Die Pläne waren fertig und auch die Pressemitteilung lag schon bereit: 2010 wollte Gerd Bollermann, der Regierungspräsident aus Arnsberg dem Wasserversorger Gelsenwasser und seinen Partnern eine Lizenz zum Geldrucken ausstellen.
Bis 2017, so der Plan sollte für das Unternehmen und seine Wasserwerke der technische Stillstand festgeschrieben werden, bis 2012 sollte lediglich eines der insgesamt acht Wasserwerke nachgerüstet werden, um auch im mittleren und östlichen Ruhrgebiet seinen Kunden Wasser in einer Qualität anzubieten, die ausserhalb des Zustädigkeitsbereichs der Bezirksregierung Arnsberg und überall in Deutschlands Standard ist. Wie Gelsenwasser das mache sollte, hat Bollermann indes nicht ausgehandelt. Der Chef der wohl luschigsten Umweltbehörde Nordrhein-Westfalens, das Versagen Arnsbergs bei den Skandalen um Envio und die PFT-Verseuchung der Ruhr ist ja legendär, hatte Gelsenwasser die Technik frei gestellt. Während die Bezirksregierung Düsseldorf zur gleichen Zeit für den Neubau des Essener Verbundwasserwerks den einwandfreien Stand der Technik durchsetzte, lies sich die Bezirksregierung Arnsberg von Gelsenwasser offensichtlich das weitere Vorgehen vorschreiben.
Von Anlagen nach dem „Stand der Technik“ wie sie nun das Umweltministerium vorschreiben will, ist in dem Papier nicht die Rede. Dafür wurde Gelsenwasser ein kräftiger Schluck aus der Gebührenpulle zugestanden. Das Unternehmen das den maroden Städten Bochum und Dortmund gehört, wollte die Wasserpreise radikal erhöhen. Die vorgefertigte Presseerklärung geht von einer Gebührenerhöhung von 2,50 Euro aus, korrekte Berechnungen gehen von 3 bis 8 Cent pro Kubikmeter Trinkwasser aus. Klar, für die Politiker in Bochum und Dortmund ist Gelsenwasser ja kein Unternehmen, dass die Bürger in erster Linie mit sauberen Wasser versorgen soll, sondern eine Pipeline in die Brieftaschen der Bürger.
Ich habe da drei Fragen:
1. Wie passt das hiermit zusammmen ?
https://www.derwesten.de/politik/minister-remmel-blockiert-umwelt-investitionen-id6311850.html
2. Welchen Qualitätsunterschied im Trinkwasser gibt es durch die Anwendung unterschiedlichen Techniken ?
3. Entspricht das Trinkwasser der Geslenwassser den gesetzlichen Vorschriften oder ist es durch die Nichtanwendung neuster Techniken spezifisches belastet ?
Wer kennt sich da aus ?
@Tortist: 1. Ich habe es ja schon unter Deinem anderen Kommentar geschrieben. Die Berichterstattung in der WAZ-Gruppe heute ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich kommen nach der Lektüre der mir vorliegenden Unterlagen zu einem anderen Schluss.
2. Durch die chemische Aufbereitung des Trinkwassers können mehrSchadstoffe aus dem Wasser geholt werden. RWW macht das in seinen Wasserwerken seit Jahrzehnten, Gelsenwasser in der Regel nicht.
3. Das Trinkwasser entspricht meistens den gesetzlichen Regeln – in Arnsberg wurden die Bürger allerdings während des PFT-Skandals zum Teil mit Trinkwasser aus dem Supermarkt versorgt. Durch die Nichtanwendung neuester Technik (Die so neu nun auch nicht ist und woanders längst üblich) kann die Qualität gesteigert und Risiken minimiert werden.
Hat sich jemand mal Gedanken über die Hintergründe der Aktion gemacht?
a) Gelsenwasser gehört den Städten/Stadtwerken. Die haben gerade für viel Geld die Steag mit wenig Substanz gekauft. Steag hat große Herausforderungen zu stemmen, die mit viel Geld zu tun haben. Wird hier möglicherweise eine Quersubventionierung der Steag durch die Gelsenwasser-Dividende vorbereitet?
b) Welche Rolle spielt die SPD-Connection Bollermann-Sierau-Gelsenwasser? 🙂
c) Interessant ist, dass die Pressemitteilung von einem Mitarbeiter verfasst wurde, der mittlerweile beim CDU-Mann Diegel bei der IHK ist. Der Diegel, unter dem Envio passiert ist und der zu unternehmensfreundlich war. Interessant oder?
d) Will Gelsenwasser hier möglicherweise seine fehlenden Investitionen der Vergangenheit durch neue Einnahmen quersubventioniert wird? Schließlich gibt es entlang der Ruhr einige Abschnitte und Wasserwerke, die deutlich bessere Wasserqualität und Ertüchtigungsniveaus haben als Geselsenwasser.
e) Wie kommen eigentlich die ganzen Interna in die WAZ und zu den Ruhrbaronen? Da dreht doch einer absichtlich ein großes Rad….
