Es ist langweilig, zu Veranstaltungen über Antisemitismus oder „den Nahostkonflikt“ zu gehen. Seit über 50 Jahren der gleiche Wiederholungszwang, immer wieder die gleichen Szenen. Sigmund Freud würde eine Behandlung vermutlich ablehnen, weil die Reinszenierungen zu langweilig und sinnlos sind. Von unserem Gastautor Roland Kaufhold.
Wenn man als eine Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit seinen 75.ten Geburtstag feiert und ausgerechnet die verhinderte Bundespräsidenten und verhinderterte SPD- Parteivorsitzende (Dreamteam Schwan & Stegner) Gesine Schwan einlädt, dann darf man sich eigentlich nicht beschweren wenn…
Ich zumindest war wenig überrascht über das, was sich ereignete: Mehrere Zuhörer der prominenten Berliner Festveranstaltung verließen bereits während Schwans Rede empört den Saal. Sie waren höchst aufgebracht über die „Nazivergleiche“ der Festrednerin Schwan. Den 75. Geburtstag ihrer christlich-jüdischen Gesellschaft hatten sie sich offenkundig anders, konstruktiver vorgestellt. Und der Veranstalter distanzierte sich unmittelbar danach von seiner eigenen Laudatorin und deren geharnischter vorgeblicher „Netanyahu-Kritik“.
Dabei hätte es selbst für politische Unbedarfte eine Warnung geben können: Einige Jahre zuvor, wohl 2018, war es zu einem vergleichbaren „Skandal“ gekommen. Auch dabei ging es um einen runden Geburtstag: Den 70. Geburtstag Israels. Es wurde jedoch nie öffentlich hierüber berichtet. Darüber nachher mehr. Nichts ist neu, wirklich nichts, wenn es in Deutschland um Israel, um die Shoah und um jüdisches Leben im Land der Täter geht, wie man sich früher ausdrückte. So erscheint es mir zumindest.
55 years ago…: Botschafter Ben-Natan – USA – SA – SS!
Wie sich die Szenen gleichen, seit mehr als einem halben Jahrhundert: Bereits 1969 wurde ein anderer israelischer Ministerpräsident – Menachem Begin – von „linksnational“ erwachten Studenten mit SS-Armbinde abgebildet. Für die Kinder der deutschen Mörder wurde der „rechte“ israelische Spitzenpolitiker und Shoahüberlebende Menachem Begin bereits 25 Jahre nach dem Ende des Naziregimes mit der eigenen mörderischen Elterngeneration schuldentlastend auf die gleiche Stufe gestellt.
Die „antizionistische“ „linke“ Kampfparole „USA – SA – SS“ war geboren und wurde kollektiv von vielen linken 68ern gegrölt. Schamgefühle ob ihres Geschichtsrevisionismus waren ihnen erkennbar fremd.
Und in diesem Geiste ging es weiter. Als der antifaschistische, erste Botschafter Israels in Deutschland, Asher Ben-Natan, Kind überlebender Wiener Juden, 1965 nach Deutschland kam vermochte er sich wohl nicht vorzustellen, dass ihn viele Apo-Rebellen wenige Jahre später an die Mörder seines jüdischen Volkes erinnern sollten: Am 9. Juni 1969 brüllten ihn im überfüllten Frankfurter Hörsaal vorgeblich linke Studenten kollektiv nieder. Die Mehrzahl von ihnen glaubte noch Jahrzehnte später, dass es sich hierbei um eine „Aufarbeitung der Vergangenheit“ ginge. Man darf durchaus davon ausgehen, dass dies auch auf Gesine Schwan zutrifft. Auch ihr Berliner Redetext, der mir zugeschickt wurde, legt dies nahe.
Eingeladen wurde Ben-Natan 1969 durch den 23-jährigen Frankfurter Jurastudenten Dan Diner. Tonangebend auf der Seite der „linken“ Studenten, mit Mikrofon ausstaffiert, war ein gewisser Karl Dietrich – „KD“ – Wolff. Später sollte dieser einen bekannten linken Verlag leiten, in dem u.a. „linke“ psychoanalytische Schriften publiziert wurden, darunter auch Otto Fenichels „Geheimen Rundbriefe“ der exilierten Linksfreudianer.
