Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna haben für die Entdeckung der Genschere Crispr/Cas den Chemie-Nobelpreis erhalten. Mit dieser molekularbiologischen Methode, ist es möglich, DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. Die technologischen Möglichkeiten, die sich durch Crispr/Cas ergeben reichen von neuen Behandlungsmethoden gegen Krebs bis zur Schaffung von Pflanzen die eine bessere Ernte ermöglichen und resistent gegen Schädliche sind. Crispr/Cas gilt als Moonshot – als eine Technologie, welche die Welt verändert und zahlreiche weitere Entwicklungen nach sich zieht.
Doch der Nobelkreis ist nur eine von mehreren Auszeichnungen die Charpentier und Doudna erhalten haben. Fast ebenso wertvoll ist die Ehrung durch die von Renate Künast 2018 ausgesprochene Ablehnung von Crispr/Cas, die Künast unter der Überschrift „Kein Grünes Licht für Crispr_Cas“ veröffentlichte.
Denn Technologien, die von den Grünen abgelehnt werden, haben oft eine glänzende Zukunft:
Ob Glasfaserverkabelung, die Digitalisierung des Fernsprechnetzes, WLAN, Autos generell oder Kabel- und Satellitenfernsehen – wenn Grüne gegen etwas sind, ist das ein Beleg für das Potential einer Technologie.
Ich hatte vor gut 2 Jahren, zu dem Artikel
https://www.ruhrbarone.de/eugh-gegen-vernunft-fuer-fortschrittsfeindlichkeit/156853,
wo es um das EUGH-Urteil zur Gentechnologie ging, in einem Kommentar geschrieben:
" Crispercas ist nach meiner Überzeugung einer der Schlüssel zur Zukunft der Menschheit. Ich glaube nicht, daß ich mit dieser Einschätzung falsch liege. Elektrische Energiespeicher wär eine anderer und die Fusionstechnik die Dritte. Letztere ist auch ein möglicher Kotzbrocken für unwissende Juristen."
Ich hätte die ältere Garde der Grünen gleich mit erwähnen sollen.
Die können sich nicht mehr umstellen. Die jüngeren Grünen werden das aber wohl müssen. Solange die Frau Charpentier nur wissenschaftlich Interessierten bekannt war, konnte man sie seitens der Grünen Repräsentanten einfach ignorieren, obwohl sie sie die größte wissenschaftliche Leistung,in den letzten 10 Jahren geliefert hat. Sie, eine Frau!
Aber das hat ihr bei der Bewertung durch grüne Frauen überhaupt nichts genützt.
Falls die jetzt Begeisterung heucheln wollten, käme das schnell heraus.
Ich bin ja keine Wählerin der Grünen, aber was Frau Künast zu bedenken gibt (habe gerade mal ihren Text gelesen), erscheint mir nicht so, als könne man das einfach wegwischen.
@Stephan Laurin:
Crispr/CAS ist ein mächtiges Werkzeug mit dem man sowohl Gutes als auch Böses tun kann. Darauf hinzuweisen ist kein Technologiebashing.
Leute "vorzuführen", die über die Gefahren reden, ist ein Zeichen dass man icht in der Lage ist differenziert zu denken.
@GMS: Das grundsätzliche "Nein" zu fast allen neuen Technologien ist ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells der Grünen und das besteht, wie bei der AfD, aus der Verbreitung von Angst.
Die Idee, daß ein Werkzeug auch gefährlich sein kann, wird bereits kleinen Kindern beigebracht. "Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht." Die Genschere macht da keine Ausnahme. Mit der Entdeckung dieses Mechanismus ist zunächst erst einmal eine Entdeckung! Daß eine Entdeckung grundsätzlich immer auch negativ angewendet werden kann, wie das Beispiel des Messers deutlich zeigt, ist einleuchtend. Daraus aber abzuleiten, daß diese Entdeckung prophylaktisch verurteilen sollte, muß man erst mal kommen.
Zunächst einmal ist es ein Riesenfortschritt gegenüber den vorher weltweit angewandten Methoden.
