Geht doch: Endlich mal ein Imagefilm über das Ruhrgebiet, der nicht peinlich ist


Die Stiftung Industriedenkmalpflege hat einen Film über das Ruhrgebiet gemacht. Und es ist ein kleines Wunder geschehen: Er ist nicht peinlich wie viele andere Produktionen. Mir hat er gut gefallen, die Zitate sind gut ausgewählt, die Bilder sind schön. Gedreht hat ihn Zeitlupe aus Gelsenkirchen.

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der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Frank Bürgin hat den Bogen raus, wie man so schön sagt. Gelsenkirchenern dürfte der Name noch von den Heimatabenden ein Begriff sein, an denen er vor gut drei Jahren die Essenz der seit 1951 produzierten Stadtfilme auf sehr spannende und unterhaltsame Weise präsentierte. Auch in diesem neusten Imagefilm steckt sehr viel Gelsenkirchen drin. Da kann man echt nicht mäckern…

Wolfgang Wendland
11 Jahre zuvor

Das ist sicher ein gut gemachter Image-Film, aber eben ein Image-Film. Ein Film also, der auf schöne Bilder und schlüssig vorgetragenen Unsinn setzt wo Argumente fehlen. Aber wenn man sich das Dingen genau ansieht werden einige Grundsätzliche Probleme des Ruhrgebiets deutlich:

– Die Grundannahme das aus eine Quntität eine Qualität entstehen kann – das Ruhrgebiet unterscheidet sich nicht kulturell sondern bestenfalls in der Größe vom Chemiedreieck Leuna-Buna-Bitterfeld, nur dass dort die Qualifiziertere Arbeit geleist wurde. (Z. B wurde dort der Farbfilm erfunden hier nur die Plastiktüte)

– Es wird so agiert so als hätte es den Satz „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“
nie gegeben.

– Der Begriff Arbeit wird mit bloßer Erwerbstätigkeit verwechselt.

– Das Ruhrgebiet wurde geprägt von Leuten, die hier hin gekommen sind, als es sich wegen der Kohle lohnte. Leute die vielleicht heute nach China oder sonst wo hin gehen würden, die aber sicher nicht ihre Zukunft in der Gerontokratie Ruhrgebiet suchen würden.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Wolfgang

Mit Deiner kritischen Anmerkungen hast Du sicherlich recht, aber der Versuch sich bei der Außendarstellung endlich mal von dieser Fußballstadien- und Schrebergartenkompatiblen Grönemeyerromantik zu lösen, ist es allemal wert.

Aporpos „Leuna-Buna-Bitterfeld“. Da gab es vor vier Jahren mal einen Imagefilm unter dem Titel „Gelsenkirchen ist nicht Bitterfeld“ mit den üblichen Verdächtigen Frank B. und Karl-Heinz P. in den Hauptrollen. Der war sowas von Grottenschlecht…

https://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchens-neues-image-id2135987.html?doply=true

Wolfgang Wendland
11 Jahre zuvor

Gut der GE-Film ist lustig, aber nicht mit dem Image-Film zu vergleichen. Diesem ganzen Industrie-Kultur-Kram stehe ich aber sehr kritisch gegenüber. Ich befürchte dass ähnlich wie bei der Förderung des Kohleabaus früher jetzt dort unendlich viel Geld versenkt wird, ohne dass es die Region wirklich voranbringt.

abraxasrgb
abraxasrgb
11 Jahre zuvor

Stimmt, handwerklich gut gemacht, allerdings nur zur Hälfte, wie Wolfgang schon schrieb …

Pathos der „Handarbeit(erschaft)“, wo Unternehmertum, Innovation und Produktion genau so richtig sind.

Die Welterbe-Bewerbung „industrielle Kulturlandschaft“ ist kein (inter)nationales Alleinstellungsmerkmal, was eine notwendige Bedingung für die Aufnahme in die Liste der UNESCO-Welterbestätten ist.

Diese Erfahrung hatte man ja schon mal bei Zollverein gemacht. Wurde als industrielle Kulturlandschaft bei der UNESCO eingereicht, heraus gekommen ist ein einmaliges Industriearchitektur- und Städtebau Welterbe der klassischen Moderne, was die Denkmalschützer, Industriearchäologen, Sozialromantiker usw. bis heute auf die Palme bringt. Wird auch im zweiten Versuch an der kulturellen Kompetenz der UNESCO-Kommission scheitern. Wird von den Kennern (nicht Könnern!) aber nicht erzählt. Hat etwas von absurdem Theater, der erste Akt wiederholt sich, auch wenn man schon wissen könnte, wie es im zweiten Akt ausgeht. Die UNESCO hat ganz andere Kriterien für Zollverein angewandt, als die Antragsteller wollten 😉
Lernen aus (den Fehlern) der Vergangenheit ist aber keine starke Seite dieser Region.

