Hessen: Grüne werben um Nazistimmen


Wahrscheinlich soll es lustig sein: Die Grünen in Hessen werben wenige Tage vor der Landtagswahl am  28. Oktober mit einem Videoclip um die Stimmen von Nazis. Nazis und Grüne? Das passt nicht zusammen? Ganz so einfach ist es nicht: Zum einen gehörten auch zahlreiche NSDAP Mitglieder zu den Grünen, zum anderen ist das Thema Ökologie keines, dass den Rechtsradikalen fremd ist: Richard Walther Darré, der Landwirtschaftsminister der NSDAP und einer der Väter der Blut und Boden Ideologie, sah die Industrialisierung kritisch und setzte auf eine bäuerliche Landwirtschaft. Als Umweltmister fand  der Grüne Jürgen Trittin durchaus lobende Worte für die Umweltpolitik der Nazis:

Auch in dem Politikfeld, welches wir heute betrachten, gab es verschiedene Stellen, deren Aufgaben wir heute insgesamt als Naturschutz zusammenfassen. Z.B. wurde in der Praxis der landschaftspflegerische Begleitplan, der heutzutage wichtiges Instrument bei der Bewältigung von Eingriffen ist, beim Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen, der Organisation Todt, methodisch und technisch entwickelt. Alwin Seiferts Rolle als „Reichslandschaftsanwalt“ und sein landschaftspflegerisches Bemühen – denn mehr war es praktisch nicht – wird
Thomas Zeller noch beleuchten.
Man weiß, dass der nach dem Krieg von vielen honorigen Gesellschaften ausgezeichnete Alwin Seifert sehr völkisch orientiert und antisemitisch eingestellt war. In seiner Person wird auch ein an sich widersprüchliches Merkmal des Verhältnisses der Nazis zum Naturschutz deutlich: Seifert war ausgesprochen großstadt- und technikfeindlich eingestellt. Trotzdem wurde er zum Vorkämpfer für eine naturverbundene Technik und konnte im Mainstream der nationalsozialistischen Technikbegeisterung mitschwimmen. Seifert hatte – wie auch der Leiter
der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege Walther Schoenichen – eine ausgeprägte Abneigung gegen alles „Fremde“ in der Landschaft“, welches den wörtlich: „Mythos der deutschen Landschaftverdunkelte“. Seiferts Planungen haben sich an der „potentiell natürlichen Vegetation“ orientiert, die auch heute noch unwidersprochenes Paradigma ist .

 

Allerdings forderte Trittin auch für eine kritisches Auseinandersetzung mit den braunen Wurzeln der Umweltbewegung:

Warum Naturschützer mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht haben, ist da schon weniger rätselhaft: weil die Ideen der Naturschützer in mehrfacher Beziehung anschlussfähig waren an das Ideologienkonglomerat der Nazis, weil die Naturschützer vom „Dritten Reich“ politisch zu profitieren hofften – und weil die Abwehrkräfte gegen totalitäre Demagogen unter den Naturschützern genauso schwach ausgeprägt waren wie im Rest des deutschen Bürgertums.
Es entschuldigt nichts, wenn man darauf verweist, dass beileibe nicht nur die Naturschützer die Nationalsozialisten unterstützten – im Gegenteil. Der Beitrag der Natur- und Landschaftsschützer war weder marginal, noch war er ein „Betriebsunfall“ der Naturschutzgeschichte. Es ist an der Zeit, dass die Debatte über Naturschutz und Nationalsozialismus die Zirkel der Fachhistoriker verlässt und öffentlich wird.

Die hessischen Grünen dagegen haben das Video mittlerweile gelöscht:

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
17 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
ke
ke
6 Jahre zuvor

Es gibt dann noch die Überschätzung Deutschlands:
80 Mio Deutsche mit einer kleinen Landfläche und ca. 2 Prozent der weltweiten CO2 Emissionen müssen den Planeten retten.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Stefan, du hast einfach nicht den passenden Humor. Übrigens habe ich sehr viele EX-Liberale , einige Sozis und bürgerliche Kommunisten bei den Grünen getroffen. Neuerdings strömen Konservtive massig rein, obwohl es die immer schon gab. Alles hat geklappt. Wo sollen sie jetzt noch suchen?
Sind doch schon alle drin? Sie wissen doch, daß sie die Welt nicht retten können. Aber hier? Bei uns?
@Ke, es geht um die heimische Luft, nicht um die Luft des Planeten!

