Seid ihr auch so erleichtert wie ich, wenn diese nervige Erscheinung in Kürze erst einmal wieder vorbei ist? Nach rund zwei Wochen, in denen man hätte meinen können, dass Deutschland inzwischen ein einziges großes Oktoberfest ist, geht der Spuk zum Glück heute vorerst endlich wieder zu Ende. Zumindest in München.
Logisch, das Oktoberfest in der bayerischen Landeshauptstadt ist schon seit jeher eine große Sache. In jedem September fand es daher auch kurz Erwähnung in den bundesweiten Medien, wenn der dortige Oberbürgermeister das erste Fass Bier anzapfte.
In diesem Zusammenhang wurden der gesamten Nation dann stets auch ein paar Bilder von feiernden Leuten im Süden der Republik gezeigt, und gut war es. Inzwischen hat das Ganze allerdings längst eine Dimension erreicht, die für die große Mehrheit der Nicht-Bayern wohl nur noch als nervig zu bezeichnen ist.
Das traditionsreiche Volksfest in München stand auch in diesem Jahr die kompletten letzten zwei Wochen seiner Dauer über in einem extremen Maße im Mittelpunkt der Nachrichten, dass man fast glauben könnte, ganz Deutschland hätte zwei Wochen durchgefeiert.
Kaum ein Medium das nicht ausführlich darüber berichtet, kaum ein B- oder C-Promi in den Sozialen Medien, der sich nicht in einem entsprechenden Trachten-Outfit und einer Maß Bier gezeigt hätte.
Nun ist es ja nicht so, dass solche Volksfeste nicht durchaus ihre Berechtigung hätten, aber es macht einen ja schon irgendwie nachdenklich, wenn diese Festivitäten dermaßen in den Mittelpunkt des Lebens und der Aufmerksamkeit rücken. Ein schlauer Kopf sagte ja einmal, dass je schlechter es den Leuten ginge, umso heftiger gefeiert würde. Ob da mehr dran ist als man zunächst meinen möchte? Alles nur Ablenkung von den Problemen des Alltags?
Jedenfalls reicht es der Nation offenkundig schon längst nicht mehr aus, wenn München sein großes Oktoberfest feiert. Jedes Kuhkaff zwischen Nordsee und Alpenrand scheint inzwischen von diesem Virus befallen zu sein. Warum auch immer.
Selbst hier im Ruhrgebiet habe ich an diesem Wochenende etliche junge Leute in billigen Dirndln und unfreiwillig komischen Lederhosen herumlaufen sehen. Outfits, die die Kaufhäuser in den Fußgängerzonen der Region auch bei uns im Westen des Landes längst für kleines Geld anbieten. Geld stinkt eben nicht.
Das wirft die grundsätzliche Frage auf: Was stimmt nicht mit diesen von diesem Virus befallenen Zeitgenossen? Karneval ist doch erst wieder im nächsten Jahr. Das Schützenfest war in diesem Jahr auch schon… Und so schräge Musik erträgt man doch eigentlich nur im Vollrausch… Warum also noch einmal in ein peinliches Kostüm werfen um die ‚Sau‘ raus zu lassen? Feiern kann man doch auch ohne.
Jetzt geht der Spuk der Oktoberfeste in ein paar Stunden erst einmal wieder zurück in die dazu passende Mottenkiste. Zum Glück, möchte man anmerken…
Ein Event, dass Millionen Besucher anzieht, ist nun mal des Berichtens wert. Zu mal allüberall im Lande, sogar in NRW, vom September an ein Oktoberfest das andere zu übertrumpfen sucht. In Halle bspw. feierten am vergangenen Wochenende, wenn man dem großen Bericht auf Lokalseite 1 im HK glauben darf, fast 2000 Vergnügungssüchtige ausgelassen. Hier im Umkreis hat fast jede Kommune "Ihr Oktoberfest."
Es gibt also ein Bedürfnis nach dieser Art des Feierns. Was ist daran und der Berichterstattung darüber schlecht?