Henry Rollins kommt nach Bochum

Ein vielseitiger Künstler: Henry Rollins / Fotocredit: Ross Halfin
Ein vielseitiger Künstler: Henry Rollins / Fotocredit: Ross Halfin

Rollins ist der Supermann innerhalb der Punkszene. Als Sänger von Black Flag als auch später als Solokünstler war er eine kernige Hausnummer. Die bissigen Kolumnen, die er zum Beispiel für Portale wie L.A. Weekly verfasst, sprühen nur so von geistvollen Momenten. Seine Spoken Word Performances sind Feuerwerke der guten Unterhaltung. Ende November ist er mit einem Dia-Vortrag in der Bochumer Christuskirche zu Gast – und dazu erzählt er von seinen Reisen zu ungewöhnlichen Orten.

Er ist DJ, Radiomacher, Autor, Sänger Schauspieler, TV-Moderator und Sportler. Wenn Rollins durch die Lande reist, lässt er schon mal die Sitzreihen aus dem Nightliner ausbauen und lässt dann dort seine Hantelbank installieren. „Es ist egal was du machst, die Grundregeln sind immer die gleichen, denn zu allem was ich mache, gehört ein Grundgerüst aus Disziplin und guter Vorbereitung.“ Gerade in seinen Spoken-Word-Vorträgen findet Henry Rollins immer die optimale Balance zwischen Comedy und Anklage.

Aber auch Provokation und Optimismus sind ihm wichtig. Mit lyrischer Verdichtung und unmissverständlichen Tiraden haut er verbal gegen all jene, die es in seinen Augen verdient haben. Wie wertvoll, künstlerisch und soziokulturell prägend seine Arbeit ist, untermauert auch seine Grammy-Auszeichnung von 1994, die Rollins für die Spoken Word-CD zu seinem Buch „Get In The Van“ erhalten hat. Und Vielseitigkeit war schon immer ein fester Bestandteil seiner Kunst. Bereits die Hardcore-Legende Black Flag, der Rollins von 1981 bis zu ihrer Auflösung 1986 als Shouter vorstand, setzte sich von den üblichen politisch motivierten Bands ihrer Zeit ab.

Zudem ist Rollins ein großer Plattensammler. Auf Tour sucht er auch immer wieder nach Plattenläden und hat schon viele Raritäten in Berlin, Kopenhagen oder Amsterdam gekauft: „So ist das mit Hobbies, das sind lebenslängliche Leidenschaften, die dich nie los lassen“, sagt er. Wer seine Radio-Sendungen verfolgt, weiß was Rollins für ein unglaublicher Musikliebhaber ist. Im Januar 2008 fertigte er mal eine Sendung an, die von ihm nur mit deutschen Interpreten bestückt wurde. Neben Richard Wagner und Herbert von Karajan spielte Rollins Songs von Kraftwerk, Neu, Scorpions! und den Einstürzenden Neubauten. Oder wühlte tief im hessischen Punk-Underground und lobte ganz besonders den ruppigen Sound der Band Vomit Visions.

In den letzten Jahren hat er sich mit viel Fleiß und Können auch als Schauspieler etabliert. Zum Beispiel spielt er in dem Film „The Last Heist“ von Mike Mendez mit. Hier will eine Geldräuber-Gang noch mal richtig Kasse machen, überfällt eine Bank und nimmt dabei ein paar Geiseln. Einer dieser Gefangenen ist ausgerechnet ein Serienkiller mit Trenchcoat und Hornbrille, der von Rollins gespielt wird: „Der Typ ist ein schlimmer Finger. Ich habe probiert diese Rolle sehr eigenartig und seltsam anzulegen. Also ein Typ, der auf den ersten Blick freundlich und zuvorkommend ist, dann aber aus diesem bürgerlichen Konstrukt heraus bricht. So schlimm wie möglich eigentlich.“

Das Ganze ist ein übler Mix aus Brutalität und Blut. Das passt zu Rollins, wie auch der Arthouse-Kinofilm „Gutterdämmerung“, wo er den Priester Svengali spielt. „Für diesen Film bin ich das letzte mal mit Lemmy von Motörhead an einem Projekt beteiligt gewesen. Ich vermisse ihn sehr, er war ein bezaubernder Mensch.“ Den Weg zurück als Fulltime-Musiker noch einmal ein Comeback zu wagen, ist für den 57jährigen Workaholic ausgeschlossen. „Das ist Vergangenheit“, sagt er. Dann kramt er noch mal in seinen Erinnerungen: „Für mich hatte Black Flag immer eine linke und eine rechte Seite. Die linke war geprägt vom apokalyptisch geprägten Songwriting von Bassmann Chuck Dukowski, der früher viel Aldous Huxley gelesen hat und innerhalb der Band das Intellektuelle verkörperte. Sein Gegenpart auf der rechten Seite war Greg Ginn, der die emotionale Seite verkörperte. Ich habe dann immer probiert, beide Seiten elegant zusammenzufügen.“

In seinem aktuellen Programm erzählt erzählt Rollins von Erlebnissen und Begegnungen seiner monatelangen Reisen in weit abgelegene Gebiete wie Bhutan und Nordkorea, Kuwait und Kirgisien, Syrien und Sri Lanka, Brunei oder Mali. Getragen von handfester politischer Information und deutlicher Meinung, verquickt er seinen ganz eigenen Blick auf die Welt mit cleveren Pointen und spontaner Stand-Up-Comedy. Am Donnerstag, den 29. November kommt Rollins mit diesem Programm in die Bochumer Christuskirche.

Beginn: 20 Uhr, noch gibt es wenige Karten für 30,10 Euro (zuzüglich VVK-Gebühren).

 

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