ke
ke
6 Jahre zuvor

@2 H Junge:
Wir müssen vermutlich unterscheiden:
1) Die Ur-Grünen
Denen geht es natürlich um den Planeten und das, was die Öko-Lobby alles möchte, um Geld vom Staat zu bekommen. Korrektur: Es heißt natürlich : , um richtig GRÜN und SOZIAL zu sein.
2) Die Warme-Bänke-Sucher
Parteien, die einen Aufschwung haben, werden gerne von vielen anderen Gruppen besucht, weil die Chance auf Posten etc. größer ist. Das wird auch ein Problem für die vielen verdienten Mitglieder der großen Parteien.
Denen ist alles egal, Hauptsache man hat Macht und sitzt im Warmen.

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Soll ich mich wundern oder muß ich gar nachdenklich werden, wenn Stefan Laurin und…. ".verbal um sich schlagen" angesichts der Wahlerfolge der Grünen und angesichts aller für die Grünen günstigen Prognosen für die nächsten Jahre?
Ich vermute, daß bei so Manchen eine personenbedingte, sehr subjektive Wut auf die Grünen so tief sitzt, so fest verwurzelt zu sein scheint, daß es ihnen gar nicht möglich ist, sich sachbezogen mit den Grünen, mit ihren politischen Zielen auseinanderzusetzen.

Zum Schaden der Grünen? Ich denke nicht, weil wirkungslos gegenüber den derzeitigen -und der wahrscheinlich weiterhin wachsenden Zahl- Wählern/Anhängern/Sympathisanten der Grünen.
Oder zum Vorteil der Grünen ? Also doch wirkungsvoll, nämlich die Zahl der Sympathisanten der Grünen weiter anwachsen lassend?

Also…….
wer meint, gut begründet und sachbezogen gegen die politischen Ziele der Grünen argumentieren zu können (und folglich zu sollen), der hat allen Anlass, damit alsbald zu beginnen. Bisher registriere ich insofern weitestgehend Fehlanzeigen, auch seitens "meiner" SPD.

Im übrigen:
Bekanntlich geht es "in der Politik" mit Blick auf die Sympathien der Menschen für Parteien, für Wählgemeinschaften nicht nur um die Inhalte und Ziele der Parteien/Wählergemeinschaften, sondern auch um deren "Führungspersonal". Und dieserhalb kann ich durchaus verstehen, wenn die Menschen In Deutschland zunehmend Führungspersönlichkeiten der Grünen sympathischer finden als …………………!! Auch das sollte die politischen Konkurrenz der Grünen bedenken; u.a. in "meiner" Partei, der SPD, besteht Anlass zu dieser personenbezogenen Nachdenklichkeit -mehr denn je!

ke
ke
6 Jahre zuvor

@4 W Stach:
Ich gehöre auch zu der Kategorie Mensch, die meistens Bluthochdruck bekommt, wenn sich grüne Spitzenpolitiker äußern. Das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass ich es nicht mag, wenn Politik in einer Traumwelt ohne Konzept und ohne physikalische, statistische Regeln lebt.

Man ist dagegen, Lösungen entstehen aus dem Nichts, Effekte werden gefühlt.

Mit dieser "Feel Good" Einstellung kann man insbesonderer bei einem sehr schwachen Gegner gewinnen. Die Presse setzt sich auch wenig mit Fakten oder Widersprüchen auseinander.

Ich finde es gut, dass hier auf Widersprüche hingewiesen wird:
– Homöopathie
– Rechte politische Ansichten/Rechtes Vokabular (bei der CSU ist das eine Katastrophe bei den Grünen OK)
– Bedeutung der Autoindustrie

Ich verweise immer gerne auf den aus grünen Kreisen häufig kritisierten Lobbyismus, der nur für angeblich grüne Ziele OK ist.

Zum Personal:
Beim grünen Personal könnte ich mir nur vorstellen, Cem Özemir zu wählen.
Von der aktuellen Spitze höre ich wenig. Bei Roth, Künast, Höhn hatte ich schon den Wegschalt-Reflex. Die aktuelle Spitze interessiert mich eigentlich nicht. Ist dieses "Nichts" in das sich alles "Gute" interpretieren lässt ein Erfolgsgeheimnis? Bei Schulz war das in der Anfangszeit ein 100% Erfolgsgeheimnis.

