Vor knapp drei Jahren bin ich in ein kleines Appartement in einer netten Gegend gezogen. Ich genoss die Ruhe und den schönen Garten. Wie oft habe ich draußen die Stille des Abends genossen. Von unserer Gastautorin Nina Ryschawy.
Aber zu mir: Ich bin 32 Jahre alt und habe einen Abschluss in Geschichte, Sozialpsychologie und –anthropologie gemacht. Lange Zeit habe ich gedacht, ich könnte mit dem zweiten Teil meines Studiums, besonders mit der Anthropologie, nicht viel anfangen. Und dann geschah das Unvorstellbare.
Ich muss aufgrund der Geschehnisse eine neue paläoanthropologische These aufstellen, die so bahnbrechend wir unglaublich ist. Nach nun etwa zwei Jahren intensiver wie teilweise unfreiwilliger Feldforschung kann ich sie erheben. Die Wissenschaft wird sich auf den Kopf stellen.
Der homo neanderthalensis ist nicht etwa, wie man bisher glaubte, einfach ausgestorben. Er hat sich auch nicht, wie manche Theorien sagen, mit dem homo sapiens vermischt. Nein, er muss sich irgendwo, an einem abgeschiedenen Platz über lange Zeit doch so weit entwickelt haben, dass er sich gerade so an die ihn heute umgebenden Bedingungen angepasst hat.
Und dann ist er nebenan eingezogen.
Eine Gruppe des homo neanderthalensis von variierend fünf bis sieben Individuen. Nur ein ausgewachsenes Individuum ist weiblich.
Beschauen wir noch einmal die gängigen Theorien und vergleichen sie mit den von mir gemachten Beobachtungen aus dem Fenster des zweiten Stock unseres Hauses.
Bezüglich des Körperbaus lassen sich fast keine Unterschiede zu den bisher bekannten Theorien feststellen. Sie sind alle relativ klein, wirken gedrungen und sind muskulös. Die Hände sind zu einem Präzisionsgriff fähig, was ich immer wieder beobachten konnte, wenn eines der Individuen nach einer Bierflasche griff. Während die männlichen Individuen der Gruppe die bekannte Schädelform aufweisen (dominanter Kiefer und Überbaugeschwülste), wirken die weiblichen eher zierlich. Alle weisen einen kräftigen Kauapparat auf.
Zum Thema Sprache muss ich die bisherige Theorie an dieser Stelle fortführen. Wir wissen, dass man in den 1980ern das Zungenbein eines Neandertalers fand, womit die anatomischen Voraussetzungen zur Sprache gegeben sind. Die Isolierung des FOXP2-Gens bei einem anderen Fund, weist ebenso auf die Fähigkeit zur Sprache hin, denn das Gen wird für die Entwicklung der Sprache als bedeutend erachtet. Bisher konnte man jedoch keine triftigen Beweise für Sprache bei den Neandertalern finden. Ich habe sie. Sie verständigen sich in einer äußerst simplen und verkürzten Sprache, die zwar minimale Grundzüge der Sprache des homo sapiens aufweist, aber dennoch nicht zu vergleichen ist.
Die männlichen Individuen verständigen sich durch relativ einfache, allgemeine Grunzlaute und Worte. „Bier, Schlafen, Essen, Nein, Ja, Ey Alter“, sind von mir schon gehört und aufgezeichnet worden. Die Sprache des weiblichen Individuums ist beschränkter als die der männlichen. Sie gibt auch keine Grunzlaute von sich, sondern eher ein Gekreisch, das noch immer an den Menschenaffen erinnert. Bisher gehört wurden Laute wie: „Chantal, Kiki, Essen, Nein, Schluss.“
Währen die männlichen Individuen eine einfache Vorstufe von Kleidung tragen, stellt das weibliche Individuum seine Vorzüge offen zur Schau. Damit folgt sie wohl einem angeborenen Locktrieb. Die Gruppe scheint sich aus Gründen des Überlebens und der Fortpflanzung zusammengeschlossen zu haben. Das Sexualverhalten variiert in der Gruppe, Monogamie scheint es nicht zu geben. Außerdem werden sexuelle Handlungen recht offensichtlich und öffentlich durchgeführt.
Die männlichen Individuen sind für das Beschaffen von Nahrung verantwortlich, die sie täglich auf einem offenen Feuer innerhalb ihres Territoriums zubereiten. Hauptsächlich nehmen sie Fleisch zu sich. Ihr angestammtes Territorium verlassen sie nur zum Sammeln und Jagen. Das weibliche Individuum ist mit der Aufzucht der Kinder beschäftigt.