@Kanalarbeiter: Interessante und wichtige Fragen. Zu e: Wir machen eben alle einen guten Job – auch wenn wir zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen 🙂
Zu Diegel und Bollermann: Ich kann nicht sehen, dass sich die beiden bei Envio viel tun. Bollermann hat bei der Aufklärung des Skandals versagt und innerbehördlich noch nicht einmal personelle Konsequenzen gezogen. Dazu habe ich auch etwas in der Welt am Sonntag geschrieben: https://www.welt.de/print/wams/nrw/article13611329/Gift-in-der-Stadt.html
Stefan, ich hatte ja an anderer Stelle ähnlich wie Tortis -1- gefragt. Deine Anworten darauf sind für mich zu ungenau. Mich interessieren nicht, wie die Wassergewinnung/Wasseraufbereitung erfolgt -nach dem neuesten Stand der Technik und/oder in einem ehe natürlichen Prozeß-, sondern das „was hinten ‚rauskommt“. Und dabei geht es nicht darum, ob „meistens rechtliche Regeln“ einghalten werden, sondern darum, ob die Qualität des Wassser -angefangen von der Unbelastetheit mit Schadstoffen bis hin zum Geschmack(!)- signifikante Unterschiede zwischen dem Gelsen-Trinkwasser und dem RWW-Trinkwasser aufweist. Zudem interessiert mich, ob bezüglich des Gelsen-Trinkwassers unterschieden werden muß, ob es „Ruhr-Wasser“ ist oder Wasser, das aus dem Halterner-Hullerner Stausee gewonnen wird. Ich denke, daß das auch erheblichen Einfluß auf eine möglicherweise unterschiedliche Gelsen- Wasserqualität hat. Vielleicht liest ja jemand bei Gelsenwasser unsere Kommentare hier im Blog und klärt uns auf;denn alles andere ist nun ‚mal nur Info aus zweiter Hand. Deine grundsätzliche Kritik an der Umweltarbeit der Bez.Regierung in Arnsberg teile ich uneingeschränkt -sh.Envino-Skandal, der für mich schon vor langer Zeit Anlaß für eine massive öffentliche Kritikk an der Bez.Regierung Arnsberg war;sh.u.a. auch jüngste OVG-Urteil in Sachen Kohle-Kraftwerk Trianel Lünen -eine „Klatsche“ für die Bez.Regierung Arnsberg bezüglich ihrer gravierend fehlerhaften umweltrelevanten Prüfungen im Gen.verfahren für das Kraftwerk.
Macht Euch doch keinen Kopp.
Ich vertrau‘ auf Felsquellwasser aus dem Siegerland 😉
Ich verstehe deinen Artikel nicht.
1. Wenn ich richtig informiert bin, sind alle Wasserwerke an der oberen Ruhr, technisch ähnlich ausgestattet, das ist also kein Gelsenwasser Thema sondern auch eins von Dew stadtwerken Hamm, Hagen froendenberg, Witten und die anderen.
2. Die Trinkwasserverordnung wird glaube ich von allen Werken eingehalten, oder hast du andere Informationen?
3. Wen du heute die WAZ liest, erfährst du das alle Werke investieren wollen und auf den Bescheid warten, oder ist das falsch?
4. Wenn ich das richtig weiß , bestimmt Gelsenwasser seinen Wasserpreis nicht selbst sondern ein Schiedsgericht, in dem auch Kunden (kommunen) sitzen.
5. In Essen bauen die stadtwerke und gelsenwasser gerade ein Werk um und sind schon ziemlich weit damit, das wird technisch wohl besser sein als die Mülheimer und viel besser als alles was am Rhein steht. Davon lese ich bei dir nichts.
mein Fazit:ich habe keine Ahnung woher du deine Infos hast und was sie alles beslegen sollen, mir kommt es wie der ziemlich misslungene Versuch vor, das Zögern von Johannes Remmel zu kaschieren und den ach so Bösen Gelsenkirchenern was zu unterstellen.
