Ist das jetzt eine gute Nachricht, oder doch eher genau das Gegenteil? Man weiß es einfach nicht. Jedenfalls hat das Landgericht Bochum nun eine aktuelle Stellungnahme zum bereits vor rund sechs Jahren beauftragen Gutachten in Sachen der Baumängel am Observatorium auf der Halde Hoheward zwischen Recklinghausen und Herten veröffentlicht. Dort heißt es aus Sicht der Verantwortlichen jedenfalls recht niederschmetternd:
„In dem im August 2009 eingeleiteten selbständigen Beweisverfahren betreffend die Schäden am Bauvorhaben „Horizontobservatorium Halde Hoheward“ in Herten (Aktenzeichen 2 OH 20/09) liegt nunmehr das Gutachten vor. Nach den Feststellungen der Gutachter stellt ein Ermüdungsversagen infolge „windinduzierter Bauwerkschwingungen“ die zentrale Ursache für die aufgetretenen Risse an mehreren Schweißnähten des Bauwerkes dar. Hintergrund hierfür soll einerseits eine erhebliche Überschätzung des sog. „Dämpfungsvermögens“ des Observatoriums sein, die sich aus einem durch den Bauherren eingeholten – nach Auffassung der Gerichtsgutachter fehlerhaften – privaten Baudynamik-/Windgutachten ergibt. Dieser Umstand soll von den beteiligten Fachplanern nicht erkannt worden sein. Das von den Gutachtern festgestellte, tatsächliche Dämpfungsvermögen der Stahlkonstruktion habe sich als extrem gering erwiesen und läge um ein Mehrfaches unterhalb der Werte, die für vergleichbare Rohrkonstruktionen in den Normen verankert sind. Andererseits sei der weitere Hintergrund eine unzureichende Ermüdungsfestigkeit der geschädigten Schweißnähte. Sie sei an der Hauptschadensstelle die Folge von erheblichen Herstellungsmängeln, an den übrigen Schadensstellen die Folge einer ungünstigen Konstruktionsänderung. Für eine fachgerechte Mängelbeseitigung kommen nach Auffassung der Gutachter grundsätzlich drei Wege in Betracht, die voraussichtlich mit Kosten zwischen ca. 1,9 Mio. € und ca. 5,0 Mio. € verbunden sein werden. Letztendlich soll das Ziel der Erhaltung des ursprünglich gewünschten Bauwerkes mit einer planmäßigen Lebensdauer von 50 Jahren am sichersten mit einem vollständigen Rückbau und Neubau (Kostenaufwand 5,0 Mio. €) zu erreichen sein. Die zuständige 2. Zivilkammer hat den Parteien nunmehr eine Frist von sechs Monaten zur Erhebung von Einwendungen bzw. Abgabe von Stellungnahmen zu den Feststellungen der Gutachter gesetzt.“
Bedeutet wohl im Klartext, dass das Observatorium dann irgendwann erst einmal komplett wieder abgerissen und dann danach komplett wieder neu aufgebaut werden muss! Uff!
Der Vorgang unter dem Aktenzeichen 2 OH 20/09 wird uns aber, so oder so, auch noch weiterhin beschäftigen, denn die am laufenden Verfahren beteiligten Parteien, also der Regionalverband Ruhr und die von ihm mit der Umsetzung beauftragten Firmen, haben jetzt ja zunächst noch einmal erneut eine Frist von sechs Monaten, um zu dem nun endlich vorliegenden Gutachten ihrerseits entsprechend Stellung zu nehmen. Die immense Geduldsprobe für alle betroffenen Anwohner und Besucher geht damit also auch weiter…
Irgendwie musste ich jetzt daran denken, welche Tradition der Stahlbau in unserer Region hat. Auf Chroniken sind bspw. Brückenbauwerke in der ganzen Welt zu bewundern.
Dass 2 Rohre im Jahr 2009 solche Probleme bereiten und solche Kosten verursachen überrascht.
Wir müssen dringend prüfen, wie unsere Vorfahren gearbeitet hatten. Hierbei finde ich die ersten Bilder zum Strassen- und Kanalbau faszinierend. Insbesondere wenn ich dies mit den heutigen Baufortschritten bei Modernisierungen vergleiche (A40, A45, A2)…
@ #1 Leider ist diese Kompetenz vorbei … Tempi passati.
Im Innenhafen ist der Küppersmühle-Kubus ja auch an der Schweisskonstruktion bzw. deren Ausführung gescheitert.
Astronomisch peinlich 😉
Wie schön, dass man vo da oben zumindest die Umgebung auch ohne Observatorium observieren kann. Aber es musste halt noch eine "Landmarke" drauf. Unter dem ging es zu IBA-Zeiten einfach nicht.
