Für Samstag den 13. Januar kündigte der Kreisvorstand der AfD Duisburg ihren Neujahrsempfang an. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen trafen sie ihre Organisation. Zunächst war bis wenige Tage vor der Veranstaltung nicht bekannt, an welchem Ort die Veranstaltung stattfinden werde. In der Glück-Auf-Halle in Duisburg-Homberg kamen rund 1.200 Mitglieder und Interessierte zusammen und „feierten“ das neue Jahr und sich selbst.Von unserer Gastautorin Manuela Manuela Ihnle, Xtranews
Schon vor offiziellem Beginn des AfD-Empfanges kamen einige 100 Meter entfernt von der Glück-auf-Halle am Hochheider Markt rund 2.400 Menschen zusammen um gegen den AfD-Empfang zu protestieren. Aufgerufen zu dem Widerstand gegen die umstrittene AfD-Versammlung hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Kirchen und Parteien. Die Partei selbst schottete sich aufgrund des Weidel-Besuch ab. Der einsehbare Bereich wurde abgehangen. Als der Demonstranten-Zug vor der Halle eintraf, waren deutliche Spannungen zu spüren. Die vor Ort eingesetzte Polizei sperrte den Eingangsbereich zur Halle weiträumig ab. Eine eingesetzte Drohne beobachtete den Lagezustand. Rund 250 Demonstranten positionierten sich an der Absperrung um Sicht auf die Halle und die sich davor tummelnden AfD-Mitglieder zu bekommen und riefen „Ganz Duisburg hasst die AfD“ und „Wir kriegen Euch alle“.
Schon einen Tag vorher bat der AfD-Kreisvorstand in seiner Einladung die zugelassenen Gäste und Mitglieder darum in festlicher Abendgarderobe zu erscheinen und auf Logos und Embleme der Partei zu verzichten. Die Anreise sei nicht unproblematisch, da man auf Demonstranten stoßen könnte. Letztendlich kam es zu kaum wahrnehmbaren Begegnungen, da der Demonstrationszug erst gegen 14:30 Uhr am Veranstaltungsort eintraf. Die Veranstaltung der AfD begann um 14:00 Uhr. Vor der Halle ließen sich nach und nach Funktionäre, Mitglieder und auch Gäste blicken. Um sie drum herum scharrten sich einige Medienvertreter, die neugierig zusammen kamen und Einblick erhofften. Doch die Organisatoren ließen nur zwei berichtende Medien zu. Vorab wurde nach Informationen der Redaktion von Medienvertretern verlangt, dass diese vor einer Publikation ihren Bericht und die vor Ort gefertigten Fotos zur Einsicht zur Verfügung stellen sollten. Von Medienvertreter der Funke-Gruppe wurden Akkreditierungsgesuche abgelehnt oder erst gar nicht beantwortet.
Doch was wurde einen Tag nach der nach außen hin geheim gehaltenen Veranstaltung an Informationen öffentlich zugänglich?
Zunächst sorgte der Bericht über das Potsdamer-Geheimtreffen rund um den Neujahrsempfang für Brisanz. Doch im Vordergrund stand der Auftritt von AfD-Bundessprecherin Alice Weidel. Während der Wartezeit gab es Ansprachen unter anderem von Martin Vincentz, Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion, Martin Renner, der von 2015 bis 2017 Sprecher des NRW-Landesverbandeswar und Stefan Keuter, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzender und Sprecher des Kreisverbands Essen.
Zwischendurch lieferten sich Demonstranten und AfD-Mitglieder vor der Halle Wortgefechte. Auf öffentlich zugängliche Videos und Fotos von Mitgliedern der AfD werden Demonstranten verhöhnt. Zu lesen sind in den sozialen Netzwerken Kommentare wie
„Als ich dieses Video um 16:10 Uhr am 13.01.24 gemacht habe, wusste ich noch nicht, dass die Presse später von 2400-5000 Gegendemonstranten sprechen würde. Ich persönlich bin der Meinung, dass es eher so 1/10 davon war… aber urteilt selbst.“
„Leider hatten diese Leute auch nicht besonders viel zu sagen, sagten es aber die ganze Zeit. Davon wurde es auch nicht besser.“
„Ich finde es traurig, dass hier kein echter Dialog stattfinden kann. Denn im Grunde wird auch jeder Antifant durch eine AfD in der Regierung ein besseres Leben haben können.“
„Zu sehen war vom Eingang der Veranstaltungshalle aus tatsächlich nur die rund 250 „Zaungäste“. Dachten die Gäste der Veranstaltung wirklich, dass sich dahinter keine weiteren Personen mehr befinden würden? Dahinter fand ein Bühnenprogramm mit zahlreichen starken Redebeiträgen statt.“
Es sind Fotos und auch ein Video vom Redebeitrag Alice Weidels abrufbar. Ein weiteres Video zeigt, dass alle anwesenden zum Abschluss der Veranstaltung die Deutsche Nationalhymne schmettern.
Doch fragwürdiger ist ein öffentlich zugängliches Foto der Sponsorentafel. Ganz oben wird der umstrittene Oberhausener Arzt Dr. Robert Nagels aufgeführt. Erst im November 2022 distanzierte sich die AfD-Partei von der Personalie, da sein Mitgliedsantrag intern für Furore sorgte. Denn in der rechten Szene ist Nagels kein Unbekannter. Laut Medienberichten zufolge soll er Verbindungen zur Rechtsrock-Szene gehabt haben, war Funktionär bei der „demokratisch rechten“ Partei „die Republikaner“ und fiel mit Verfassungsfeindlichkeiten beim Verfassungsschutz auf. Nagels soll seinen Mitgliedsantrag zurück gezogen haben. Doch nun wird er ganz oben als „Gönner“ auf der Sponsorenliste aufgeführt? Zumal sich der NRW-Landesvorsitzende Martin Vincentz noch in der Vergangenheit mit folgenden Worten erklärte:“Ich kann Ihnen allerdings mitteilen, dass wir keinen Robert Nagels als Mitglied führen und auch nicht geführt haben“.
[…] Zum Geschehen vor und in der Halle gibt es einen Text von Manuela Ihnle hier im Blog. […]