Bei den Ruhrbaronen gab es immer mal wieder Artikel zum Thema Eishockey. Meist drehten sie sich um die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL. In diesem Artikel soll es um einen Eishockeystandort mit Tradition im Ruhrgebiet gehen, um Herne – und dabei auch um so viel mehr als nur Eishockey. Die 44 Jahre alte Herner Eishalle stand vor wenigen Jahren kurz vor dem Aus. Allerdings haben sich ein paar Eissportverrückte entschlossen, die Halle zu kaufen und in eigener Regie zu betreiben. Die Eishalle am Gysenberg ist mehr als nur die Sportstätte für einige halb-professionelle Eishockeyspieler, die wöchentliche Eisdisco lockt Hunderte Jugendliche an, denen es im sonst oft grauen Herne an Alternativen mangelt. Wir haben mit den Betreibern über den Sozialraum Gysenberghalle und ihre neuesten Ideen für dessen Erhalt gesprochen.
Im Herbst 2011 haben wir schon einmal über Eishockey im Ruhrgebiet berichtet, damals gab es einen Umbruch im Herner Eissport. Nach Insolvenz der Eishallen-GmbH stand die Halle vor dem Aus. Einige Eishockeybegeisterte Herner konnten den Insolvenzverwalter der Halle allerdings von ihrem Konzept überzeugen, die Halle für eine Saison anmieten und anschließend kaufen. Nun besitzt der Herner EV zusammen mit vier Gesellschaftern eine eigene Eishalle. Die neuen Hausherren haben in den letzten Jahren schon einige Renovierungsarbeiten an dem 44 Jahre alten Gebäude vorgenommen und planen nun den nächsten Streich, um die Zukunft des Eissports in Herne zu sichern. Die Kältekompressoren (auch Verdichter genannt) der Eishalle sollen ausgetauscht werden. Die geplanten Maßnahmen würden um die 200.000€ kosten, den Standort Herne aber auf Jahrzehnte hinaus sichern. Über die gerade begonnene Spendenaktion für den Tausch der Verdichter, und darüber, wie sie zum Eissport gekommen sind, haben die Ruhrbarone mit Frank Schäfer, dem 1. Vorsitzenden des HEV und Mitgesellschafter der Eishalle, und mit Ehrenpräsident Günther Thill gesprochen.
Ruhrbarone: Was ist die Aufgabe eines Verdichters?
Frank Schäfer: Ein Verdichter komprimiert das Kältemittel (Ammoniak, Anmerkung des Autors) damit man die Eisfläche kühlen kann. Das ist wie beim Kühlschrank zuhause, der Kompressor der brummt, wenn der Kühlschrank kühlt.
Ruhrbarone: Warum startet ihr die Spendenkampagne „Aktion Verdichtertausch“ jetzt? Gab es Anzeichen, dass der Kältekompressor kaputt geht oder handelt es sich um eine vorbeugende Maßnahme?
Frank Schäfer: Das hat vorbeugende Gründe. Wenn man sich die Technik im Eishallenkeller anschaut, die ist 44 Jahre alt, und heute fährt auch niemand mehr mit einem 44 Jahre alten Wagen durch die Gegend. Ein weiteres Problem bei der Kühlanlage ist, die ist nicht mehr energieeffizient, da gibt es heutzutage ganze andere Technik, die uns sehr viele Kosten sparen kann. Außerdem werden die Instandhaltungskosten zum Beispiel durch Ersatzteile von Jahr zu Jahr teurer.
Günther Thill: Viele Ersatzteile bekommen wir auch gar nicht. Die gibt es aufgrund des Alters der Anlage nicht mehr.
Frank Schäfer: Wenn so ein Verdichter kaputt geht, müssen wir die Halle schließen!
Ruhrbarone: Eure Spendenaktion ist mit einer Zahl von 2000 x 100€ Spenden ja schon sehr ambitioniert. Ihr habt einen Zuschauerschnitt von 900 Personen bei Spielen, glaubt ihr, das Spendenziel realisieren zu können?