Gruesse
@Ichwerd nicht mehr: Die gute Qualität des Werks in Essen hat der RP Düsseldorf erzwungen – steht im Text. Der Vorschlag von Gelsenwasser und Arnsberg hätte zu hohen Kosten für die Kunden geführt – Gelsenwasser wollte 25 Cent mehr auf 1000 Liter. Und ja, in dem Schiedsgereicht sitzen die Städte – denen Gelsenwasser zum Teil gehört oder deren Stadtwerke mit Gelsenwasser kooperieren. Die Trinkwasserverordnung wird eingehalten – und trotzdem ist die Qualität im Bereich Gelsenwasser/Partner schlechter. Das was getan werden muss ist auch unstrittig – nur Gelsenwasser wollte viel Zeit zum Umrüsten und sehr hohe Kosten auf die Kunden abwälzen. Ja, Remmel hätte schneller sein können, aber besser warten als das Papier aus Arnsberg umsetzen.
@Ichwerd nicht mehr:
Fakt 1: Wenn Du den WAZ-Text richtig gelesen hättest, dann würdest Du wissen, dass es am Anfang heftige Vorbehalte vieler Unternehmen gab und mit Klagen gedroht wurde. Jetzt – immerhin 1 Jahre vorbei – gibt es immer noch ein Wasserwerk, dass eine Verzichtserklärung für Klagen nicht abgegeben hat? Warum wohl nicht? Wenn alle anderen diese Erklärung unterzeichnet haben, kann es wohl kaum ein formeller Akt sein.
Fakt2 Ausstattung: Richtig. Nicht nur Gelsenwasser. Aber wer ist denn der Hecht im Fischteich? 🙂
Fakt 3 Trinkwasserverordnung: WEnn es nicht so wäre, müsste die Bezirksregierung einschreiten. Aber die TWV erfasst eben nicht das Problem der Mikroschadstoffe. Das will das Land nun durch das Programm „Reine Ruhr“ angehen.
Fakt 4 Preis: Das ist falsch!
Fakt 5 Essen: Genau so ist es. Und deshalb ist es doch erstaunlich, dass das in Essen schnell, zügig, technisch vorbildlich und kostengünstig geht (übrigens ist hier Gelsenwasser Gesellschafter!) und im Regierungsbezirks Arnsberg und im Verbreitungsgebiet von Gelsenwasser eben nicht. In Aachen geht das auch – dort kostete die Ertüchtigung übrigens nur rund 9 Cent. Das ist schon was anderes als 25 Cent, die Gelsenwasser verlangt.
Ich sehe da so:
Ja, Gelsenwasser will die Preise erhöhen. Sicher auch zum Teil ungerechtfertigt. Weil nur ein Wasserwerk ertüchtigt werden soll und nicht alle und das alles erst in ein paar Jahren, wenn sowieso das eine oder andere abgeschaltet wird.
Also Kohle kassieren für wenig bis nix Investment.
Aber darum geht es hier nicht.
Remmel hat die ganzen Sachen seit über einem Jahr auf dem Tisch und er hat nix gemacht.
Das hätte er aber tun müssen.
Er hätte früher Druck machen müssen, um mehr zu erreichen. Er hätte die Fristen begrenzen können. Er hätte Untersuchungen über die Kostenstruktur anleiern können. Er hätte jede
Menge machen können.
Er tat all das nicht.
Hoffentlich wendet er jetzt das Blatt und macht was energisches. Dann kann es bei der einen Schramme bleiben.
Wenn er nicht oder zu nachgiebig agiert macht er sich angreifbar. Und es gibt genug Leute die angreifen werden.
@Georg Kontekakis: Wenn man den WAZ-Text liest, dann kann der Vorwurf, „er tut“ nix, so nicht hinhauen.
Offenbar gab es ja zahlreiche Gespräche zwischen dem Ministerium, den Wasserversorger und der Bezirksregierung – aber ohne Ergebnis.
Jetzt geht er mit dem Bericht „Reine Ruhr“ – oder wie das hier bei Ruhrbarone heißt: „Rheine Ruhr“ – in die Offensive und macht Nägel mit Köpfe……
Täusche ich mich, oder liegt die ursprünglich von Rot/Grün im Sommer 2010 angekündigte Wiedereinführung des § 26 LEPro (https://www.co2-handel.de/article186_14632.html ) auch noch immer irgendwo auf Eis?
Ja, wenn er in die Offensive geht, ist ja alles in Ordnung.
Aber Gespräche gab es seit mindestens 9 Monaten nicht mehr. Und vorher hat O. fürs Land verhandelt.
Und das ist das Problem.
Aber wie gesagt, ich hoffe, nun geht es los.