Was war in der Vergangenheit, das mich prägte:
– Dioxin im Abgas in Duisburg als B. Höhn Umweltministerin war
https://www.welt.de/print-welt/article568484/Dioxin-Staub-ging-auf-Duisburg-nieder.html
– Bärbel Höhn und ihre Einstellung zur Bezahlung von Arbeit
https://www.waz.de/staedte/oberhausen/fuer-baerbel-hoehn-ist-stundenlohn-von-vier-euro-nicht-unsozial-id7571347.html
– Die schnellen Wechsel an die Unternehmensführung bzw. als Berater von Spitzenpolitikern
Steffen, Fischer
– Die Doppelmoral
Riesige Dienstwagen
https://www.youtube.com/watch?v=tP6Fw_UcOxY
Filmteam, das Bundestagsabgeordnete filmte, die für <500m ein Auto des Fahrdienst nutzten. Dann gibt es aber solche Forderungen:
https://www.n-tv.de/politik/Gruene-Abgeordnete-sollen-zur-Arbeit-radeln-article18119181.html

….

Für mich sind die Grünen seit Jahren eine "Feel Good" Partei, die zu viele Widersprüche hat.
Ja, mich ärgert es ungemein, dass sie damit durchkommen.

Eine sachliche Diskussion ist nicht möglich, wenn bspw. Personen fest behaupten, dass die Strahlung der ausgeschalteten Antenne sie krank macht.
Vielleicht sollte man im Umgang mit den absurden Forderungen einfach der Regel
"Don't feed the trolls" folgen.

Die SPD nimmt doch immer mehr Positionen der Grünen ein und folgt den Ideen ihrer Elite. Der Wähler wählt das Original. Die SPD-Posten sind weg.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Nee, Walter, du verstehst nix von den Grünen. Ich war drin und ich habe mehr interne, meist heftige Diakussionen erlebt und mitgemacht, als Deine SPD in ihrer langen Geschichte erlebt hat. Diese heftigen Diskussionen hatten mir die Grünen aber eher sympathisch gemacht. So etwas gibt es in der SPD nicht mal ansatzweise. Deshalb frage ich mich, was "Deine SPD" für eine Diskussion mit den Grünen führen könnte. Die, die alles schlucken, was ihnen von der Parteispitze gesagt wird? Mich wundert es nicht, daß ihr noch nicht begonnen habt, euch mit den Grünen zu messen. Fangt einfach mal mit euch selber an, damit ihr etwas Übung kriegt.
Und dann möchte ich dich mal beobachten, wie du reagieren wirst. Bisher hast du nämlich jede negative Aüßerung über die SPD fast wie ein Sakrileg empfunden, so daß ich meist auf eine weitergehende Vertiefung des Diskussionsverlauf verzichtet habe. Auch innerhalb der SPD läuft das meist so ab. Wer will schon als Parteifeind gelten?
Bei den Grünen gibt es eine traditionelle Streitkultur, die erlaubt, daß zeitweilig erbitterte Kontrahenden irgendwann einen der heftigsten Feinde bitten, doch wieder Mitglied zu werden. Ist mir mehrfach passiert. Mehrfach. Könnte Lafontaine vob allen bejubelt wieder aufgenommen werden?

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

ke
Wenn Sie wie geschehen, sachlich begründen, warum /weshalb Sie die Grünen kritisieren, dann ist das für mich etwas Anderes als emotionales Polemisieren gegen die Grünen.
Selbstverständlich ist zudem für mich, daß besonders "meine" SPD argumentativ Probleme damit hat, sich inhaltlich so von den Grünen abzugrenzen, daß sie dadurch an Zustimmung bei den Wählern gewinnen könnte.
Selbstverständlich ist für mich auch, daß die "Sympathien" führender Politiker/Politiker insgesamt extrem unterschiedlich ausfallen können, z.B. bei Ihnen und bei mir. Das gilt z.B. bei einem Vergleich der Sympathiewerte des Spitzenpersonales von CSU und Grünen in Bayern oder…….

Also, über all das läßt sich trefflich streiten; mein Einwand zu 4. hat damit nichts zu tun.

