Über die Inszenierung einer rechtsextremen PR-Show für die Filmfestspiele in Cannes. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.
Irgendwann im letzten Herbst, als die Vorbereitungen der Filmfestspiele in Cannes auf Hochtouren liefen, muss die gesammelte PR-Manschaft ziemlich ratlos in ihrem Konferenzzimmer gesessen haben. Was fehlte, war eine nette kleine Aktion, die genau im richtigen Moment, den Fokus der Weltpresse auf das Festival lenken würde. Und irgendwann hat dann schätzungsweise einer den Vorschlag gemacht: „Wir laden den Antichristen ein.“ Herzlichen Glückwunsch zu dieser hervorragenden Inszenierung.
Seitdem Lars von Trier 1995 zum hundertsten Geburtstag des Films im Pariser Odeon-Theater das DOGMA-95-Manifest präsentierte, ist dieser Dekalog das beste Lehrbuchbeispiel, wie man sich selbst und die eigene Arbeit labelt, für Medienresonanz sorgt und sich selbst einzigartig positioniert. Seitdem hat er hart daran gearbeitet, mit wohlkalkulierten Provokationen, die Aufmerksamkeit auf seine Arbeit zu lenken. „Idioten“ war nicht so innovativ, wie „Das Fest“ seines Kollegen Thomas Vinterberg, aber der Film enthielt immerhin eine reale Porno-Szene. „Dogville“ bestach durch die Abstraktion der Theaterbühnendekoration und im „Antichrist“ war die Szene der Selbstverstümmelung im Genitalbereich der Aufreger, der den Resonanzfaktor des Films erhöhte. So einem Medienprofi hinsichtlich seiner Aussage „Okay, ich bin ein Nazi.“ Unbedachtheit zu unterstellen, ist eine verharmlosende Beleidigung, der Mann weiß genau, dass er gerade vor einem Millionenpublikum spricht.
Der Verlauf der Pressekonferenz untermauert den Ansatz des inszenierten Skandals. Von Trier wird von einem Reporter nach seinem Interesse an der Ästhetik der Nazis gefragt und antwortet über seine eigene Biographie: „Ich stellte fest, dass ich ein Nazi bin, die Hartmanns.“ Anschließend versteigt er sich: „Ich verstehe Hitler. Ich denke, dass er ein paar falsche Dinge getan hat. Er ist nicht das, was man einen netten Kerl nennen würde.“.Von Trier betreibt hier eine gnadenlose Verharmlosung von Holocaust und 2. Weltkrieg als „some wrong things“. Hinsichtlich von 80 mio Toten darauf zu fokussieren, er habe ein bisschen Mitleid mit dem Mann, der dafür verantwortlich ist, ist inakzeptabel. Anschließend rudert er zurück: „Ich bin nicht für den 2. Weltkrieg oder gegen die Juden.“ und spielt anschließend Unsicherheit: „Wie komme ich nur aus diesem Satz wieder heraus?“ dass diese inszeniert ist, wird deutlich, als der auf die Antwort eines Reporters: „Durch eine andere Frage.“ nicht reagiert, sondern weiterredet, seine künstlerische Bewunderung für Albert Speer kundtut: „Er war einer von Gottes besten Kindern.“ Diese Verherrlichung des verurteilten Kriegsverbrechers Albert Speer als maßgeblichen Bühnenbildner der nazionalsozialistischen Ideologie der germanischen Herrenrasse lässt von Trier ebenfalls unkommentiert, legt eine Kunstpause ein und legt dann wie kapitulierend nach: „Okay, ich bin ein Nazi.“. Danach haut er mit der Faust auf den Tisch, wie als fühlte er sich in die Enge gedrängt und grinst in das allgemeine Gelächter der Journalisten. Es folgt nachmittags brav das Dementi seiner Agentur und später die Erklärung der Festivalleitung von Triers zur unerwünschten Person auf dem Festival. Rauschen im Medienwald, Skandal gelungen, sie sahen eine Selbstinszenierung des Regisseurs Lars von Trier unter dem Titel: „Enfant terrible, rechte Ecke.“. Die Provokation geht aber angesichts der Geschichte zu weit. Schlimm deswegen die naiven Abwiegelungsversuche in der Zeit: „Von Trier ist vielleicht ein Schwätzer, ein Faschist ist er nicht. Nicht nur von Triers Provokation ist also billig – sondern auch die Aufregung darüber.“ (Die Zeit online) Der Spiegel zitiert die US-Kritikerin Lisa Schwarzbaum: „“Jeder Reporter mit nur ein bisschen Einordnungsvermögen weiß, dass man solche Stinkbomben nicht für bare Münzen nehmen darf.“ Und Hannah Pilarczyk vom Spiegel kommt zu dem Ergebnis: „Warum diese prompte, unmissverständliche Stellungnahme von Lars von Triers Produktionsgesellschaft der Festivalleitung nicht genügte, ist unverständlich.“ Ist es nicht, wenn man bedenkt, dass das Dementi wie auch die Erklärung von Triers zur unerwünschten Person durch die Festivalleitung von vorneherein als Teil der Inszenierung mit eingeplant war
Am 17. November 2009 schreibt die FAZ: „Die Verherrlichung des nationalsozialistischen Regimes bleibt in Deutschland als Volksverhetzung strafbar. Das hat das Bundesverfassungsgericht am Dienstag entschieden. Die im Jahr 2005 verschärfte Strafvorschrift, welche die Billigung, Verherrlichung und Rechtfertigung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unter Strafe stellt, ist nach Ansicht der Karlsruher Richter „ausnahmsweise“ mit dem Schutz der Meinungsfreiheit vereinbar.“
Der dänische Regisseur Lars von Trier hat sich vor einem Millionenpublikum nach deutschem Recht strafbar gemacht. Ob dies kalkuliert oder fahrlässig geschah, ist vollkommen zweitrangig. Um zu verhindern, dass der prominente Filmemacher Lars von Trier zukünftig Pressekonferenzen und Plattformen des Filmfestivals in Cannes für derlei volksverhetzende Äußerungen missbraucht, war sein Ausschluss vom Festival unbedingt erforderlich. Ein Medienprofi wie er darf sich weder fahrlässig noch provokativ in dieser Art äußern, denn damit geht er über Millionen Leichen. Und das sind Millionen zuviel.
