Angestrebt war die große Bühne, die man ausnahmsweise einmal ganz für sich alleine hat. Als gestern die 2. Fußball-Bundesliga in das Jahr 2020 startete, da war ihr fußballerische Exklusivität an diesem Abend garantiert.
Ähnlich wie nach der Sommerpause, wenn das Unterhaus traditionell einige Wochen vor der Eliteliga in den Spielbetrieb startet, wollten die Verantwortlichen Liga 2 auch zum kalendarischen Jahresstart etwas unter die Arme greifen, indem man ihr die direkte Konkurrenz des Oberhauses erspart.
Der erhoffte Effekt: Der geneigte Fußballfan kann sich, ohne zeitlich an die Grenzen des Machbaren gehen zu müssen, wenn er auch die 1. Liga verfolgen will, ausgiebig der Liga 2 widmen und dieser so zu etwas größerer Aufmerksamkeit verhelfen.
So habe auch ich den Dienstagabend zwischen 18 und 23 Uhr vollumfänglich mit den Protagonisten aus der stets etwas im Schatten der Branchenriesen vor sich hinlaufenden Liga verbracht. Und es war wahrlich kein Spaß. Der Plan der Organisatoren etwas Werbung in eigener Sache zu machen, er ging am Dienstag nicht auf!
Wenn der Profifußball nach der Sommerpause wieder in eine frische Saison startet, zu diesem Zeitpunkt in der Regel eine Pause von rund zwei Monaten hinter sich hat, dann ist die Vorfreude bei den Anhängern stets groß.
Dass das Unterhaus dann zwei Spieltage früher Eröffnet als die ‚Bundesliga‘, ist eine clevere Entscheidung. Nach der fußballarmen Zeit über den Sommer werden Spiele und Ergebnisse mit besonderer Aufmerksamkeit aufgenommen und erwartet. Liga 2 nutzt diese Chance seit Jahren um kräftig Werbung in eigener Sache und auf Klubs und Leistung aufmerksam zu machen.
Nach den ersten Wochen steigt dann das Oberhaus nach der ersten Runde im DFB-Pokal mit dazu in den Spielbetrieb ein und das Unterhaus rückt auf die traditionellen Austragungszeiten zurück, die immer etwas unbeliebt, im Regelfall am frühen Mittag oder am frühen Freitagabend liegen, also im Vorprogramm der Großen angesetzt sind sozusagen.
Ähnliches hatte sich die Verantwortlichen offenbar auch jetzt nach der Winterpause erhofft, als sie den ersten Spieltag des Kalenderjahres in die Mitte dieser Woche gelegt haben. Der VfL Bochum eröffnete sein Jahr 2020 beispielsweise mit dem Pflichtspiel bei Arminia Bielefeld (0:2). Nach der Begegnung konnte der Fußballinteressierte drei weitere Begegnungen verfolgen. Fürth schlug St. Pauli mit 3:0, Regensburg besiegte Hannover mit 1:0 und Wehen-Wiesbaden setzte sich gegen Aue mit 1:0 durch.
Der Effekt, dass man sich als neutraler Sportfan besonders auf den ersten Spieltag des Jahres freuen würde, ähnlich wie zum Saisonbeginn im Juli/August, er blieb jedoch aus. Zumindest bei mir.
Mag es einerseits an den im Nachhinein sportlich mageren Ergebnissen gelegen haben, denn alle Spiele waren recht torarm und wenig spektakulär, oder andererseits an der Tatsache, dass die große Bundesliga ja schon zwei Rückrundenspieltage im Jahre 2020 gespielt hat und damit gezeigt hat, wie viel unterhaltsamer das Oberhaus im Normalfall gegenüber dem technisch vergleichsweise bescheidenen Fußball in der 2. Bundesliga ist.
Festzuhalten bleibt: Das Experiment der exklusiven großen Bühne auch zum Jahresbeginn, es ging in dieser Form nicht auf. Zweitligafußball konnte am Dienstag nicht glänzen. Im Gegenteil, er verleitete zum Einschlafen auf der heimischen Couch.
Stadionbesucher mögen das naturgemäß etwas anders sehen, schlägt ihr Herz doch im Regelfall für ‚ihren‘ Verein vor Ort. Doch für den zahlenden Kunden vor den Bildschirmen, und das ist inzwischen ja die große Mehrheit mit mehr wirtschaftlicher Bedeutung für die Vereine, war es wenig attraktiv anzuschauen.
Und der Fernsehzuschauer ist in den Köpfen der Verantwortlichen inzwischen halt der entscheidende Faktor dabei. Dass auch viele Fans in den Stadien bei einem Spieltag an Werktagen nicht gerade begeistert sind, kommt noch mit hinzu. Diese Art der exklusiven Jahreseröffnung in der 2. Fußball-Bundesliga braucht so kein Mensch!
Was soll auch groß begeistern, wenn man den Tabellenführer gegen einen kommenden Absteiger spielen lässt??