Selbst der Begriff „Industriekultur“ ist aus Franken / Nürnberg importiert. Geprägt hat den Begriff Hermann Glaser durch seine Forschungen zu Peter Behrens und die AEG. Zumindest taucht dieser Peter Behrens ja mit seinem GHH-Gebäude in Oberhausen im Film auf. Dabei glauben / behaupten manche Provinz-Intellektuelle, sie hätten das selbst erfunden. Glaubt man denen aber auch nur hier in der Region 😉 Übrigens war zumindest einer der Zollverein -Architekten ein Schüler / Student von Peter Behrens. Damit stimmt dann sogar die industriekulturelle Ideengeschichte wieder.

Mit rückwärtsgewandter Industrieromantik und Tourismus werden diese bislang stark subventionierten Orte auch nicht in die schwarzen Zahlen kommen.

Wir musealisieren uns die Region und ihre Leuchttürme noch zu Tode.
Die Orte / Stätten der potentiellen Welterbeliste sind recht willkürlich zusammen gewürfelt, da hat kommunaler Proporz und „me, too“ wohl eher eine Rolle gespielt, als konzeptionelle Innovation für die Region. Leider ein Rückfall in die Kirchturm- (Föderturm-) Industriedorfmentalität, die diese Region so lähmt.

Wenn man „sinnvolles“ Marketing für ein „WELTerbe“ macht, sollte man die eine oder andere Weltsprache benutzen, nicht nur deutsch 😉 Schlechtes anderes Beispiel ist das Welterbe Zollverein, die Webseite ist nur auf deutsch *eyesroll*

Die Geschichte des Ruhrgebiets liegt auch bestimmt NICHT in den Archiven des Bergbaumuseums, eher schon in denen des Ruhrmuseums 😉

Wobei Geschichte(n) eher im Leben passieren, als in Archiven.

Da möchten einige Denkmalschützer und Industriearchäologen Fördergelder, angesichts der Streichungen der Landesregierung qua Welterbebewerbung einheimsen.

abraxasrgb
abraxasrgb
11 Jahre zuvor

Nachtrag: Postindustrieller Wortwitz, Födergelderturm-Denke 😉

David Schraven
David Schraven
11 Jahre zuvor

Gut der Film ist nicht peinlich.

Aber zu lang und zu öde.

Eine Geschichte wird mit dem Archiv anerzählt, aber danach ist kein Mensch mehr wichtig. Es werden einfach manieriert Bilder aneinandergereiht. Zum Archiv kommt der Film gar nicht mehr zurück.

Verglichen mit den vorherigen Totalblamagen ist das besser. Aber gut ist anders.

Wolfgang Wendland
11 Jahre zuvor

Mir fällt noch ein Problem auf, das Wort Zeche ist nur im Ruhrgebiet als Begriff für ein Kohlenbergwerk gebräuchlich. Aber ich denke der Film sollte in erster Linie auch den Auftraggebern gefallen 😉

Volker Steude
11 Jahre zuvor

Wer Lust auf Trash hat, hier was von den Werbeprofis vom Bochumer Stadtmarketing:

Tagungen in Bochum:
https://www.youtube.com/watch?v=q5oLLqb1RAY&feature=c4-overview&list=UUdcsFoTmzXiOTUHiiNDRIPg

Studenten-WG:
https://www.youtube.com/watch?v=Mooc87ua7eo&feature=c4-overview&list=UUdcsFoTmzXiOTUHiiNDRIPg

Disclaimer: Die dargestellten Personen und Handlungen sind frei erfunden, von der peinlichen Werbebotschaft distanziert sich der Autor dieses Beitrags.

Chris
Chris
11 Jahre zuvor

Hab irgendwann aufgehört das Wort EINZIGARTIG zu zählen. Was ein Quatsch, aber sicher nötig zur Selbststilisierung und dem starken Wunsch auf alter Einzigartigkeit auch aktuelle Einzigartigkeit zu begründen. Was jetzt ist ausser happy alte Zechen gucken bleibt außen vor – keine Überraschung weil ja PR. Ansonsten: Schöner Kommentar von abraxasrgb bei #5… wie überhaupt wohl alle sagen, schön gemacht, aber doch am Kern vorbei. Diesem Viel-Kern Land Ruhrgebiet….

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