Hetzen für den Frieden: “Muslime tragen den neuen Judenstern!”

naidoo_heulen

Wenn die größte Sangesheulsuse des Landes und der bestfrisierteste Experte sich zusammen tun, um dem an grauenhaften Gesängen nicht armen deutschem Liedgut eine weitere Untat zuzufügen, tut man gut daran, sich einen der Brechbeutel neben die Lautsprecher zu stellen, die der vorausschauende mobile Mensch des 21. Jahrhunderts gerne als Souvenir aus dem Flugzeug mitgehen lässt.  Xavier Naidoo, dessen Teilnahme an European Song Contest von einem gnädigen Gott verhindert wurde, hat gestern gemeinsam mit Jürgen Todenhöfer ein Lied gegen den Krieg veröffentlicht. Neben dem genretypischen  Gesäusel wie „Uhuhu Nie wieder Krieg“ und „Nie wieder Krieg, wenn wir das nicht sagen dürfen läuft doch etwas schief“ ließ Naidoo natürlich nicht die Gelegenheit aus zu zeigen, das regelmässiger Haschkonsum in Verbindung mit religiösem Wahn dafür sorgen kann, dass die Zahl der Gehirnzellen soweit zurückgeht, das man jede von ihnen am Morgen mit Namen begrüßen kann. Den besten Beweis liefert Naidoo mit folgender Textzeile:

“Muslime tragen den neuen Judenstern!”

Soweit ich mich erinnern kann, hat nahezu jeder, der in diesem Land auch nur etwas Verantwortung trägt, nach jedem islamistischen Anschlag betont, das man für diese Taten nicht alle Muslime verantwortlich machen kann und auf jeder Gedenkfeier waren Muslime dabei. Nicht nur, weil die Täter Muslime waren, sondern weil sich auch unter den Opfern immer Muslime befanden. Das galt für die Anschläge im Westen, aber auch für den Terror im Nahen Osten: Die meisten Opfer der Djihadisten sind Muslime. Nun so zu tun, als ob Muslime in Deutschland und im  Westen kurz vor einem Genozid stehen, denn nichts anderes als der Auftakt zur Shoah bedeutete der Judenstern, ist an Dummheit, Dreistigkeit und Bösartigkeit kaum zu überbieten.

Die Zeile passt zur Gesinnung von Darstellern wie Naidoo und Todenhöfer, die ihrem nicht allzu hellen Publikum Glaubwürdigkeit und Redlichkeit vorspielen, wo doch nur Selbstdarstellung, Zynismus und Dummheit sind. Das Stück wird sicherlich ein Erfolg und die Friedensbewegung um weitere Heerscharen an Trotteln bereichern. Aber ok, da gehören sie auch hin.

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Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

An Herbert Grönemeyer, Til Schweiger, Atze Schröder und an all die Menschen für Xavier….wer die Shoah, den planmässigen und industriell ausgeführten Genozid an den europäischen Juden derart relativiert ist natürlich kein Antisemit sondern ein herzensguter Mensch….

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Oh oh… da will der allerbeste Friedens-Xaver der Welt doch nicht etwa seiner geliebten AfD den Titel "Allerneuste und größte Judenstern-gekennzeichnete Partei aller Zeiten" streitig machen?
http://www.nordbayern.de/ressorts/schlagzeilen/afd-politiker-vergleichen-sich-mit-juden-zur-ns-zeit-1.3619741

Man muss Naidoo wohl zugestehen, dass er den Business Case "Provokante Hirnlosigkeit" im Musikbizz zur Meisterschaft entwickelt hat.

Uri D.
9 Jahre zuvor

Todenhöfer hat den Song – wie er selbst schreibt – "exclusiv" auf seiner FB-Seite veröffentlicht…

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Der Vergleich hinkt, insbesondere natürlich, weil die Tragik des dritten Reiches natürlich insbesondere auch von oben ausging, während – wie der Kommentar richtig sagt – heutzutage auch die Politik zurecht darauf bedacht ist, da differenzierend gegen zu wirken.

Allerdings – und da unterstelle ich jetzt einfach mal gute Absichten – kann man daraus durchaus eine richtige Aussage abstrahieren: Die gesellschaftliche Stimmung ist grauenhaft. Muslime stehen unter generalverdacht in bestimmten – erschreckend breiten – gesellschaftlichen Schichten und sind permanenten Anfeindungen ausgesetzt. Ich weiß nicht, ob ich, bedingt durch meine Filterbubble, überproportional mehr mitbekommen und deshalb in meinem Kopf so ein finsteres Bild gezeichnet ist, aber wenn ich mir die Kommentarspalten der Welt und Twitter, Facebook und Co. angucke, dann wird mir ernsthaft Angst. Und man könnte meinen man stumpfe irgendwann ab, AfD und Pegida sind nichts neues mehr, aber im Gegenteil: Ich finde der kollektive Hass, der aus dem Netz in die Gesellschaft sickert hat sich gerade in den letzten Wochen noch mal verstärkt. Ich bin so weit, dass ich es nicht mehr für ausgeschlossen halte, dass eine AfD in den Bundestag gelangt. Und ich befürchte ernsthaft, dass wir vor einer Zeit der Gewalt gegenüber Fremden befinden, die sich nicht "nur" (und es ist schrecklich, hier "nur" schreiben zu müssen) auf amateurhafte Brandstiftung beschränkt. Ich ertappe mich dabei darüber nachzudenken, wie wohl die Stimmung in der Gesellschaft Ende der 1920er Jahre war und welche Zeichen es in den Anfängen gab, die kluge Köpfe schon damals dazu verleitet haben zu warnen oder sogar Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Das mag sicherlich vollkommen übertrieben klingen und ich bin weit davon entfernt, so etwas rational und ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Was mir aber Sorgen macht ist, dass die gesellschaftliche Stimmung für mich so greifbar schlecht ist, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben verunsichert bin – und das ist etwas, was mir noch vor einem Jahr nicht passiert wäre. Ich kann nicht mehr mit absoluter Sicherheit sagen, dass sich so etwas wie das dritte Reich nicht doch wiederholen könnte. Der Zweifel ist da. Irrational zwar, aber doch nicht wegzukriegen. Ich bin zumindest so weit, dass ich nicht zum ersten mal in Erwägung ziehe, die ganzen einschlägigen Informationsquellen über den alltäglichen Rassismus und den Hass in der Gesellschaft aus meiner Timeline, den RSS-Feeder usw zu werfen – einfach, weil ich es langsam nicht mehr ertrage. Aber sich Abkapseln und Drei-Affen-Prinzip löst ja das Problem nicht.

