H1N1 in EN – ein Impfversuch in Witten

Heute habe ich versucht, in Witten einen Termin für die Impfung gegen die "Schweinegrippe"zu bekommen und hier folgt mein Bericht.

Es gibt einige Gründe, gegen und für diese Impfung zu sein, googled Euch die bitte selbst zusammen, ich habe wollte mich jedenfalls aus folgenden Gründen für eine Impfung entscheiden:

1. Wir haben viele Kinder unter zwei Jahren in unserer Umgebung.

2. Wir haben ein herzkrankes Kind in unserem Umfeld

3. Auch wenn ich weiß, dass ich eine Infektion mit dem H1N1-Virus wohl überstehen würde (toi, toi, toi) finde ich es ganz nett, andere, von denen ich nicht weiß, ob sie das schaffen, nicht anzustecken.

Aus diesen Gründen wollte ich mal herausfinden, wie das denn wohl so geht, hier in Witten im EN-Kreis. Gefragt war eine Impfung für Erwachsene und unsere zwei Kinder. Und das ging in Witten so: Ich rufe im Sprechzimmer unserer Kinderärztin an. Dort bekomme ich mitgeteilt, dass man sich entschieden habe, diese Impfung für Kinder nicht anzubieten, da unserer Ärztin die bisherigen Tests des Impfstoffes nicht ausreichen. Ok, denke ich, die ist ein bisschen alternativ angehaucht, das kenne ich ja von ihr.

Als nächstes also ein Anruf bei der zuständigen Kreisbehörde in Schwelm. Der Kollege vom Gesundheitsamt Schwelm teilt mir mit, dass er keine Ahnung habe, welche Kinderärzte in Witten diese Impfung anbieten, gibt mir aber eine Web-Adresse (PDF) und eine Telefonnummer von einer Kollegin, die sich in Witten "auskenne". Ihr ahnt schon, dass das PDF nicht deutlich macht, ob jemand Kinderarzt ist, oder nicht, oder?

Egal, weiter geht’s. Ich erreiche seine Kollegin nicht – "Außentermin" – aber einen Kollegen der Kollegin. Der sagt mir, dass es in Witten und Umgebung nur wenige Kinderärzte gebe, die die Impfung druchführen würden. "Macht nix", sage ich, "einer mit zwei Spritzen reicht mir". Auch den oder die gibt es nicht, sagt mit der Gesundheitsmann zerknirscht am Telefon. Alle Kinderärzte in Witten hätten gegen die Imfung Vorbehalte gehabt und böten diese deshalb nicht an.

Ok, Anthro-Stadt, denke ich, also weiter nach…Sprockhövel. "Was ist mit Kinderärzten in Sprockhövel?" verlange ich nach Adjuvanzien. "Hmm…, Gynäkologin, …Allgemeinmediziner… nein, leider nicht", sagt der Gesundheitsmann. Er erklärt mir noch, dass das Gesundheitsamt selbst wegen der schnellen Verfallsdauer des Impfstoffes keine Impfungen durchführt. Daraufhin beende ich das Telefonat.

Ok, denke ich, wenn ich die Kinder in Witten schon nicht impfen lassen kann, dann will ich sie wenigstens nicht anstecken. Ich rufe bei meiner Diabetologin (bin Diabetiker) an. Die ist zusätzlich auf alte Leute spezialisiert, müsste den Impfstoff also eigentlich Eimerweise haben. Außerdem steht sie im PDF der Kreisgesundheitsbehörde. "Hallo, ich würde gerne einen Impftermin ausmachen. Ich bräuchte eine Impfung gegen H1N1."

Die gute Dame Arzthelferin reagiert äußerst routiniert. "Jaha. Machen Sie das. Kommen Sie hier vorbei, tragen Sie sich in die Warteliste ein. Dann machen wir hier einen Termin. Dann nehmen Sie den Merkzettel mit nach Hause und dann unterschreiben Sie das beiliegende Formular. Das bringen Sie dann bitte zum vereinbarten Termin wieder mit". Aha. Kurze Denkpause meinerseits und dann ein letzter Versuch: "Kann ich telefonisch keinen Termin ausmachen?" "Nein", sagte die gute Dame, "zuerst müssen Sie persönlich das Merkblatt und die Einwiliigung abholen".

