Die Deutsche Welle besinnt sich. Die Leiterin des lokalen Partnerinstituts der Deutschen Welle Akademie in Usbekistan Gulnara Babadschanowa tritt in einem Hassfilm des usbekischen Fernsehens gegen Radio Free Europe auf. Am 19. November berichtete das Medienmagazin Zapp im NDR dazu. “Wir haben nicht vor sie 2009 zu beschäftigen“, sagte der Chefredakteur von DW Radio Miodrag Soric eine Woche später.
Babadschanowa leitet das „In-Service-Training Center for Journalists“ in Usbekistan und arbeitet als Vertreterin des DW Vertriebs in Usbekistan und Tadschikistan. Die Webseite der Deutschen Welle führt das Institute noch als Partnerinstitute und Babadschanowa www.dw-world.de/dw/1,2692,11806,00.html, der Vertrieb hat sie aber bereits gelöscht.www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1104830,00.html.
Propagandafilme im usbekischen Fernsehen sind gefährlich. Im August griff das usbekische Fernsehen den Journalisten Alischer Saipow an, wenige Monate später wurde der Usbeke erschossen. Im vorliegenden Film gegen Radio Free Europe, der Anfang Juni 2008 ausgestrahlt wurde, werden die im Exil lebenden Journalisten des in Prag ansässigen Senders wie Terroristen vorgeführt und die Adressen der Familienmitglieder in Usbekistan genannt.
Babadschanowa erklärt darin langatmig, wie „unehrliche Journalisten, die im Auftrag arbeiten“ Aussagen von Interviewpartner im Radio verfälschen und gegen die Ethik verstoßen. "Ihre beiden Äußerungen zu denen sie inhaltlich nach wie vor stehe, seien durch die Konfektionierung völlig entstellt worden“, erklärte Babadschanowa der Deutschen Welle fünf Monate nach der Erstausstrahlung des Propagandastreifens. Sie habe dies Interview dem usbekischen Staatsfernsehen zu einer Sendung zum Tag der Pressefreiheit gegeben, und nicht gewusst, dass diese Zitate in einem Film gegen Journalisten von Radio Free Europe verwendet werden sollen. Das usbekische Fernsehen widerspricht dem Vorwurf der „Konfektionierung“.
Anfang November fand die Deutsche Welle es noch vertretbar, dass Babadschanowa am Tag der Pressefreiheit in Usbekistan über unehrliche Journalisten räsoniert anstatt über inhaftierte und verfolgte Kollegen. Ein Positionswechsel der Deutschen Welle bei dieser Beurteilung zeichnet sich jedoch ab.
Babadschanowa bleibt eisern. „Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter“, sagte Babadschanowa Radio Free Europe Anfang dieser Woche und erklärte, dass die in Usbekistan inhaftierten Journalisten nicht wegen ihrer journalistischen Tätigkeit verurteilt worden seien. Reporter ohne Grenzen oder Human Rights Watch sehen das anders.
Die Zusammenarbeit der Akademie und des Vertriebs der Deutschen Welle mit der als regimenah berüchtigten Babadschanowa steht allerdings im Gegensatz zu der DW Berichterstattung über Zentralasien. Seit 2001 verfügt die Deutsche Welle im russischen Programm über ein Zentralasienfenster, in dem sie über die Region und auch ausführlich über Menschenrechtsverletzungen in Usbekistan kritisch berichtet. 2007 wurden die lokalen Mitarbeiter der Deutschen Welle in Usbekistan angeklagt. Das Institute von Babadschanowa wurde in den 90 Jahren unter Mithilfe der Konrad Adenauer Stiftung in Usbekistan gegründet. Auch diese Zusammenarbeit endet. „Eine Fortsetzung dieser punktuellen Zusammenarbeit ist derzeit nicht geplant“, schreibt die KAS.