Sehr geehrter Herr Minister Spahn,
sehr geehrter Herr Minister Laumann,
ich benötige Ihre Hilfe.
Heute wurden erneut verbindlich geplante Impftermine in drei Tagespflegen abgesagt, die ich in meiner Funktion als Fachbereichsleiter betreuen darf. Ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, welchen Aufwand die Mitarbeitenden in der Pflege derzeit betreiben, um alle Hygienevorschriften einzuhalten, Antigentestungen zu realisieren, dies alles zu dokumentieren und nebenher auch noch das zu tun, wozu die Mitarbeitenden aus Überzeugung angetreten sind. Neben all dem bedeutet die Organisation von Impfterminen einen unglaublichen Aufwand, da auch hier viel Dokumentationsaufwand geleistet werden muss, wenn man dann endlich alle Angehörigen, die zu pflegenden Menschen und nicht zu Letzt die Mitarbeitenden informiert und von der Impfteilnahme überzeugt hat.
Da ich gegenüber meinen Mitarbeitenden mit dem Anspruch angetreten bin, nie mehr zu versprechen, als ich halten kann, wende ich mich mit der Bitte um Formulierungshilfe an Sie. Wir drei sind uns bereits mehrfach begegnet, weshalb ich weiß, dass Sie Absagen, auch wenn diese den Betroffenen unvernünftig erscheinen, als die Notwendigkeit erscheinen lassen können, die sich nicht jedem erschließt, der denkt wie ich.
Meine Einschätzung zum politischen Handeln innerhalb dieser Pandemie, werde ich weiterhin in den sonntäglichen Interviews mit Kaya Gercek bei den Ruhrbaronen zu Protokoll geben. Hier und heute geht es aber darum, Pflegekräften zu erklären, warum es wichtig ist, sich auch beim dritten Anlauf einen Impftermin zu realisieren mit 100% zu engagieren. Wenn an einem Freitag die Mitteilung erfolgt, dass der für den darauf folgenden Mittwoch geplante Impfungen ausfallen müssen, weil kein Impfstoff da ist, ist es nahezu unmöglich zu vermitteln, warum 48 Stunden zuvor die Lieferzusage für den Impfstoff gegeben wurde.
Die Mitarbeitenden in der Pflege, die ich betreuen darf, haben mir glaubhaft versichert, dass sie alles dafür tun werden, dem Virus in seinen kleinen Hintern zu treten. Dazu bedarf es aber auch Vertrauen in die zur Verfügung stehenden Mittel. Aktuell stehen die Mitarbeitenden ziemlich barfuß da, um in den Hintern des Virus zu treten, der seit einem Jahr ihr Arbeits- und Privatleben bestimmt.
Da wir hier unter uns sind, frage ich ganz offen – was würden Sie den Mitarbeitenden in den betroffenen Tagespflegen, von denen es aktuell wahrscheinlich sehr viele gibt, sagen? Wenn Sie mir eine Einschätzung erlauben, sollte in Ihrer Formulierungshilfe an mich der Begriff Wertschätzung nicht auftauchen. Ich glaube, dass käme gerade nicht ehrlich rüber. Natürlich kann ich mich auch irren.
Ich freue mich auf Ihre Einschätzung und Unterstützung, damit ich das aktuelle Dilemma angemessen an meine Mitarbeitenden vermitteln kann.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
Ihr Magnus Memmeler
Magnus Memmeler lebt in Kamen. Seit über 31 Jahren arbeitet er im Rettungsdienst und Katastrophenschutz. 25 Jahre davon hat er diverse Leitungsfunktionen eingenommen. Er war beauftragt zur Organisation des Sanitätsdienstes beim DEKT in Dortmund und Verantwortlicher einer großen Hilfsorganisation bei der Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten in den Jahren 2013 – 2018. Er war zudem Mitglied bei der Stabsarbeit von Bezirksregierungen und in Arbeitskreisen des Innenministeriums bei der Konzeption von Katastrophenschutzkonzepten.
Gibt es eigentlich Infos, wieso die Zahl der Erstimpfungen/Einwohner in den Kommunen in NRW extrem unterschiedlich ist?
Leider nicht.
Es wirkt etwas wie eine Lotterie.
Eine gute Idee, den Minister Spahn zu fragen. Seit dem CDU-Parteitag ist ja bekannt, daß er keine Fragen hat, sondern Antworten. Schaun 'mer mal…
Leider ist aktuell nicht mehr möglich, als stellvertretend für seine Mitarbeitenden den Unmut öffentlich zu äußern. Eine dritte Backpfeife darf allerdings für diese engagierten Pflegekräfte nicht geben. Gleiches gilt natürlich für die Pflegegäste und deren Angehörigen.
Das die Verträge mit den Pharmaunternehmen aussehen, als hätte Herr Scheuer sie entworfen, wissen wir nun ja. Dennoch sollte es möglich sein, vorhandene Ressourcen verantwortungsvoll zu verplanen. Mutter hat auch nie 9 Leute eingeladen, wenn nur 4 Schnitzel in der Pfanne waren.
Hier im Rhein-Erft-Kreis werden in den Tagespflegen ebenfalls fest vereinbarte und anscheinend verbindliche Impftermine seitens des Mininsteriums für Gesundheit und Soziales mit der Begründung "Impfstoffmangel" abgesagt. Was mich als Tochter eines Gastes einer Tagespflegeeinrichtung daran maßlos verärgert, ist, dass mein Vater online am 25.1.2021 nur für sich einen Impftermin in einem Impfzentrum vereinbart hat, da er fest davon ausging, dass meine Mutter am 6.2.2021 in der Tagespflegeeinrichtung geimpft wird. Sein Impftermin ist der 20.2.2021. Auf Anraten der Tagespflege hat er jetzt für meine Mutter auch einen Impftermin online vereinbart für den 12. APRIL 2021. Meine Mutter verliert also annähernd zwei Monate durch die Vorgehensweise des Ministeriums für Gesundheit und Soziales.