Haut bloß ab! Aber z. z. …

Leonhard Kuckart - Bild: senioren-union-nrw.de

Haut bloß ab! Aber z. z. – zack, zack. Ziemlich zügig. Wir wollen Euer Geknötter nicht mehr hören, Eure Giftfressen nicht mehr sehen – ja, schon richtig: wir wollen Euch überhaupt nicht mehr sehen. „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“, sage ich immer. Und ich finde, dass das Christliche wieder Inhalt der Politik werden muss. Also: Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Und vor allem die Nächstenliebe. Doch bei dieser Sorte von Knötteropas hört bei mir der Spaß auf. Leitlinie christlicher Politik muss sein: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“

Was aber meint Leonhard Kuckart, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Seniorenunion, dem wir die Anregung, dass das Christliche wieder Inhalt der Politik werden müsse genauso verdanken wie den Hinweis: „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“? Kuckart findet, Kindergeschrei sei für viele eine unzumutbare Lärmbelästigung. Genau wie das Hämmern eines Pressluftbohrers. Und deshalb sei die vom Bundesumweltminister und – pikanterweise – seinem CDU-Landesvorsitzenden Röttgen geplante generelle Zulassung von Kitas in Wohngebieten als Verstoß gegen das Grundgesetz zu werten, weil Rechte anderer verletzt würden. „Ein Dauerpegel von 90 Dezibel“, so Kuckart, „bleibt eine unzumutbare Lärmbelästigung – gleich, ob die Quelle nun sympathisches Kindergeschrei ist oder das Hämmern des Pressluftbohrers.“ Auch Senioren hätten schließlich ein Recht auf Erholung.

Wohlbemerkt: Kuckart hält die unzumutbare Lärmbelästigung namens Kindergeschrei durchaus für sympathisch, jedenfalls solange sie nicht ältere Menschen um ihr wohlverdientes Mittagsschläfchen bringt. Deshalb macht er Front gegen eine Änderung, sprich: Liberalisierung des Bundesimmissionsgesetzes. Umwelt, wichtige Sache. Und Kinder erst einmal. Im Prinzip ist Leonhard Kuckart sehr dafür – gerade auch als Landesvorsitzender der Seniorenunion, in deren Mitgliedschaft die „Christdemokraten für das Leben“ vertreten sind. Kampf gegen Abtreibungen und „Redefreiheit für Sarrazin“, also „strengere Maßstäbe für die Integration von Migranten“ – wer also konservatives Klientel sucht, findet es hier, schreibt der Westen. Kuckart arbeitet auch mit seinen 79 Jahren unermüdlich am konservativen Profil seiner Partei.

„Hellwach“ bezeichnet sich die Seniorenunion selbst – in ihrem Logo. „Demokratie heißt auch Kampf“, weiß Leonhard Kuckart dazu beizusteuern. Wenn irgend so einer wie dieser Grünschnabel von Jens Spahn Bedenken gegen eine außerplanmäßige Rentenerhöhung vorzutragen wagt, dann ist Kuckart nämlich hellwach. Und kämpft – gegen links, gegen Ausländer, gegen den ganzen neumodischen Kram in der CDU und seit neuestem auch gegen das ganze Kindergeschrei. Kindertagesstätte – allein schon dieses Wort. Was ist in Deutschland nicht alles schief gelaufen?! Leonhard Kuckart – ein Prototyp eines verbiesterten Knötteropas.

Nichts gegen Knötteropas. Ich selbst bin auf dem besten Wege. Meine Kolumnen legen Zeugnis darüber ab. Liebeserklärungen gibt es allenfalls posthum, auch hier stehen Kuckarts Chancen nicht besonders gut. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, hatte es auch nicht immer leicht und knötter nun einmal für mein Leben gern. Aber sich mit Schwächeren anzulegen, gehört sich nicht. Kann auch vorkommen. Aber mit Kindern? Oder deren Eltern? Die Hand, die füttert, beißt man nicht. Städte seien „altersungeeignet“, meint Kuckart. Nun denn, ab dafür!

Er soll sie alle mitnehmen, der Kuckart. All die anderen furchtbaren Knötteropas, die, weil sie sich selbst nicht leiden können, auch allen Anderen den Spaß am Leben vermiesen wollen. Und all die verbissenen Giftziegen, die ihrem Herrmann („nun tu doch endlich mal was!“) nicht mehr das Leben schwer machen können und seitdem eine noch ätzendere Wirkung auf ihre Außenwelt entfalten. „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“, sagt Kuckart. Bitte sehr! Wir wollen mit Euch ohnehin nicht in Mehrgenerationenhäusern leben. Wir würden einen Teufel tun und Euch Kinderhassern unsere Kinder anvertrauen, wenn wir einmal Hilfe brauchen. Ob Eure leiblichen Kinder einmal Lust haben werden, Euch zu pflegen, wenn es so weit sein sollte?