Also auch wenn der Vergleich zum Holocaust natürlich lachhaft ist, kann ich mich dem "Wehret den Anfängen" dass dort durchschimmert nur anschließen.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Als totenhofer mit einem nicht ganz unbekannten Sturmgewehr 1980am Kyberpass posierte, hat er mir besser gefallen als heute. Damals gehörte er schon zu meinen liebsten Asympathen, kurz hinter Kohl und knapp vor Blüm.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@#4 Sebastian Klein: Jemandem, der einer durch Vorurteile stigmatisierten Gruppe mit griffigen Liedzeilen "helfen" will, indem er sie nur anders, aber vom rudimentären Geschichtsbewusstsein der Deutschen abgeleitet weitaus schlimmer stigmatisiert, unterstelle ich keine "guten Absichten", sondern kommerzgesteuerten Populismus, Provokationsgeilheit und komplette Merkbefreiung.

Puck
Puck
9 Jahre zuvor

Auch die Unterstellung, man dürfe sich nicht gegen Krieg aussprechen, ist einigermaßen abenteuerlich. Die Netzwerke und Online-Kommentare zu einschlägigen Artikeln sind voll mit "Aufrufen zum Frieden", wobei die meisten sich leider nicht der Mühe unterziehen, die tatsächlich problematische Gemengelage eines millitärischen Einsatzes in Syrien zu benennen sondern sich in abgeschmackten Sprechblasen aus den 80er Jahren erschöpfen.

leoluca
leoluca
9 Jahre zuvor

"Muslime tragen den neuen Judenstern". –

Natürlich werden so das entsetzliche Leid der europäischen Juden ab 1933 und der Vernichtungszug der Nazis nach der Wannseekonferenz übel verharmlost.

Aber klar, so ist es von den beiden Friedensfreunden ja nicht gemeint.

Das Deutschland der Todenhöfers und Naidoos – Jakob Augstein hätte diesen Satz auch sagen können – bleibt ein von Hitler traumatisiertes Land. Statt eines realistischen Weltbildes wird der Andere, der "Muslim", als das neue Opfer stilisiert. Der Jude war im Nationalsozialismus der Andere, das Opfer, aus dem Hitler den absoluten Feind gemacht hat. Hitler-Deutschland verkörperte den Hass auf den Anderen. Todenhöfer will den Anderen mögen, sich ihm öffnen – und wählt sich dazu den "Muslim" aus.

Das entlastet historisch ungemein. Und macht den gegenwärtigen Kniefall der EU vor einem der mächtigsten Islamisten, dem neuen türkischen Sultan, nicht ganz so schmerzhaft.

Dana
Dana
9 Jahre zuvor

Alliance der Antisemiten, die es nie zugeben werden . Vorschläge wie sonst der IS besiegt werden kann, haben sie aber nicht.

Anders
Anders
9 Jahre zuvor

ich bin dafür, daß alle Bundestagsabgeordneten welche für Krieg gestimmt haben, sofort einen Marschbefehl als Bodentruppe an die Front erhalten, nach dem Motto : " Hahnemann geh du voran, du hast die größten Schuhe an " das Gleiche gilt natürlich auch für das Kriegstreiberpack Nato.
ich erspaare mir Interpretationen zum Liedtext.
Es ist doch wohl allgemein bekannt, wer die größten Waffenproduzenten in der Welt sind.
Es wäre schon ratsam, sich einmal mit Fakten auseinanderzusetzen.
Seit Jahrhunderten bluten wir Europäer fremde Nationen aus, es ist uns egal, wie elendig Menschen um Ihr Überleben ringen, wir bomben, wir lassen es zu daß Drohnen töten…, aber wir maßen uns an , über eine Kunst zu richten… Ihr seit die Heulsusen !!!

Muslime sind die neuen Juden

die Schreiberlinge der Ruhrbarone sind letztendlich die gleichen MiMiMis wie Naidoo 😀
und ja, der Judensternvergleich kommt dennoch passend –
Deutschland:
Gewaltbereite Menschenmassen die ihre kompletten Probleme einer "Islamisierung" in die Schuhe schieben (so wie die Juden angeblich die fäden in der Hand haben)… Angriffe auf Migranten aus diesen rechten Umzügen… Anschläge gegen Flüchtlingsheime und Moscheen… permanente und pauschalisierende Hetze gegen Muslime, in Medien, Zeitungscovern, Reportagen… Politiker, die Stammtischparolen gegen Muslime und Islam feuern… die kleine, muslimfeindliche Partei AfD gewinnt an Auftrieb…
Muslime werden für alles verantwortlich gemacht, deswegen musste Marwa El-Sherbini in Dresden auch sterben.
Es herrscht eine extreme, antimuslimische Stimmung in komplett Europa.
Aber die Ruhrbaronen beschweren sich über Nonsens, haben Angst, dass sich niemand mehr um ihr einziges Thema kümmert – dem Antisemitismus.

Die Muslime sind die neuen Juden, seht es ein und steht dagegen auf, anstatt die offensichtliche, islamophobe Hetze gegen Muslime zu relativieren.

