Ist heute im Sport eigentlich etwas Besonderes? Nein, ich meine nicht, dass der FC Bayern München seine achte Meisterschaft in Serie feiern kann, nachdem er am Dienstag beim SV Werder Bremen mit 1:0 gewonnen hat und nun auch theoretisch vom BVB nicht mehr eingeholt werden kann. Das begeistert ja selbst im Süden der Republik längst keinen mehr.
Mir geht es um die Tatsache, dass Borussia Dortmund heute vor genau 25 Jahren nach einer langen Durststrecke zum insgesamt vierten Mal Deutscher Fußballmeister wurde. Ein Tag, der in meinem Leben noch immer mit zu den allerschönsten gehört.
Mit Erfolgen im Sport ist das grundsätzlich wie mit anderen schönen Dingen im Leben auch: Treten sie zu häufig ein, gewöhnt man sich daran, geht ihnen der ihnen eigentlich anhaftende besondere Zauber verloren.
Als der BVB am 17. Juni 1995 zum ersten Mal nach 32 Jahren wieder Deutscher Fußball-Meister wurde, da war das für mich als damals 24-jähriger Fan, nach dem Erfolg im DFB-Pokal 1989, erst der zweite wichtige Titel ‚meines‘ Klubs, den ich selber im Stadion miterleben durfte.
Und im Gegensatz zum Pokalsieg sechs Jahre zuvor, der in Berlin errungen wurde, war die Meisterschaft 1995 ein Feiertag im heimischen Westfalenstadion und in der gesamten Stadt, aus der ich stamme. Besser geht es einfach nicht!
An das eigentliche Spiel der Borussen gegen den Hamburger SV am 34. Spieltag (2:0), welches den Titel für die Dortmunder Kicker fix machte, weil die Bayern daheim den bis dahin vor den Schwarzgelben rangierenden SV Werder Bremen schlugen (3:1), erinnere ich mich nach all den Jahren kaum noch. An die Emotionen und die Feier hinterher umso mehr.
Die ganze Stadt war gefühlt in Ekstase. Etwas, was man sich als Fußballfan in der Gegenwart ja inzwischen kaum noch vorzustellen vermag, wenn man die Bilder und Interviews zum Maßstab nimmt, die die Münchener in die Welt geschickt haben. Auch längst schon vor Corona übrigens…
Für einen Sportfan gibt es nichts schöneres als einen Triumph, einen ersten Titel seiner Lieblinge nach einer langen Durststrecke. Und genau dieser Tag war für mich und meine Kumpels heute vor 25 Jahren gekommen. Noch nie hatten wir es bis dahin in unseren Leben miterleben dürfen, dass ‚unser‘ Team die nationale Meisterschaft errungen hatte. Ein Traum wurde wahr.
Ich erinnere mich noch lebhaft an die Minuten unmittelbar nach dem Spiel. Die Tore zum Spielfeld vor der Südtribüne öffneten sich, wir strömten mit tausenden von Gleichgesinnten auf den Rasen des uns seit Jahren heiligen Fußballtempels, durften so völlig unerwartet wenige Schritte von den Protagonisten entfernt gemeinsam mit ihnen auf dem Rasen die Übergabe der Schale an unsere Lieblinge feiern. Bilder, wie sie das Westfalenstadion seither nicht mehr gesehen hat.
In den Folgejahren fielen die Titelfeiern in Dortmund bereits weniger spontan und unkoordiniert aus. Doch so spontan, so wild, war es rückblickend am schönsten.
Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich anschließend, wie tausende andere auch, ein Stück des ‚heiligen Rasens‘ mit nach Hause brachte, ich es behutsam in eine Rabatte im Garten meiner Eltern einpflanzte. Dort wuchs es übrigens noch viele Jahre lang, war immer wieder für schöne Erinnerungen und Anekdoten gut.
Nach dem finalen Spieltag zuhause in Waltrop angekommen, nahmen uns direkt weitere Fans und Familienmitglieder, die nicht das Glück hatten im Stadion mit dabei sein zu können, in Empfang.