Wenn sich Jemand bei vollem Verstand selbst einen Nazi nennt sollte man ihn auch so behandeln. Den Satz „Ich bin ein Nazi“ kann man sprachlogisch auch nicht dementieren.(Neo)Nazi sein ist eine Überzeugung, die man nicht ein paar Stunden später zurücknehmen kann.
Das Ganze ist also mitnichten ein PR-Geck. Der Mann denkt wirklich so, tarnt bzw. inszeniert es als PR-Geck und die Presse fällt drauf rein.
Lars von Trier sagte in einem Interview mit der Zeit im Jahre 2005: „Meine Familie hatte sehr genaue Vorstellungen von Gut und Böse, von Kitsch und guter Kunst. Mit meiner Arbeit stelle ich all das infrage. Ich provoziere nicht nur die anderen, ich erkläre mir, meiner Erziehung, meinen Werten, auch ständig selbst den Krieg. Und ich attackiere die Gutmenschen-Philosophie, die in meiner Familie herrschte.“
Alle deine Gedanken sind so schon korrekt, wenn dann aber der Ausschluss durch eine Festivalleitung erfolgt, die gleichzeitig maßgeblich mitverantwortlich für die aktuell laufende „Rehabilitierung“ Mel Gibsons ist, dann ist das mehr als nur scheinheilig.
Lars von Trier inszeniert Filme. Alles andere ist zunächst einmal Spekulation von Herrn Kasselmann. Natürlich ist ein Manifest immer auch eine Art der Selbst- oder Gruppeninszenierung, aber die enorme Wirkung der DOGMA-Bewegung bis tief hinein in die Hollywood-Ästhetik zeigt, dass hier ein visionärer Regisseur am Werk war. Dass Dogville durch den Bruch mit filmischen Sehgewohnheiten brach, kann ebenfalls kein Argument dafür sein, dass der Film nur um eines Skandals willen gedreht oder nach Cannes eingeladen wurde. Es ist mit Sicherheit auch nicht der Selbst-Vermarktung geschuldet, es sei denn man sähe jeden einzigartigen künstlerischen Ausdruck als reines Instrument des Marketing an. Wenn dem jedoch nicht so ist – was bleibt dann von der Argumentationslinie von Kasselmann?
Für die Inszeniertheit der aktuellen Vorgänge von Cannes gibt es keinerlei Hinweise. Auch der Vorwurf von Volksverhetzung (selbst der der Verharmlosung des dritten Reiches) ist wohl im juristischen Sinne kaum haltbar. Wollte man diesen Vorwurf am Einfühlen-Können in die Person Hitlers festmachen, so müsste man zuerst „Der Untergang“ und Bruno Ganz an den Pranger stellen.
Zudem scheitert zuletzt Kasselmann an seiner eigenen Argumentation, wenn er, nachdem er sich soviel Mühe gab einen inszenierten Skandal zu konstruieren, bekennt: „kalkuliert oder fahrlässig (…), ist vollkommen zweitrangig.“
Danke an „Medium“ für den Verweis auf Mel Gibson.
Hier liegt der Fall nämlich anders als bei von Trier. Werk und Person sind in diesem Fall deckungsgleich in ihren perversen und menschenverachtenden Ideen. Dass so jemand überhaupt noch in Filmen spielt und dann auch noch nach Cannes eingeladen und dort hoffiert wird, ist der tatsächliche Skandal an der Croisette 2011.
Schöner Text – andere Meinung.
Früher war´s einfach. Da sagte wer „Hitler“ und man wusste: Der gehört zu denen. Und Antisemiten erzählten Judenwitze. Heute ist´s leider komplizierter.
Es gibt seit Punk eine popkulturelle Aneignung der Symbole und Figuren des Nationalsozialismus, lange als (sehr eindimensionale) Provokation – Sid Vicious´ Hakenkreuz-Shirt – und später auch als leeres Zeichen. Jeder mittelmäßige Comedian hat heute eine launige Hitler-Nummer, es gibt tausendfache ästhetische Referenzen auf „Nazi-Codes“, seit Jahren zeigen uns Guido Knopps historische Sozialpornos auch den letzten Sockenwäscher des GröFaZ, der artig sagen darf, wie nett der Führer war und wie sehr er Rohkost schätzte. Es finden sich klare Referenzen an (prä-)nationalsozialistische Eugenik-Diskurse bei SPD-Promis und Fernsehphilosophen.
Andererseits sind faschistische, autoritäre, antisemitische Haltungen heute fast nur noch verschlüsselt anzutreffen. Die Heitmeyer-Studien zeigen uns die jährlich wachsende Demokratieverachtung in der erodierenden deutschen Mittelschicht, die nie öffentlich geäußerte Sehnsucht, wieder geführt zu werden. Rassismus tarnt sich heute in volkswirtschaftlichen Erwägungen, Antisemitismus in einer „kritischen Haltung gegenüber Israel“, gerade in der deutschen Linken. Das sich anzuschauen ist leider viel anstrengender als der Hitler-Reflex.
Lars von Trier ist ein Vollidiot und seit Jahren eine zunehmend peinliche Figur. Seine Pressekonferenz war völlig daneben. Übrigens auch von kaum zu überbietendem Sexismus – aber das interessiert ja gerade keinen. Sein hinimprovisiertes Gestammel war kein faschistisches Manifest, sondern Zeitverschwendung. Es hätte völlig gereicht, sich öffentlich für ihn zu schämen.