PS
Auch auf die Gefahr hin, daß sich " fundamentalistischen Grünen-Gegner" ärgern werden:

SPIEGEL online veröffentlicht heute Ergebnisse einer Umfrage von Infratest-Dimap, nach der sich prinzipiell 47 % der Wahlberechtigten vorstellen können, bei der nächsten Bundestagswahl die Grünen zu wählen und immerhin 22 % sich eine Grüne Kanzlerin, einen Grünen Kanzler. Interessant ist auch die Feststellung, daß 55% der Befragten die Grünen für eine Partei der Mitte halten , 36 % für eine Partei, die dem sog. linken Spektrum zuzuordnen sei.
Also…
Man wird jetzt und in absehbarer Zukunft noch weniger als in jüngster Vergangenheit in der Auseinandersetzung mit den Grünen sich darauf beschränken können, diese als Partei "Ökologische Spinner" oder als Partei der "Gutmenschen" oder als……zu titulieren, sondern sich mehr denn je mit ihren Sachzielen zu befassen/auseinanderzusetzen haben.

abraxasrgb
abraxasrgb
6 Jahre zuvor

Die Grünen ähneln einem Typen der (ohne Fallschirm) von einem Hochhaus springt und beim Hinweis auf die Dummheit und Gefahr dieses Tuns im 15. Stockwerk antwortet:
Wieso? Bis hierhin ist doch alles gut gegangen.

Ansonsten hilft die Lektüre von:
"Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren: Anleitung zum subversiven Denken" von Hubert Schleichert

Demokratie war historisch nur mit der Philosophie zu haben. Dummokratie geht auch mit Gefühlosophie.

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Helmut,
ich nehme Deine Fest- bzw. Deine Unterstellungen bzw. Deine Behauptungen zur Kenntnis
(…Du verstehst nix von den Grünen; so etwas (gemeint sind parteiinterne Diskussionen in der SPD) gibt es in der SPD inicht 'mal ansatzweise oder :fast wie ein Sakrileg).

Dazu gibt es durch mich keinen Kommentar.

Ich kann Dir nur versichern, daß ich parteiintern und öffentlich als kritischer -kritikfähiger und kritikwilliger- Genosse gelten -immer gegolten habe -sh. in jüngster Zeit meine GroKo – Kritik , meine Nahles-Scholz Kritik, aber auch meine Kritik zu Sachthemen und zur Positionierung des Parteivorstandes/der Fraktion dazu.
Ich muß Dir allerdings auch gestehen, daß ich nicht d a s Erfolgsrezept kenne, das "meiner SPD" aus ihrem "bestandsgefährdenden Tief" herausführen könnte. Meine selbstkritische Haltung gegenüber "meiner" SPD bzw. in "meiner" SPD äußert sich intern/extern immer wieder in der Fragestellung: "Warum bedarf es in Gesellschaft und Staat heute und morgen noch einer sozialdemokratischen Partei"? Ohne daß diese selbstkritische Frage für alle Parteimitglieder Ausgangspunkt ihrer Diskussionsbeiträge zur "SPD-heute und morgen" ist, bleiben alle ihre Beiträge oberflächlich ; meine ich als (selbst-) kritischer Parteigenosse, der nachwievor Stolz darauf ist, was "seine Partei" in ihrer Geschichte für die Menschen in Deutschland, für den demokratischen und sozialen Rechtstaat, im Kampf gegen die Nazis und,und und geleistet hat. Das hilft, zumindest ein wenig, nicht zu resignieren angesichts des aktuellen Befundes über den Zustand der SPD.

Helmut,
und für mich schon bemerkens-, ja lobenswert sind all die Beiträge von Demokraten, die nicht der SPD angehören und für die erkenn- und spürbar " die Sozialdemokratie/die Sozialdemokraten" nicht per se Teufelszeug sind, und die sich allesamt damit befassen, was die SPD tun, was sie unterlassen sollte, um aus " ihrem Tief" herauskommen zu können. Und darüber denke nicht nur ich nach und diskutiere darüber mit Parteigenossen. Das machen viele in der Partei. Nach meiner Auffassung könnte das allerdings mutiger, radikaler, aber auch selbstbewußter geschehen als das derzeit nach meiner Wahrnehmung der Fall ist.
Zu diesen konstruktiv-kritischen Beiträge "von Außen", die ganz wesentlich die parteiinternen Diskussionen über die "SPD -heute und morgen" befördern können, gehört für mich ein Beitrag in der heutigen TAZ (taz – am Wochenende sonnabend/sonntag, 2o./21. Oktober 2o18, die drei 03) unter der Überschrift " Redet verständlich -Zehn Vorschläge, wie die SPD sich retten kann; ein Beitrag von Stefan Reinecke.
Alle Ratschläge sollte meine Partei beachten und umsetzen.
Helmut,
aber ich alleine bestimme nicht die "Richtlinien der SPD-Politik", sondern kann nur mit meinen bescheidenen Mitteln und Möglichkeiten versuchen, auf die Diskussionen Einfluss zu nehmen, namentlich vor Ort.
Helmut,
altersbedingt, aber auch getragen von der Einsicht, daß die pluralistische, die freiheitliche Gesellschaft in Deutschland und der demokratische-soziale Rechtstaat Deutschland nicht zwangsläufig ihr Ende finden müssen, wenn das politische Gewicht der SPD weiter abnehmen wird, gehe ich mit der Thematik/der Problematik "SPD-heute und morgen" relativ gelassen um.