Deutschlandkritiker
Deutschlandkritiker
9 Jahre zuvor

@ Anders: Ja, ja, der Westen ist an allem schuld, die USA sind an allem schuld, Israel ist an allem schuld – die Klaviatur höre ich seit vielen, vielen Jahren rauf und runter, runter und rauf, von vorne, von hinten, seitwärts, rückwärts, im Ringelrein und Hoppsassa. Was anderes als Rezepte von der revisionistischen Resterampe und Symbolik aus der sowjetimperialistischen Mottenkiste habt ihr nicht anzubieten, eure Flyer mit Hammer und Sichel schmeißt jedes halbwegs denkende Individuum geradewegs in den Müll, und weil euer kruder "Antiimperialismus" längst in den letzten Atemzügen liegt, greift ihr nach allen vermeintlich rettenden Händen, die sich euch entgegenstrecken – und seien es die Hände verschwörungsideologisch verpeilter Friedensnazis. Genau das ist der Grund, warum euch längst eine progressive Linke mit einem Faible für die Frankfurter Schule statt für Massenmörder und regressive Kritik das Wasser abgräbt.

trackback

[…] […]

Gerd
Gerd
9 Jahre zuvor

Es gibt eine Minderheit in Europa, die man als die neuen Juden bezeichnen kann, denn deren Angehörige sehen sich seit wenigen Jahren einer deutlich gestiegenen nichtstaatlichen Verfolgung ausgesetzt: Hetze, Pöbeleien, Körperverletzung und sogar Mord. Diese Minderheit sind die Juden und ihre brutalsten Verfolger kommen aus den Reihen der Moslems.

PS: Wer vom Kriegstreiberpack NATO schwafelt, weil was gegen den Islamischen Staat unternommen werden soll, hat nicht alle Latten auf dem Zaun um es mal in lohmannscher Manier zu sagen. Der Bürgerkrieg geht ohne NATO Beteiligung bereits ins fünfte Jahr und die Masse der 200-300.000 Toten hat Assad auf dem Gewissen.

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

@Gerd
Alles richtig, nur scheinst du den ursprünglichen Auslöser für die IS-Krise vergessen zu haben: Der Überfall der USA auf den Irak unter Vorspielung falscher Tatsachen – die Krise ist ja nicht vom Himmel gefallen.

Deutschlandkritiker
Deutschlandkritiker
9 Jahre zuvor

@ Muslime sind die neuen Juden: Nö, sind sie nicht – auch nicht, wenn es unleugbar in Teilen der Gesellschaft so was gibt, das man das Schüren von Pogromstimmung nennen kann. Auch nicht, wenn es unleugbar quer durch die Gesellschaft rassistische Ressentiments gibt. Ich habe von den Baronen aber noch nie erlebt, dass das irgendwie verharmlost worden sei. Gegenüber Pegida, Afd, Die Rechte und anderen rhetorischen wie tatsächlichen Brandstifter_innen wurde und wird hier immer – und dafür schätze ich diesen Blog – klare Kante gezeigt. Klare Kante – und dafür schätze ich diesen Blog mindestens genauso – wurde und wird hier aber auch gezeigt gegenüber jeder Form von Antisemitismus und Schoah-Relativierung. Dass Ihnen das nicht in den Kram passt, zeigt, wessen Geistes Kind Sie zu sein scheinen.

Deutschlandkritiker
Deutschlandkritiker
9 Jahre zuvor

@ Sebastian Klein: Meinen Sie nicht, dass solche monokausalen Erklärungsansätze viel zu komplexitätsreduzierend sind?

Gerd
Gerd
9 Jahre zuvor

@Sebastian:

Der IS ist im Irak groß geworden weil die schiitische Zentralregierung die Sunniten unterdrückt! Oder meinen Sie etwa es wäre alles besser, wenn der Massenmörder Saddam an der Macht geblieben wäre?

Für uns schon, den irakischen Kurden und Schiiten würde es aber dreckiger gehen, als jetzt den Sunniten und wenn es den IS nicht gäbe, würde halt ne andere islamische Terrorgruppe hierzulande Anschläge begehen.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-11-Anders
"maßen uns an, über Kunst zu richten…."

Es ist nicht anmaßend, es ist nicht "richtend", wenn jemand so frei ist, einen Künstler, einen Journalisten zu kritisieren. Diese Kritik kann und darf polemisch , ironisch, zynisch, sie kannn……. sein, solange kein Straftatsbestand erfüllt ist. Das gleiche Maß an Freiheit steht dem Künstler zu, steht dem Journalisten/dem Schriftsteller zu. Also kann, darf Naidoo singen und Todenhöfer sagen was sie wollen.

Muß diese Selbstverständlichkeit in einer freien Gesellschaft erwähnt werden?
Nein; Ich wollte nur an sie erinnern.

Ich werde weder auf die einschlägigeTextpassage des Sängers Naidoo noch auf die darauf bezogenen Meinungsäußerung des Herrn Todenhöfer noch auf das sehr breite inhaltliche Spektrum der o.a.Kommentare eingehen.
Das scheint mir an objektive Unmöglichkeit zu liegen, kann aber auch bloßer subjektive Unmöglichkeit meinerseits geschuldet sein.

Zum Thema "Krieg gegen den IS":

Ich hoffe, daß jeder Diskutierende "fähig und willens" ist, sich einzugestehen, daß er nicht im Besitz der "absolut richtigen Erkenntnis", daß er nicht über "die absolute Wahrheit verfügt", auch jetzt und hier nicht, und daß nicht nur die Anderen sich irren können, sondern er selbst auch.
Wenn ich das voraussetzen könnte, würde dieses der zurecht, der selbstverständlcih äußerst kontrovers zu führenden Diskussion über den deutschen Kriegseintritt sachdiendlich sein. Wenn es jedoch daran fehlt, ist eine kontrovers zu führende Sachdebatte unmöglich.

Es geht, wie stets in der Politik, nicht um richtig oder falsch, sondern darum, die zweckmäßigste Entscheidung zu treffen -sh.Max Weber-. Um "die" zweckmäßigste " Entscheidung als eine solche treffen und als eine solche vertretn zu könne, bedarf es einer möglichst umfassenden Diskussion, eines möglichst gründlcihen Abwägungsprozesses. Wenn Kritiker der heute im Bundestag getroffenen Entscheidung den Mangel an Letzterem beklagen, deckt sich das mit meiner Wahrnehmung.

Im übrigen gehe ich davon aus, daß sich die Abgeordneten des deutschen Bundestages stets fragen , ob die jeweils zu treffende Entscheidung, so auch die heute, "so oder so" für Deutschland(!) die zweckmäßigste ist; denn das ist ihrer primäre verfassungsrechtliche Pflicht.

