In ein paar Tagen haben wir Ostern. Sie wissen doch bunte Eier im Gras verstecken, Frühlingsblumen blühen, und endlich wärmer. Sogar wärmer, als es uns Goethe, ein bekannter deutscher Dichter vormachen wollte. Was sagte Goethe? In seinem Stück Faust (1. Teil) ließ er Doktor Faust sagen: „vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“. Von unserem Gastautor Helmut Junge.
Jetzt erst? Eigentlich hatte mich das immer gewundert, denn ich kannte es nicht anders, als das Flüsse meist den ganzen Winter über eisfrei blieben. Aber man weiß doch, wo Goethe sich damals gerade aufgehalten hat. Ja, aber heute, nur wenige Tage vor Ostern ist es dort, im Osten immer noch lausig kalt. Dass dort die Bäche bis Sonntag eisfrei sind, ist unwahrscheinlich. Es ist also kälter, als zu Goethes Zeiten. Auerbachs Keller müsste wohl kräftig geheizt werden.
Dabei war das Klima ganz anders geplant. Seit Jahrzehnten reden die Meteorologen davon, dass die Erde sich aufheizt, wir also Energie sparen müssten, um den CO2 Anteil in der Atmosphäre, der für die Aufheizung sorgt, zu verringern. Ich bin vermutlich nicht der einzige, der sich aufgrund dieser Prognose eine größere Zahl mediterraner Pflanzen besorgt hat, und darauf gewartet hat, dass diese Erwärmung endlich stattfindet, damit ich diese Pflanzen nicht jeden Winter in den Keller schleppen muß. Das war zweimal im Jahr echte Knochenarbeit, mit den schweren Töpfen die steile Treppe hinunter zu gehen und im Frühjahr wieder hinauf.
Die Meteorologen haben sogar, wie ich finde etwas voreilig, den Frühlingsanfang, der bisher immer auf den 20. oder 21. März fiel, bereits auf den 1. März vorverlegt. Diesen neuen Termin nannten sie dann den meteorologischen Frühlingsanfang. Und jedes Mal am 1. März hat uns dann ein freundlich strahlender Meteorologe im Fernsehen erzählt, dass es ja bereits Frühling ist und wir uns auf einen warmen Vorfrühling freuen dürften. Ich mochte das nicht, weil ich das Gefühl hatte, dass die Idee für die Praxis nicht viel brachte. Aber das Männlein im Fernsehen erklärte uns schließlich Jahr für Jahr, dass genau an diesem Tag der Frühling begänne, und ich erklärte meiner Frau Jahr für Jahr dass das Quatsch ist. Schließlich ist der meteorologische Frühlingsanfang von der UNESCO aus statistischen Gründen, damit die Erderwärmung besser und statistisch vergleichbarer beobachtet werden kann, für die gesamte Nordhalbkugel festgesetzt worden! Und wenn es am Äquator schon brüllend heiß ist, kann man in Finnland die Sonne noch kaum sehen. Richtig warm wurde es auch hier bei uns nicht.
Aber in diesem Jahr verstrich selbst der astronomische Frühlingsanfang am 20. März ohne, dass das Wetter sich ändern wollte.
So langsam beginnen immer mehr Leute Zweifel an der Fähigkeit der Meteorologen zu entwickeln, mehr als das Wetter für die nächsten 2-3 Tage vorauszusagen. Auch ich bin enttäuscht.
Ich muss zugeben, dass ich die Geschichte, die ich, rein fiktiv natürlich, über die zu erwartende Palmenplage auf Grönland geschrieben hatte, mittlerweile nicht mehr so aufregend finde. Da hat sich auch der Eskimo zu früh gefreut!