@ Tati
Mich unteressiert herzlich wenig welche Familienprobleme Jemand hatte um daraus irgendwelche ästhetischen Provokationen abzuleiten. Das genau ist die Gutmenschennummer die Trier hier selber in dem Interview vorführt um sich auf einer Metaebene genau davon abzusetzen. Nach dem Motto: Ich war familiär so durch das Gutmenschentum belastet, dass das mit Hitler, Speer und den Nazis einfach irgendwann aus mir raus musste.
Was der Mann wirklich damit ausdrückt ist seine heimliche oder auch offene ästhetische Affinität zur absoluten Macht. Dass er sich vorstellen könnte, wenn er denn nur eher gelebt hätte, dass er als Künstler auch für einen Massenmörder wie Hitler hätte arbeiten können. Weil er ihnen irgendwie versteht. Das er selber gerne Albert Speer gewesen wäre, denn er ja auch als Künstler sieht. Sozusagen der Generalfilmemacher seines Führers.
Ist nicht das erste Mal dass sich hinter mehr oder weniger großem künstlerischem Intellekt ein kleiner machtgeiler Zwerg verbirgt, der im tiefsten seiner Seele eigentlich gerne ein Diktator geworden wäre.
P.S. Es gibt Filme von Lars von Trier die ich übrigens ausgezeichnet finde.
Wenn er sagt er sei Krank ist es uninteressant, wenn er sagt er sei ein Nazi ist es ein Medienereignis. Die Journalisten fallen doch darauf rein obwohl sie doch es besser wissen. Dass das nicht komisch ist hat er aber letztlich selbst bemerkt und sich entschuldigt. Was nicht angenomen werden muss.
Jetzt spekuliert sich auch Herr Voß was zusammen. Lars von Trier hat nicht gesagt, dass er gerne für Hitler gearbeitet hätte. Er hat lediglich gesagt, dass er die Arbeiten von Albert Speer bewundert. Das darf man getrost doof finden. Zumal es bei von Trier nicht besonders weit her zu sein scheint mit der Bewunderung für die faschistische Ästhetik, denn dann sähen seine Filme ja anders aus. Dass Regisseure oft eine Affinität zu uneingeschränkter Macht haben, sieht man nicht nur an z.B. Stanley Kubrick oder RWF, sondern liegt schlicht in der Natur der Sache. Im Kollektiv entsteht Kunst nur äußerst selten.
@ Rambo
Ich habe nicht geschrieben, dass er das g e s a g t hat, sondern dass er es mit seinem Verständnis für Hitler und seiner Bewunderung für Speer a u s d r ü c k t.
Natürlich entsteht Kunst im Kollektiv nicht so oft. Muss ja auch gar nicht. Tut sie aber viel öfter als die meisten Leute denken, wenn man die Entstehungsgeschichte vieler Werke genauer erforscht.
Aber auch grundsätzlich liegen zwischen künstlerischer Individualität/Genialität und Diktatorentum Welten. Ein Künstler muss keineswegs aus der Natur der Sache auch ein Diktator sein, geschweige denn seinem Denken nahestehen.
Große individuelle Kunst ist sogar oft genau aus dem Gegenteil entstanden, denn Selbstbestimmung und -besinnung heißt eben nicht automatisch die unbedingte Beherrschung anderer. Auch und erst recht nicht in der Kunst.
Kunst lebt von Skandalen und wenn man mit Kunst Geld verdienen will, dann sieht man zu, dass die Welt sich das Maul über einen zerreisst. Wie sich Lars von Trier derzeit in Szene setzt ist albern und dumm. Darin sind sich wahrscheinlich die meisten einig. Die Äusserungen des Regisseurs aber so dermassen auf die Goldwaage zu legen, dass jetzt selbst der am Kino Uninterssierte Lars von Trier kennt, spielt diesem eigentlich nur in die Karten. Das Ergebnis der derzeitigen Empörung über von Trier würde ich als Sarrazineffekt bezeichnen, dessen Buch vermutlich ohne die einhergehende Skandalierung nicht annähernd so gut verkauft worden wäre. Mit den Filmen des Dänen wird ähnliches passieren, auch wenn sie vielleicht nach dessen Äusserungen nicht mehr in allen Kinos gezeigt werden. Da wo sie laufen, werden sie für volle Häuser sorgen. Und damit hat Lars von Trier genau das erreicht, was viele die das Thema in den Medien derzeit ausschlachten, am liebsten verhindern würden. Oder sollte sich ein Däne bei seinen Äusserungen in Frankreich wirklich Gedanken darüber machen, wie die Gesetze diesbezüglich in Deutschland ausformuliert sind?
Es ist es naheliegend, auf das saloppe Bekenntnis des Regisseurs Lars von Trier – “Ja, okay, ich bin ein Nazi” – mit moralischer Empörung zu reagieren. Oder, wie das Festival in Cannes, mit Rauswurf. Das wirkt konsequent. Klug ist es nicht. Denn die Empörung ist ja Teil dieses Spiels.
Nur mit Nazi-Vergleichen lassen sich noch mediale Aufmerksamkeitswogen in Gang setzen. Mit Sympathiebekundungen für Stalin oder Papst-Beschimpfungen ist das schwieriger.
[…] Kalkulierter Tabubruch in Braun: Herr von Trier gibt eine Pressekonferenz und fährt nach Hause … ruhrbarone […]
@ Claro
Ich bin kein Moralist. Meine Empörung ist nicht moralischer sondern logischer Natur. Es ist mir auch egal ob Kunst Skandale braucht oder nicht. (Wer bestimmt das eigentlich?) Es gibt für mich auch keine „saloppen“ Bekenntnisse zum Faschismus. Wenn Jemand sagt, dass er ein Nazi ist und zugleich nicht den Eindruck der geistigen Umnachtung macht, dann gehört ihm schlicht eins in die Fresse. Sofort. Oder ziviler: Hausverbot.