Zudem sei daran erinnert, daß wie immer erst die Geschichte zeigen, daß erst durch sie bewiesen werden wird, ob die heute getroffene Entscheidung die für Deutschland zweckmäßigste war oder nicht
Daran zu denken, kann helfen, in einer kontrovesen Diskussion, auch in der jetzt hier und heute hier zu führenden, die eigenen Meinung nicht über alle Maßen als "absolute Weisheit" in entsprechender Diktion hinzustellen.

Ich sage zur heute getroffenen Entscheidung folglich nicht " richtig" oder "falsch".
Ich bin mir zudem meiner Meinung ganz und gar nicht sicher, nach der die heute getroffene Entscheidung die zeckmäßigste zu sein scheint.

Wenn ich als MdB hätte abstimmen müssen………?
Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich als vereantwortlicher Entscheide (!!) verhalten hätte.

Was mich nachdenklich gemacht hat und noch nachdenklich macht:
Nach meiner Wahrnehmung des verbalen/nonverbalen Verhaltens zahlreicher Abgeordnete schienen sich viele von ihnen nicht, nicht hinreichend bewußt zu sein, daß sie über einen Kriegseintritt Deutschlands zu beraten und zu entscheiden hatten.
In diesem Sinne war ich, gelinde gesagt, irritiert, während der Fernsehübetragung der Debatte sehen zu müssen, wie Merkel und von der Leyen sich während der Debatte, über was auch immer, amüsieren konnten. Der Eintritt Deutschlands in einen Krieg, die Last der besonderen Verantwortung dafür als Kanzlerin, als Verteidigngsministerin……..-mir schien das kurze Amüsement jedenfalls fehl am Platze.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Wenn die Muslime die neuen Juden sind, was sind dann die, die von Muslimen im Namen ihres Gottes zu Zeit abgeschlachtet , entführt, vergewaltigt, ausgepeitscht oder sonst wie terrorisiert werden?

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Das ist jetzt aber ein ziemlich billiges Täter-Opfer-Schema: DIE Muslime können keine Opfer sein, denn DIE Muslime sind ja bereits Täter. Vielleicht einfach mal vom Schubladendenkem weg kommen.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Natürlich können und sind die Muslime nicht die "neuen Juden", denn eines der Merkmale des Holocaust war, dass die europäischen Juden keinen halbwegs sicheren Hafen hatten, nämlich einen Staat, der die vor den Nazibarbaren flüchtenden Juden aufnahm- ohne Wenn und Aber. Das ist heute sowohl für Juden als auch Muslime anders. Von daher ist es einfach nur ein dummer Spruch.

Muslime sind die neuen Juden

Muslime sind die neuen Juden: Nö, sind sie nicht – DOCH sind sie schon 🙂
ich weiss, es ist für manche unerträglich, dass Juden nicht mehr die Opfer Nr1 in diesem Land sind.

Die gleiche Hetze, wie in den Anfängen der NS-Zeit – zwar nicht bedingt staatlicherseits, aber es ist nicht zu leugnen, diese extrem aggressive, islamophobe Grundstimmung, das allgegenwärtige Geschwafel von einer ISLAMISIERUNG und umhimmelwillen sogar das Weihnachtsfest wollen uns die raffgierigen Moslems nehmen – na klingelts?
Sorry, ich weiss nicht was der zwanghafte "mimimi nur Juden sind die Verfolgten" und
"mimimi Moslems voll böse und terror mimimi" hier zu suchen hat, aber ich sehe keine Juden, die durch die Straßen gehetzt werden, oder Anschläge auf Syngogen – zumindest nicht so oft und vehement wie etlichen Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsheimen (alleine in diesem Jahr, unerträglich)

Ich sehe auch keine pogromartigen Mobs von 30000 Rechten, die gegen Juden hetzen – aber dieselben, die gegen Muslime hetzen.

Wehret den Anfängen

GünniK
GünniK
9 Jahre zuvor

@Sebastian Klein

was war, bevor die USA in den IRAK einmarschiert sind? Die heile Welt des Saddam Hussein? Wenn man schon zurück schaut, dann bitte nicht da halt machen, wo es gerade passt.

kE
kE
9 Jahre zuvor

Freitag:
Ein "Freund" im Netzwerk hatte den Link geteilt. Ich hatte den Clip gestartet, war zuerst etwas verwirrt und nach ca. 1 Minute dachte ich mir, es gibt bessere Dinge, in den Tag zu starten.

Es war auch zu erwarten, dass es dann hier einen Artikel gibt. Die Reaktionen waren auch vorauszusehen.

Ich frage mich, ob Menschen, die meinen, dass der "Westen" grundsätzlich immer verantwortlich ist, wenn regionale Mächte ihre Machtansprüche gewaltsam durchsetzen, auch mal an die vielen ausländischen jungen Soldaten und Soldatinnen denken, die aktuell überall auf der Welt im Einsatz sind. Oft sind es Dienste, die eher mit Polizeiaufgaben zu tun haben.

Warum schaffen es denn kleine Gruppen von Terror-Kämpfern, die sich offiziell über ihren Glauben zusammenfinden, ganze Landstriche zu erobern? Glaubt wirklich jemand, dass unsere Regierung, die Franzosen oder Obama, der bisher fast nur an Asien Interesse zeigte, zum Ende seiner Amtszeit Soldaten aufstockt, wenn das Chaos in den Staaten nicht zu groß ist? OK, es kann im Fall der USA auch daran liegen, dass Putin in der aktuellen Situation zu offensichtlich seine Interessen durchsetzt.

Jetzt sind Soldaten aus der halben Welt ohne konkretes Ziel im Chaos, vergrößern es aus meiner Sicht, und werden dann wieder beschuldigt, irgendwelche Unschuldige umgebracht zu haben, wenn die eigentliche Ziele nicht getroffen werden.

Warum machen wir das? In diesem Fall bin ich auch für ein Nichteinmischen, damit endlich überdeutlich wird, dass die Probleme in den Ländern liegen. Auch Europa hat viele Jahrhunderte gebraucht, um zum heutigen System zu kommen, das für mich ein Optimum der Systeme auf dem Planeten darstellt. In den meisten Staaten ist es nicht durchsetzbar, viele Menschen stimmen dort mit den Füßen ab und verlassen die Länder. Leistungsträger wandern meistens ab, wenn die Umgebung nicht stimmt. Nur wenige verbessern sie intern. Sie wollen als aktive Menschen die Situation nicht im Land verbessern.