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Ergänzung zu -9-
Helmut,
zu den guten Ratschlägen gegenüber der SPD, das meine ich nicht ironisch, zähle ich auch den Leitartikel "Abschied von Godesberg" -Wenn die SPD überleben will, braucht sie einen radikalen Schnitt- von Veit Medick in "DER SPIEGEL" Nr. 43/2o10.2018, S. 8.

Ich zitiere aus dem Leitartikel:
"Sie braucht einen Schnitt, personell, machtpolitisch, vor allem aber was das eigene Selbstverständnis angeht."
-sh. dazu meine Äußerung unter 9-:….selbstkritisches Hinterfragen….!-

"Es gibt in Deutschland alles nur keine ernst zu nehmende Kritik an den Verzerrungen des globalen Kapitalismus, ……….
Die teils grotesken Ungerechtigkeiten unseres Wirtschaftssystems müßten es den Sozialdemokraten eigentlich leicht machen zu emotionalisieren. Nur müßte die SPD dafür Dinge radikal in Frage stellen."

"In der Großen Koaltion kann sich die SPD nicht retten……
Diese Koaltion ist es nicht wert, dass sich die SPD für sie opfert."

Helmut,
Im wesentlichen, in der Tendenz stimmen die guten Ratschläge in der TAZ und im SPIEGEL an die Adresse der SPD überein. Ich stimme ihnen im wesentlichen allesamt zu.
Aber….
Nahles, Scholz und CO gehen offenkundig davon aus, daß die SPD mit "ruhigem und sachbezogenem Regieren in der GroKo" aus ihrem Tief herauskommen wird. Vermutlich ist insofern Frau Merkel ihr Vorbild, ohne zu begreifen, dass der Merkelismus akut auch die Volkspartei CDU in den Abgrund zu führen scheint.

Was mich irritiert ist, daß Radikalität im Denken und im Handeln der SPD mir als "altem Sack", als an Lebens- und Mitgliedsjahren altem Genossen geboten erscheint, den mittelalten Genossen aber gänzlich gegen den Strich geht, ja kategorisch abgelehnt wird, weil…….??? Denkbar deshalb, weil es ihnen zum größten Teil "mit dem was ist und mit dem wie es ist" gut geht. Warum dann einen radikalen Wandel wollen -in der SPD und mit ihr in der Gesellschaft-?

ke
ke
6 Jahre zuvor

@10 W Stach:
Wie sollte sich denn eine SPD radikal erneuern? Ich sehe bei den Volksparteien aktuell eher, dass sie zu viele falsche Prioritäten setzen bzw. dem Bürger die Welt nach ihrem Elfenbeinturmweltbild erklären.
– Undurchdachte CO2 Steuer Vorschläge, die hauptsächlich die armen betreffen werden
– Katastrophales Mgmt der leichten Grenzwertüberschreitung von NO2 in den Städten
– Steuerliche Förderung von Luxuswagen E-Mobile, die kein Problem des Individualverkehrs mit sehr schweren Autos lösen (z.B. Verstopfung der Innenstädte )
– Mietpreisbremse, statt zu klären, wie günstig gewohnt werden kann
– PKW Maut (CSU)
– Bayerns SPD Spitzenkandidatin erklärt einem "besorgten Bürger", dass Bevölkerungswachstum nichts mit Wohnungsnot zu tun hat, da es die Probleme schon vorher gab.
– Abtauchen im Funkloch
– Bundeswehr (keine Waffen, keine Leute, aber Kindergartenplätze und verordnetes Schweigen
Der Bürger in Uniform ist wohl Geschichte.
– Geordnete Identifizierung von Flüchtlingen und nachvollziehbare Prozesse
– Stabiles Schulsystem, das wissenschaftl überprüfte MEthoden nutzt und bspw. kein "Schreiben nach Gehör"
….