Dass es aber jetzt sogar kälter, statt wärmer wird, haben natürlich auch schon etliche Klimaforscher bemerkt. Die sind ja nicht blöde, und haben auch schon eine Erklärung. Man kann immer alles erklären. Und im Grunde genommen ist die nächste Erklärung sogar viel logischer als die vorige! Ich habe Chemiker erlebt, die mir sagten, dass, wenn Sie die Flüssigkeit A mit der Flüssigkeit B mischen, dass diese Mischung sich rot färben würde. Als sie dann aber blau wurde, hieß es: „Ja klar, natürlich muss das blau werden! Das konnten sie das dann auch erklären.“ Physiker sind da anders. Etwas zurückhaltender. Mir sagte mal einer: „wenn wir erst einmal den Quarz verstehen, verstehen wir alles andere auch! Aber man kann eigentlich auch alles andere nehmen.“
Meteorologen und Klimaforscher machen das eher so, wie die Chemiker. Die haben für das unerwartete Kältephänomen nun gleich 2 neue Erklärungen. Muss auch so sein, denn Wissenschaft ist am spannendsten, wenn es zwei verschiedene Theorien gibt. Die eine Theorie, die sagt, wenn es wärmer wird, schmelzen die Polkappen, und das süße Wasser verdrängt den Golfstrom, so dass es hier kälter wird! Diese Theorie würde aber nur für uns hier im Norden gelten. Dann müsste es woanders ja wärmer werden! Vielleicht stimmt das ja sogar, nur kann ich das mit meinem Thermometer am Haus nicht messen. Obwohl das noch besser ist, als die vielen Funkthermometer, die ihre Daten über Funk bekommen, die aber nichts mit den Temperaturen vor Ort zu tun haben.
Die andere Theorie ist die Theorie vom eisigen Schweinezyklus. Dieser hat eine ungefähre Ähnlichkeit mit dem bereits bekannten Schweinezyklus, nach dem der Schweinepreis zyklisch, bedingt von Angebot und Nachfrage, steigt und fällt. Von dieser Theorie stand gestern etwas in „Die Welt „.Dort wird davor gewarnt, dass wir möglicherweise wieder vor einer kleinen Eiszeit stehen, wie es sie im vergangenen Jahrtausend über eine längere Periode bereits einmal gab. Es gibt nämlich beunruhigende Signale von der Sonne! Der Sonnenfleckenzyklus ist instabil. Hat sich die Bildung von Sonnenflecken zunächst jahrelang verzögert, scheinen sie jetzt bereits vorzeitig wieder rückläufig zu sein. Man glaubt, dass es auf der Erde wärmer ist, wenn die Zahl der Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche ein Maximum erreicht. Umgekehrt wird es auf der Erde kühler, wenn es wenig Sonnenflecken gibt. In dem besagten Artikel der Welt werden diese zyklischen Sonnenfleckenbildungen mit dem, aus der Marktwirtschaft stammenden Begriff des „Schweinezyklus“ verglichen, obwohl die Sonne ihr Angebot gar nicht nach der Nachfrage auf der Erde richtet. Aber nehmen wir den Begriff mal so wir er angeboten wird. Die „Welt“ befürchtet einen eisigen Schweinezyklus! Und damit geben sie der nächsten Eiszeit, ob klein oder groß, einen Namen. Nur was hat das mit Goethe zu tun?
Diesem womanizer, den es in jungen Jahren ins warme Italien zog, wo die Zitronen blühen. Was hat das mit ihm zu tun? Die Antwort ist einfach. Er wusste es nicht anders. Er lebte sein ganzes Leben in der Periode der so genannten „Kleinen Eiszeit“. Der Mann war Kälte gewöhnt und so erklärt sich, dass er diesen relativ späten Termin zu Ostern als Signal einschätzte, dafür dass der Frühling beginnt, und eben „Strom und Bäche vom Eise befreit“ sah. Und die Wissenschaftler, die jetzt den eisigen Schweinezyklus proklamieren, glauben zu wissen, dass diese berühmte kleine Eiszeit durch instabile Sonnenfleckenzyklen begründet war.
Natürlich kann diese Theorie falsch sein oder sie ist richtig, aber vielleicht nächste Woche schon wieder durch eine neue Theorie ersetzt. Wer weiß das schon? Vielleicht wird es doch wärmer und ich habe meine Bananenpflanzen zu früh abgeschafft? Ein Trost habe ich, denn selbst wenn es kälter wird, kann ich ja trotzdem meine Geschichte von der Palmenplage auf Grönland weiterschreiben, denn dabei wird mir vielleicht warm.