Ziemlich unwahrscheinlich. Entweder ist es Euch gelungen, Eure Unmenschlichkeit der eigenen Brut anzuerziehen. Dann sieht es schlecht für Euch aus. Oder aus denen sind wider Erwarten doch recht umgängliche Wesen geworden. Dann auch. Ich kann Euch für beide Varianten einige Beispiele nennen. Ich glaube, Ihr wisst, wie es um Euch steht; deshalb nimmt Euer Hass jetzt schon eine derart skurille Form an, dass Ihr Kinderlärm mit Presslufthämmern vergleicht und Kitas ins Gewerbegebiet verbannen wollt. Ihr seid so etwas von pervers, Ihr armen Schweine! Und Ihr seid nicht wenige. Ihr stellt bei weitem nicht die Mehrheit in Eurer Generation, d.h. auch viele CDU-wählende Alte sind ganz liebevolle Großmütter oder patente Großväter. Sie freuen sich, wenn die Kinder mit den Enkeln zu Besuch kommen. Und wenn sie können, fahren sie auch selbst zu ihnen hin und passen mal auf. Ihr wisst schon: diese „komischen“ Nachbarn, die sogar hin und wieder ein liebes Wort für die Türkenblagen übrig haben.

Auf diese Alten, auf diese vielen, möchten wir nicht verzichten. Auch dann nicht, wenn sie nicht mehr helfen können und wenig auf die Straße kommen. Denen helfen wir dann. Gern. Aber Ihr, die Ihr offen oder heimlich mit diesem Kuckart sympathisiert, die sogar neidisch auf kleine Kinder sind, weil in denen etwas lebt – Euch Giftfressen wollen wir nicht mehr sehen. Bleibt im Haus, steckt Euch Ohropax in die Lauscher, macht die Äuglein zu und vor allem Euren – für meinen Geschmack viel zu – großen Mund! Oder noch besser: Haut ab! Verpisst Euch. Z. z. – zack, zack. Ziemlich zügig. Wenn es Euch hier nicht passt, geht doch rüber! Ihr glaubt gar nicht, was es für ruhige Fleckchen gibt, auch in Deutschland. Gerade im Osten. Große Teile Brandenburgs entvölkern sich gerade. Keine Kinder, keine Türken, wunderschön. Herrliche Ecken. Und auch die Preise sind niedriger als hier. Also: wisst Ihr Bescheid. Und kommt bloß nicht wieder. Tschüss!

Weiterführender Link zum Glasauge (Welt Online)
„Das Gesetz kommt nur über unsere Leichen“
Leichen-Union fühlt sich von Kindergräbern gestört

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Winnie Schäfer
Winnie Schäfer
13 Jahre zuvor

Mein Vorschlag: Verbot von Senioreneinrichtungen in Wohngebieten. Dieses ständige „TATÜ-TATA“ der Krankenwagen… wie soll ich da mein Mittagsschläfchen schaffen?

mombat
mombat
13 Jahre zuvor

ja dann können wir nur von Glück reden das der Herr schon etwas älter ist (13. Januar 1932 in Schwelm), den dann isser auch bald wech, ne!!
Den sollte niemand mehr ernst nehmen!! 🙂

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

Erst hatte ich gedacht, es handele sich um Satire, so eine Art Schwarzer Humor,
würde ja zur CDU passen, und so ganz sicher bin ich mir immer noch nicht, ob das nicht doch der Fall ist, aber es könnte auch sein, daß der Herr Kuckart das alles wirklich so meint, wie er es sagt.
Das wäre, ja , wie wäre das denn?
Ich habs: Das wäre so, daß dann die „Welt“ eine Satire darüber schreibt!
Hat sie ja auch. Kuckart steht jetzt etwas einsam und allein da, falls er überhaupt noch stehen kann. Falls nicht, könnte es für ihn bald ein Problem geben.
Denn Kuckart wird einen Nachfolger haben. Und dieser Nachfolger kommt selbstredend auch aus der Union. Und in der Union gibt es potentielle Nachfolgekandidaten, die noch ganz anders drauf sind als Kuckart:
https://www.tagesspiegel.de/politik/keine-hueftgelenke-fuer-die-ganz-alten/v_default,436080.html
Z.B. Herr Mißfelder denn der „sprach sich auch für eine deutliche Einschränkung der Leistungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung aus: Die Sozialsysteme seien „nicht dafür zuständig, dass jeder Senior „fit für einen Rentner-Adventure-Urlaub“ sei. „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“, sagte der Nachwuchspolitiker. Früher seien die Leute schließlich auch auf Krücken gelaufen, erklärte er.“
Falls Kuckart die Sozialsysteme in Anspruch nehmen will, wird er es dann schwer haben, zumal die Kinder von heute, morgen die Sozialsysteme finanzieren sollen.

ein anderer Jan
ein anderer Jan
13 Jahre zuvor

Tagesstättenkinder verbringen den Tag auch in der Nähe von Kindertagesstätten – und sie haben auch ein besseres und empfindlicheres Gehör.
Aber Herr Kuckart ist ja auch so schmerzfrei, mit einem Reporter der heute show (4.2.2011) durch die Fußgängerzone zu laufen, um da Leuten zu sagen, sie wären zu fett und müssten deshalb höhere Kassenbeiträge zahlen.