Kommen wir zu kultischen Handlungen, die oft zu beobachten waren. Die Männchen sind bereits ab Mittag auf dem Territorium sichtbar, während das weibliche Individuum immer erst später mit der Nachkommenschaft hinzukommt. Es wird gekreischt und gegrunzt und eine Mange Alkohol konsumiert. Das schätze ich als eine kultische Handlung ein. Es ist bekannt dass bei den Neandertalern eine Vorstufe der Emergenz von Religion vorhanden war. Und der Alkoholkonsum ist für mich eine Huldigung der Ahnen, die wahrscheinlich auch immer blau waren. Sobald die Sonne untergeht, wird noch mehr Alkohol konsumiert und das verbale Verhalten lauter. Das lässt auf eine Angst vor der Dunkelheit schließen, gegen die sie sich wappnen und die sie außerdem mit Gekreisch und Gegrunze zu vertreiben suchen. Damit haben sie, wie der homo sapiens weiß, keinen Erfolg und ziehen sich dann in ihre Höhlen zurück.
Erstaunlicher Weise gibt es einige schüchterne Versuche ihrerseits, Kontakt zur Gattung des homo sapiens aufzunehmen, was aber immer wieder an den doch sehr großen Unterschieden scheitert.
Nun gut, ich werde weiterhin meine Feldforschung betreiben, mich vielleicht noch genauer mit den kultischen Handlungen beschäftigen und dann ein Buch oder Filmsequenzen herausbringen. Dank meiner Nachbarn hat mein Studium also doch einen Sinn gehabt. Aber wer hat schon das Glück solche Nachbarn zu haben?
Ich stelle mir die Frage, woher der Autor wohl meine Nachbarn kennt???
Eine Autorin, Herr Carstensen. – Tja, einfach mal anklopfen. Oder wie man das bei Euch halt so macht …
Lieber Werner Jurga, bei uns wird getrommelt, oberbergischer Urwald halt, ggg. Danke für den Hinweis in Sachen Autorin, womit aber meine Frage leider nicht beantwortet wurde…
Liebe Nina Ryschawy
Es muß viele dieser Gruppen geben,
da erstens 5-7 Individuen nicht ausreichen um eine Population gesund über viele Generationen genetisch stabil zu erhalten.
Zweitens glaube ich nicht, daß ich ausgerechnet die gleiche Gruppe kenne.
Ich kenne aber auch eine.
Diese schrillen Kreischlaute bei den weiblichen Individuen könnten aber auch ein Hinweis auf die Abstammung von Homo Erectus sein. Von dem ist ja anzunehmen, daß er eine deutlich höhere Stimmlage als wir hatte. Müssen ja nicht unbedingt Überlebende aus Bilzingsleben sein, weil es dort, wo der Erectus lange überlebt hat, wohl häufig zu Vermischungen mit Homo Sapiens gekommen sein muß.
Übrigens hört man heutzutage häufiger kleine Mädchen schrill schreien, als noch vor 20 Jahren. Die Mütter kümmert es meist nicht. Es gibt da heute mehr Toleranz als früher. Da kommen genetisch bedingte Veranlagungen wohl erst richtig zur Geltung. Warten wir mal ab, was da noch alles an unterdrückten Eigenschaften zum Vorschein kommen wird.
Aber unsere Beobachtungen gehören wohl nicht in den Bereich der Anthropologie, sondern mehr in die Ethnologie.
Man denke da an die Benutzung von Handys!
Interessant ist, daß ich noch nie die Benutzung von Spezialwerkzeugen beim Öffnen von Bierflaschen beobachten konnte. Spezialisierung von Werkzeugen gelten in der Anthropologie aber als fortschrittliche Entwicklung. Da läßt sich sicher noch viel entdecken.
Das Glück, solche Nachbarn zu haben, ist ein nomadisches. Es manifestiert sich hier wie dort und überall. Vor allem aber überall dort, wo zunächst (berechtigte) Hoffnung war, Fortschritte in der Entwicklung der Menschheit in Hinblick auf Erscheinung, Sprache und Umgangsformen als solche positiv irritiert bestaunen zu können. Geblieben ist dann aber meist nur große Ernüchterung – weshalb die nur vorübergehende Nüchternheit vollentwickelter Spezie-alisten des homo neanderthalensis denn auch ein ziemlich exaktes Spiegelbild ihrer Existenz ist: Die Promillegrenze bleibt zwar für den Moment ein unerreichbares Ziel, die Grenzen des Erträglichen dagegen werden problemlos und frei von allen Selbstzweifeln überwunden…
Logbuch der Scheissmitreis, Sternzeit 1234567
Wir haben einen verlassenen Planeten gefunden. Pille hat ihn „Planet der Affen“ genannt, weil wir Unmengen von Überresten affenähnlicher Geschöpfe gefunden haben. Einige konnten, trotz ihrer kleinen Gehirne offensichtlich schreiben. Und, und das hat Pille am meisten erstaunt, wir fanden Berichte der Affen über ihre Artgenossen. Sie haben sich gegenseitig studiert. Wenn auch ziemlich oberflächlich, von wissenschaftlicher Forschung waren diese Wesen Lichtjahre entfernt. Sie hatten zwar Schulen und etwas, was sie „Universität“ nannten, aber das Niveau war bemitleidenswert. Trotzdem hielten sich einige von ihnen für besser als andere. Letztere hatten dafür offensichtlich Spass an Rauschmitteln, mit denen erstere nicht umzugehen verstanden.