Komisch ist nur, dass die Grünen, die an vielen Regierungen beteiligt sind, und bspw. auch die Braunkohleförderung in der letzten NRW Regierung beschlossen hatte, nicht mit diesen Sachen in Verbindung gebracht werden.
Baden Württemberg läuft ja auch nicht und Stuttgart hat auch bald Fahrverbote. Berlin übrigens auch. Berlins Polizei schafft es noch nicht einmal im Zentrum der Hauptstadt Geldtransporterräuber zu verfolgen.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Walter, die verbliebenen SPD-Mitglieder müssen von ihrer Führung gezwungen werden, mal was "Linkes" zu wagen! jetzt ruft sogar Oppermann seine (deine) SPD dazu auf, ihr linkes Profil zu schärfen.
So weit mußte es kommen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article182435880/Absturz-in-den-Umfragen-Oppermann-ruft-SPD-zur-Schaerfung-ihres-linken-Profils-auf.html

ke
ke
6 Jahre zuvor

@12 H Junge:
Was soll ich als Ruhrgebietsbewohner von einem Herrn Oppermann halten, der fragt:
„Wieso gibt es nach fast 30 Jahren deutscher Einheit immer noch ein Lohngefälle zwischen Ost- und Westdeutschland?“

Hat er nie mitbekommen, dass die Löhne regional und insbesondere auch branchenspezifisch unterschiedlich sind? Im Süden sind sie auch höher als bspw. bei uns im Revier? Die Tarife der IG Metall zu meinem Berufseinstieg im letzten Jahrhundert zeigten das eindeutig.

Dann beschwert er sich über die Flüchtlings-/MIgrationspolitik als Hauptthema.
Das ist doch ein Thema, bei dem die SPD mit Lösungskompetenz, die Wähler überzeugt, hätte punkten können.

Es geht um gute Lösungen und deren Kommunikation. Das kann die SPD nicht. Stattdessen sucht sie jetzt den Weg nach Links oder Rechts. Im Lagerkampf fühlen sich die meisten Politiker wohl, da man Argumente von vor 50 Jahren rausholen kann.

So wird das nichts.

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Helmut, Ke
Ja, der Thomas Oppermann, den ich persönlich durchaus zu schätzen weiß, gehört zu denjenigen, der permanent und nachdrücklich beweist, wie schlecht es -(sehr)gelinde formuliert- um die politischen Führungsqualitäten des SPD-Spitzenpesonals bestellt ist.

Ich habe von ihm in den letzten Jahren nicht ein einziges Mal eine eigenständige Meinungsäußerung registriert; kritisch, nicht deckungsgleich mit der Mehrheitsmeinung des Parteivorstandes, nicht von vornherein populär erscheinenden bei den Mitgliedern, in den Medien. Er steht -für mich- beispielhaft für das Angepaßtsein an all das und an all diejenigen, die meinen, die SPD dürfe auf keinen Fall eine Politik wollen, die nicht dem Denken, dem Wollen all derjenigen entsprechen könnte, die der sog. bürgerlichen Mitte zuzurechnen sind.
Und jetzt…?
Wenn er jetzt tatsächlich aus Überzeugung und wider seine bisherigen Positionierung der Meinung ist, die SPD müsse jetzt 'mal "was Linkes wagen" -was immer das auch heißen mag-, dann soll er persönlich doch unverzüglich mit ganz konkreten Ideen, Anregungen, Vorschlägen aufwarten -im Bundesparteivorstand, in der Bundestagsfraktion oder in "seinem" Landesverband, in seinem Ortsverein oder per Initiative für diverse Mitglieder-Delegiertenversammlung; radikal, zielgerichtet und "koste es was es wolle" mit Blick auf die eigene Parteikarriere.
Das wird nicht passieren.
Er gehört zu denjenigen, die sich nach meiner Wahrnehmung in und mit der GroKo persönlich wohlfühlen. Jedenfalls dürfte er nicht zu denjenigen gehören, für die eine Ende der GroKo zumindest bedenkenswert erscheint , geschweige denn, daß er sich an der Spitze einer Bewegung in der SPD Führung setzen könnte, um das Ende der GroKO "einzuläuten. "Linkes Profil schärfen"….? In und mit der GroKO?