Nur wer soll dann die Situation verbessern?

BTW: Es gibt insbesondere im Nahen Osten einige stabile Staaten, die auch sehr stark die Religion fördern. Wir mischen uns dort auch nicht ein und werben nur sehr leise für unsere Werte.

Mir gefällt die Art, wie wir hier leben, deutlich besser.

Muslime sind die neuen Juden

@Stefan Laurin ach geil, der Artikelautor setzt mal eben alle 2 Milliarden Muslime mit einem Haufen Demonstranten in Deutschland gleich….
alles klaro, da weiss man woher der Wind weht….

Pauschalisierungen sind ja jetzt nicht so seriös, eher so Pegida-Like –
ich glaube da müssen wir noch üben 🙂

(und zu den Anschlägen auf Moscheen und Übergriffe und Hetze gegen Muslime, dazu wird kein Wort verloren)

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Niemand behauptet, dass der Irak vor 2003 das Paradies auf Erden war, insbesondere nicht für die dort unterdrückten Schiiten.

Aber es ist absolut unzweifelhaft, dass erst der völkerrechtswidrige Einmarsch der USA unter der Vorspielung falscher Tatsachen die Region derart destabilisiert hat, dass sich eine Organisation wie ISIS bilden konnte. Und man könnte sich ja auch fragen woraus sich ISIS anfangs rekrutierte. Das waren nämlich die in die Wüste geschickten sunnitischen Militärs, denen man ohne Not die Lebensgrundlage entzog, als man sie kollektiv aus dem Militärdienst entließ.

Deutschlandkritiker
Deutschlandkritiker
9 Jahre zuvor

@ Muslime sind die neuen Juden: "Die gleiche Hetze wie in den Anfängen der NS-Zeit"? Befassen Sie sich doch bitte mal mit der einschlägigen Literatur zu dem Thema, mit der Reichstagsbrandverordnung als Grundlage für Massenverhaftungen, Abschaffung freier Presse, Einrichtung der ersten Konzentrationslager (Dachau, Oranienburg u.a.), mit den Boykottaktionen, mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", mit dem Ermächtigungsgesetz und allem, was dann folgte. Dann werden sich Ihre irrwitzigen Analogien schnell in heiße Luft auflösen. Übrigens stand auch ich im letzten Jahr in Essen inmitten einer Demonstration gegen Antisemitismus, die von einem hasserfüllten Mob mit Sprechchören wie "Juden raus" und mit dem ein oder anderen Wurfgeschoss begrüßt worden war. Für mich ist das dennoch kein Grund, Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Dass ein solcher bei manchen Kommentaren durchaus durchschimmert, finde auch ich bedauerlich.

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Insbesondere finde ich, wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Selbstverständlich sind Muslime nicht "die neuen Juden", aus den hier genannten Gründen, u.a. die fehlenden Täter "von oben" – auch wenn Söder, Seehöfer und Co da durchaus Tendenzen erkennen lassen. Gleichzeitig stilisiert man aber eine primitive antisemitische Demonstration zur Wiederbegehung in der Tradition Hitlerdeutschlands – und ignoriert die Maßstäbe, die man grade noch selbst gesetzt hat. Das wirkt leider ein wenig bigott. Ich möchte werde antisemitische noch antiislamische (oder sonst irgendwie anti-Menschen) Tendenzen in dieser Gesellschaft und ebenso wenig möchte ich das eine gegen das andere aufwiegen.

Gerd
Gerd
9 Jahre zuvor

Nachtrag zu #21 von Arnold:

Warum ist jede Synagoge wie eine Festung ausgebaut und warum benötigt keine Moschee rund um die Uhr Polizeischutz?

Weil es keine Pogromstimmung gegen Moslems gibt, aber sehr wohl eine gegenüber Juden.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

@ Sebastian Klein # 22

"Das ist jetzt aber ein ziemlich billiges Täter-Opfer-Schema: DIE Muslime können keine Opfer sein, denn DIE Muslime sind ja bereits Täter. Vielleicht einfach mal vom Schubladendenkem weg kommen."

Mein Kommentar (21) war kein billiges Schema, sondern eine zu billigende Frage in Anbetracht von Kommentatoren, die wirklich der Meinung sind, dass DIE Muslime die neuen Juden sind.

Nein, es gibt weder DIE Muslime, noch sind sie die neuen Juden. Aber es gibt Muslime die nicht nur andere Muslime sondern alle, die sie für ungläubig halten, im Namen ihres Glaubens massakrieren. Es gibt Muslime, auch in Deutschland, die das unterstützen, dafür werben und sogar selbst z.B. zum IS gehen. Und es gibt Leute, die sich darüber wundern, dass dadurch die Stimmung gegenüber Muslimen insgesamt umschlägt.

Ja, Muslime sind sehr wohl auch Opfer, aber sie sind zu Zeit im Weltmaßsstab in einer Weise auch Täter, dass die Opferrolle, in dem sich viele von ihnen zu Zeit ausgeprochen wohlfühlen, erst recht wenn sie sich dabei auch noch als die neuen Juden verstehen, als geradezu pervers erscheint.

Ja, man muss sich in Deutschland sowohl gegen den Hass auf Muslime als auch auf Juden zur wehr setzen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass viele deutsche Muslime auch die Juden hassen,und das ganz unabhängig davon, wie sich gerade der Nah-Ost-Konflikt entwickelt oder wie sich gerade die israelische Regierung gegenüber den Palästinensern verhält.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Ich verstehe mitterlweile überhaupt nicht mehr, wie man mehr Energie, wie für 2 Sätze Text nötig wäre, in einen Dummspruch eines publicity-geilen Pseudoheiligen und homophoben "Reichsbürgers" mitsamt seinem salbadernden Ex-Kohl-Quaktüten-"Onkel Tödi" investieren kann. Müsst ihr alle keine Weihnachtseinkäufe mehr machen?:)

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Gerd #33: Googeln Sie einfach nach "Moschee Polizeischutz", um Ihren Unfug zu überdenken.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-34-Arnold
einvestanden; ergänzend dazu:
Ich kenne keinen Muslim in meinem Umfeld, der jemals konkrete Angst vor "den" hier lebenden Juden geäußert bzw. gezeigt hat. Ich kenne aber einige Juden in meinem Umfeld, die mit wachsender Tendenz Angst vor Muslimen haben.

