Heimspiel für Dendemann in Dortmund-Hörde

Heimspiel in der Partykumpelstadt Dortmund: Dendemann rockt das Haus / Foto: Peter Hesse

Als Dendemann gesternabend seinen Song „Wo ich wech bin“ auf Phoenix West in Dortmund Hörde vor ausverkauftem Haus aufführt, ist der Zuspruch riesengroß. Die Halle bebt und alle feiern mit. 

Ursprünglich stammt Daniel Ebel, so heißt Dendemann eigentlich, aus Wickede an der Ruhr – also nur einen Steinwurf von Dortmund entfernt. Seine Mutter war Fotolaborantin, sein Vater Kaufmann im Profilrohr-Bereich bei Mannesmann. Ein Leben lang den selben Berufskittel an. Dendemann macht das irgendwie genauso. Der Rapper erlebt in den 1990er Jahren sein erstes Karriere-Hoch. Er spielte sich damals regelrecht den Arsch ab. 1998 spielte er zum Beispiel mit seiner Combo Eins-Zwo zusammen mit Too Strong, sowie den Punkrockern von den Donots und Slup im Dortmunder Dietrich Keuning Haus. Und dieses Kulturzentrum aus der Dortmunder Nordstadt taucht jetzt wieder als Referenz-Ufo in seinem Song „Wo ich wech bin“ auf – und die lokalen Oldschool-Rapper Too Strong überings auch.

„Im Kopf und im Herz bin ich oft wieder hier – Du kriegst mich aus dem Dorf, doch das Dorf nich‘ aus mir“, so rappt der inzwischen 44jährige Exil-Hamburger mit seinem 6-Mann-Beatbox-Orchester bei seinem fulminamtem Heimspiel. Hier geht einiges. Beim Interview mit dem Musikexpress unterstrich Dendemann kürzlich sein Menschenbild: „Ich denke, es gibt zwei Sorten von Menschen: solche, die zuerst die Unterschiede sehen, und solche, die zuerst die Gemeinsamkeiten sehen.“ Gestern war nur eine Crew vor Ort: ein feierwütiger Partymob, der im bunten Lichtgewitter zur exzellenten Soundperformance der Dende-Crew abgeht. Ein Typ, der neben mir steht, sagt irgendwann: „Dendemann ist Legendemann.“ – und das ist richtig.

Dendemann vor ausverkauftem Haus in Dortmund / Foto: peter Hesse

Alles gut, alles spitze. Nur was dieses Warsteiner-Schrott-Branding in der Hauptstadt von Kronen, Ritter, Stifts, DAB und Brinkhoffs No. 1-Pils soll, kann man nicht verstehen. Links und rechts in der fein ausgebauten Halle bilden sich lange Schlangen an den Bierzapfständen und die Plörre ist nicht nur schlecht gezapft, sie schmeckt auch nicht. Das ist schon „die Pfütze des Eisbergs“, um im Dendemann-Jargon zu bleiben. Dafür stimmt alles andere, der Sound ist top und die Lightshow unterhält bestens. „Ja wir war’n schon Helden, doch wir sind erwachsen“, rappt der Dendemann. „Die auf Chromfelgen, wir auf Indy-Achsen -Autotune war D&W“ Heute pumpt er haufenweise Autotune in Tracks wie „Drauf & Dran“ oder seinen Radio-Hit „Littbarski“. Der Pulk singt den Trettmann-Part mit.

Ansonsten ist sein Style so etwas wie die gutbürgerliche Mitte von Hip-Hop-Deutschland. Denn wie eine „Menschine“ würzt Dendemann seine Songs mit Samples von Heinz Erhardt, Mia, Rio Reiser oder Hildegard Knef, und hat mit den Beginnern, Caspar oder Teutila tatkräftige Feature-Unterstützung auf seinem Album. Seine Band kann das tatkräftig auf die Bühne zaubern, der Dende skandiert zwar „Keine Parolen“, doch mit den Zeilen „Nur noch Kreisverkehr ansonsten gibt’s hier nichts mehr -Alles nimmt seinen abgefackelten Lauf -Apparat Vater Staat hat den Dackelblick auf“ aus dem Song „Zauberland“ zeigt sich der Wortakrobat zu gleichen Teilen politisch und poetisch. Ein paar Tracks weiter ist mit „Stumpf ist Trumpf“ der Hauptset beendet. „Dis is‘ kein Rückblick, nur ’ne andere Matrix“, so ruckeln die Beats auch eine Nacht später immer noch vor dem inneren Auge rauf und runter. Nur bunter und krasser, so wie Hundertwasser. Und am Ende gehen alle „Müde“ aber zufrieden nach Hause.

 

 

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Thomas Weber
Thomas Weber
5 Jahre zuvor

Die Thekensituation da vor Ort ist einfach die Hölle. Es gibt zwar vier große Tresen mit drei Bedienerteams, aber die kriegen es einfach nicht hin da ein paar Biere auszuschenken – total amateurhaft. Aber der Gig war wiklich spitze!

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