Seit dem ersten Tag der Ampelkoalition schallt es durch Deutschland: Die Ampel ist schuld an den Ergebnissen der AfD! Genauer: Die Grünen sind es! Dabei schaffen es die Grünen angeblich nicht nur, die Bundesregierung zu leiten – unabhängig von der FDP und der SPD – vielmehr sind sie, egal wie die dortige Zusammensetzung ist, auch schuld an allen AfD-Ergebnissen in den Kommunen, Landtagen und bei der Europawahl. So richtig vermag das nicht zu überzeugen. Einziger Lichtblick: Für die Wahlergebnisse in anderen europäischen Ländern werden die Grünen – derzeit! – noch nicht verantwortlich gemacht.
Die Grünen sind in gewisser Weise eine Fortsetzung von Angela Merkel, denn auch die war, wir erinnern uns an #DankeMerkel, schuld an der AfD, zumindest wurde das so verbreitet. Merkel wie Grüne, im weiteren Sinne die Ampelkoalition, sind dabei das Feigenblatt, mit dem sich der Deutsche bedeckt, wenn er Rechtsextreme wählt, sich aber nicht als Rechtsextremer fühlen will. „Ich bin einfach dagegen, dass die Grünen mir alles wegnehmen wollen!“ Nein, bist du nicht! Wenn es darum ginge, gegen die Grünen zu sein, gegen die Ampel, gegen Scholz, gegen Lindner: Dann wähl halt eine andere demokratische Partei!
Wer eine Partei wählt, die in Teilen gesichert rechtsextrem und insgesamt ein rechtsextremer Verdachtsfall ist, deren Mitarbeiter in Geheimdienstaffären mit China und Zahlungen aus Russland verwickelt sind, der tut dies bewusst. Er stellt sich ausserhalb des bürgerlichen Diskurses. Gerade auf TikTok kann man beobachten, in den Kommentaren unter Videos, wie weit weg die brüllenden AfD-Fanboys und -girls von der FDGO sind, und wie wenig das mit Regierungskritik zu tun hat.
Sind die AfDler tatsächlich Feinde der Bundesregierung? Hell yes! Aber wollen sie eine andere demokratische Bundesregierung? Nein, sieht nicht so aus. Die AfDler wollen keine demokratisch handelnde Regierung; egal wer da in der Regierung ist. Die Regierung dient als Projektionsfläche, egal welche Politik sie betreibt, auch wenn die Narrative der AfD etwas von Regierungskritik raunen. Die Narrative der AfDler seit Jahren ernst zu nehmen, ist so, als würde man einem Spinnenphobiker sagen: „Jetzt hab mal keine Angst mehr vor Spinnen, obwohl die wirklich echt gefährlich sind!“ Einem Phobiker kann man helfen, indem man ihn mit dem Gegenstand seiner Phobie konfrontiert und mit ihm erarbeitet, dass seine Reaktion überzogen bis falsch ist. Nicht dadurch, dass man das Tier verändert.