-35- Klaus Lohmann,
eiinvestanden; aber……..
Die Diskussion über Ängste und Sorgen der hier lebenden Juden angesichts der wachsenden Anzahl judenfeindlicher Äußerungen und Aktionen von hier lebenden Muslimen gegen sie, ist -leider-nahliegend, sie ist angebracht, sie ist notwendig . Manchmal kann eben auch aus einem "Dummspruich"" Sinnvolles entstehen.

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Sorry, mir reichts jetzt. Ersetz bei "Und es gibt Leute, die sich darüber wundern, dass dadurch die Stimmung gegenüber Muslimen insgesamt umschlägt." das Wort Muslime gegen Juden und frag dich, ob du so einen Satz akzeptieren könntest. So wie ich dich kenne nehme ich die Antwort vorweg: Nein, könntest du nicht, du würdest an die Decke gehen. Trotzdem hast du keinerlei Problem damit so einen Unsinn zu schreiben, wenn es um Muslime geht. Gehts noch bigotter?

Und auch Gerd fällt mal wieder unfassbar negativ einseitig auf, der nach einem Jahr Pegida und nach mehreren Jahren AfD immer noch nicht erkennen kann, wo denn in unsere Gesellschaft eine problematische Stimmung gegen Muslime herrscht und stattdessen unbeeindruckt eine Progromstimmung gegen Juden herbeiredet. Weil es kann ja unmöglich jemand anderes als die Juden sein, die unter unseren unverbesserlichen völkischen Rassisten zu leiden haben. Anstatt zu verurteilen was momentan geschieht wird ein Wettbewerb um das größere Opfertum inszeniert. Schlagt die Zeitungen auf, was momentan hier brennt sind nicht die Synagogen.

Ihr macht genau das, was ihr Antisemiten vorwerft, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Es scheint schon eine Provokation zu sein, wenn das Wort Opfer tatsächlich auch mal im Zusammenhang mit dem Wort Muslim fällt – schon kommt das Totschlagargument Antisemitismus zur Relativierung. Es ist unerträglich.

Hier sollten einige mal ihre Feindbilder überdenken. Man muß sich nicht zwischen Juden und Muslimen entscheiden. Man kann auch beide vor Rassismus verteidigen. Das einige hier das ums verrecken vermeiden wollen lässt verdammt tief blicken.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

Sebastian, spiel dich bitte hier nicht als Beschützer der Muslime auf. Das können die selbst viel besser. Stattdessen nenne mir einfach ein vergleichbares Verhalten wie von IS und Kosorten auf seiten des Judentums.

Ach, und noch was. Hat hier Jemand geschrieben, das Muslime per se keine Opfer sein können und sind?

kE
kE
9 Jahre zuvor

Ich habe immer mehr den Eindruck, dass es einfach sehr schwer fällt, Menschen als Individuen, als kleine Gruppen etc. zu betrachten. Ganz schwierig wird es, Taten einzeln zu beurteilen.

Es zeigt sich auch eine Gruppendynamik. Bei Verletzten/Toten anderen Taten wird immer wieder aufgerechnet. Natürlich sind andere Gruppen dann immer schlimmer. Je nach gewähltem Zeitraum und Gruppenzusammensetzung im Vergleich, lässt sich so alles beweisen.

Vor ein paar Jahren dachte ich, dass wir hier weiter sind.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

kE, wer im Namen eines kollektiven Glaubens Verbrechen gegen die Menschheit begeht, handelt nicht als Individuum und will auch nicht als solches gesehen werden. Da ist die Terrorismusforschung schon etwas weiter als sie.

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

kE nennt schon genau das Problem: Individuen werden als Gruppen wahrgenommen. Und genau diese von außen aufgetragene Homogenisierung war es ja erst, die so etwas schreckliches wie die Judenverfolgung im dritten Reich möglich machte. Denn bei Licht betrachtet ist es für jeden normaldenkenden Menschen natürlich völlig unmöglich, Individuen als kollektives "Die Juden" wahrzunehmen. Dafür musste man die Menschen erst hinter einer entmenschlichten, abstrakten Gruppierung verstecken. Als ob es so etwas wie "die Juden", "die Muslime" oder "die Deutschen" wirklich gäbe. Hier wird lediglich Gruppendynamik ausgenutzt – die selbe Gruppendynamik übrigens, die solche Konzepte wie "Patriotismus" gefährlich machen. Patriotismus ist deshalb niemals harmlos und endet immer in "Wir gegen die".

Und ich finde es bemerkenswert, mir in patzigem Ton an den Kopf zu werfen, ich müsse "die Muslime" nicht verteidigen, das könnten die schon selbst – von jemanden, der selbst nichts anderes tut als "die Juden" zu verteidigen. Schon wieder diese doppelten Standards.

Euer Problem ist, dass ihr euch ehrenwerterweise den bedingungslosen Kampf gegen den Antisemitismus auf die Fahne geschrieben habt. Und das ist auch vollkommen richtig, wie sonst soll man Antisemitismus bekämpfen, wenn nicht bedingungslos? Aber was ihr leider daraus abzuleiten scheint ist, dass ihr nicht Partei für Muslime ergreifen dürft – denn unter Muslimen ist Antisemitismus unzweifelhaft weit verbreitet. Um das zu erkennen muss man sich nur mal auf sogenannte "Pro-Palästina"-Demonstrationen begeben, oder sich die Namen angucken, die auf Facebook unter einschlägigen Beiträgen auftauchen. Und dieser aus dem Kampf gegen den Antisemitismus abgeleitete Antiislamismus ist derart reflexhaft, dass man da sogar Vokabeln wie die Progrommstimmung herausholen muss – und dann ernsthaft eine Progromstimmung gegen Juden behauptet, die momentan in Deutschland herrschen würde. Nur, um die aktuellen antiislamisschen Stimmungen in Deutschland zu relativieren. Davon mal abgesehen, dass ich einen Begriff wie Progom hier für völlig überzogen halte: Wenn irgendwo in Deutschland progromstimmung herrscht, dann ja wohl unzweifelhaft gegen Muslime. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ihr zuletzt jahrelang unter dem Label "Wir sind das Volk" Woche für Woche mit teilweise zehntausenden(!) Menschen gegen Juden demonstriert worden wäre. Und auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass hier jede Nacht Synagogen brennen.