@Arnold: in einer eindeutigen und vollkommen ironiefreien Welt in der immer nur die Wahrheit gesagt wird, von der es auch nur eine einzigegibt, mag man so eine Aussage, wie die deinige wohl tätigen. Es wäre aber auch leider nur eine Welt der Deppen und Taliban.
@ Thomas
Was für eine Ironie soll das sein, die sich auf die Barbarei bezieht, Thomas? Was für ein Depp ist man, wenn man bei einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte ohne wenn und aber auf der Wahrheit besteht? Und was hat das alles mit den Taliban zu tun? Erklären sie es mir, Thomas. Ich bin gespannt.
Und tuen sie sich und mir einen Gefallen indem sie in diesem Zusammenhang das Wort salopp vermeiden, ok?
@Arnold:
Lenk nicht ab. Du bist es, der Gewalt („eins auf die Fresse. Sofort.“) androht oder zumindest für gerechtfertigt hält, wenn jemand in einem Interview den Satz „Ich bin ein Nazi“ von sich gibt. Eine weitere Erörterung des Kontexts lehnst Du gleichzeitig klar ab („Es gibt für MICH keine ’saloppen‘ Bekenntnisse zum Faschismus“) und stellst dabei deine Sichtweise, dass man den Satz „Ich bin Nazi“ nur eindeutig verstehen kann als die einzig wahre hin und Gewalt als „logische“ Folge, mit der jeder zu rechnen hat, der sich dieser Sichtweise nicht unterwirft und den Satz dennoch benutzt.
Das ist exakt die „Logik“ nach der Nazis, Taliban und Co. seit jeher Menschen terrorisieren. Das wird auch nicht dadurch abgeschwächt, dass Du Dich im „zivilen“ mit einem Hausverbot begnügst, denn es wirft die Frage auf, was passiert, wenn Gleichgesinnte den Ausnahmezustand feststellen und zur Hatz auf Andersdenkende aufrufen.
Der Barbarei entkommt man nicht, indem man die Logik der Barbaren gegen die Barbaren selbst wendet.
Ok wir dutzen uns. Also: Du bist es der hier ablenkt, Thomas. Beantworte einfach meine Fragen, ehe du mich aburteilst. Und noch eine dazu: Was ist an dem Satz „Ich bin ein Nazi“ uneindeutig?
Nun zu meinem Gewaltbekenntnis und damit gleich zur nächsten Frage. Warum ist dir, der du hier für die Möglichkeit der Ironie im Zusammenhang mit einem der gewalttätigsten Syteme plädierst das die Welt je gekannt hat, in meinem vergleichweise harmlosen Fall keine ironische Interpretation möglich? Z.B. unter Zuhilfenahme des Wörtchens salopp.
Ich werde jetzt meine Gewaltätigkeit konkretisieren um dir eine ebenso konkrete Antwort zu ermöglichen:
Ich wäre auf Herrn von Trier, nachdem er seine Sprüche losgelassen hat, zugegangen und hätte ihm vor versammeltem Publikum eine geknallt. Danach hätte ich mich in aller Öffentlichkeit dafür entschuldigt. Ich hätte ihm damit jede Chance genommen sich ein paar Stunden später durch ein Dementi aus der Affäre zu ziehen.
Nun zu deinem Toleranzbegriff. Leute die sich zu Systemen bekennen die weder Toleranz gegen Andersdenkende kennen bzw. kannten noch dulden, haben meine Toleranz nicht verdient. D.h. nicht dass ich mich nicht den demokratischen Gesetzen eines demokratischen Staates füge, d.h. akzeptiere, dass ich bestraft werden, wenn ich Gewalt gegen andere ausübe ohne in Notwehr zu sein.
Aber ich hätte das, was ich eben konkret als Gewalt beschrieben habe, sehr wahrscheinlich verübt, wenn ich denn vor Ort gewesen wäre und die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Und ich wäre auch bereit gewesen, dafür die Folgen zu tragen, weil ich das Prinzip der Gewaltlosigkeit grundsätzlich akzeptiere.
Und nun beantwortest du bitte alle meine Fragen!
@ Thomas
Noch einen Satz zu deinem Gewaltbegriff. Worte können weitaus schmerzhafter sein als Schläge. Wenn Jemand in aller Öffentlicheit sagt, dass er Hitler verstehen kann, dann ist das für alle Opfer seines Gewaltregimes, egal ob tot oder noch lebend, viel mehr als ein (einziger) Schlag ins Gesicht.
Es sei denn du meinst, dass Lars von Trier in Cannes sein Verständnis für den Hitlerschen Autobahnbahnbau kundtun wollte.
@Arnold
Du lenkst schon wieder ab, denn deine Fragen führen in die Irre da keine Antwort darauf als Rechtfertigung dafür herhalten kann. was du da androhst. Die Ohrfeige, von der du da redest, stellen eine Körperverletzung in Tateinheit mit einer Beleidigung dar, im günstigsten Fall nur eine Beleidigung, „eins in die Fresse“ in jedem Fall eine Körperverletzung.
Dann finde ich es sehr interessant, dass Du von mir verlangst, Deine Aussagen zu Deinen Gunsten zu interpretieren, während Du selbst bei anderen dazu absolut nicht bereit bist. Und jetzt werde ich das noch weniger tun, da Du selbst mit den anderen Kommentaren den Interpretationsspielraum selbst drastisch eingeschränkt hast.
Deine Sprache ist zudem verräterisch. Wenn Du sagst, das Du das „Prinzip“, also den Grundsatz der Gewaltlosigkeit „grundsätzlich“ (wie auch sonst) akzeptierst, dann willst Du damit andeuten, dass du da doch Ausnahmen siehst. Und die Ausnahme lieferst Du mit: wenn jemand deine Toleranzschwelle überschreitet, weichst Du davon ab.