Auch Abdallah Frangi Vorsitzender der bestens organisierten und strategisch vorgehenden General-Union Palästinensischer Studenten, war im Hörsaal anwesend. In seinen „Erinnerungen“ lässt er laut Martin Jander keinen Zweifel daran aufkommen, dass er seinerzeit bereits eine militärische Ausbildung gehabt und an militärischen Einsätzen in Jordanien und im West-Jordanland beteiligt gewesen war.
Den israelischen Botschafter Ben-Natan erinnerten diese „linken“ deutschen APO-Studenten an die Nazis. Und dieser, Sohn von jüdischen Shoah-Überlebenden, wusste sehr präzise, wovon er sprach. Sie handelten „wie die Nazis“, wie er in seiner Autobiografie „Stationen meines Lebens“ schrieb. Die Historiker Wolfgang Kraushaar, Martin Kloke sowie Martin Jander haben hierzu und über den „Linken Antisemitismus Eindrückliches und Überzeugendes publiziert.
57 Jahre später, nach dem Hamas-Pogrom vom 7.10.2023, sollten sich vergleichbare Szenen eigentlich wiederholen: Als der heutige israelische Botschafter Ron Prosor Anfang 2024 nach Köln kam sollten sich die Szenen der Bedrohung von Juden wiederholen. So hatten sich dies zumindest die linksradikal-propalästinensische Szene Kölns dies gedacht. Allein die Kölner Polizei verhinderte Schlimmeres. Immerhin: Es gab zaghaften Protest gegen diese Version des „Antizionismus“.
Gesine Schwans Laudatio: „Das Ziel des „totalen Sieges“ über die Hamas“
Kommen wir zum Ausgangspunkt zurück: Es ist das Entsprechende über Gesine Schwans „israelkritische“ Geburtstagsrede der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit geschrieben worden. Einige jüdische Repräsentanten verließen mit wütendem Protest den Saal ihrer gemeinsamen 75.ten Geburtstagsfeier – so der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, Joffe. Und der Rabbiner Andreas Nachama, zugleich Jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, erklärte hierzu wenig später: Schwan habe die Israelische Politik – Reaktion auf das barbarische Hamas-Pogrom vom 7.10.2023 – mit der Politik Israels aufgerechnet. Ihre vorgeblich erinnernde und würdigende Kampfesrede sei „zur Anklage gegen Israel“ geraten“, schrieb Nachama im Nachklang:
Die naheliegende Frage bleibt für mich: Warum hat man sie überhaupt eingeladen für die feierlichen Geburtstagsgrüße zum 75.ten?
In ihrer Geburtstags-Rede unternimmt die Laudatorin und Hochschullehrerin Gesine Schwan mehrfach eine Separierung zwischen den „guten“ und den „netanyahukritischen“ Juden: Durch „Kritik an Israel“ würden diese „verdächtigt und für kritisierte Entscheidungen der jeweiligen israelischen Regierung verantwortlich gemacht“, sagt sie seltsam schwammig und doch routiniert ressentimentgeladen.
Schwan spricht von einer „Zuspitzung des militärischen Kampfes der aktuellen israelischen Regierung“ – so als wenn die demokratisch gewählte israelische Regierung gewissermaßen hauptverantwortlich für seine ihm aufgezwungene Reaktionen auf das Hamas-Pogrom und auf tausende von Hamas-Raketen gegen Israel sei. Sie tut implizit so, als wenn ein größerer Teil der Bevölkerung Israels sowie der deutschen Juden gegen Israels „Notwehr“ sei – was die frappierende Unkenntnis der Laudatorin offenbart und zugleich Schwans Einfühlungsverweigerung und ihren israelikritischen Eifer mehr als deutlich macht. Ihre verwendete Sprache lässt da keinerlei Zweifel aufkommen.
Auch der Rest ihrer feierlichen Geburtstagsgrüße bleiben in diesem Tenor: Wir könnten nur hoffen – offenkundig denkt und empfindet sie, wie Walser, als Kollektiv – „dass der Waffenstillstand hält!“ – von den bis heute anhaltenden, täglichen Bombenangriffen gegen Israel scheint sie nichts mitbekommen zu haben. Sie warnt vor den „mörderischen Konsequenzen für die palästinensische (und libanesische) Zivilbevölkerung“ – womit sie ziemlich direkt Israel sein Recht auf Selbstverteidigung abspricht.
