In der öffentlichen und medialen Wahrnehmung scheint sich die rechtsextreme Szene in Deutschland auf den Osten zu konzentrieren. Doch trotz entsetzlicher, über die sozialen Netzwerke wie ein Lauffeuer verbreiterter Vorfälle wie der johlende Mob, der Flüchtlinge in Clausnitz daran hinderte, ihre Unterkunft zu beziehen, sitzt der harte aber herzliche Westen leider längst nicht so fest im multikulturellen Sattel, wie Optimisten es sich vielleicht wünschen würden. Von unserem Gastautor Matthias Penkert-Hennig.
Als Hochburg der rechten Szene im Ruhrgebiet gilt bereits seit FAP-Zeiten in den Achtzigern der Stadtteil Dortmund-Dorstfeld. Hier wuchs Illustrator und Comiczeichner Nils Oskamp auf. Als Schüler an einer prophetischer Weise nach Comic-Großvater Wilhelm Busch benannten Realschule wurde er Zeuge und Opfer rechter Gewalt, vor der Lehrer, Polizei, Staatsanwaltschaft und sogar seine Eltern die Augen fest verschlossen.
Auf dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen präsentierte Oskamp im Mai diesen Jahres erstmals seine autobiographische Graphic-Novel „Drei Steine“ (erschienen bei Panini-Comics) im Rahmen einer Ausstellung mit Originalzeichnungen und Konzeptskizzen. In seinem sehr persönlichen Werk schildert der heute in Hamburg lebende Künstler seine Angst, seinen Zorn und auch die Verletzungen, die ihm rechtsradikale Mitschüler vor dreißig Jahren zufügten. Diese Ausstellung hat nun ihren Weg an den Ort gefunden, an dem „Drei Steine“ seinen Anfang nahm: Nach Dortmund, in die Steinwache. Noch bis zum 10. Juli können sich Besucher in der zur Mahn- und Gedächtnisstätte umfunktionierten Polizeiwache einen Eindruck von Nils Oskamp ambitioniertem Comic-Projekt verschaffen. Mehr als 66.000 Menschen wurden während der Herrschaft des Nationalsozialismus hinter den Mauern der Steinwache durch die Gestapo misshandelt. Trotz seiner ausgezeichneten, erzählerischen Fähigkeiten beruft sich der Comic-Zeichner dabei überwiegend auf wahre Ereignisse, die ihm selbst widerfahren sind und machte reale Personen dabei durch Namenanpassungen unkenntlich.
Mit dem durch TV- und Kino-Adaptionen rasant an Popularität gewinnenden Medium Comic als Vehikel, soll „Drei Steine“ mit der Unterstützung der Amadeu-Antonio-Stiftung außerdem auch als kostenlose, gekürzte Schulbuchfassung junge Menschen vor braunen Rattenfängern warnen. Das Buch soll ihnen Mut machen, sollten sie sich selbst dem Sog des Hasses ausgesetzt sehen. Zusätzlich steht für Lehrer auf der Homepage dreisteine.com außerdem umfangreiches Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Bleibt zu hoffen, dass auch an Dortmunder Schulen die bewegende Geschichte eines Jungen, der den Mut fand, sich gegen rechte Gewalt aufzulehnen ihren Beitrag dazu leistet, dass ein trauriger Teil der Stadt seinen Weg nur noch in Geschichtsbücher oder Graphic-Novels findet. Und nie wieder in die Tageszeitung.
Matthias Penkert-Hennig betreibt die Internetseite DeinAntiHeld.de
Ich habe eher den Eindruck, dass hier jemand auf einen Zug mit aktuellem politischem Bezug aufspringen und sich so profilieren möchte. Jeder erzählt halt gerne Geschichten, die er für sein Leben hält. Die Graphic Novel selbst habe ich als langweilig und eintönig erlebt. Ein Illustrator ist eben nicht automatisch ein begnadeter Autor. Ich fühlte mich unangenehm an oberlehrerhaft-naiv gestaltete Werke erinnert, die ich während meiner Schulzeit kennenlernen musste. Ob ein solches Niveau heute noch Schülern zugemutet werden sollte, müssen andere entscheiden.
@#1 Daniel R.: Da Sie vorgeben, das Leben von Nils Oskamp besser zu kennen als er selbst, erzählen Sie uns doch mal, was *wirklich* passiert ist. Oder möchten Sie Nils Oskamp hier als Lügner diffamieren?