Nur liegt bei Dir die Toleranzschwelle allerdings schon ziemlich niedrig und Du scheinst Strafen für Körperverletzung als Teil eines Deals zu sehen, der es Dir erlaubt, sofern der „Preis“ Dir angemessen erscheint, Dich über Recht und Gesetz hinwegzusetzen, und Menschen zu misshandeln. Und nach Deiner Logik liegt die Schuld am Ende noch nicht einmal bei Dir sondern bei Deinem Opfer. So argumentieren andere im Zusammenhang mit Ehrenmorden, nur dass dort die Verletzung der Toleranz in Bezug auf deren Ehrvorstellungen als noch schwerwiegender empfunden wird und die „Großzügigkeit“ in Bezug auf den zu zahlenden Preis größer ist. D.h. es gibt da nur einen graduellen, aber keinen prinzipiellen Unterschied zu dem, was Du da von Dir gibst.
Jemand, der Recht und Gesetz und unsere demokratische Ordnung nur soweit akzeptiert, wie es ihm im Augenblick gerade passt, akzeptiert sie im Grunde gar nicht. Wenn sich solche Leute dann noch als Verteidiger diese Ordnung gerieren, dann wird mir schlecht.
@ Thomas
Ich habe nicht verlangt, dass du irgendetwas zu meinen Gunsten interpretierst, Thomas. Ich habe dich nur gefragt wieso du es bei Lars von Trier tust, aber bei mir nicht. Diese Frage hast du nicht beantwortet und die anderen auch nicht.
Nochmal, Thomas: Warum soll ich Jemanden gegenüber tolerant sein, der mit einem System sympathisiert, unter dem ich, sofern ich zu dieser Zeit gelebt hätte, umgebracht worden wäre? Der sich selbst einen Nazi nennt, und damit zu jemandem erklärt, der mich, sofern wir uns in diesem System begegnet wären und er die konkrete Möglichkeit gehabt hätte, vernichtet hätte? Wer, verdammt nochmal, beleidigt hier eigentlich wen, Thomas? Ich Lars von Trier oder er mich (und viele viele andere)?
Es ist geradezu eine Frechheit und sachlich grotesk meine Position als potentielles Opfer und meine darauf basierende begrenzte Gesetzesverletzung mit dem eines Ehrenmörders, also eines Täters zu vergleichen. Eine Frechheit, die dich und nicht mich verrät, Thomas. Die dein und nicht mein Bekenntnis zur Recht und Gesetzt als ziemlich verlogen erscheinen lässt. Die rechtsextremen Sprüche des Herrn von Trier duldest du, ja ich habe mittlerweile den Eindruck, dass du damit sogar sympathisierst, und mich trifft dein Bannstrahl der Gesetzestreue.
Du kehrst das Verhältnis von Opfer und Täter schlicht um, in dem du Lars von Trier zum Opfer und mich zum Verbrecher stempelst? Du verwechsest nicht nur Ursache und Wirkung sondern obendrein auch noch Recht und Gerechtigkeit. Wobei noch nicht einmal klar ist, ob ich für mein Tat wirklich bestraft worden wäre.
Wieso denkst du, hat sich Lars von Trier eigentlich nachher für seine Worte und Sätze entschuldigt, Thomas? Weil er sich absolut im Recht fühlte? Weil er seine Sätze für absolut tolerabel hielt? Weil er nicht im geringsten die Gefühle vieler Menschen verletzt hat? Weil er gesetzlicherseits rein gar nichts zu befürchten hatte?
Du machst hier einen auf tolerant, Thomas, weigerst dich aber konsequent meine Fragen zu beantworten. Was soll das für ein Dialog sein? Warum wird dir dabei eigentlich schlecht und nicht mir? Ich sags dir: Weil ich der tolerantere von uns beiden bin. Sonst würde ich hier keinen Satz mehr mit dir wechseln.
Lars von Trier hat doch mittlerweile bestätigt, dass es „nur“ eine Provokation war.
@Arnold
Zu aller erst beleidigst Du mich. Aus keinem meiner Kommentare ist auch nur ansatzweise eine Sympathie für das dritte Reich abzulesen und nur, weil ich mich Deiner Argumentation widersetze, daraus eine zu konstruieren, ist eine Beleidigung.
Im Gegensatz dazu machst Du sehr konkrete Aussagen darüber, was Du getan hättest, wärst Du zum Zeitpunkt des von-Trier-Interviews in Cannes gewesen. Diesen Aussagen zu Folge fehlte Dir für die Tat also nur noch die Gelegenheit.
Das alles macht Dich nicht zu einem potentiellen Opfer, sondern sehr eindeutig zu einem potentiellen Täter. Mir in diesem Zusammenhang eine Täter-Opfer-Verkehrung vorzuwerfen ist dann wenig glaubwürdig.
Die Empörung über die Sätze Lars von Triers kann ich gut nachvollziehen, nur rechtfertigt sie in meinen Augen keine Gewalt. Zudem habe ich keine Probleme damit, dem Dänen Lars von Trier einen deutlich lockereren Umgang mit dem Dritten Reicht zuzubilligen, weil sich die Dänen während der Besetzung im wesentlichen sehr vorbildlich verhalten haben und damit eine der wenigen Ausnahmen während dieser Zeit waren. D.h. die müssen den Beweis für ihre Zivilität in Krisenzeiten nicht mehr erbringen, denn der ist bereits erbracht. Deswegen ist hier die Zweifelhaftigkeit des von-Trier-Interviews für mich auch sehr viel besser zu ertragen und es ist absolut geschichtsvergessen, wenn man in der Beurteilung als Deutscher darüber hinweggeht und sich dabei auch noch selbst als potentielles Opfer darstellt. In der Realität des Dritten Reiches waren die Deutschen im wesentlichen eines: Täter der absolut übelsten Sorte.