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich behaupte nicht, dass es heute keine antisemitischen Übergriffe in unserer Gesellschaft gäbe. Und es ist völlig richtig, dass die Gesellschaft (und die hier lebenden Juden) besorgt sein müssen wegen des vorherschendem Antisemitismus unter Teilen der Muslime und auch unter den ankommenden muslimischen Flüchtlingen. Aber die Behauptung, aktuell wären Juden in Deutschland einer größeren Bedrohung ausgesetzt als Muslime fällt nicht mehr unter fahrlässig, sondern unter Vorsatz. Das kann niemand, der mit offenem Auge durch die Welt geht ernsthaft behaupten. Ansonsten kann ich nur dazu raten, Montag abends mal die Augen zu öffnen und nach Dresden zu blicken. Oder zum nächsten AfD-Parteitag.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

-40-kE
Ja, darum ,um das Verständnis vom und für den einzelnen Menschen muß es primär jedem von uns gehen -und das"predige ich" u.a. hier bei den Ruhrbaronen mit fast schon missionarisch zu nennendem Eifer.
Es muß darum gehen, sich möglichst allezeit, besonders in schwierigen, in problematischen Situationen, bewußt zu sein, daß unserer freiheitlich-plurale Gesellschaft in ihrem Wesen nur Bestand hat, Bestand haben kann, wenn die Festellung im Art. 1 (1)GG ( wenn der Glaubenssatz) von der Würde eines jeden Menschen –unabhängig von Rasse,Geschlecht, Relgion, Herkunft pp.- als unabänderlich, als unverzichtbar, als nicht zu relativeren von jedermann akzeptiert wird und alle -der einzelnen, die Gesellschaft, alle gesellschaftlich relevanten Gruppen, die Religionsgemeinschaften, der Staat, alle staatlichen Organe, die Partein- ihr Tun oder Unterlassen daran orientieren und sich daran "messen" lassen.

Ich habe den Eindruck, daß diesbezüglich mit wachsender Tendenz "Mangelerscheinungen" in der Gesellschaft zu registrieren sind.

Im übrigen -eine Binsenweisheit-:
Das Böse ist überall zu Hause. Das Böse gehört wie das Gute zum Wesen eines jeden Menschen. Es unterscheidet nicht zwischen Menschen nach Rasse, Geschlecht, Glaube, Abstammung,Religion, Herkunft.
Das sollte zumindest mitbedacht werden, wenn man meint, über "die" Juden, über "die" Muslime, über "die" Christen, über "die" Flüchtlinge sprechen zu müssen.

André
9 Jahre zuvor

Marek Lieberberg, Konzertveranstalter, der Xavier Naidoo mit der grossen Zeitungsanzeige "Menschen für Xavier Naidoo" unterstützt hatte, distanziert sich nach dem neustem Eklat um Holocaustrelativierung von Xavier Naidoo.
http://querfrontseiten.blogspot.ch/2015/12/marek-lieberberg-distanziert-sich-von.html

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Nachtrag:
-42-Arnold
ja, und weil das so ist, müssen Gesellschaft und Staat in Deutschland nicht lediglich reagierend, nicht im Sinne von Rechtfertigungsversuchen, sondern agierend, aktiv kämpferich, glaubhaft, sozusagen "als Überzeugungstäter für das was die Erkärung im Art.1 (1)GG ausmacht, was sie für unser Zusammenleben bedeute, eintreten und sich allesamt mehr als bisher anstrengen, das in das gesellschaftlichen Bewußtsein der Menschen hineinzutragen -auch in das Bewußtsein von Flüchtlingen aus Gesellschaften, denen die Vorstellung von der unantasbaren Würde enes jeden Menschen als d a s Verfassungsprinzip völllig fremd ist, aber auch in das Beswußtsein so manchen Pegida-Anhängers, dem der Inhalt, dem die Bedeutung des Art. 1(1)GG ebenfalls völlig fremd zu sein scheint.

Man muß nicht, wie jetzt zu hören ist, seitens der CDU fordern, daß eine "Intergrations-Erklärung" von jedem Flüchtlinge, von jedem Zuwanderer abgegeben werden muß, z.B. mit der Erklärung, die Existenz des Staates Israel zu akzeptieren -ich halte Letzteres schlichtweg für grotesk-, sondern zu fordern wäre "lediglich" die für mich selbstverständliche und unveerzichtbare Verpflichtung durch jeden Flüchtling, durch jeden Einwanderer,, die Verfassung der Bundesrepublik zu respektieren, dh., insbesondere sich des Inhaltes des Art.1(1)GG beuwßt zu sein und sich "ihm" zu verpflichten
Die CDU sollte, wenn sie diese Selbstverständlichkeit von Flüchtlingen, von Einwanderern einfordern will -warum nicht-, dabei allerdings nicht vergessen, über einschlägige Defizite der "Einheimischen" nachzudenken und über eine diesbezüglich notwendige Abhilfe.
Wer von den Mitgliedern, wer von den Wählern der CDU hat sich denn jemals mit den wichtigsten verfassungsrechtlichen Grundlagen von Gesellschaft und Staat in Deutschland befaßt , dabei vor allem den Inhalt des Art.1(1) GG bedacht und wer von ihnen steht denn voller Überzeugung zu der Festellung von der unverletzlichen Würde eines jeden Menschen?

