Das Schlimmste, was einem im Leben passieren kann ist, wenn einem die eigenen Gegner nur noch Mitleid entgegenbringen. Dies trifft auch und gerade im Sportbereich zu. Rivalitäten werden dort besonders leidenschaftlich gepflegt, man gönnt dem Rivalen nichts, möchte ihn sportlich am liebsten am Boden sehen, die eigene Mannschaft möglichst stets siegreich erleben. Also, so grundsätzlich betrachtet.
Insbesondere bei der Rivalität der großen Ruhgebietsklubs FC Schalke 04 und Borussia Dortmund prägt eine ausgeprägte Konkurrenz seit jeher das Verhältnis der beiden Vereine zueinander. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Seit ich den Fußballsport hierzulande leidenschaftlich verfolge, was seit dem Ende der 1970er-Jahre der Fall ist, kann ich mich an unzählige Triumphe und Demütigungen erinnern, wenn es um die Derbys zwischen dem BVB und S04 geht.
Doch aktuell habe ich erstmals in all den Jahren fast schon Mitleid mit den Schalkern. Die höchste Stufe der Demütigung für die Königsblauen, wenn das aus dem Munde eines Schwarzgelben kommt.
Dass der BVB als klarer Favorit in das Revierderby an diesem Wochenende ging, das war in den Augen fast aller Beobachter schon im Vorfeld klar. Zu schlecht lief es zuletzt bei den Schalkern, die nach vier Saisonspielen nicht nur lediglich ein mageres Pünktchen auf der Habenseite hatten, sondern ihre Sieglosserie in der Fußball-Bundesliga saisonübergreifend bereits auf 20 Spiele hatten anwachsen lassen müssen.
Auch in Dortmund ließ sich diese traurige Bilanz der Königsblauen am Samstag nicht aufhübschen. Mit 0:3 unterlagen die Gelsenkirchener dem BVB und mussten sich im für viele Fans wichtigsten Spiel des Jahres damit am Ende klar geschlagen geben. Eine ordentliche Defensivleistung in Halbzeit eins reichte nicht um zu punkten.
Die Statistiken waren dabei nach 90 Minuten desolat. Lediglich vier Strafraumaktionen in der Offensive im kompletten Spiel, kein einziger Torschuss in den zweiten 45 Minuten. Sky lieferte während der TV-Übertragung für den Angriff der Gelsenkirchener Zahlen, die in jedem Fußballfreund nur noch Entsetzen hervorrufen konnten.
Das ging selbst mir als Dortmunder so, auch wenn ich mich natürlich in diesem Spiel nicht wirklich daran gestört habe. Mit etwas Abstand betrachtet, sehe ich die Sache neutraler. Eine Mannschaft mit jetzt 21 sieglosen Spielen, die nach einem Trainerwechsel und in einem Derby so wenig Offensivleistung zustande bringt, der scheint nicht mehr wirklich zu helfen zu sein.
Sollten die Schalker am Ende der Saison 2020/21 tatsächlich absteigen? Es könnte das Ende des Vereins bedeuten, wie wir ihn kennen. Ein riesiger Schuldenberg, eine offenkundig schlecht zusammengestellte Mannschaft, Streit und Missgunst im Klub (Stichworte Tönnies und Ausgliederung), dazu die Unsicherheiten und Nachteile bedingt durch die Corona-Pandemie. Man muss schon ein ausgewiesener Optimist sein, um in diesen Tagen an eine bessere Zukunft der Knappen zu glauben.
Es folgen jetzt weitere ‚Endspiele‘ gegen den VfB Stuttgart und den FSV Mainz 05. Will Schalke nicht frühzeitig im Tabellenkeller festsitzen, müssen diese Begegnungen gewonnen werden. Aber das musste das Heimspiel gegen Union Berlin zuletzt ja auch schon. Und das endete lediglich mit einem enttäuschenden 1:1.
Drei Spiele unter Neu-Trainer Manuel Baum. Noch immer gelang der Mannschaft kein Sieg. Nicht einmal eine Leistungssteigerung war beim 0:4 in Leipzig, dem 1:1 gegen Union und beim 0:3 gegen den BVB zu erkennen.