Immerhin, diese Affenwesen verfügten über Spiegel, aber anscheinend haben sie nie hineingeschaut.
Hätte ich jetzt nicht gedacht, so etwas Verächtliches hier zu lesen. Ja, es gibt Leute mit unangenehmen Sozialverhalten. Deshalb muss man aber noch nicht den Sarrazin geben und sie zu Untermenschen erklären.
@PMN,
Hier hat niemand über „Untermenschen“ oder „Affen“ geschrieben.
Sowohl Homo Erectus, als auch Homo Neanderthalensis waren, wie ihr Name schon sagt, Menschen. Beide gehören zu unseren Vorfahren, also auch zu meinen Vorfahren. Der Begriff Untermensch, den Sie benutzen, übrigens als einziger, stammt aus einer verkommenen Ideologie, die jetzt lebende Personen wegen ihrer Herkunft, bzw. wegen ihrer genetischen Anlagen diskriminiert.
Der Personenkreis, der hier satirisch dargestellt wird, hat aber die gleiche Herkunft, wie wir alle. Was ihn auszeichnet, ist eine Lebensweise für die er sich freiwillig entschieden hat. Diese Lebensweise verletzt häufig den Minimalkonsens, der ein soziales miteinander überhaupt möglich macht, und hat gewisse Ähnlichkeit mit dem, allerdings von Vorurteilen geprägtem, aber weitverbreiteten Bild über unsere Vorfahren. Darf man solche Personen nicht in der Form einer Satire beschreiben? Darf man so etwas nur bei Spießern, Hypochondern, nicht aber bei Leuten, die sich in der Öffentlichkeit ihren Verstand wegsaufen und sich desweiteren so verhalten, wie die Autorin es beschreibt?
@#8 Uga uga! Alles gut, min Jong, stimmt ja, stimmt ja. Aber über
„für die er sich freiwillig entschieden hat“
wird man wohl diskutieren dürfen. Daran ist – oft – nix Freiwilliges, bei aller „freedom of choice“, die unsereins offen steht.
Perik, dann diskutier doch. Sag was, dann sag ich auch was.
Ich fange aber nicht an, obwohl ich genau das für ein wichtiges Thema halte.
Also saufen die freiwillig, oder zwingt die jemand?
Die Autorin kennt nicht viel über deren Hintergründe. Ich kenne die auch nicht, obwohl ich anfangs so etwas dachte.
Rein statistisch mag sein, daß unter bestimmten Lebensumständen einige so werden. Aber individuell?
Es werden ja nicht alle so. Und sag bloß nicht, daß eine bestimmte Form von Stütze zwangsläufig zu genau diesem Verhalten führt.
Da beleidigst Du aber die anderen Millionen, die nicht saufen.
So, jetzt habe ich doch angefangen.
Also ich sag, das machen die bewußt. Das entspricht ihrem Lebensentwurf.
Ach so, Perik, wenn sich herausstellen sollte, daß solche Leute in ihr Schicksal hinein gerutscht sind, also gewissermaßen unfreiwillig da sitzen, wäre eine Satire über sie natürlich bedenklich. Dann sollte man darüber vielleicht auch keine darüber schreiben, sondern versuchen zu helfen.
Aber das wäre erst mal zu klären. Freiwillige Tabukataloge finde ich aber noch schlimmer, als einen gelegentlichen Maßverlust.
Gute Nachbarschaft, in der Tat.
Da war er wieder, der ultimative Beweis, dass der eine (1 Tor) dem anderen Nachbarn (3 Tore) unterlegen ist.
PoooooooooooRuuuuuuuuuuSiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!
Tach Helmut (#10/11). Ach schade, da hab ich die Kiste gestern zu früh ausgemacht.