Frank Schäfer: Man muss sich ambitionierte Ziele setzen, sonst hätten wir ja auch nicht das Projekt begonnen, die Halle als vereinseigene Eishalle zu führen. Ich setze da auch auf Eishockeyverrückte aus ganz Deutschland, die sind nicht vergleichbar mit anderen Fans. Alle lieben diesen Sport und man hält im ganzen Land zusammen. Das Ziel ist, die Aktion Deutschlandweit bekannt zu machen, und da über unsere eigenen Fans hinaus Unterstützung zu bekommen.
Ruhrbarone: Es gab im Netz Diskussionen, weil die Spenden an den Verein gehen, die Halle aber von einer GmbH betrieben wird. Könnt ihr das mal erklären?
Frank Schäfer: Der Verein ist Mitgesellschafter der Halle und kann deswegen auch die Aktion durchführen. Das Spendenkonto ist außerdem getrennt von den anderen Konten. Wir wollen und können da nicht mit der Gysenberghallen-GmbH, die auch die erste Mannschaft betreibt, hingehen und uns z. B. einen neuen Spieler von den Spendengeldern kaufen. Das läuft strikt getrennt!
Ruhrbarone: Wie seid ihr eigentlich anfangs mit dem Eishockey in Herne in Kontakt gekommen?
Günther Thill: Ich bin seit dem Bau der Halle hier, ich lebe zwar in Duisburg aber habe damals den HEV mitgegründet und früher auch Eishockey gespielt. Dann habe ich gewechselt und bin Eiskunstlauftrainer geworden. Mit meinem Trainerschein dürfte ich zwar auch Eishockey trainieren, aber mir reicht das, Eiskunstlauf zu trainieren.
Frank Schäfer: Ich bin im Grundschulalter zum HEV gekommen. Ich war damals mit meiner ganzen Familie bei einem Derby gegen Essen, die Halle war voll, wir standen auf der Stehtribüne und da hat’s mich gepackt. Seitdem bin ich als waschechter Herner Fan des HEV. Das ist auch die Motivation gewesen, sich hier zu engagieren. Die beiden anderen Gesellschafter kommen aus dem Sponsorenbereich, und es wäre einfach schade, wenn man sich Herne anschaut, wenn das hier alles tot wäre. Wenn wir nicht bei der Hallenübernahme die Initiative übernommen hätten, gäbe es eine weitere Bauruine in Herne.
Ruhrbarone: Könnt ihr mal schildern, wie Ihr euch dazu entschlossen habt, die Eishalle zu übernehmen?
Frank Schäfer: 2011 hat der vorherige Gesellschafter gesagt, dass seine Eishallen-GmbH pleite ist, dann kam der Insolvenzverwalter und wir standen hier vor dem Ende. Jürgen Schubert (Mitgesellschafter der Eishalle, Anmerkung des Autors) hat dann sehr viele Hebel in Bewegung gesetzt, und wir haben uns Zahlen besorgt, um zu sehen was kostet der Betrieb von so einer Eishalle. Der Insolvenzverwalter hat dann vorgeschlagen, dass wir die Halle pachten können. Wir haben eine Saison probiert, ob unser Konzept einer vereinseigenen Halle aufgeht, und das ist es dann auch. Nach den ersten Jahren haben wir uns dann entschlossen, die Eishalle zu kaufen. Jetzt betreiben wir die Halle im zweiten Jahr als Eigentümer.
Ruhrbarone: Habt ihr Schulden aufgenommen um die Halle kaufen zu können?
Frank Schäfer: Nein, das war nicht nötig, wir konnten den Kauf aus den Überschüssen des ersten Jahres tätigen.
Ruhrbarone: Habt ihr an der Halle gerade andere Baustellen als die Verdichter?