Schwan ist sich auch nicht zu schaden, die wirklich mehr als dümmliche, abgedroschene Phrase von den „Freunden Israels“ zu verwenden, die weltweit „immer lauter die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der militärischen Strategie Israels aufgeworfen“ hätten.
Die international tätige Hochschullehrerin geht bei ihrem Geburtstagsgruß aber noch einen Schritt weiter: Sie unterstellt Premierminister Netanjahu – auch darum mein vorhergehender Verweis auf Begin, Sharon, Ben-Natan… – wörtlich, dieser habe „das Ziel des „totalen Sieges“ über die Hamas proklamiert“ – und stellt als „wiedergutgewordene Deutsche“ (Wolfgang Pohrt)die israelische Politik somit, auch sprachlich, sehr eindeutig und unstrittig in den inhaltlichen und emotionalen Kontext von Hitlers Vernichtungskrieg. Dies ist, insbesondere für eine sozialdemokratische Hochschullehrerin und Leiterin einer SPD-Grundwertekommission, schon mehr als „harter Tobak“. Bei ihrem Text handelt es sich um eine sorgfältig vorbereitete Laudatio; es ist keine im Eifer einer Auseinandersetzung entstandene seelische Fehlleistung. Dies ist infam.
„Die Politik und Kriegführung einer israelischen Regierung“
Es folgen hilflose und zugleich durchschaubare Versuche, Vertretern der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine „tiefe, aufwühlende Betroffenheit der Juden und aller Freunde Israels“ zu konzedieren. Nach dieser „Betroffenheits-Konzession“ – der Jude scheint trotz 75-jähriger jüdisch-christlicher „Aufarbeitung“ doch immer noch etwas empfindlich zu sein, im Jahr nach dem Hamas-Pogrom – diese Nacht wurde eine Synagoge in Australien gezielt niedergebrannt – spricht die Laudatorin Schwan endlich Tacheles für die anwesenden jüdischen und christlichen Geburtstagsgäste:
„Auf der anderen Seite“ stehe „die Politik und Kriegführung einer israelischen Regierung“ – Schwan verweist routiniert auf israelische Politiker – die nicht bereit sei, „die Ziele dieses grausamen Krieges über die ja entgrenzende Forderung hinaus, er solle „total“ sein“ zu benennen, „und die Todesopfer damit zu legitimieren“.
Netanyahus heutige Politik, so ihre historische Beobachtung bei ihrem Geburtstagsgruß zum 75.ten, basiere „auf der Grundlage des Jahre langen konsequenten Kampfes des israelischen Regierungschefs und seiner Regierung gegen eine Zweistaatenlösung.“ Schwan scheint die seit vielen Jahrzehnten anhaltenden Kämpfe und Bemühungen für eine Zweistaatenlösung – es sei auf die soeben erschienene Streitschrift von Fania Oz-Salzberger zum 7.10
wie auch auf das Lebenswerk des 2019 verstorbenen israelischen Psychoanalytikers Carlo Strenger verwiesen sowie offenkundig gut zu kennen und hat den demokratischen Staat Israel als Hauptverantwortlichen allen Scheiterns erkannt. Das hat schon etwas Imponierendes.
Israel habe einzig und allein die „zunehmend offenen Absicht“, zumindest das Westjordanland zu annektieren. Die israelische Gegenreaktion auf das Pogrom, die Entführung von 100ten israelischer Geiseln und die seit über einem Jahr anhaltendem täglichen Raketenangriffen gegen die israelische Zivilbevölkerung sei durch die „aggressive und gewalttätige Siedlungspolitik“ schon lange vorbereitet worden. Nicht jedem gelingt eine solche luzide „Argumentation“.
Das stehe, so weiß sie dem Geburtstags-Auditorium zu vermelden, „nicht nur Israelis, sondern auch diejenigen, die sich für eine Verständigung mit Juden und für die sichere Existenz Israels mit verantwortlich“ fühlten – Schwan spricht da offenkundig zuvörderst von sich selbst – , sehr schlecht an.