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Und als Nachtrag: Die Forderung, ich solle doch mal ein vergleichbares Verhalten unter Juden zeigen wie dass, was der IS gerade veranstaltet passt so hervorragend ins Bild, dass ich dir dafür extra danken möchte. Deutlicher kann man dein Weltbild nicht belegen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Sebastian Klein: Ich wollte die ganze Zeit schon fragen, wo denn die Rangliste der am meisten/schlimmsten/längsten/härtesten/übelsten bedrohten Gruppierungen, auf die sich Dein kritikunfähiger Absolutismus anscheinend beruft, nachzulesen ist.

Muslime sind die neuen Juden

Zitat: "Weil es keine Pogromstimmung gegen Moslems gibt, aber sehr wohl eine gegenüber Juden."

ehhhhhhhm,
ich sehe keine Spiegel und Stern Cover mit Davidsternen vor schwarzen Hintergrund mit dem Titel " Wie Mächtig sind die Juden" ….

ich sehe auch keine patriotischen Europäer gegen die judaisierung des Abendlandes…

ich sehe derzeit auch keine sich häufenden Anschläge auf Synagogen…

ich glaub da will einer nicht erkennen, dass Muslime derzeit Zielscheibe einer pauschalisierenden und krankhaften Hetze sind, in Deutschland, Europa und Wetlweit.

Arnold Voss
9 Jahre zuvor

@ Sebastian Klein # 46

Sie kenne mein Weltbild einen Scheisdreck, Sebastian. Aber ich erkläre es ihnen in aller Kürze:

Ich bin Atheist und aus dieser Perspektive betrachte ich Religionen und religiösen Menschen. Es gibt da zweifellose Unterschiede, die sie wissen sollten, um ihr Weltbild ein wenig zu erweitern. Das Judentum missioniert im Gegensatz zu den Christen und den Muslimen nicht. Für mich eine sehr angenehme Eigenschaft des Judentums.

Aus diesem Grund ist die jüdische Religion weitaus weniger aggressiv gegen Ungläubige als z.B. die christliche oder die muslimische. Den Ruf "Tötet die Ungläubigen" werden sie also aus einem jüdisch-gläubigen Mund äußerst selten hören, obwohl es dort genau so fundamentalistische Gläubige gibt wie bei den Christen und bei den Muslimen. Auch das finde ich als Ungläubiger der untersten Stufe sehr angenehm für das Zusammenleben.

Ich lebe seit Jahrzehnten mit Muslimen Tür an Tür. Ich habe noch an keinr Demonstration gegen den muslimischen Glauben oder gegen irgendeinen Moscheebau teilgenommen und werde das auch in Zukunft nicht tun. Im Gegenteil, wenn Muslime diskrimiert werden, stehe ich an ihrer Seite. Wenn sie allerdings selbst diskriminieren tue ich das nicht, sondern ich kritisiere sie, und das auch öffentlich.

Die Christen und die Juden haben insgeamt gegenüber den Muslimen ein weitaus größeren Liberalisierung und Individualisierung erreicht und haben deswegen in der Regel auch keine Problem mit der Anerkennung der Demokratie und den Menschenrechten, speziell was Frauen und was Homosexuelle betrifft, wenn es auch bei ihnen Fundamentalisten gibt, die damit immer noch hadern.

Für meinen persönlichen Umgang mit religiösen Menschen zählt natürlich nur der Einzelfall, der einzelne Mensch, das Individuum. Nach dem Motto: Jeder Gläubige ist anders, so wie jeder Atheist anders ist. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass gottesgläubige Menschen, mehr als Atheisten, eben nicht nur anders, sondern auch gleich sind, bzw. dass sie sehr viel stärker Gruppennormen und sogar Gruppendruck unterliegen. Bei streng-gläubigen Musimen ist er nach meiner Erfahrung besonders stark.

Mit solchen Menschen, egal welchen Glaubens, gibt es weder eine produktive Diskussion noch eine Verständigung. Sie fühlen sie einfach nur angegriffen, wenn man ihre religiösen Glaubenssätze in Frage stellt. So habe ich mir dann im Ernstfall schon fast alles anhören müssen, was das Abwehrvokabular solcher Menschen zu bieten hat. Islamophob sowieso, aber auch Antisemit, als ich die religiöse Beschneidung von Kindern kritisiert habe.

Das stehen fundamentale Juden und Muslime wie ein Mann zusammen, denn die Meinung von Frauen/Müttern ist bei beiden Gruppen nichts wert, weil sie weibliche Wesen sind. Ähnlich ist es bei der Homophobie. In ihren Familien verdrängen sie es bis zum Anschlag, nach außen verurteilen und bekämpfen sie es bis zum Anschlag. Hass ist das Gefühl das sie bestimmt. Rationalität, geschweige den Toleranz ist weder durch Diskussion noch durch Drohung zu erreichen.

Ich kenne die Geschichte der Religionen besser als die meisten religiösen Menschen und ich bleibe dabei: Es gibt im Judentum nichts, was mit den religiösem Extremismus von IS- und Konsorten zu vergleichen wäre. Bei den Christen, sieht es da historisch ganz anders aus. Aber es ist besser geworden, während es bei den Muslimen wieder eine neue Welle brutalen Extremismusses zu geben scheint.

Sebastian Klein
9 Jahre zuvor

Na jetzt bin ich aber mal gespannt: Wenn absolutiere ich denn hier? Und wofür? Und was absolutiere ich? Lass mal hören.

Und vorallem: Was genau ist das eigentlich für ein Lagerdenken, bei dem ich mich scheinbar hier entweder für die eine Seite oder die andere entscheiden muss? Wenn ich Kommentare verfasse, in denen ich die Bedrohung einer Gruppe kritisiere entscheide ich mich also automatisch gegen die andere Gruppe? Interessante Denkweisen, die sich hier auftuen. Passen hervorragend zu anderen Kommentaren, die die Bedrohung der Muslime mit den Taten des IS rechtfertigen und mich auffordern Beispiele dafür zu nennen, wo denn Juden Dinge tun wie der IS. Geht's hier eigentlich noch darum, dass kein Mensch um sein Leben fürchten muß, oder nur noch um "Der Feind meines Feindes ist mein Freund"? Aus diesem Grunde wehen bei Pegida und bei anderen Neurechten ja auch mitunter Israelflaggen: Weil man sich einbildet, einen gemeinsamen Feind zu haben und die Welt auf diese Gruppierungen reduziert.

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