Geierabend: Pannekopp-Orden für den Schalker Ehrenrat

Martin „Der Steiger“ Kaysh Foto: Geierabend/PR

Der Geierabend beendet seine 29. Session mit einem positiven Resümee. Insgesamt besuchten über 15.000 Zuschauer die 36 ausverkauften Vorstellungen des Alternativ-Karnevals auf Zeche Zollern in Dortmund.

Unter dem Motto „Mein Name ist Pott, RuhrPott“ widmeten die Geier ihre Produktion James Bond. In der autorisierten Biografie outet sich der Geheimagent: „I ́m a native of the Ruhr.“ Die Kabarettisten übersetzen das nahezu wörtlich: „Ich bin vom Ruhrpott weg.“

Höhepunkt der Session ist die Verleihung des „Pannekopp-Ordens“ in der heutigen Abschlussvorstellung. Der Satire-Orden für „besondere Verdienste ums Ruhrgebiet“ geht in diesem Jahr an den Schalker Ehrenrat. Er wird ausgezeichnet für seine kuriose Begründung der Schmusestrafe in Clemens Tönnies.

Auch nach knapp drei Jahrzehnten lässt sich Geierabend-Veranstalter Horst Hanke-Lindemann immer noch von der alljährlich neuen Produktion des Kreativteams überraschen. 2020 gab es viel Innovatives, starke Videosequenzen, üppig Absurdes, neue Themen in neuem Rahmen und runderneuerte Inhalte. „Der Geierabend wird von Jahr zu Jahr besser. Die positiven Veränderungen werden auch vom rundum begeisterten Publikum honoriert“, so Hanke-Lindemann.

Seit zehn Jahren feiert der Alternativkarneval jeweils eine andere Ruhrpott- Kommune als „Partnerstadt des Geierabends“. Das gründet sich in dem Anspruch, nicht nur für Dortmund, sondern für das gesamte Ruhrgebiet satirisch zu sprechen, quasi „Urbi et Ruhri“, für Dortmund und den Pott.

2020 wurde die Toleranz des Dortmunder Publikums auf die Probe gestellt. Für viele ist die blauweiße Fußballstadt immer noch ein rotes Tuch, mehr oder minder ernst. Spätestens beim Besuch vom Schalke-Maskottchen Erwin auf Zeche musste sich Schauspielerin Sandra Schmitz Sprüche anhören wie: „Wir würden ja am liebsten den Stand anzünden und Erwin in die Luft sprengen!“ Die eher gespielte Wut hielt die Besucher aber nicht davon ab, lebhaft an der Verlosung von Schalke-Freikarten teilzunehmen und regelmäßig die blauweißen Gelsenkirchen-Kugelschreiber zu stibitzen.

Kabarettist Murat Kayı ist vom Geschehen auf Zeche begeistert. Persönlich freut er sich über die positiven Reaktionen auf seinen Liedermacher- Auftritt in Sachen sexuelle Vielfalt. Die aktuelle Politik machte das Programm besonders spannend. Schnell wurde die Szene zu Annegret Kramp-Karrenbauer komplett erneuert, musste auf die Morde in Hanau reagiert werden und auf das Erfurter Demokratiedebakel. Hier funktionierten die Geier noch in der laufenden Show die vom Ensemble kostenlos verschickten Grußkarten der Zuschauer um in eine Protestaktion an die Thüringer FDP. Kayı zusammenfassend: „Wir haben eine neue Produktionsform entwickelt. Motto: ‚Morgens (in den Nachrichten) gebracht, mittags gedacht, abends (auf Zeche) gelacht!‘“

Zum letzten Mal glänzten die langjährigen Ensemblemitglieder Franziska „Fränzi“ Mense-Moritz und Hans-Peter Krüger als Erzkomiker und Publikumslieblinge. Über die Zukunft des Bühnenteams äußert sich Geier Kayı in Fußballsprech: „Wir sind in guten Gesprächen, warten mit Konkretem aber bis zum Ende der Transferperiode.“

Der Pannekopp-Orden für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet geht an den Schalker Ehrenrat. Das Publikum stimmte in den Live-Votings eindeutig mit 35:0 für den Fußballkandidaten. Chancenlos war der Vorstand der Dortmunder Chorakademie. Er hatte sich durch sein Handeln in der Affäre um das WDR-Hühnerstall-Lied ins Rennen gebracht.

Steiger Martin Kaysh freut sich: „Der Auswärtssieg ist auch in der Höhe völlig verdient!“ Nominiert waren die Fußballwächter für ihr Wirken in der Causa Clemens Tönnies. Zur milden Strafe für dessen Afrika-Rede kam die kuriose Begründung, es handele sich dabei nicht um Rassismus, sondern lediglich um „Diskriminierung“.

Gestoppt werden musste die Onlineabstimmung. Hacker hatten sie manipuliert. Gelassen freuten sich die Geier über Aufmerksamkeit und Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit.

Unsicher ist, ob der schwerste Karnevalsorden der Welt, gefertigt aus 28 Kilo Stahlschrott an der Kette, heute Abend auf Zeche abgeholt wird. Der Preisträger muss laut Reglement das Rostmonster bis zum Ende der Fastenzeit um den Hals tragen und, schlimmer, als Schalker ausgerechnet

in Dortmund eine Saalrunde Freibier schmeißen.

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