Vor vier Jahren war die Welt für die Linkspartei in Bochum noch in Ordnung: 6,1 Prozent erreichte sie bei der Kommunalwahl 2020 und war mit fünf Sitzen im Rat vertreten. Das reichte für den Fraktionsstatus, Mitarbeiter und gut 250.000 Euro im Jahr von der Stadt. Das konnte sich sehen lassen. Mit der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen, deren große Leidenschaft die Hetze gegen die westlichen Demokratien ist, hatte die Partei ein bekanntes Gesicht im Bundestag. Wenn die Partei zu „Friedensdemonstrationen“ aufrief, die für sie immer eine Gelegenheit waren, gegen die USA und die Bundesregierung zu agitieren, wurde auf dem Dr.-Ruer-Platz in der Innenstadt eine große Bühne aufgebaut. Dagdelen sprach vor mehreren hundert Teilnehmern. Vorbei.
Gestern hatte die Linke zur Teilnahme an einer sogenannten Friedensdemonstration aufgerufen. Knapp 50 Teilnehmer kamen, die Linke demonstrierte gemeinsam mit Politsekten wie der DKP, der SDAJ und Young Struggle vor dem Bochumer Schauspielhaus. Auch eine Palästinenserfahne wurde geschwenkt. Die Reden waren wegen des miserablen Megaphons kaum zu verstehen. Ab und an hörte man Worte wie „Imperialismus“, „USA“, „Raketen“ und „Volk“ heraus.
Die Linke in Bochum ist nur noch eine Trümmertruppe: Nur noch eins von einst fünf Ratsmitgliedern ist ihr geblieben. Vier haben die einstige Fraktion verlassen, drei von ihnen haben im vergangenen Jahr die „Fraktion Frieden, Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ gegründet, die sich wahrscheinlich nach dem 7. September, wenn in Bochum der Landesverband der Wagenknechte gegründet wird, in Bündnis Sahra Wagenknecht umbenennen wird. Vorsitzender soll Amid Rabieh werden, der 2020 für die Linke in Bochum als OB-Kandidat antrat. Sevim Dagdelen, Wagenknechts treuer Sidekick, gehört zu den Gründungsmitgliedern der Putin-Partei.
In Sachsen wird die Linke heute wahrscheinlich erstmals aus einem ostdeutschen Landtag rausgewählt. In NRW ist sie im Landtag nach einem kurzen, zweijährigen Intermezzo schon seit 2012 nicht mehr. Nach der Gründung des BSW-Landesverbandes wird sie vor allem durch Überläufer der Linken in zahlreichen Räten vertreten sein und die Linke im Westen auf Sektenniveau drücken. In Bochum konnte man gestern die Zukunft der Linken sehen.