Mit Rock am Ring wurde am Freitagabend eines der größten und bekanntesten Festivals in Deutschland abgebrochen. Grund für den Abbruch war Terrorgefahr. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, waren drei Personen für einen Subunternehmer des Festivals tätig. Von den drei Personen soll eine mit einem inhaftierten Islamisten verwandt sein. Auf ihre Backstage-Ausweise hatten die drei Männer falsche Namen geschrieben. Mittlerweile geht die Polizei davon aus, dass keine Terrorgefahr mehr besteht. Das Festival geht weiter. Wir haben einen ähnlich gelagerten Fall recherchiert. Beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf hat ein junger Mann aus dem salafistischen Spektrum für den Ordnerdienst gearbeitet. Nach einer Ruhrbarone-Anfrage hat das Unternehmen reagiert.
Dass Fußballspiele und andere Großveranstaltungen für islamistische Terroristen ein attraktives Ziel sind, weiß seit dem 13. November 2015 wohl jeder. Während einer Begegnung zwischen der französischen und der deutschen Nationalmannschaft sprengten sich drei Islamisten in die Luft. Die Taten geschahen im Außenbereich, so dass außer den Attentätern nur ein weiterer Mensch gestorben ist. Das lag in Paris auch am Ordnerdienst des Stade de France. Die Sprengstoffweste eines der Attentäter wurde von einem Wachmann entdeckt. Der Selbstmordattentäter ergriff daraufhin erstmal die Flucht. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er in das Stadion gelangt wäre. Beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf gibt es nun eine Personalie, die aufhorchen lässt. Eren Maras R. posierte während des Spiels der Fortuna gegen die Würzburger Kickers in einer Ordnerweste der Firma Klüh. Das, inzwischen gelöschte, Foto stellte er mit dem Kommentar „amüsiert“ und einem Smiley auf Facebook online. Eren Maras R. ist in der deutschen Islamisten-Szene kein großes Licht, bewegt sich allerdings in einem gefährlichen Umfeld. Regelmäßig teilt er auf seiner Facebook-Seite Botschaften von Bernhard Falk. Falk wurde in den 1990er Jahren als linker Terrorist verurteilt. Mit seinen „Antiimperialistischen Zellen“ hatte er neun Anschläge begangen. Ziel der Anschläge waren unter anderem Politiker der CDU. Im Gefängnis konvertierte Falk zum Islam, er gilt als Sympathisant des Terrornetzwerks Al-Qaida. Seit seiner Haftentlassung veröffentlicht Falk immer wieder Botschaften, in denen er an der Grenze der Legalität agiert. Zum Beispiel empfiehlt er Islamisten, den US-Stützpunkt Ramstein zu „thematisieren“. Falks Hauptaugenmerk gilt aber Islamisten, die im Gefängnis sitzen. Er betreibt eine islamistische Gefangenenbetreuung und beobachtet regelmäßig Gerichtsprozesse.
Auch Eren Maras R. ist regelmäßiger Gast bei Strafprozessen gegen Islamisten. Bis die Ruhrbarone ihn danach fragten, stand auf seiner Facebook Seite, dass er bei „Falk News“, der Seite von Bernhard Falk, arbeite. Nach der Frage wurde dieser Inhalt allerdings von seiner Seite gelöscht. Mit Falk zusammen besucht er keine Gerichtsverhandlungen, behauptet Eren Maras R. Auch teile er nicht die Einstellungen von „Extremisten“. Einige der Facebook-Postings des jungen Mannes werfen dann allerdings schon Fragen auf. So berichtet er auf Facebook, dass er Kevin T. im Gefängnis besucht habe, der im Januar verhaftet wurde, weil er an Planungen für einen Anschlag in Wien beteiligt gewesen sein soll. R. beschwert sich darüber, wie dieser in der „Gefangenschaft behandelt“ werde. Eine Gruppe von acht Islamisten, die in mehrere Kirchen eingebrochen waren und Kreuze, Messkelche und weitere Gegenstände gestohlen hatten, bezeichnete Eren Maras R. als „meine Brüder“ und hoffte: „Möge Allah sie freilassen“. Gegenüber den Ruhrbaronen verneinte R. allerdings, im islamistischen Spektrum aktiv zu sein. Bei Fragen nach seiner Tätigkeit im Stadion von Fortuna Düsseldorf, verweist R. auf seinen Anwalt Michael Murat Sertsöz, bei dem er nach eigenen Angaben auch arbeitet. Sertsöz gehört zu den gefragtesten Verteidigern im islamistischen Spektrum.