Also: Ich bin über Deine Formulierung „freiwillig entschieden“ gestolpert und glaube auch nicht, dass dieser Personenkreis „die gleiche Herkunft wie wir alle“ hat. Evolutionsgeschichtlich natürlich, Mann, aber ich unterstelle mal freundlich, dass es Familien gibt, die in zweiter oder gar dritter Generation Sozialhilfe oder andere Sozialleistungen beziehen, die es sich nicht bewusst in dieser Hängematte gemütlich gemacht haben, sondern gar nichts anderes kennen und sich aus dieser Lage mangels Vorstellungskraft auch gar nicht befreien können bzw. wollen. Man muss ja erst mal bildungs- und horizontmäßig in der Lage sein zu erkennen, dass diese Lage eine missliche ist, aus der es sich zu befreien gilt; wenn man seine Lage aber für den Normalfall hält, weil man nicht gelernt hat, Maßstäbe zu bewerten, macht man halt noch ne Pulle auf, is ja genug da. Natürlich verletzt man damit Deinen „Minimalkonsens“, aber wenn man’s doch gar nicht merkt?!
Wie Du siehst, bin ich außerstande, in klaren Sätzen zu formulieren, was ich meine. Ich teile gern aus und ziehe außerordentlich gern über andere Leute her, teile aber ebenso das Unbehagen von #6 & 7, weil sich der Artikel von Nina doch recht dünkelhaft liest. Mein eigener Dünkel sagt: Ich bin gebildet, ich mach mir aber trotzdem jeden Abend rituell ne Pulle Wein auf und erhebe mich damit über „die“, nur weil ich das reflektieren kann. Das ist MEIN Lebensentwurf, und er ist vermutlich freiwillig, ebenso wie der Entschluss, am nächsten Morgen aufzustehen und einem mehr oder weniger freiwillig ausgeübten Freiberuflertum nachzugehen.
Äh… Mittagspause. Gruß, Perik.
Hey, Nina, ich wusste gar nicht, dass wir Nachbarn sind, denn Du hast die auch von meinem Balkon aus zu sehende und vor allem zu hörende Horde treffend beschrieben! Ich möchte noch ergänzen: Der homo neanderthalensis rechnet offensichtlich mit einer bald auftretenden Hungersnot, denn er hat sich vorbeugend bereits ordentlich Fett angefressen.
Mal im Ernst: Auf den ersten Blick mag Ninas satirischer Beitrag überheblich wirken. Es ist dann aber doch festzustellen, dass manche Leute ein Sozialverhalten (oder besser ein Asozialverhalten) haben, das eine friedliche Koexistenz in einer Nachbarschaft schwierig bis unmöglich macht. Wenn jeder schöne Sommerabend durch schrilles Gekreische, WDR-4-Musik bis weit nach Mitternacht und stundenlangen Grillgestank verdorben wird, dann kommt schon mal Wut auf diese Rücksichtslosigkeit auf. Dieses Verhalten zu kritisieren – auch in Form einer Satire – muss möglich sein.
Perik, es geht nicht um Alkoholkonsum. Es geht darum, daß ich Probleme mit Leuten habe, die sich als Gruppe zuschütten, und dann im besoffenen Kopf nicht mehr zurechnungsfähig sind. Ich meide solche Gesellschaften aus böser Erfahrung.
Dazu kommt, daß sie in solchen Zusammenhängen, selbst wenn sie nicht aggressiv werden, eine Belästigung ihrer Umgebung werden. Da fehlt es doch an Rücksichtnahme den unmittelbaren Nachbarn gegenüber. Die wollen vielleicht doch einfach nur mal Ruhe haben. Anlegen kann man sich ja kaum, wenns viele sind. Was die Nina da macht, ist vermutlich als Reaktion auf 2 Jahre Ärger zu verstehen. Sie verlegt sich aufs Beobachten, und verarbeitet ihren Mißmut als Satire.
Und wenn so etwas täglich bei Dir vor der Tür ablaufen würde, würdest Du keinen Gedanken daran verschwenden, ob die Hartz4 in der dritten Generation sind, oder abtrünnige Kinder aus bürgerlichen Haushalten, was ich schon deshalb nicht für unmöglich halte, weil es in den 70iger Jahren von solchen Gestalten viele gab. Gut, die konnten besser sprechen. Aber Alkohol macht da im Sprachzentrum einige Unordnung, wenn er genügend Zeit hat zu wirken. Heilt zwar alles bei Abstinenz wieder, aber zunächst wirkt er verdummend.
Jetzt sagst Du, daß du Dich am Begriff „freiwillig“ stößt.