Ke
Ja, die SPD müßte zu ganz konkreten Problemen radikale Positionen beziehen, für mich zB. dann wenn es um die Vermögenssteuer, die Erbschaftsteuer geht, z.B. wenn es um eine Bildungsreform geht, die den Namen Reform verdient, z,B. wenn es um das Eindämmen der Auswüchse des globalisierten Kapitalismus , wenn es um eine wirksame Bankenregulierung geht.
Ke,
mir geht es nicht darum, jetzt und hier über die von mir angesprochen Sachfragen zu diskutieren, sondern darum, wie von Ihnen gefordert, klarzumachen, daß man sich "ein linkes Profil" malen könnte, ohne ein solches zu haben, aber letztendlich ein solches Profil nur dann entstehen, nur dann als solches von "den" Menschen wahrgenommen wird, wenn die SPD in ganz konkreten Problemfeldern Positionen bezieht und für diese kämpft, die jenseits der Positionen zu verorten sind, die in der Regel, die im Prinzip von CDU/CSU/FDP/AFD vertreten werden, also von dem sog. rechten Spektrum. Wenn es dann dazu kommt, daß Grüne/Linke hier und da sich solchen SPD-Positionen anschließen, um so besser, nur von solche Annahmen -"koalitionstaktische"?- können und dürfen für die SPD nicht entscheidungsbestimmend sein, wenn es darum geht, als SPD wieder begreifen zu können als Partei mit einem eigenständigen Profil. Und wenn "man" das dann als "ein linkes" definiert, dann soll das, dann kann das so sein -oder auch nicht.

PS
Nun meint ja -u.a.-Andrea Nahles angesichts der aktuellen Lage ihrer Partei, "man" müsse nun endlich in der GroKo, also konkret als Bundesregierung wieder ruhig, zielgerichtet sich der Lösung von Sachfragen zu wenden, dann ……? Ja, dann? Dann mag Manches "erledigt" werden was unerledigt geblieben ist ,weil…… Nur wird das der SPD nicht im geringsten helfen, aus "ihrem Tief" herauszukommen-im Gegenteil.
Also…
Wenn ich "so vor mich hindenke" (u.a. hier bei den Ruhrbaronen ), was möglicherweise dem Fortbestand der SPD dienlich sein könnte, dann muß ich feststellen, daß dieserhalb zwischen mir und Andrea Nahles (und Scholz pp.) Welten liegen. Und Thomas Oppermann? Der ist für so Manches gut, aber m.E. gänzlich ungeeignet, eine Neuausrichtung der SPD als "Führungskraft" – maßgeblich, radikal, kompromisslos, risikobehaftet- anzugehen und voranzutreiben.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Ja Walter! Diese Analyse teile ich, wobei ich aber darüber hinaus glaube, daß dieser Oppermann einer der vielen führenden "Genossen" ist, der in der Vergangenheit jedweden Versuch einer Parteireform verhindert hat. Aus meiner Sicht gehört er zu der Gruppe, die Menschen wie mich aus dieser Partei herausgeekelt hat, obwohl das damals in GE Andere waren, die aber auch noch oben sitzen.
Walter, viele gute und befähigte Leute sind rausgeekelt worden, sehr viele. Und die fehlen jetzt. Die Oppermänner werden nie glaubhaft linke SPD-Politik entwerfen und machen. Das Wissen darüber, was das ist, ist der Partei verloren gegangen.

abrxasrgb
abrxasrgb
6 Jahre zuvor

Treffen sich zwei SPDler:
Sagt der eine: Warum warst Du nicht bei der letzen Ortsvereinssitzung?
Antwortet der andere: Wenn ich gewusst hätte, dass es die letzte ist, wäre ich gekommen.
😉

walter stach
walter stach
6 Jahre zuvor

Helmut,
e i n Grund unter mehreren für die prekäre Lage der SPD, der auch zu den personenbezogen gehört,
ist nach meiner Wahrnehmung – über einen bereits sehr langen Zeitraum- Selbstherrlichkeit, Arroganz der Macht, mangelnde Sensibilität vieler sog. Spitzengenossen im Umgang mit "Andersdenken" ( u.a. in Großstädten in NRW, auf Landes- und Bundesebene). Das bezieht sich auf "Andersdenkende" in der SPD und außerhalb.