Auskunftsfreudiger als Eren Maras R. ist die Klüh Security GmbH, die zur Klüh-Gruppe gehört, die 49.000 Menschen beschäftigt und einen Jahresumsatz von 770 Mio. Euro erwirtschaftet. Im Bereich Security ist sie unter anderem bei den „Personal- und Warenkontrollen“ an Flughäfen tätig, aber auch die Bundeswehr und die Europäische Zentralbank zählen zu den Kunden von Klüh. Auf die Ruhrbarone-Anfrage nach der Tätigkeit von Eren Maras R. erfolgt erstmal keine Reaktion. Nach einer telefonischen Nachfrage wird eine Antwort versprochen. Die Antwort kommt auch, allerdings nicht von Klüh, sondern von einer PR-Agentur, die auf ihrer Homepage Unternehmen verspricht, „Öffentlichkeitswirkung besser darzustellen“. In der Antwort heißt es, R. sei „nie Mitarbeiter der Klüh-Gruppe“ gewesen. Am 6. Mai sei er „erst- und letztmalig“ von einem Subunternehmen im Stadion eingesetzt worden. In Zukunft werde man Eren Maras R. aber nicht mehr einsetzen. Außerdem verweist der PR-Berater auf „Qualitäts- und Sicherheitsauflagen“, die von Klüh und beauftragten Subunternehmen erfüllt würden. Mitarbeiter im Securitybereich würden in einem abgestuften Verfahren überprüft, dass bis zur Beteiligung des Verfassungsschutzes und anderer Dienste reiche.
Dass es im Zusammenhang mit der Firma Klüh immer mal wieder Probleme mit der Qualität gab, darüber gibt es allerdings genug Berichte. Im Jahr 2015 war es Journalisten des WDR gelungen, am Düsseldorfer Flughafen unbemerkt ein Paket in einem Flugzeug zu platzieren. Auch von der Gewerkschaft Verdi gab es vor zwei Jahren massive Kritik an Klüh. Bei der Firma gäbe es teilweise 12-Stunden-Schichten. Das Personal sei überlastet, hieß es von der Gewerkschaft. Auch würde die Firma Ausbildungsgutscheine der Arbeitsagenturen missbrauchen und Personal nur befristet einstellen. Ein Unternehmenssprecher wies die Vorwürfe damals zurück.
Dass nun eine Person, die zumindest über beste Kontakte ins salafistische Milieus verfügt, bei einem Fußballspiel eingesetzt wurde, stimmt bedenklich. Bundesweit gibt es unabhängig von Firmen und Vereinen Probleme mit Ordnern in Stadien. Mal wurden Personen ohne Tickets ins Stadion gelassen, in anderen Fällen fielen prügelnde Neonazis in Ordnerleibchen auf oder Securitys schauten weg, wenn ihre Freunde Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln wollten. Sollten Salafisten versuchen, in diesem Bereich tätig zu werden, dann werden ihre „Brüder“ etwas ganz Anderes als harmlose Böller in die Stadien bringen wollen. Die Anschläge von Paris lassen Schlimmes erahnen.
Ein schwieriges Thema.
– Freund vom Freund ist fast jeder. Die sozialen Netzwerke zeigen, wie wenige Personen zwischen zwei Personen befreundet seien müssen, um Beziehungen abzubilden. Es ist also nicht einfach, eine Gefährdung festzustellen.