Du trinkst Deine Flasche Wein zuhause. Ich auch. Millionen andere auch.
Ich würde mich nie mit einem Kasten Bier auf die Straße setzen, weil ich ja weiß, was die Nachbarn dann reden würden. Das wissen die genannten Personen aber auch. Und da liegt der Unterschied. Denen ist es offensichtlich egal, was die Leute sagen. Jetzt reden diese Leute wirklich. Ja und? So viel kann jeder reflektieren, daß das nicht so schön ist. Trotzdem machen die das täglich.
Und das ist nicht nur freiwillig, sondern erfordert sogar, aus meiner Sicht natürlich,
eine gewisse Portion Gleichgültigkeit, oder Mut.
Hallo Perik,
ich kann Dein Unbehagen aber trotzdem nachvollziehen. Und wenn es auch dünkelhaft ist, so ist dieses Dünkelhafte in diesem konkreten Fall günstigstenfalls als Folge chronischer Verärgerung erklärbar. An sich ist Dünkelhaftigkeit schlecht, und selber eine Satire wert. So verstehe ich jedenfalls den Kommentar 6 von Jens König auch als Satire. Der wiederum verlagert den Dünkel aber nur eine Stufe höher, womit der Dünkel nicht aus der Welt ist.
Perik, ich bin wegen Deines Einwandes in mich gegangen.
Also: ich denke manchmal, aber hoffentlich nicht oft, tatsächlich Dünkelhaft!
Das scheint zu den schlechten Eigenschaften meines Persönlichkeitsprofils zu gehören. Aber was soll ich denn noch alles aufgeben? Sobald ich auf einem Gebiet ein besserer Mensch geworden bin, geht es woanders wieder los.
Zu meiner eigenen Rechtfertigung habe ich dann aber eine Theorie entwickelt,
nach der ich deswegen kein schlechtes Gewissen haben muß:
Ich glaube jetzt, daß die Sprache nur erfunden wurde, weil das Leben in der Gruppe für frühe Menschen nur erträglich war, wenn man über andere Gruppenmitglieder tratschen konnte. Das half Frust abzubauen. Und Tratsch ohne Dünkelhaftigkeit geht gar nicht.
Jetzt mach ich Mittagpause
Gruß Helmut
Hallo!
Ich bin erfreut so viele Kommentare über meine Satire hier zu lesen.
Aber ich denke, ich sollte da mal ein paar Dinge klarstellen: Diese Satire ist tatsächlich aus Ärger entstanden. Nachdem ich die Sommernächte mit Gekreische und lauter Musik bis 2.00 Uhr von Gegenüber verbracht habe, war mir nicht mehr zum Lachen. Nachdem ich dauernd zwei kleine verwaiste Kinder am Gartentor stehen hatte, die unbedingt zu mir herein wollten, weil „Mama ist da gerade mit nem Mann weggegangen“, war mir noch weniger zum Lachen. Nachdem ich Sätze der Mutter hörte, die Ihre Kleinste (2 Jahre alt) anschrie:“Halt die ……, sonst hau ich Dir eine rein“, habe ich vor Wahnsinn in mein Kissen gebissen. Mehrmals hat man versucht zu kommunizieren, mehrmals ist das fehlgeschlagen.
Also reagiere ich indem ich nicht zum Affen werde, sondern eine Satire schreibe.
Apropos „freiwillig entscheiden“. Nein, ich habe mich für das Theater nicht freiwillig entschieden, man hat es mir aufgedrängt. Meine Nachbarin hat sich dafür entschieden, ich kenn ihre Eltern. Damit meine ich nicht ihre Situation, sondern den Mangel an Niveau und Contenance.
Und jetzt eine traurige Nachricht an alle, die auf eine Fortsetzung gewartet haben: Der homo neanderthalensis ist fort. Einfach weg. Und noch nie waren meine Tage soooo langweilig.
Sehr unterhaltsam geschrieben, was mich auch zum Lachen veranlasste.
Großartiger Text!
Mit Wut im Bauch geschrieben, das mag ich.
Muss man denn bei jeder Satire/Glosse gleich ein sozialpädagogisch-soziokulturelles (oder wie auch immer bezeichnetes) Fass aufmachen? Empathie für benachteiligte Mitbürger schließt humorvolle Betrachtungen des (A-)Sozialverhaltens derselben nicht aus.
Es gibt Arschloecher mit ganz verschiedenen Bildungsgraden. Aber Arschloecher bleiben sie trotzdem. Da Empathie, wenn sie hilfreich sein soll, auf Gegenseitigkeit basiert, ist sie gegenueber Arschloechern weder geboten, noch sinnvoll.