Aber solche naheliegenden Differenzierungen liegen Dir komplett fern. Dir reichen Deinen Kommentaren zur Folge ein paar dahingeworfene Sätze um zur Tat zu schreiten zu dürfen und mit Deinen Fragen, die du von mir beantwortet haben möchtest, heischst Du nach Zustimmung. Das ist so billig und so offensichtlich, dass es mich schon wundert, dass Du glaubst, man könne darauf wirklich eingehen und sie auch noch beantworten wollen.
Und du scheinst eine vollkommen falsche Vorstellung von dem Begriff der Toleranz zu haben. Aus meinen Kommentaren ist doch sehr deutlich abzulesen, dass ich es gar nicht toleriere, dass man jemandem wegen verbaler Äußerungen eine „in die Fresse“ gibt, während für Dich „eines auf die Fresse“ wohl ein Ausdruck von Toleranz ist. Aber wenn Du bereits Lars von Trier wegen seiner Sätze ein paar donnern willst, was planst Du dann für die nächsten Neonazi-Demos, bei der sicher auch Gewaltverbrecher auflaufen, von denen bekannt ist, dass sie schon mal Ausländer durch die Straßen gejagt und zusammengetreten oder vielleicht sogar ermordet haben? Mit ein paar Ohrfeigen ist es da doch sicher nicht getan, oder?
Kommt da dann der Bürgerkrieg ala Arnold Voss? Wohl kaum. Ich habe hier eher den Eindruck gewonnen, dass Du in Lars von Trier ein billiges Opfer gefunden hast, bei dem man sich mal leicht vorstellen kann, dass man ihm eine knallt um sich billig als bekennenden Kämpfer für das Gute prominent zu positionieren. Dafür spricht auch Deine große Bereitwilligkeit, alles entlastende so leichtfertig vom Tisch zu wischen, weil Du die Dämonisierung Lars von Trier brauchst, um nicht selbst am Ende als Schwein dazustehen.
Um das ganze hier jetzt zu Ende zu bringen: So hart ich hier auch mit Dir umspringe, ich halte Dich dennoch nicht für ein Arschloch oder Schwein, ich finde aber, dass Du Dich in der Sache ziemlich verrannt hast.
Eine Differenz zu allen Nazis und Konsorten stellt man nicht dadurch her, dass man die eigene Seite für die richtige erklärt und zuschlägt. Die Differenz entsteht dadurch, dass man an der Zivilität und ihren Grundsätzen auch gerade dann festhält, wenn es beginnt weh zu tun und dass man auch die Rechte derjenigen verteidigt, die diese Grundsätze verachten oder für die es schwer bis unmöglich ist, Sympathien aufzubringen. Das ist nicht mit falsch verstandener Toleranz oder Ignoranz zu verwechseln, die man auch immer wieder antrifft.
Dieses unerbittliche Festhalten am Zivilen, zu der auch eine konsequente Verfolgung von Straftaten nach dem ganz normalen Strafrecht (und eben nicht mittels adelnder Sondergesetze für bestimmte Tätergruppen wie z.B. Terroristen) ist in meinen Augen das, was eine Gesellschaft stärkt und gegen Totalitarismen aller Art stark macht. Der Impuls, aus einer Art Gerechtigkeitsempfinden und dem Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen heraus zuzuschlagen, ist jedoch ein Ausdruck von großer Schwäche und nützt am Ende nur denen, die man bekämpft. Denn das ist das Gefühl das alle eint und damit schwindet die Differenz.
@ Thomas
„Dir reichen Deinen Kommentaren zur Folge ein paar dahingeworfene Sätze um zur Tat zu schreiten zu dürfen und mit Deinen Fragen, die du von mir beantwortet haben möchtest, heischst Du nach Zustimmung. Das ist so billig und so offensichtlich, dass es mich schon wundert, dass Du glaubst, man könne darauf wirklich eingehen und sie auch noch beantworten wollen.“
Ein paar dahingeworfene Sätze, Thomas? D a h i n g e w o r f e n! Wie süsss! Und wie kreativ! Es war vor einem Weltpublikum, Thomas. Von einem Menschen der als excellenter Regisseur nicht nur perfekt mit Bildern sondern auch mit Worten umzugehen weiß. Von einem äußerst gebildeten Mann der obendrein die Regeln der Medien kennt.
Als Däne durfte der das, weil sein Land mal vorbildlich gegen den Hitlerfaschismus gekämpft hat? Ne iss klar. Der Däne als solcher, der darf das natürlich. Der hat sich für ein paar Jahrzehnte in voraus moralischen Kredit erarbeitet. Auch der Däne in Lars von Trier. Aber was wäre gewesen,Thomas, wenn der Däne als solcher Hitler viel eher verstanden hätte als Lars? Hätte er dann vielleicht erst gar nicht gegen ihn gekämpft?
Gut, dass der Deutsche in Lars von Trier als solcher Hitler von Anfang an gut verstanden hat. So kann Lars ein paar Jahrzehnte später auch über die Greueltaten von Hitler und seinen Anhängern ein paar ironische Anmerkungen machen.Wurde doch auch höchste Zeit, oder?
Mit einem Satz: Ich fasse es nicht, Thomas! Was ist das für eine hanebüchene Konstruktion von Harmlosigkeit, die mir obendrein Paranioa unterstellt, weil ich sie n i c h t als harmlos einstufen kann. Klar, natürlich nur weil ich ein Feindbild brauche um nicht selbst als „Schwein“ dazustehen. Weil ich meinen grundsätzlichen und tiefsitzenden Aggressionen gegen Intellektuelle eine Rationalisierung geben möchte.
Wie blind muss man sein um einen solchen Quatsch zu schreiben. Wie wenig muss man hier bei den Ruhrbaronen von mir gelesen haben, um sich zu dieser abstrusen These zu versteigen.
