Publizist nennt iranische Reaktion auf den Anschlag „widerlich“ und zeigt sich erfreut über Verurteilung des Regimes in Teheran durch die Bundesregierung.
Der Kölner Publizist Günter Wallraff hat das Attentat auf den Schriftsteller Salman Rushdie als Versuch verurteilt, Aufklärer und Islamkritiker einzuschüchtern. Es sei „widerlich“, dass die iranischen Staatsmedien den mutmaßlichen Attentäter frenetisch feierten, sagte Wallraff dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe). Er sei nach dem Anschlag immer noch schockiert. Erfreulich sei, dass Kanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) den iranischen Staat für den Anschlag mitverantwortlich gemacht hätten.
Der Angriff, bei dem der 75 Jahre alte Rushdie am Freitag im US-Bundesstaat New York schwer verletzt wurde, habe ihn schockiert, sagte Wallraff. Er nahm Rushdie 1993 bei sich auf, nachdem dieser wegen seines Romans „Die satanischen Verse“ vom iranischen Regime mit einer Fatwa – einem religiös motivierten Mordaufruf – belegt worden war. „Ich fand es damals beschämend, dass gar nicht so wenige Intellektuelle meinten, man dürfe so genannte ‚Heilige Bücher‘ nicht dem Spott aussetzen“, sagte Wallraff. Das Recht, zu kritisieren, zu polemisieren, gerade auch mit Spott und Ironie etwas Verbohrt-Doktrinäres zu glossieren, diene doch der Aufklärung und sei „weitaus schützenswerter als das Recht, nicht beleidigt zu werden“.
Rushdie selbst habe den Gegnern freier Gesellschaften immer unerschrocken die Stirn geboten, betonte Wallraff. „Als er bei mir war, wollte er immer raus.“
Das Interview mit Günter Wallraff im Wortlaut:
Die traurige Wahrheit ist, dass die Verharmlosung des Islam zu solchen Attentaten beigetragen hat. Man erinnere sich an die Mohammed-Karikaturen, der Zeichner steht meines Wissens noch heute unter Polizeischutz und ist mehrfach von Nuslimen angegriffen worden.
Ihr Taner Aydın