Dieter Carstensen
13 Jahre zuvor

Wohin sollen sie denn abhauen, die CDU Senoiren?

Nach Afghanistan oder Ägyten?

Würde man sich da über diese Leute freuen?

Ob Herr Mißfelder einen Besuch in einem Altenheim überleben würde?

Auch ältere Menschen können sehr wehrhaft sein, oder?

Kuckart hat was gegen Lärm durch Kinder?

Seine Kollegin von der Leyen hat sieben Stück produziert. Das wäre schon eine halbe Kindergartengruppe. Würde er, wenn die in seiner Nachbarschaft leben würden, den Kindergarten zu machen?

Muss man solche offenkundigen Deppen wie die Herren Kuckart und Mißfelder ernst nehmen, sie scheinbar keine Kinder haben, noch sich vorstellen können, im Alter mal auf Hüftgelenke angewiesen zu sein?

Wer lässt solche Leute frei auf der Strasse rumlaufen?

Die sind ja gemeingefährlich.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

Wenn man die Aussage dieses Mannes genauer betrachtet enthält sie einen durchaus klaren gedanklichen Dreisprung der zugleich die Lösung für unsere überforderten Rentenkassen aufzeigt: Mehr Kinder – Mehr Lärm – Weniger Alte. Konkret heißt das: Wieder mehr und vor allem zielgerichteter Vögeln und alle unsere Kindergärten direkt neben die Altenheime verlegen. Der Rest ergibt sich von alleine.

Angelika
Angelika
13 Jahre zuvor

Kinderlärm soll ja Zukunftsmusik sein. Tja … Es ist aber Lärm (siehe Wortteil).

So lange das eig. Kind/ die eigenen Kinder klein ist/sind, hat man als junge Eltern einen gewissermaßen eingebauten Toleranzpuffer. Man hört gar nicht, dass der liebe Kleine/die liebe Kleine mit einem Löffelstiel auf eine Treppenstufe schlägt (und das mehr als eine halbe Stunde lang …).Sind es irgendwann die eigenen Enkel funktioniert der besagte Toleranzpuffer noch stundenweise (kein Wunder – Batterie des Toleranzpufferträgers ist ja bald leer).

Als nicht mehr Bivie, als schon Uhu (so wie ich, Mitte fünfzig), sieht man Kinder (all diese Monster, die Justin, Leon, Marie, Zoe, Jette oder sonst wie heißen) gern auf Fotos. Da sind sie so niedlich, die Kleinen. So ohne Ton …

Ulrich
Ulrich
13 Jahre zuvor

Der Mann ist wenigstens ehrlich. Die meisten anderen verzichten auf solche verbale Provokationen, heucheln Empörung und schaffen lieber gleich Fakten: räumen Kinderspielplätze, um diese kommunalen Grundstücke zu verscherbeln, lassen ihre Köter auf den verbliebenen (meist langweiligen) Spielplätzen ihr ach so niedliches Geschäftchen verrichten und machen auch sonst allen Kindern und ihren Eltern in den Städten das Leben schwer. Wo können Kinder in den Städten heute noch spielen? Wie weit und wie gefährlich sind die Wege bis zu irgendwelchen attraktiven Orten? Die Schulzeit wird verkürzt (G8 statt G9), der tägliche Unterricht verlängert, der Leistungsdruck gesteigert, dann bleibt sowieso keine Zeit mehr für freie Spiele. Darin liegt das wirkliche Demografieproblem, nicht darin dass die Menschen immer älter werden, sondern darin, dass sie in der Stadt- und in der Verkehrsplanung immer rücksichtsloser gegenüber Kindern werden.
(Leider scheint es aber auch immer mehr Eltern zu geben, die nicht willens oder nicht in der Lage sind, den natürlichen kindlichen Egoismus zu zähmen. Das ist sozusagen die Kehrseite, aber ein eigenes Thema und keine Entschuldigung für den Altersegoismus.)

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

Wer die Geräusche des Lebens dauerhaft zu hassen beginnt ist schon tot. Er hat es nur noch nicht gemerkt.

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[…] Ruhrbarone über Kinderlärm […]

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[…] sich noch eindrucksvollere Bilder finden lassen als dieses Artikelbild hier. Jetzt hat der alte Knötteropa der „Zeit“ ein Interview gegeben und darin das gesagt, was das ZDF freundlicherweise – siehe […]

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