„…dass Kritik an der israelischen Regierung immer möglich sein muss“
Ihre Geburtstagsgrüße zum 75.ten erfolgten selbstredend, so fügt sie hinzu, im gemeinsamen „Kampf gegen den Antisemitismus“. Schließlich betone ja sogar die „kürzlich verabschiedete Antisemitismusresolution des Deutschen Bundestages“ ausdrücklich, „dass Kritik an der israelischen Regierung immer möglich sein“ müsse.
Auch solche ideologisch gefestigte „linke“ Rhetorik mutet in ihrer inneren Festigkeit und dem inneren Triumpf, der in ihrer gesamten Rede mehr als spürbar ist, schon imposant an. Höchst wenige erfahrene Bundespolitiker hätten dies so hinbekommen. Vermutlich noch nicht einmal die einschlägigen AfD-Spitzenpolitiker.
Die von ihr am 75.ten Geburtstag geäußerte Interpretation dürfe also „eo ipso“ nicht „als antisemitisch diffamiert werden“, betont Schwan in ihrer Laudatio. Der „Antisemitismusvorwurf“ – selbst diesen törichten Begriff verwendet Schwan in ihrem Festvortrag – habe „über die Jahre nicht nur seine Bedeutung durchaus verändert“ – hier gerät ihre wissenschaftliche Sprache doch arg schwülstig und unpräzise – sondern sei „inzwischen längst zu einem politischen Instrument geworden“. Irgendwie, so wird deutlich, ziehen diese Juden und „Israelverteidiger“ immer noch politischen Gewinn aus der Shoah. Diese Begins, Sharons, Netanyahus… Nein, AfD-Spitzenpolitiker wäre solche Sprach- und kritische Argumentationskunst vermutlich in dieser Weise nicht gelungen. Wagenknecht auch eher nicht.
Durch die Antisemitismusforschung, so fährt Schwan mit ihrer brillanten Argumentation kritisch fort, sollten heutzutage „Kritiker der aktuellen israelischen Regierung, aber auch politische Gegner in Deutschland diskreditier(t) oder mundtot“ gemacht werden. Auch diese geschichtsrevisionistische Begrifflichkeit des „mundtot“-Machens der armen, kritischen Deutschen selbstredend durch gewisse Juden – Martin Walser hätte ihr da durchaus kameradschaftlich Beifall gespendet – verwendet Schwan in ihrer ideologischen Geburtstags-Kampfrede – denn darum handelt es sich erkennbar, wörtlich. Und als versiert-besorgte Psychologin vermag sie zu erkennen, dass hierdurch, durch die Erkenntnisse der akademischen Antisemitismusforschung, „erkennbar Schuldgefühle zu manipulieren versucht“ und „aus der Unklarheit des Begriffs „Antisemitismus“ Gewinn“ gezogen würde. Spätestens an dieser Stelle hätte eigentlich jeder Besucher dieser christlich-jüdischen Festveranstaltung den Saal verlassen müssen.
Am Ende ihrer Rede weiß Gesine Schwan, nun berührend menschelnd, noch familiär-Versöhnliches zu vermelden und berichtet dem Auditorium von dem Besuch eines amerikanischen Verwandten ihres Bruders in Berlin: „Das war ein sehr bewegendes Erlebnis.“
Spätestens mit diesem Verwandtenbesuch aus dem fernen Ausland scheint bei Frau Schwan auch die familiäre Aufarbeitung „siegreich“ gelungen zu sein. Warum, erschließt sich bei ihrer Darstellung nicht. Aber „Dafür“, und hiermit endet ihre Rede überraschend etwas überraschend, gelte „eine besondere Hochachtung den Juden in der Gesellschaft. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem 75. Jubiläum und wünsche Ihnen den Segen unseres gemeinsamen Gottes.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte ein kleiner Teil, offenkundig jüdische „Vertreter“, den Geburtstags-Festsaal bereits verlassen. Eine nachfolgende Diskussionsveranstaltung wurde abgesagt. Die jüdischen Diskutanten waren zu erregt.