Ok. Vielleicht ist meine Ärztin zu sehr beschäftigt. Also nochmal die Kreisgesundheitsbehörde. "Ja, das machen alle Ärzte in Witten so. Weil der Impfstoff noch nicht so erprobt ist. Das ist ja schließlich keine Tetanus-Impfung, da wollen die Ärzte sich schon absichern wegen der Folgen und eine unterschriebene Einverständniserklärung haben", sagt der Mann vom Amt. Außerdem würden diese Wartelisten geführt, damit von den Impfdosen keine ungenutzt weggeworfen werden müsse, schließlich seien diese nach dem Öffnen nur rund 12 Stunden haltbar und sollten dementsprechend auch aufgebraucht werden.

Ich bin jetzt jedenfalls kuriert und freue mich auf Eure Erfahrungen aus den anderen Städten. Komm‘ doch, Grippe, ich hau Dich mit Bürokratie kaputt!

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V'kar
V'kar
15 Jahre zuvor

Super letzter Satz!

Christoph
Christoph
15 Jahre zuvor

Also auf der Bochumer HP gibt es eine Liste mit impfenden Ärzten. Telefonischer Termin war problemlos möglich, nachdem bei einer der Praxen mal nicht besetzt war. Muss allerdings bis nächsten Dienstag warten. Merkblatt und Co werde ich wohl dann vor Ort ausfüllen dürfen…

Thomas Nückel
Thomas Nückel
15 Jahre zuvor

Ähnlich traurig ist die Lage in Herne. Da gibt es erst am Montag eine Liste der Ärzte, die impfen wollen. Neben Bochum und Gelsenkirchen sind auch Städte wie Castrop-Rauxel da schneller gewesen und schon seit Tagen Impfungen möglich. Vor allem freilich zunächst für die Risikogruppen. Aber auch „Normalos“ wurden bisher nicht abgewiesen.

David Schraven
Admin
15 Jahre zuvor

Auch in Bottrop nur gutes. Der Gesundheitsamtschef sagte vergangene Woche öffentlich, die Schweinegeippe sei nur mediales Gewitter, man werde Monate (bis Mai) brauchen, bevor der Impfstoff, der zwar da sei in rauen Massen, an die Ärzte verteilt habe. Es gebe da noch Probleme mit Papierkrams. Erst in Wochen könnten sich die Menschen impfen lassen.

Das stand so ähnlich als Aufmacher in der lokalen WAZ.

Ich nehme an, dem Amtsschimmel wurde danach in den Po gezwickt. Jedenfalls seitdem in Bottrop zwei große Schulen schließen mussten nimmt das Gesundheitsamt die Grippe ernst. Hier gibt es jetzt die Impfung schnell und unkompliziert.

Susanne Dippel
Susanne Dippel
15 Jahre zuvor

Im südlichen EN-Kreis (zumindest hier in Gevelsberg) wurden die Ärzte, die die Impfung verabreichen in der Zeitung aufgelistet. Darunter meine Hausärztin, bei der ich mich gestern problemlos gegen die normale Grippe habe impfen lassen (zwischen dieser und der Schweinegrippe-Impfung müssen 4 Wochen liegen). Hab für die Schweinegrippe Impfung nen Termin Mitte Dezember bekommen, war alles kein Problem. Es hieß aber ich müsste dann ein Zeit mitbringen, weil ich ja was durchlesen und unterschreiben muss und so. Soweit ich es mitbekommen hab, werden die Schweinegrippen Impfungen schon gebündelt, also es gibt 2 Termine im Monat oder so. Also man kann sich nicht mal eben so jeder Zeit impfen lassen. Aber ne Warteliste im eigentliche Sinne gibt’s bei meiner Ärztin nicht.