– Security boomt. Überall ist Security. Meistens wird sorgfältig nachgeprüft. Nur wer will wirklich diese ganzen Mitarbeiter prüfen? Security-Mitarbeiter haben auch häufig einen Migrationshintergrund. Wenn ich dann an die aktuellen Identitätsfeststellungen von Neubürgern denke, wird klar, dass hier in der Breite keine hohe Qualität erreicht werden kann und dass ein Einschleusen nur schwer zu verhindern ist. Ein beschriebenes Verfahren mit mehrstufigen Sicherheitschecks kann eine Lösung sein.
– Das Festival/Stadion wird zur Hochsicherheitszone. Wie sinnvoll ist das? Es gibt immer und überall ungeschützte Menschengruppen. Was soll aber Security bei einem wirklichen Angriff großartig machen?
Die Probleme liegen in vielen Bereichen:
– Der Sub vom Sub hat Zugriff auf Gebäude/Daten/Sicherheit mit Personal, das aus der halben Welt kommt. Sicherheit kann hier auch durch Festangestellte, die sicher stärker mit dem Unternehmen identifizieren erreicht werden.
– Identitäten wurden nicht korrekt festgestellt.
– Bei Gefährdern wird nicht eingegriffen.
Das Beispiel Festival zeigt aber, wie nervös unsere Sicherheitskräfte sind und dass unsere Gesellschaft mit Terror leben muss. Genau wie viele andere Länder.
Nehmen wir kurz mal das Beispiel Fußballstadien in der Bundesliga (ohne das jetzt mit dem gestrigen Gaga–Vergleich von Ober-Abzocker Lieberberg zu verwechseln) und Security-Überprüfung.
Da gab es vor einem dreiviertel Jahr die Untersagung der Stadt Dortmund gegen den BvB, dessen Ordnungsdienst tätig werden zu lassen, da sich der BvB gegen die gewerbliche Zulassung als Bewachungsunternehmen und damit gegen eine polizeiliche Überprüfung seiner Ordnungsdienst-Mitarbeiter gerichtlich wehrte – und gewann. Man berief sich erfolgreich auf eine Ausnahmegenehmigung der Innenministerkonferenz für Vereine der DFL, damit diese ihre Ordnungsdienste nicht korrekt anmelden müssen (http://www1.wdr.de/sport/fussball/borussia-dortmund-verwaltungsgericht-ordnungsdienst-100.html). Dass der BvB mit seinem Präsidenten Rauball simultan den DFL-Präsidenten an Bord hat, sei nur am Rande erwähnt.
Das Kontrollieren der Kontrolleure geht in Deutschland also schon mal grundsätzlich dort schief, wo Funktionäre aus Geiz, Standesdünkel und Dummheit notwendige Entwicklungen behindern und ausbremsen.
Interessanter Artikel, der nachdenklich stimmt. Es wäre jedoch nicht das erste und letzte Mal, wenn aus Profitbestreben von Security-Unternehmen die eigentliche Sicherheit wegen mangelnder Durchleuchtung des Personals auf der Strecke bleibt.
Der Kapitalismus ist daher die Achillesferse unserer Gesellschaft. Und Islamisten wissen dies und finden ihre Wege.
Aber mal davon ab: oben vergessen Sie in einem Kommentar den Anschlag im Bataclan zu erwähnen, der über 80 Menschen das Leben gekostet hat. Sie schreiben einzig von dem misslungenen Anschlag auf das Stadion. Journalistisch nicht ganz sauber und auch nicht in dem Sinne vertretbar, dass Sie auf ähnliche Vorgehensweisen islamistischer Personen hinweisen wollten. Im Übrigen ist der Selbstmordattentäter nicht ins Stadion gelangt, weil er den Berichten nach kein gültiges Ticket besaß und daher nicht durchgelassen wurde. Hier hat die Security also nicht versagt, was ihr Beispiel entkräftet.