„Der Hamburger Presseball feiert den Holocaustgedenktag mit Tanz und guter Stimmung. Auch Proteste haben daran nichts geändert. Von unserem Gastautor Gaby Spronz.“
Wie Karsten Lüchow, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung der Hamburger Presse, an Malca Goldstein-Wolf, Mitglied des Aktionsforums Israel schreibt, ist eine Ansprache zum Beginn des Balles auf den Holocaustgedenktag geplant. Der Ball wurde auch ganz bewusst auf diesen Tag gelegt.
Am 27. Januar wurde er von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.
Nach dieser Ansprache zum Holocaustgedenktag wird der Tag so richtig mit Tanz und Stimmung gefeiert:
So wurde das Programm zur Feier des Tages angekündigt:
„Selbstverständlich wird auf dem Hamburger Presseball im Dreivierteltakt getanzt. Aber nicht nur! Ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm und mehrere Tanzflächen garantieren eine unvergessliche Ballnacht mit vielfältigen Möglichkeiten, das Tanzbein zu schwingen.Auf dem Presseball 2018 sorgt eine Vielzahl von Künstlern für beste Unterhaltung, u.a. das Kaiser Quartett sowie das Giorgi Kiknadze Trio mit Dinnermusik, das Galaorchester Soulisten, die Cosmopauli mit Partymusik aus den letzten vier Jahrzehnten sowie die DJs Michael und Kai. Zudem eröffneten 18 Paare der Tanzschule „Die Schrittmacher“ als Debütanten den Tanz mit ihrem feierlichen Einzug.
Als Stargast wird Y’AKOTO auftreten – die Soulsängerin mit einzigartig warmer Stimme begeistert im Großen Festsaal mit einer glänzenden Kombination aus Folk, Pop, afrikanischem Singer/Songwriter und Soul.
Durch den Abend führte erneut Fernsehmoderator Yared Dibaba.“
Als Trost schrieb Lüchow an Frau Goldstein-Wolf, wird es eine Spende an den Verein Bertini-Preis geben.
Der Verein Bertini-Preis vergab seinerseits Preise weiter, für Aktivitäten bezüglich der Aufnahme von Flüchtlinge.
Aktuell wird die Verbrennung von Israel Flaggen sowie das Rufen von Hassparolen gegen Juden durch moslemischen Mob auf deutschen Straßen heftig diskutiert.
So dürfte diese Spende Frau Goldstein-Wolf als betroffener Jüdin kaum Trost verschaffen.
Lüchow ergänzte, der Ball war immer Ende Januar, so wurde es ja immer falsch gemacht, also versteht er den Ärger nicht wenn man es weiterhin falsch macht.
Daniel Killy Sprecher der Hamburger Jüdischen Gemeinde, Vize-Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft im Bund und ebenfalls Mitglied des Aktionsforums Israel stellt fest:
„Carsten Lüchow, Stiftungschef und Veranstalter des Presseballs in Hamburg, sagt öffentlich und in den Formschreiben, mit dem er einige Anschreiben zur Terminwahl beantwortet, die Unwahrheit.
Bundespräsident Herzog erklärte den 27. Januar per Proklamation am 3. Januar 1996 zum Nationalen Gedenktag. 1996 fand der Ball am 27. Januar statt. Wegen der Vorlaufszeit der Planung eines solchen Events kann man das also nicht mitrechnen. 2001 fand er dann das einzige Mal in der Zeitspanne bis heute am 27. Januar statt. Das war Schlamperei oder Ignoranz – denn durchaus wurde – entgegen Lüchows Behauptung im Hamburger Abendblatt – der Ball auch am zweitletzten Januar-Wochenende ausgerichtet. Es gab also keinerlei Not, dieses Datum zu wählen.
Die lapidare Bemerkung, man werde dem Bertini-Preis die Gastspenden zukommen lassen, ist ein klassischer Ablasshandel. Und ein weiterer Beleg für die Herren-Attitüde, mit der Juden selbst die Deutungshoheit über ihre eigene Vernichtung bestritten wird. Wenn Lüchow sagt, es darf am Gedenktag getanzt werden, dann wird getanzt“
Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) fehlt das Verständnis für den festgelegten Termin.
Makaber ist auch, das nebst dem Ball eine Vielzahl von Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus organisiert sind.
Gaby Spronz Eltern sind Holocaust überlebende, sein Vater ist 17-mal die Flucht aus Lager gelungen. Die Mehrheit der Familie überlebte nicht.
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf diese Petition hinweisen, die genau deshalb anregt, dass der Holocaust Gedenktag nicht mehr so ignoriert werden darf! Wir freuen uns, wenn Ihr zahlreich unterschreibt, es kann nicht sein, dass immer nur die Opfer ihrer Toten gedenken, und nicht mal die Täter dazu angehalten sind, sich ihrer Taten bewusst zu werden. Gerade in diesen Zeiten, wo der Antisemitismus steigt (und beileibe nicht nur von Immigranten!) sollten auch die Herr- und Damschaften der Presse ein wenig mehr Aufmerksamkeit gegenüber ihrer zunehmend antisemitischen Haltungen (gern auch mal als "Israelkritik" getarnt) bekommen. http://www.openpetition.de/!holocaustgedenktag
Auf unserem Druck hat nun der Veranstalter endlich reagiert:
https://www.abendblatt.de/hamburg/article213019495/Nach-Kritik-Presseball-will-27-Januar-meiden.html