@Helmut Junge: Unser Physikprof brachte vor Versuchen auch mehrmals selbstironisch den Spruch: „Ich erwarte A. Aber wenn B kommt, habe ich dafür auch eine Erklärung.“
Vielleicht sollten wir Meteorologie mehr als Zwischending zwischen Sozialwissenschaft und Börsenkunst betrachten.
Der sog. Klimawandel (noch lieber sprechen sie ja von „-katastrophe“. Es tut ja so gut, den Nachbarn dafür verantwortlich zu machen…) ist für seine Anhänger interessant, weil er einen Vorwand liefert, anderen ins Steuer zu greifen und etwas besser zu wissen.
Klima als Sozialwissenschaft:
Ende der 90er Jahre hörten viele Leute auf, Mobilfunkunternehmen als Krebsverursacher zu beschimpfen, nachdem sie sich selbst ein Handy zugelegt hatten.
Wenn Aktivisten Autofahrer in Klassen einteilen, die sie mehr oder weniger für eine „Klimakatastrophe“ verantwortlichen machen, gehen sie nicht nach tatsächlichem CO2-Ausstoß sondern nach Feindbildern. Z. B. wir der Porsche Cayenne häufiger angegriffen als der Lada Niva. Obwohl beide etwa gleich viel ausstoßen: https://frontmotor.blogspot.de/2010/01/cayenne-diesel-vs-lada-niva-wer.html
Es ist für viele Aktivisten auch kein Problem, mit einer 70er Jahre Schleuder durch Kreuzberg zu gurken – solange es einer guten Sache dient..
Eine weitere Beobachtung: Wenn der auf seine Pensionierung wartende Alt-68er Studienrat die vier Etagen seiner Altbauwohnung herabsteigt, um sich im T-Punkt um die Ecke doch ein iPhone zuzulegen, hört er noch am selben Tag auf, seine „strahlenden“ Nachbarn als Krebsverursacher zu beschimpfen..
Klima als Börsengerücht:
Die Klimaforscher und Wetterexperten selbst beantworten Fragen zum Ende dieser Kälteperiode genauso wie Börsenanalysten Fragen zu den Kursen von morgen oder dem Ende der Finanzkrise: „Das ist schwierig zu sagen, das muss man abwarten. Dazu können wir in drei Monaten mehr sagen.“
Umwertung aller Werte:
Und natürlich „modellieren“ sie ihre Vorstellungen von ihrem Forschungsgegenstand stets so um, dass es zu den Messungen passt: „Nein, dieser kalte März passt sehr gut in unser Modell.“ Früher warnten sie vor Dürre und Hitze, heute vor einer neuen Eiszeit. „Kalt ist das neue Warm“, schrieb ein WELT-Forist dazu sehr passend 🙂
@Frank,
„Vielleicht sollten wir Meteorologie mehr als Zwischending zwischen Sozialwissenschaft und Börsenkunst betrachten.“
Sehr schön!
Ich vergleiche oft Vorhersage und Ergebnis. Das Resultat liegt nach meiner wertung knapp höher als meine private Voraussage, die darin besteht, zu behaupten, dass das Wetter von Morgen genauso ist, wie heute.
Die Meteorologen selbst kommen für sich aber auf bessere Werte, wenn sie sich einstufen.
Aber Klima ist natürlich etwas anderes.
Es kann tatsächlich sein, dass es hier kälter wird, während der Globus woanders sich erhitzt. Es kann sogar sein, dass die Sache mit den Sonnenflecken zu einer Eiszeit führt. Es kann sogar sein, dass sich beides addiert.Davor hätte ich sogar Angst, aber das hat bisher noch niemand gesagt.
Diese Hysterie, die auf riesige Resonanz der Medienvertreter aufbaut, ist nichts als Sensationshascherei. Das aber funktioniert deshalb, weil es ja sein könnte.
Ich habe mir trotz der Vorstellung, dass wir viel mehr in Wissenschaft und Technik investieren müssen, dennoch immer sparsame Autos gekauft. Dafür gebe ich eben nicht gerne mein Geld aus. Erstens benötige ich es für andere dinge, und zweitens fahre ich nicht gerne Auto, und wenn, schon gar nicht schneller als 150-160 km/h.
Mit Umweltbewußtsein hat das weniger zu tun, als mit anderen Zusammenhängen.