Nazismus ist kein Feind b i l d sondern ein realer Feind, Thomas. Er ist auch nicht aus dieser Welt verschwunden. Er ist überall präsent und schleicht sich zunehmen wieder in die Mitte der Gesellschaft , die Lars von Triers rechtsextreme Sprüche als politische Witzchen tituliert und meint, die Sache sei erledigt, weil er sich entschuldigt hat. Die sich mit den Begriff zweifelhaft und salopp ihre heimliche Zustimmung nicht anmerken lässt.
Die sich im Gegensatz zu mir so sehr eine Geschichtsentlastung wünscht, dass sie geradezu masochistisch dankbar für die Provokation ist, die sich auch noch die Aura der Kunst ankleben darf, während ich hier von dir als brutaler Banause gebrandmarkt werde. Wechselweise auch als Depp oder Talibanvertreter. Nein, meine Toleranzschwelle ist nicht niedrig, Thomas. Deine dagegen ist es. Sehr sogar.
Spätestens dann, wenn deine hehren Grundsätze wieder mit Füssen getreten werden, und zwar nicht von mir sondern von den Leuten die ich hier angreife, werden sich unsere Positionen wieder einander angleichen. Allerdings von deiner Seite aus und nicht von meiner.
Soll ich dir sagen, wieso du bislang keiner meiner Fragen beantwort hast? Weil sie dein großartigs Weltbild in Frage stellen! Jemand wie Lars von Trier darf das natürlich, weil er seine Sätze so schön salopp dahinwirft. Vielleicht ein bisschen verunglückt und natürlich auch irgendwie zweifelhaft aber doch auch in geradezu hinterhältig-aufklärerischer Weise ironisch. Letztlich aber doch mehr künstlerisch als politisch. Also kein Grund zur Aufregung.
Was für ein sebstgefälliges und geschichtsvergessenes Gewäsch, Thomas!
Ich für meinen Teil habe natürlich auf meine durchaus präzisen Fragen keine Antwort verdient, denn ich bin in deiner Weltauffassung der Böse. Kann es sein, dass du der von uns beiden bist, der ein Feindbild braucht?
P.S. Nur das du es weißt, Thomas. Bei aller Härte im Ton diskutiere ich trotzdem gerne hier mit dir.
@Arnold
Ich glaube nicht, dass sich meine hehren Positionen Deinen angleichen werden, weil ich der festen Überzeugung bin, dass, wenn es zu dem kommt was du befürchtest, es an Leuten wie Dir gelegen hat, die bereitwillig Grundrechte missachten, wenn es ihnen gerade passt.
Das Problem bei Deiner Argumentation ist, dass Du viel zu bereitwillig bist, für Deinen Kampf Werte wie die der Meinungsfreiheit und körperlichen Unversehrtheit zu opfern und wohl auch gar nicht so viel davon zu halten scheinst. Da stellt sich doch die Frage, wozu überhaupt noch kämpfen. Der Fall Lars von Trier ist doch viel zu harmlos um so weit zu gehen, wie du es zu tun bereit bist. Bei Deinem „Kampf“ wird doch nur deutlich, gegen wen Du bist, aber nicht wofür Du stehst und schon gar nicht, dass es dabei um Grundsätzliches geht. Empörung allein reicht nicht.
Und an die Grundrechte hast auch Du Dich zu halten. Deine Empörung entbindet dich nicht von deren Einhaltung, genauso wenig, wie die Empörung sich als beleidigt fühlender Muslime sie von der Einhaltung der Grundrechte entbindet. Deine Empörung und deren Grad ist in diesem Zusammenhang vollkommen relevanzfrei. Sie berechtigt zu nichts.
Du wirfst mir Geschichtsvergessenheit vor? Du, der sich als potentielles Opfer stilisiert obwohl die Lehre schlechthin, die man aus dem dritten Reich ziehen muss, die ist, dass man nicht zum Täter werden darf?
Das ist doch die Geschichtsentlastung, die sich in der letzten Zeit breit macht: man bestreitet inzwischen nicht mehr die Verbrechen, sondern stellt sich als Deutsche selbst als Opfer dar. Wie oft konnte man in den letzten Jahren doch hören und lesen, Deutschland wäre 1945 befreit worden. Was für eine Befreiung und wie sehr haben sich die Deutschen gegen diese Befreiung damals gewehrt.
Und ja, es stellt sich wirklich die Frage, warum Du Lars von Trier zum Popanz aufblasen musst? Für dich selbst nimmst Du in Anspruch, man möge doch bitte Deine Ruhrblog-Beiträge lesen, das Werk Lars von Triers ist in Deinen Augen in diesem Zusammenhang hingegen nicht beachtenswert. Das ist mindestens das zweite Mal, dass du für Dich Dinge beanspruchst, die Du selbst anderen nicht bereit bist zu gewähren. Geht ja auch nicht, denn dann würde Deine Empörung so in sich zusammenfallen, wie ein Soufflet, das man zu früh aus dem Ofen zieht.
Aber Aufblasen ist hier ja im Ruhrblog auch ein Stück weit Programm. Wenn GASTAUTOR schreibt, Lars von Trier hätte sich nach deutschem Recht wegen NS-Verherrlichung strafbar gemacht, dann ist das absoluter Unsinn. Warum, das hat GASTAUTOR selbst erwähnt: das Verbot der NS-Verherrlichung ist „ausnahmsweise“ mit dem Gebot der Meinungsfreiheit vereinbar. Das bedeutet aber auch, dass das BVG der Meinungsfreiheit in der Regel den Vorrang einräumen und nur in sehr eindeutigen und schwerwiegenden Fällen hier eine Verurteilung zulassen wird. Und wie knallhart im Sinne der Grundrechte dort geurteilt wird, konnte man im Zusammenhang mit dem NPD-Verbot sehen: die leisesten Zweifel am Zustandekommen der Beweise führte sofort zur Einstellung des Verfahrens, weil auch das Verbot einer Partei eine seltene und nicht erstrebenswerte Ausnahme in einer Demokratie ist.
