Grüner Wasserstoff: Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sehen es wie Friedrich Merz

Friedrich Merz Foto: Michael Lucan Lizenz: CC BY-SA 3.0 de


Gibt es genug grünen Wasserstoff für den klimaneutralen Umbau der Industrie? Zwei Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung kommen zum selben Schluss wie Friedrich Merz. 

Die Aufregung war groß, als CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in der vergangenen Woche bei einer Konferenz in Bochum sagte, dass es nicht genügend Wasserstoff gäbe, um ihn in der Stahlproduktion einzusetzen. Wie immer, wenn jemand Zweifel an den wirtschaftspolitischen Träumereien von SPD und Grünen äußert, war die Aufregung groß. Der als Wirtschaftsminister gelesene Robert Habeck (Grüne) sagte dem Stern: „Wer sagt, er glaube nicht an grünen Stahl, kann den Stahlunternehmen und ihren Beschäftigten in Deutschland auch gleich sagen: Ich glaube nicht an euch, auf Nimmerwiedersehen. Wer den Weg hin zu grünem Stahl verbaut, der verabschiedet eine ganze Industrie aus Deutschland und sorgt dafür, dass wir den Anfang hunderter Wertschöpfungsketten – von der Schraube übers Auto bis zum Windrad – ins Ausland verlagern.“ Mona Neubaur, die grüne nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin, äußerte sich gegenüber der WAZ ähnlich: „Wer nicht an grünen Stahl glaubt, befördert das Ende der Stahlindustrie in Deutschland – mit fatalen Wirkungen weit über die Branche hinaus. Wir würden Zehntausende Arbeitsplätze verlieren und uns bei einem der wichtigsten Grundstoffe in eine gefährliche Abhängigkeit vor allem von China begeben.“

Nun ist das mit dem Glauben und der Wirklichkeit immer so eine Sache. Man kann zwar daran glauben, dass sich ein Fischstäbchen wieder in einen Seelachs verwandeln kann, es wird nur sehr selten geschehen. Und so ähnlich ist das auch mit dem Glauben an den grünen Wasserstoff.

Eine in dem angesehenen US-Wissenschaftsmagazin Nature Energy veröffentlichte Studie kommt zum Thema grüner Wasserstoff zu denselben Ergebnissen wie Friedrich Merz. In einem am 14. Januar unter der Überschrift „The green hydrogen ambition and implementation gap“ veröffentlichten Artikel von Adrian Odenweller und Falko Ueckerdt, beide arbeiten am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kann man nachlesen, dass es zwar große Pläne gibt, die Wirklichkeit aber eher trist ist: „Bei der Verfolgung von 190 Projekten über einen Zeitraum von drei Jahren stellen wir eine große Umsetzungslücke bis 2023 fest, da nur 7 % der globalen Kapazitätsankündigungen planmäßig abgeschlossen wurden.“

Nach einer Welle der Begeisterung sei der Markt für grünen Wasserstoff und die damit verbundenen Erwartungen vor Kurzem in eine Konsolidierungsphase eingetreten, da hohe Kosten, eine begrenzte Nachfrage und eine schleppende Umsetzung von Förderpolitiken den Einsatz behindern würden. „Defizite beim angekündigten Einsatz von Elektrolyseuren, der Schlüsselkomponente für die Produktion von grünem Wasserstoff, sind stellvertretend für die systemischen Herausforderungen, die mit dem gleichzeitigen Ausbau von Angebot, Nachfrage und Infrastruktur verbunden sind.“ Im Jahr 2022 seien statt der ursprünglich angekündigten 2,8 GW Elektrolysekapazität nur 0,62 GW realisiert worden. „Ebenso wurden im Jahr 2023 von den ursprünglich angekündigten 7,1 GW nur schätzungsweise 0,92 GW realisiert und in Betrieb genommen.“

Wenn es um grünen Wasserstoff geht, wird viel angekündigt und wenig umgesetzt. Für rot-grüne Voodoo-Wirtschaft mag das ausreichen, für den Erhalt von Industriearbeitsplätzen nicht.

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