Viele Nahrungsmittel, Medikamente usw. , die wir seit Jahren schlucken, sind mit Zufallsergebnissen der damaligen Gentechnologie erzeugt worden. Dabei sind auch nicht gewollte Veränderungen an Gensequenzen kollateral entstanden. Da hätte und hatte ich wesentlich mehr Bedenken.
Aber zurück zur Entdeckung. Die wäre so oder so in den nächsten Jahren durch irgend ein Institut auf der Welt gemacht worden. Emmanuelle Charpentier war einfach nur schneller als ihre Kollegen. Einer von ihnen behauptet allerdings, daß er eigentlich der Entdecker wäre. Das zeigt nur, wie eng der Zeitrahmen für Entdeckungen ist. Das war schon immer so eng. Die richtige Einstellung zur Forschung wäre nicht die Vorverurteilung, sondern die Förderung. Warum? Deutschland liegt auf vielen Gebieten, speziell aber in der Gentechnologie weit von der Weltspitze entfernt auf Mittelplätzen. Das bedeutet aber, daß damit jede Chance auf auf eine, in unserem Sinn ethische Vorgabe bestenfalls belächelt wird. Wir sind einfach nicht mehr tonangebend. Und unsere Diskussion über die moralische Bewertung nimmt weltweit niemand mehr wahr. Als Sloterdijck 1999 sein Buch über "Regeln für den Menschenpark" vorstellte, erregte er die breite Öffentlichkeit und bekamm viel Kritik, vor allem aus der sogenannten Frankfurter Schule. Die fand seine Vorstellungen unerhört. Allein schon, daß er das in der Biologie übliche Wort "Selektion" benutzte, war denen wichtig zu verurteilen. OK. Ichhielt die Diskussion über diesen wichtigen Bereich sowieso schon 10 Jahre zu spät, aber heute sind wir in politischen Kreisen und in Gesellschaftswissenschaften, immer noch nicht weiter. Dort versucht man krampfhaft Wissenschaft über Gefühle zu verstehen.
@Stefan: Autos als neue Technologie mit glänzender Zukunft. Aha.
@Bebbi: Mit welchem Antrieb auch immer oder gerne auch autonom: Der individuelle, motorisierte Nahverkehr wird bleiben und sich technologisch wandeln. Global gesehen steht das Auto erst vor seinem Durchbruch.
(Kaiser Wilhelm II., 1905)." "Der Motorkarren ist eine vorübergehende Erscheinung – ich setze auf das Pferd.".
Paßt irgendwie auch zur Diskussion über neue Techniken.
Renate Künast hatte auch geglaubt die Toten Fukushima wären Atomtote und nachdem der Unsinn aufgeflogen war, hat ihrer Meinung nach der Klimawandel den Tsunami ausgelöst.
Die Gute raucht interessante Sachen. Wenn man Eskens glauben kann, ist sie damit nicht allein.
Wie diese Bewußtseinserweiterung helfen kann, kompetentes Risikomanagement zu betreiben, bleibt das Geheimnis der Mitglieder und Wähler dieser Parteien.
Was man faktisch aber wohl konstatieren kann. Dieser Politik sind die Bezüge zum primären, und sekundären und weiten Teilen des tertiären Sektors unserer Ökonomie abhanden gekommen.
@Stefan Laurin,
ist nun mal eine Binse dass in der Politik sich eher wenig intellektuelle Giganten tummeln. Und sehr wenige würden in Frau Küast auch als eine dieser seltenen Exemplare sehen.
Darüber hinaus verkaufen ALLE Parteien Angst, das ist einfach und bindet Wähler. Auch das ist nichts neues.
Was mich wundert ist, dass es nicht mal auf einer von kommerziellen Zwängen weitgehend verschonten Plattform, für einen erfahrenen Journalisten möglich sein soll mal eine differentierte Position einzunehen und auch mal bei dumme Aussagen ihren wahren Kern herauszuarbeiten und Pro und Kontra abzuwägen. Denn nur SO schafft man ein aufgeklärtes Publikum das fundierte Entscheidungen treffen kann.
Stattdessen gibt es "Gutter Press".