@Arnold Voss: Die Landmarken-Halden ziehen im Ruhrgebiet Menschen an, siehe z.B. Schachtzeichen. Die würden nicht die 150 Meter raufkraxeln, wenn es da oben wie im damaligen Betrieb wirklich nur Abraum und Staub gäbe. Und die Industrie siedelt oberhalb der Pott'schen "Baumgrenze" auch nicht, also war die IBA-Geburt die beste Lösung für den Müll.
@Klaus + Arnold: Eine einfache, schöne Aussichtsplattform hätte es dort aus meiner Sicht auch getan. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Diese Dauerbaustelle wirkt eher negativ. Ich ärgere mich jedenfalls jedes Mal darüber, wenn ich dort bin…
Robin, die spezielle Situation auf Hoheward meinte ich auch nicht, da ist wirklich und auch zu meiner Enttäuschung (ist irgendwie auch meine "Lieblingshalde";-)) gehörig und anscheinend ohne Fachwissen gepfuscht worden.
Es gibt auch Halden, die zur IBA bzw. in deren Nachgang nicht zu den "Günstlingen" zählten und die heute – wie z.B. die Halde Gotthelf in Dortmund-Hombruch, eine der Größeren mit 155m – trotz einiger Baumaßnahmen nur schrottig und unattraktiv in der Gegend rumlungern.
Klaus, ich bin auch ohne Landmarken nach oben gegangen oder mit dem Rad gefahren. Schon zu einer Zeit wo noch keiner wusste was das überhaupt ist. Aber klar, mit hat eine Haldenspitze natürlich mehr Anziehungskraft. Muss sie die aber wirklich haben und muss eine Landmarke auch noch so teuer sein und so aufwendig zu pflegen? Es ist der weite Blick, der diese Orte qualifiziert und die Tatsache, dass es ihn ohne den Bergbaumüll in der Menge und Höhe nie gegeben hätte. Ich finde er ist Anziehungskraft genug und genau ihn hätte man landchaftsgestalterisch mit weit aus weniger Aufwand in den Mittelpunkt rücken können.
Arnold, durch Pfusch bedingter Schrott ist natürlich extrateuer. Für meine o. erwähnte Halde in Dortmund wurden 50.000 Euro für Wege und eine Aussichtsplattform verbaut, aber innerhalb weniger Monate durch Vandalismus ebenso wieder "versenkt". Nur – hier kümmert es Niemanden, dass das Gelände viele Jahre lange wieder zur Brache mutierte und dass die Auswaschungen der angelegten Wege es noch nicht mal mehr als "Danger Area" für BMX-Freaks taugen lassen. Kein Lokalpolitnik, kein örtlicher Sponsor oder sonst wer bekommt hier den Ar… hoch, um daraus was zu machen. Und da finde ich das Projekt (Gesamt-)Hoheward/Observatorium trotz dieser Pleite doch hundert mal engagierter, bürgernäher und ideenreicher.
Weniger Bauaufwand und dafür mehr Geld für Pflege und Überwachung, das wäre insgesamt die bessere Lösung gewesen und ist auf jeden Fall die Zukunft unserer Grünflächen. Vielleicht könnte in diesem Rahmen der Parkwächter, einst eine als überflüssig verachtete Person, da oft auch herrisch und anmaßend, in unserer einmaligen renaturierten Haldenlandschaft eine neue Berufsrolle erobern.
Auf Mindestlohn Basis natürlich und nicht nur männlich sonder multigeschlechtlich und multikuturell. Eine offensichtlich gesellschaftlich sinnvolle Arbeit die auch niedrig Qualifizierte, von denen es im Ruhrgebiet reichlich gibt, wiede in Lohn und Brot bringen könnte. Zusammen mit Anwohnerpatenschaften und zivilem Engagement könnte daraus ein dauerhafte Lösung für den Niedergang unserer Grünanlagen werden.
Wir haben uns heute die Steuergeldverschwendung live und in Farbe angeschaut. Der ganze Landschaftspark ist eine einzige Organisationspanne. Verwirrende und fehlende Beschilderungen zum Besucherzentrum und auf der Halde. In der Ausstellung "Neue Horizonte" lernen die Kids in der Steinkohleküche z.B. dass aus reinem Wasser unter hohem Druck Diamanten entstehen, LOL!
Oben auf der Halde haben heute 4 Mitarbeiter mit Trimmern die spärliche Grasnarbe entfernt, während die schönen Querwege im unteren Bereich bald unpassierbar sind, weil die Brombeeren ungehemmt wuchern.
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über die Inkompetenz unserer Verwaltungen laut lachen.
Frage gibt es schon Erkenntnisse wer jetzt die Kosten trägt .. Wann ist ein Urteil zu erwarten in dieser so jämmerlichen Geschichte .. Warum brauchen dei so lange ? und wann ist das ganze verjährt ?