen Zweifler, wären wir vielleicht schon ausgestorben. Und gäber es nur die Stupiden Sicheren, möchte ich nicht leben.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

There are a lot shades of grey between the stupid and the intelligent. Even for philosophical fundamentalists. 🙂

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

Solange die "Intelligenten" glauben, die "Dummen" belehren – statt überzeugen-, über sie -statt mit ihnen-, von oben nach unten zu denken und schauen -statt (Achtung: life-style-Floskel) auf Augenhöhe die Begegnung zu suchen-, zu müssen, weiß ich oft nicht, welche der beiden Gruppen mir unsympathischer ist. Zumal Intelligenz erst einmal neutral zu bewerten ist. Sie sagt nichts aus über z.B. die Lebensklugheit, die Empathiefähigkeit oder die sozialen Kompetenzen eines Menschen aus.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

Arnold
"Philosophical fundamentalist" ?
Der ist ab jetzt in meinen Aktivwortschatz aufgenommen!
Die fünfzig Abstufungen des Grauens … zwischen Schwarz und Weiß.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Schwarz-Weiß Denken gibt es bei vielen Spielen, wie Schach, Dame, Mühle etc. Bei denen ist ein "Miteinander" schon von der Spielidee her, nicht vorgesehen. In dualistischen Religionen, wie dem Mazdaismus, wo sich gut und Böse kämpfend, in etwa gleichwertig gegenüberstehen, ist auch kein Kompromiß in Sicht. Überträgt man soche dualistischen Denkgebäude auf menschliche soziale Gebilde, gibt es über kurz oder lang Krieg. Weil die Menschen aber zwischen den Kriegen auch Zeiten friedlichen Zusammenlebens haben wollen, haben sie die Grauwerte erfunden. Durch diese Grauwerte ist das menschliche Denken allerdings auch viel Komplexer geworden. Ist doch scön.

Werbung