Wer fühlte sich bei solch bewegender Festtagsrede nicht an Ignatz Bubis letztes Gespräch im Jahr 1999 und an Martin Walsers „Moralkeule Auschwitz“ Rede auf der Frankfurter Friedenspreis-Kampfrede im Jahr 1998 erinnert. Bubis bezeichnete Walsers Rede, wenig später starb er voller Verzweiflung und ließ sich in Israel beisetzen, als eine „Geistige Brandstiftung“.
Gibt es eine „Aufarbeitung der Vergangenheit“, insbesondere durch 75 Jahre jüdisch-christliche Zusammenarbeit?
2018: Ein nie veröffentlichter Epilog
Wir leben in einem freien Land. Jeder darf sagen, was er möchte. Auch die Laudatorin Schwan. Sie empört sich in ihrer Geburtstags-Rede in sehr direkter Weise über den amoralischen, unbelehrbaren Staat Israel und dessen schurkenhaft anmutenden Präsidenten. Was man halt zum 75. Geburtstag als Deutsche so sagen muss. Mich hat ihre Rede wirklich nicht überrascht.
Vor wenigen Jahren, wohl 2018, gab es eine vergleichbare Szene, über die noch niemand öffentlich geschrieben hat: Israel feierte seinen 70. Geburtstag. Auf einem zentralen öffentlichen Platz in einer Millionenstadt feierte die örtliche Jüdische Gemeinde öffentlich den 70. Geburtstag Israels.
Selbstredend stand der runde, 70. Geburtstag Israels im Mittelpunkt des Festes und der dort gehaltenen Reden.
Auch höhere städtische Politiker waren zugegen. Auch eine – an für sich wirklich sympathisch – SPD-Bürgermeisterin mit klangvollem Namen.
Ihr ehemaliger Ehemann, gleichfalls ein hoher SPDler, gehörte zu den besonders entschlossenen Feinden der örtlichen jugendlichen Widerständler in der Nazizeit. Diese nannten sich selbst Edelweißpiraten. Sein Hauptinteresse galt der Kriminalisierung dieser Jugendlichen im demokratischen Rechtsstaat, auch mehrere Jahrzehnte nach der Niederlage der Deutschen und Hitlers.
Die hohe Kölner Vertreterin betrat das Podium und hielt eine Rede, die Frau Schwans Rede entsprach, aber nach meiner Erinnerung sprachlich doch etwas milder ausfiel. (Ob sie die Rede selbst geschrieben oder ob der städtische Außenpolitiker F. W. diese Geburtstags-Rede für sie geschrieben hatte weiß ich nicht.)
Aufrichtige deutsche Weltbetroffenheit, friedliche Zukunft, Rechte der Palästinenser, moralische Mahnungen an Israel, das war der Tenor ihrer Rede zum 70. Geburtstag Israels.
Wenn man örtliche KommunalpolitikerInnen endlich einmal alleine alles machen ließe – schließlich erfreut man sich ja auch Städtepartnerschaften sowohl mit einer israelischen als auch mit einer palästinensischen Stadt – wäre der „Nahostkonflikt“ schon lange gelöst. „Man“ muss nur wollen. Aber mit „Gewalt“ geht es auf keinen Fall. Das muss man doch zum 70.ten Geburtstag vor der jüdischen Gemeinde, im Gestus der aufrichtigen Besorgnis, einmal sagen dürfen. Öffentlich. Als besorgter städtischer Vertreter.
Als die Rede vorbei war war eine Jugendliche der Jüdischen Gemeinde beauftragt, der und den Vortragenden Blumen zu übergeben. Die Jugendliche lief los. Das Empörende dieser Geburtstagsrede war ihr bewusst. Sie zögerte kurz, dann sah sie den städtischen Mitarbeiter der Vortragenden. Vor den mehreren 100 Besuchern, die große Mehrheit Mitglieder der jüdischen Gemeinde, änderte sie mit ihren Blumen plötzlich die Richtung. Sie bog ab, weg von der Bürgermeisterin hin zu dem Mitarbeiter und stellte die Blumen vor ihm auf den Boden.
Wirklich ALLE Zuschauer verstanden diese eindrückliche Geste. Die Bürgermeisterin ohne Blumen. Die Zuschauer hätten am liebsten tosend geklatscht…
Diese Szene ist vielen Besuchern bis heute in dichter Erinnerung geblieben. Diese Szene war ein wirkliches Stück Aufklärung…
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