Wer in Dortmund eine gute Wohnung sucht, muss wieder Schlange stehen. In Dortmund herrscht Wohnungsnot. Nicht wie in Köln und Düsseldorf bei preiswertem Wohnraum, sondern bei hochwertigem Wohnraum für ganz normale Familien und Paare.
Thomas Kampmann und seine Frau suchen schon seit Monaten eine Wohnung, beide sind berufstätig und denken über Kinder nach. „Modern ausgestattet, groß und irgendwo mit Blick ins Grüne“, so stellen sich die beiden ihre zukünftige Wohnung vor. Bei Besichtigungen müssen sie mit Dutzenden anderen Bewerbern konkurrieren: „Man hat nicht mehr das Gefühl, dass Vermieter etwas anbieten und wir Kunden sind, sondern wir sind diejenigen, die sich verbiegen müssen, um einem Vermieter zu passen“, stellt Kampmann etwas resigniert fest.
In den Statistiken ist die Dortmunder Wohnungswelt zwar (noch) in Ordnung. Offiziell gibt es drei Prozent Leerstand. „Für Familien wird es trotzdem eng, passende Wohnungen zu finden“, bestätigt Rainer Stücker vom Dortmunder Mieterverein. Der Grund: Die freien Wohnungen stehen in Stadtteilen, in die kaum jemand möchte: Zum Beispiel in der Nordstadt. Oder die freien Wohnungen sind nicht auf dem modernsten Stand.
„Es ist schon etwas heuchlerisch“, beschreibt Immobilienmakler Dr. Raphael Spieker den Widerspruch zwischen Leerstand auf der einen und Wohnungsmangel auf der anderen Seite: „Man möchte zwar nicht ausländerfeindlich sein, aber man möchte trotzdem nicht dort wohnen, wo viele Ausländer wohnen“. Deshalb verfallen Wohnungen in der Nordstadt zunehmend, obwohl sie nur drei oder vier Euro pro Quadratmeter Miete kosten. In anderen Vierteln herrscht dagegen Wohnungsnot.
„Im Kreuzviertel nehmen die Menschen beispielsweise auch schlechte Fenster oder eine alte Heizung aus den 70ern in Kauf, nur weil es das Kreuzviertel ist“, beschreibt Spieker die Lage im wohl begehrtesten Innenstadt-Wohnviertel. Das Kreuzviertel ist dabei ein typisches Beispiel für steigende Mietpreise. Früher ein Studentenviertel mit preiswerten Quadratmeterpreisen, heute das teuerste Viertel der Innenstadt:
„Die Studenten sind einfach geblieben und haben Familien gegründet“. Dadurch seien die Mieten immer weiter gestiegen, so Spieker. Dabei trieb diese Entwicklung besondere Blüten. „Die Studenten sind früher wegen den lebhaften Kneipenlebens gekommen. heute sind es dieselben (älter gewordenen) Viertel-Bewohner, die sich bei der Polizei und beim Ordnungsamt über die lauten Kneipen beschweren.“
Das Kreuzviertel ist jedoch noch eine Ausnahme für hohe Mieten. Und genau das sei das Problem, sagt Makler Spieker: „Wir haben in Dortmund ein angenehmes Mietniveau für Mieter. Mit Preisen zwischen vier und sieben Euro. Bei diesen Preisen lohnt es sich für Investoren nicht, Wohnungen auf den neuesten Stand zu bringen“. Weil sich Renovieren für Vermieter nicht rechnet, fehlten moderne Wohnungen für Familien: „Und bei den wenigen guten in besseren Lagen stehen die Interessenten dann Schlange.“
Ein weiteres Problem: Auch in guten Lagen gibt es Leerstände. Sogar im Kreuzviertel. Wohnungsbesitzer warten auf steigende Mieten, um dann teurer vermieten zu können. Das rechnet sich, denn ist eine Wohnung erst einmal vermietet, ist es schwierig, eine Mieterhöhung durchzudrücken. Das ärgert auch den Rainer Stücker vom Mieterverein.
Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten zugespitzt: Durch die Hightech-Firmen im Technologiepark suchen immer mehr besser verdienende Wohnungen. Und finden keine. Auch für ältere fehlt Wohnraum. Viel zu wenige Häuser in Dortmund sind mit Aufzug ausgestattet. Eine Lösung? „Es würde schon helfen, wenn wir die vernachlässigten Wohnungen in Dortmund endlich auf den neuesten Stand bringen würden“, empfiehlt Rainer Stücker vom Mieterverein: „Sonst wird es noch enger am Wohnungsmarkt“.
Thomas Kampmann und seine Frau haben ihre Suche mittlerweile eingestellt. In Schönau wurde ihnen eine Wohnung ganz nach ihrem Geschmack angeboten. Trotz Konkurrenz hätten sie den Zuschlag bekommen. Aber elf Euro pro Quadratmeter war ihnen dann doch zu teuer.
Der Vergleich mit düsseldorf stimmt so nicht: gerade dort gibt es einen mangel an Wohnungen für “normale“ Leute im mittleren preissegment.
Außerdem ist das Argument von zu geringen mieten in Dortmund nicht richtig: Sanierungskosten können bekanntlich auf den Mieter umgelegt werden.
Sorry, aber zwischen den plakativen Extremen Nordstadt und Kreuzviertel gibt es in Dortmund überall genügend Wohnraum-Leerstand für jede Brieftasche, man muss halt *selbst* suchen und sich nicht von medialen Aufregerthemen oder Sprüchen geldgeiler Immobilienmakler leiten lassen (der zitierte Dr. Spieker sei ausdrücklich ausgenommen!).
Und bytheway – 11 Euro in Schönau, mit nun renaturierter Emscher und Schallschutz an der Schnettker-Brücke zu teuer???? Dann will man auch gar nicht höherwertig wohnen.
Hallo Herr Lohmann, haben Sie in den vergangenen Monaten eine qualitativ ordentliche Wohnung in einem halbwegs zentralen Stadtteile gesucht? Dann würden Sie nämlich vermutlich anders denken. Ich empfehle: Einfach mal eine Suchanfrage bei einem der Immobilienportale eingeben: Dann sehen Sie ganz schnell, dass Sie die Wahl zwischen teuer, Schrott und schlecht gelegen haben. Klar, irgendeine Wohnung finden Sie. Aber wenn Sie ein paar Ansprüche haben, dann wird es schwierig. Übrigens nicht nur in Dortmund. Selbst in Ruhrgebietsstädten mit höheren Leerstandsquoten werden Sie diese Klagen hören.
Ich bin Kreuzviertlerin und Ex-Nordstädterin und hab gestern die neue Wohnung meiner Freunde am Nordmarkt renoviert. ES IST SCHÖN DA! Das wollt ich ma gesagt haben! Ich kann diese ganze Jaulerei nich mehr hören.
..Garten
..schöner Altbau
..breiter Bürgersteig vorm Haus
..Supermarkt ums Eck
..Bushaltestelle vor der Tür
..Parkplätze en mas
..Schwimmbad da
..Kino da
..lecker Essen in der Münsterstraße
..tiptop für kleines Geld
[…] wie qualitativ aber ansprechend. Da geht es um die Folgen des Steag-Kaufs durch die Stadtwerke, den Wohnungsmangel und die Verletzungsserie von BVB-Verteidiger Patrick Owomoyla. Letzteres ist dann noch der […]
@#3 | Michael Westerhoff: Nein, ich habe in den letzten Monaten keine Wohnung gesucht, weil ich eine sehr schöne, super zwischen Naturschutzgebiet, Uninähe und allen erdenklichen Verkehrsanschlüssen im Dortmunder Westen gelegene Wohnung habe. Nicht nur das, ich bin dort auch noch Eigentümer mit mehreren Wohnungen.
Was ich machen würde, *wenn* ich eine suchen müsste?? Augen/Füße anstrengen und statt Online-Immo-Anzeigen-angucken die Banken mit Lokalbezug (Sparkasse, Volksbank(en; es gibt zwei „Versionen“) direkt befragen, was deren Schatullen denn so hergeben.
Ich habe übrigens von meinen Vorfahren gelernt, dass „ein paar Ansprüche haben“ immer auch mit „ein bisschen Arbeit“ verbunden ist. Mag sein, dass das für Sie zumindest im Ruhrgebiet neu ist.