(Ich vermute, daß diese Eigenschaften in Bayern zu den erheblichen Einbußen der CSU beigetragen haben. Ich nehme zudem an, daß Ähnliches für die CDU gilt.)

Wenn das so sein sollte, könnte danach gefragt werden, warum das so ist bzw. darum es dazu kam. Ist das eine zwangsläufige Folge in jeder "abgeschlossenen" (Teil-) Gesellschaft, die immer mehr die Außenwahrnehmung verliert, die in sich ruht ("ruht" ist wörtlich und bildlich gemeint) und, die sich in ihren Ritualen erschöpft? Und die das Alles erst dann zu registrieren beginnt, wenn sie als "Machfaktor" in Gesellschaft und Staat zunehmend an Bedeutung/an Einfluss verliert?
Wenn das so sein sollte, könnte danach gefragt werden, ob sich diesbezüglich, durch wen sich diesbezüglich und wie/wann sich diesbezüglich "etwas ändern" läßt.

Ich kann momentan leider nicht erkennen, daß sich bezüglich dieser von mir sog. personenbezogenen Gründe für die prekäre Lage der SPD kurzfristig etwas ändern könnte -weder in den großen Städten des Landes, weder auf Landesebene, weder auf Bundesebene, weder von Oben noch von Unten gewollt und vehement -radikal- betrieben.

Ende offen?

"Einige" meiner Genossen in der SPD scheinen auf "ein Wunder" zu hoffen, dh. auf ein von ihrem Tun/ihrem Unterlasen/ihrem Versagen unabhängigem Geschehen -positiv für die Partei und für sie selbst. "Wunder gibt es immer wieder"………?

Bemerkenswert für mich, daß meine vermutlich altersbedingte relative persönliche Gelassenheit angesichts des prekären Zustandes "meiner" SPD geteilt zu werden scheint von vielen "jungen und mittelalten" Parteigenossen.
Bei ihnen verspüre ich jedenfalls -von wenigen Ausnahmen abgesehen- weder Quantität noch in Qualität den von mir angenommen/unterstellten Willen zu einer radikalen Veränderung, u.a. bezogen auf die von mir hier problematisierten sog. personenbezogenen Gründe für die prekäre Lage der SPD.
Wird sich das alsbald ändern? Das kann so sein. Das sollte so sein. Das wünsche ich mir. "Sicher" bin mir diesbezüglich keineswegs.

Helmut,
wenn wir uns dann und wann über den derzeitigen Zustand der SPD, über seine Ursachen, seine Folgen unterhalten und streiten
(aus gänzlich unterschiedlichen persönlichen Perspektiven, persönlich/politischen Erfahrungen/Lebenswegen/Lebenslagen/Erwartungen an Gesellschaft und Staat -national/international-),
dann finde ich das stets interessant, belebend, anregend .

Ärgerlich finde ich dabei lediglich dann und wann Anmerkungen Deinerseits, wenn Du mir jede offizielle "Parteiverlautbarung" oder jede Äußerung einer SPD-Führungskraft -Minister, Partei-/Fraktionsvorsitzender pp.- persönlich , sozusagen als dafür mitverantwortlich zurechnest oder wenn Du mir persönlich "anzukreiden " versuchst, daß das was ich als Walter Stach meine, im Widerspruch steht zudem, was " die " SPD jeweils zur Sache/zur Person als ihre Meinung verkündet. Helmut, wennich mich äußere -hier und anderswo- dann war ich mein lebenlang in der Lage, daß als Walter Stach zu tun; manchmal zur Freude meiner Parteigenossen, manchmal zu ihrem Ärger.

Helmut,
dieser "persönliche Einwurf" meinerseits deshalb, um erneut klarzumachen, daß auch unser momentaner Meinungsaustausch meinerseits geführt wird losgelöst von allen offiziellen Positionen der SPD im Bund, im Land, vor Ort. Ich bringe meine Meinung ein -sonst nichts. Und vor allem bin ich mir bei dem was ich hier und anderswo an Meinungen zum Zustand "meiner" SPD äußere stets gewiss -so auch jetzt und hier -, daß ich damit nichts bewirke; sei's drum.

-16-
abrxasrgb
….. ist da der Wunsch Vater des Gedankens?
Oder ist es Hoffnung?
Hoffnung, die "zuletzt stirbt?
-Meine, daß die SPD "überlebt" -klein aber……
-Ihre, daß die SPD alsbald ihr Ende findet?

"Man" wird sehen.

Werbung