Und zum Schluss noch etwas zu dem Begriff „Selbstgefälligkeit“: Wenn man meint, dass man sich aus einem Gefühl der Empörung heraus das Recht nehmen darf, jemandem anderen wegen einer Äußerung eine zu knallen, dann ist das ein super Beispiel, mit dem man anderen diesen Begriff illustrieren kann.
Und hier noch kurz was zum Thema: „Er hat Jehova gesagt“
@ Thomas
Wir kommen da nicht zusammen, Thomas. Für dich ist ein demonstrativer Schlag ins Gesicht unter Erwachsenen der Anfang eines Bürgerkriegs, die kalkulierte Rechtsverletzung das Ende des Rechtsstaates und die politische Empörung darüber, dass man die Verbrechen der Nazis relativiert politische Aufgeblasenheit.
Du hast auch jetzt wieder keine meiner Fragen beantwortet und dazu noch behauptet, dass ich das Werk des Künstler nicht achte, ja nicht mal kenne. Deine Weigerung meine sonstigen Äußerungen hier zu lesen bezieht sich also offensichtlich auch auf diesen Thread hier. Darf ich dich also auf #7 , genauer gesagt auf das PS. dort hinweisen. (Und antworte mir jetzt bitte nicht, dass dieser Comment doch garnicht an dich gerichtet war)
Mir wirfst du vor, dass ich die Äußerungen des Lars von Trier aufblase um mich empören zu können. Könnte es nicht sein, dass du umgekehrt die Äußerungen dieses Mannes klein redest, damit du dich wiederum über mich empören kannst? Dass du hier gerne den kleinen-großen Richter spielst, der seine eigene Relevanz dadurch ausdrückt, dass vor ihm jedes politische Argument irrelevant ist. Der es aus seiner überlegenen Position gar nicht nötig hat, die Fragen des „Angeklagten“ zu beantworten.
Es mag sein, dass ich mich hier in meine Position partiell verrannt habe. Dass sie grenzwertig und natürlich kritisierbar ist. Du dagegen hast dich auf die sichere Bank der Gesetzestreue begeben von der du als der Verteidiger der Demokratie auf mich herabsehen kannst. Ich gönne dir das. Es ist halt deine Art der Aufgeblasenheit. Ein Aufgeblasenheit die sich mit deiner Anonymität hier bestens kombiniert.
Also lass uns Ruhrbaronen auch unsere Aufgeblasenheit. Immerhin ermöglichen wir dir hier, dich ohne die Nennung deines richtigen und vollen Namens über uns zu erheben ohne auch nur im Traum daran zu denken, dir hier bei uns den Mund zu verbieten. Ganz im Gegenteil, ich persönlich möchte dich hier nicht mehr missen.
Bin vorhin im Ruhrpiloten dem Link „NRW III: Ein Portal nicht nur für Kulturkenner“ zu einem Bericht der Welt am Sonntag“ gefolgt, schliesslich muss es zu der organisierten Lustigkeit dieser Tage kulturell auch noch etwas anderes geben, als besoffene, lallende Karnevalsschunkler. Gelandet bin ich bei einem Artikel von Christiane Hoffmans mit dem Titel: „Ein Portal nicht nur für Kulturkenner“, in dem die Autorin das Onlinekulturportal für NRW http://www.kulturkenner.de bewirbt, wahrscheinlich auch um ihren Kollegen Andreas Wilink zu puschen. Wie man in dem Beitrag erfährt ist Wilink einer der Verantwortlichen des vom Land NRW finanzierten und anscheinend unabhängigen Internetportals und Mitarbeiter der Welt am Sonntag.
Ein wenig irritiert war ich dann allerdings doch, dass ausgerechnet auf diesem NRW Kulturportal für die Vorführung des Film „Melancholia“ von Lars von Trier am 21.02.2012 im Düsseldorfer Metropol geworben wird. Zur Erinnerung: Im Zusammenhang mit der Pressekonferenz um diesen Film, in der sich Lars von Trier als Nazi geoutet, Sympathien für Hitler und Speer geäussert und streckenweise den Holocaust geleugnet hat, ist der Regisseur von den Filmfestspielen in Cannes ausgeschlossen und der Film von diversen internationalen Filmverleihern (z.B. allen israelischen) abgesetzt worden.
Interessieren würde mich, ob es auch in Deutschland Filmverleiher gibt, die den Film aus dem Programm genommen haben, immerhin ist gerade bei uns, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, das Leugnen des Holocaust strafbar.
Interssieren würde mich allerdings auch, wieso die Macher des 100% vom Kultusministerium NRWs finanzierten Internetportals um Andreas Wilink auf ihrer Seite völlig unkommentiert für den Film des Skandalregisseurs werben, als hätte es weder die Äusserungen von Triers, noch den Ausschluss in Cannes und den Boykott israelischer Filmverleiher gegeben.
„Beschrieben wird nur, was die Redaktion mit gutem Gewissen vorschlagen kann.“ endet der Welt-Artikel von Christiane Hoffmans über die Kulturkenner. Wenn Andreas Wilink und Kollegen aber wirklich ein Gutes Gewissen im Zusammenhang mit Lars von Trier haben, dann haben sie sich entweder nie mit diesem Mann auseinandergesetzt, oder ihnen ist das Leugnen des Holocaust, auch wenn dies ausserhalb von Deutschland geschieht, egal, hauptsache die Kassen klingeln und man bekommt ein Düsseldorfer Kino voll. Beide Farianten halte ich persönlich für erschreckend und fatal.
Hier nochmal der Link aus dem Ruhrpiloten:
https://www.welt.de/print/wams/nrw/article13875892/Ein-Portal-nicht-nur-fuer-Kulturkenner.html
und der Link zu Lars von Triers Film auf Kulturkenner:
https://kulturkenner.de/pages/20108