Der Abend entwickelte sich in der Folgezeit zu einer laaaangen, emotionalen Party, die am Folgetag in Dortmunds Innenstadt bei der offiziellen Feier des BVB vor dem Rathaus auf dem Friedensplatz ihre Fortsetzung fand. Weit über 24 Stunden Dauerfeier. Bis heute unvergessen, nicht nur bei mir.
25 Jahre ist all das heute her…. Bei den Erinnerungen an diese Emotionen bekomme ich noch immer ganz leuchtende Augen.
Erlebnisse, wie sie wohl kein Fan des FC Bayern München nachvollziehen kann. Und das sage ich völlig ohne Missgunst oder Häme, sondern aus echtem Bedauern. Denn solche Tage machen das Dasein als Fan erst besonders.
Wer will schon acht Mal in Folge Meister werden? Viel schöner ist es doch Titel zu feiern, die einem auf ewig im Gedächtnis bleiben. Die Meisterschaft 1995 war für mich und meine damaligen Fußballkumpels so eine. Bis heute ist all das unvergessen!
HEUTE VOR 50 JAHREN WAR DAS JAHRHUNDERTSPIEL DEUTSCHLAND-WEST-ITALIEN 3:4 n.V. Allemal erinnerungswürdiger als ein Meistertitel eines Provinzvereins.
Sorry, Thomas! Ich bin noch keine 50. Daran erinnere ich mich folglich nicht. 😉
Thomas,
unstrittig, auch für mich: Das Spiel Italien-Deutschland -4:3 nach Verlängerung- heute vor 5o Jahren gehört nicht nur national, sondern international zu den Spielen, an die "man" sich auch heute noch erinnert und an das "man" immer wieder erinnert wird. Das gilt nicht nur für "das Große und das Ganze" dieses Spieles, sondern an viele, viele einzelne Szenen des Spieles, die ich "aus dem Stehgreif" kommentieren kann.
Aber….
Ebenso unstrittig, jedenfalls für mich als BVB-Fan, gehört das letzte Spiel der Saison 1994/1995 -BVB-HSV 2:0- zu den großen Fußballereignissen in DO -und Umgebung (sh. Kommentar von Robin).
Ich war im Stadion mit einem Freund dabei.
Es war zudem für einen BVB-Fan – damals wie heute- "an sich" undenkbar, daß die BVB-Fans seinerzeit im Stadion und überall im Lande über einen Sieg des FCB (gegen Werder) frenetisch gejubelt haben.
Mein Freund und ich haben uns nach dem Spiel ein ganz kleines Stück Rasen "geklaut" -zur Erinnerung".
In Sinne einer Bemerkung von Gabriel Garcia Marques;
Nicht, was wir "in der Fußballwelt" erlebt haben ist das Leben, sondern was wir erinnern und wie wir erinnern, um davon zu erzählen.
Ich nehme an, daß "man" sich zukünftig mit Blick auf die Fußball-Saison 2o19/2o2o nicht an außerordentliche Spiele, auch nicht an außergewöhnliche Spieler im nationalen und im internationalen Fußball erinnern wird -nebst der Meisterschaft des FCB -, sondern an die Corona-Pandemie und an die sog. Geisterspiele.
Für mich als Fußball-Fan, konkret als BVB-Fan, war in meinem schon relativ langen Leben die Meisterschaft des FCB und Platz…(?) des BVB noch nie so belanglos wie das derzeit der Fall ist.
Walter Ich habe immer noch den unaufgeregten Ernst Huberty im Ohr nach dem späten 1:1:"Ausgerechnet Schnellinger werden die Italiener sagen." Dies für die Jüngeren, weil Schnellinger eine tragende Rolle beim AC Mailand damals hatte. Was war das in den Jahren zuvor für ein Theater um die sog.Legionäre, die so viele als "Verräter" nicht in der Nationalelf sehen wollten. Und, heute undenkbar, die ausländischen Vereine waren nicht gehalten, diese für Länderspiele frei zugeben.
[…] Schweizer Roman Bürki kam im Sommer 2015 vom Ligakonkurrenten SC Freiburg nach Dortmund und stand seitdem in 206 Pflichtspielen im BVB-Tor. Dabei blieb er 75 Mal ohne Gegentreffer. „Ich […]