Elmar
Elmar
15 Jahre zuvor

Wie sieht es mit Kinderärzten aus? Weiß das jemand? Finde es zumindest sehr spannend, dass in Witten kein Kinderarzt auf der Liste ist…
Grüße, Elmar

Frank
15 Jahre zuvor

Also in Berlin läuft es ähnlich wie im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Hier klappt es weder mit der Impfstoffbeschaffung noch mit der Impfung selbst. Der Impfstoff ist zentral gelagert und an der Verteilung auf Kliniken und Arztpraxen hapert es.

Unserer Umweltsenatorin Lompscher (Linke) ist auch zu spät aufgefallen, dass Schweinegrippe angesagt ist. Sie ist noch dabei, „Impfverträge“ mit den Ärzten zu schließen. Die Ärzte bekommen 5,50 Euro pro Impfung und müssen viele Zettel ausfüllen.

Und abends in der RBB Abendschau widersprechen sich die Gelehrten, was gefährlicher sei: Die Impfung oder die Schweingegrippe.

Nächste Woche soll es aber trotzdem auch hier losgehen. Sagt die Umweltsenatorin.

Grüße aus Mitte,

Frank

Ute
Ute
15 Jahre zuvor

Das sieht in Dortmund leider auch nicht viel besser aus: https://ralfbiegel.wordpress.com/2009/10/28/schweinegrippe-oder-wie-bekomme-ich-meine-impfung/

Mein eigener Telefonmarathon heute morgen hatte ein ganz ähnliches Ergebnis.

Aber hauptsache höchtsamtlich über die Impfmüdigkeit und Unvernunft der Bevölkerung herziehen – das lob ich mir. ^^

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[…] Witten: H1N1 – ein Impfversuch (Ruhrbarone) – Lesenswerter Bericht über einen Impfversuch in Sachen Schweinegrippe (H1N1). […]

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Puck
Puck
15 Jahre zuvor

Habe am Wochenende mal versucht, über das Internet was rauszukriegen über Impftermine in GE. Auf der Homepage des Gesundheitsamtes GE finden sich viele Hinweise auf alle möglichen Aktivitäten – irgendwas von Wassergymastik für Senioren bis Ernährungsberatung oder was weiß ich.
Aber nix über Schweinegrippe.
Ich geben den Begriff in das Suchfeld ein und drücke die Entertaste.
Ergebnis: Leider haben wir zu Ihrem Suchbegriff kein ERgebnis gefunden. Haben Sie die Rechtschreibung überprüft?
Toll.
Irgendwann nach einer halben Stunde zunemend entnervter herumklickerei erfahre ich, daß auch im Gesundheitsamt geimpft wird.
Aber nur bis 17.00 Uhr.
Dürfte für mich nicht zu schaffen sein, vor 17.15 Uhr bin ich nicht vom Büro zurück (wenn alles gut geht, was bei den gefühlten 120 km Baustelle auf der A 40 im Moment pures Wunschdenken ist).
Endlich finde ich eine 4-Seitige-PDF-Liste mit Ärzten, die impfen.
Mein Hausarzt ist leider nicht dabei.
Ich habe inzwischen die Kraft aufgebracht, die Ärzte anzumarkern, die in meiner Nähe sind.
Den Mut zum Telefonmarathon hatte ich noch nicht.
Genau genommen frage ich mich, ob es vielleicht auch ohne Impfung geht…

norde
norde
15 Jahre zuvor

Tja – und ein paar Tage später sieht es in Bochum ganz anders aus: ALLE Ärzte auf der Liste haben keinen Impfstoff, ich kann mich auf die Warteliste setzen lassen – aber vor Ende des Monats, wahrscheinlich erst Anfang nächsten Monats wird es nix mit einem Impftermin – mal sehen, ob ich den dann überhaupt noch brauche – im Umfeld gibt es mehrere bestätigte H1N1-Fälle….

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[…] selber habe mich aus ähnlichen Gründen, wie im Ruhrbarone-Artikel H1N1 in EN – ein Impfversuch in Witten von Elmar Kok für die Impfung entschieden. Ohne dem ganzen jetzt großartig vorgreifen zu […]

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