Mir tun die Schalke-Fans in meinem Umfeld derzeit wirklich leid. Ich kenne ihre Leidenschaft, die ähnlich hoch ist wie meine für den BVB. Aber das wollen die jetzt in dieser misslichen Situation ganz bestimmt nicht hören…. Ich sage es trotzdem…. einfach weil es wahr ist.
Danke für Deine mitfühlenden Worte
Mal ganz ehrlich – wenn man am Tag danach die ersten Schalker auch aus dem Management hört und liest, die "wir waren so schlecht nicht und der Trainer ist doch auch ganz gut" verbreiten und damit den gleichen Fehler der völligen Absenz von Selbstkritik *am gesamten Konstrukt* der Profiabteilung bei den Blauen zum hunderttausendsten Male begehen, nur um direkt anschließend dem nächsten Dauerfehler mit der Beschwörung üblicher ruhrgebietlerischer Solidaritäts- und "Schweiß- und Tränen-Folklore" zu frönen, dann *kann* ich da kein Mitleid empfinden – die Zeit für diesen sentimentalen Quatsch ist längst verstrichen. Hier hilft nur noch ein möglichst "gesitteter" Abstieg ohne großes Rumgeheule und der konsequente Neuaufbau der Profiabteilung in den folgenden Jahren.
Mit "gesittet" meine ich, jetzt die Zeit bis zum dunklen Ende der Saison für eine echte Analyse der Fehler der letzten dutzend Jahre – insbesondere das völlig kopflose Transferbusiness der sportlichen Leitung (welches schon unter Magath begann) und auch die weitestgehende Verweigerung der Aktivitäten eines wirtschaftlich zielorientiert handelnden Aufsichtsrates – und für die Umsetzung der Schlussfolgerungen, meinswegen in einen sehr konkreten "Fünfjahresplan" zur Einschwörung *aller* vereinsinternen Handlungsträger auf gemeinsame Ziele, zu nutzen, *bevor* der übliche Mob mit "Champions League, wir kommen! Gezz aber richtig!!" anfängt und alle wieder völlig besoffen hinterher laufen.
Helfen könnte dabei auch eine 180-Grad-Wegdrehung vom bisherigen Mission-Statement des "Steiger-Clubs" mit rußgeschwärzten Backen und Wangen hin zu einer sportlichen Firmenphilosophie, die etwas jünger ist als das letzte Jahrtausend. Das sollte dann auch die Jugend wieder für den Verein begeistern, wenn man's richtig macht. Das Steigerlied gibt's dann hoffentlich nur noch als Text auf einer kleinen Schiefertafel im Schalke-Museum…
Ich bin mal gespannt, ob die Ausgliederung kommt.
Schalke hat einfach ein grundsätzliches Problem. Es gibt im Ruhrgebiet nur 2 große Industrieunternehmen, die als potentielle Sponsoren auftreten könnten: Thyssen-Krupp und Evonik.
Thyssen-Krupp wird auf Grund der eigenen wirtschaftlichen Lage in absehbarer Zeit niemanden sponsern und Evonik ist mit seinen 300 Millionen damals zum BVB gegangen – obwohl man zu der Zeit auch mit Schalke verhandelt hat.
Und weil es außer diesen beiden Unternehmen hier niemanden gibt, muss man sich die Sponsoren außerhalb suchen – in Russland oder Rheda-Wiedenbrück. Deswegen muss man in der Jetztzeit sehr aufpassen, dass man die eig. Marke nicht beschädigt und weiter für Sponsoren/Investoren für außerhalb interessant bleibt.
Denn eines ist auch klar: In der Wirtschafts- und Sozialstruktur ist Gelsenkirchen ja nicht anders als Herne und wo Westfalia Herne derzeit spielt sieht man ja: in der 5.Liga (auf dem vorletzten Platz).
Glück Auf.
[…] Persönlichkeit. Den mächtigen Clemens Tönnies in die ‚Wüste‘ geschickt. Nicht einmal die Volksseele kocht hier […]