Frank Schäfer: Wenn man eine mehr als 40 Jahre alte Eishalle betreiben möchte, hat man eigentlich an jeder Ecke etwas zu tun. Allerdings muss man Prioritäten setzen. Wir haben hier Energiekosten von 160.000 bis 200.000€ in jeder Saison, und dann ist es sinnvoll, in neue Verdichter zu investieren, um die Summe kleiner werden zu lassen. Wir machen das auch, weil wir die Halle erhalten möchten. Ich hoffe, wenn die alten Verdichter 40 Jahre gehalten haben, dann halten neue auch 30 Jahre, und die Zukunft des Eissports in Herne ist gesichert.
Ruhrbarone: Wie ist die Auslastung der Halle abseits vom HEV?
Frank Schäfer: Das ist für mich, auch wenn ich aus dem Eishockeybereich komme mittlerweile die Hauptmotivation. Wenn ich sehe, dass die Halle in den Weihnachtsferien so voll war, dass wir keine Schlittschuhe zum verleihen mehr hatten, oder dass bei der Eisdisco Samstagsabends hier 300 junge Menschen sind, Eislaufen und hier teilweise ihre erste Liebe erleben, denn es gibt in Herne keine andere Disco für Jugendliche. Dann ist dieser soziale Aspekt für mich mittlerweile die Hauptmotivation, die Eishalle zu betreiben. Unsere über 200 aktiven Vereinsmitglieder betreiben hier natürlich auch ihren Sport, aber darüber hinaus gibt es Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Menschen die hier Schlittschuhlaufen gehen, und das ist das wichtigste.
Ruhrbarone: Gibt es in der Gysenberghalle auch Schulsport?
Frank Schäfer: Ja, jeden Morgen kommen hier Grundschulen. Das ist eine sportliche Sonderstellung, dass die Stadt Herne ihren Kindern Eislaufen anbietet. Vom sportlichen ist das sehr gut, man lernt auf dem Eis sehr gut die Koordinierung des Körpers und Gefühl fürs Gleichgewicht. Für den Verein ist das natürlich auch eine Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen. Wir sind mit der Nachwuchsabteilung gerade auf einem guten Weg, unsere Unter-Achtjährigen gewinnen mittlerweile sogar Turniere.
Die Verantwortlichen in Herne beweisen bisher zwei Dinge: Erstens, dass Eishockey mit einer soliden Finanzierung möglich ist. Zweitens, was alles durch Engagement möglich ist und wenn Menschen selbst die Initiative ergreifen. In Herne hat man nicht darauf gewartet, von der Stadt gerettet zu werden, und auch bei den geplanten Sanierungsmaßnahmen warten die Verantwortlichen nicht auf die große Subventionsgießkanne, sondern setzen auf Begeisterung und Spendenbereitschaft für ihren Sport.
In den kommenden Tagen wird bei den Ruhrbaronen ein Interview mit dem Trainer des Herner EV Carsten Plate erscheinen.
Hallo, als Pressesprecher des Herner Triathlon Team 11 (HTT11)kann ich Ihnen mitteilen das sich unser Verein auf der nächsten Jahreshauptversammlung am 21.Februar 2014 sich ebenfalls mit der Hilfsaktion befassen wird um eventuelle Unterstützung anzubieten. Grüsse Kalle Dietz
Ein sachlicher Artikel, der allerdings.die Emotionen des hev und seiner Fans deutlich spüren lässt. Eine Geschichte eines Vereins, dis viel Herzblut und Begeisterung in sich.versammelt und wo es bedauerlich wäre, wenn er aufgrund eines technischen defektes nicht überleben würde.
[…] „Wir wollen die Eishalle für die nächsten 30 Jahre erhalten.“ (Ruhrbarone) […]
Ich kann nur sagen: Meine Hochachtung vor den 4 Leuten, die die Eishalle und die 1 Mannschaft übernommen haben. Bisher haben sie eine hervorragende Arbeit geleistet. Solch eine Summe können sie nicht aus eigener Tasche stemmen, daher sollte jede Hilfe recht sein.
Die Ersatzteile für die Kompressoren sind jederzeit erhältlich. Bei einer guten und regelmäßigen Wartung laufen die auch noch eine ganze Weile.
Bei Fragen hierzu stehe ich gerne zur Verfügung.