Wir leben in beschimpfenden Zeiten! Matthias Matussek soll in einer Redaktionssitzung seinen Chef als „durchgeknalltes Arschloch“ bezeichnet haben – jetzt wird wohl prozessiert. Doch Beschimpfung muss nicht immer vulgär klingen – meint zumindest Peter ‚Bulo‘ Böhling und betreibt dabei auch noch schamloses self-plugging in seinem Gastbeitrag.
von Peter ‚Bulo‘ Böhling.
Der Fall Matussek zeigt deutlich: Eine zu locker sitzende Fäkal-Floskel wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die eigenen Manieren, sondern deren Vonsichgeber mitunter auch auf die Straße. Muss das sein, liebe Vertreter der Medienbranche? Müsst ihr als angebliche Kommunikationsprofis wirklich immer wieder öffentlich oder hinter verschlossenen Türen beweisen, dass ihr zwar vermutlich eine Erziehung genossen, diese aber irgendwo auf der Strecke gelassen habt? Okay, es gibt einige unter euch, die tatsächlich jeden Tag Mist bauen und dafür eigentlich regelmäßig rechts und links für ihre Dummerhaftigkeiten abgewatscht gehören. Aber mit „Rotzlöffel“, „Vollidiot“ oder „Arschgeige“ wird man diesen Typen nicht Herr – und übrigens auch nicht Dame.
Wer an geeigneter Stelle nicht nur plump austeilen, sondern auch zu besserer Performance inspirieren will, der sollte sich zusammenreißen, kurz durchatmen und dann einfach in einen anderen Modus schalten – zum Beispiel den lateinischen. Herr Matussek, wie viel motivierender hätte ein „Culus cum auris“ geklungen, als Sie Ihrem Chef gern den „Arsch mit Ohren“ um dieselbigen gehauen hätten. Der „Drecksack“ gerät als „Saccus schmutzibus“ beinahe zum Kompliment. Und auch wenn Sie Frau Springer als „Spinatwachtel“ empfinden sollten, sagen Sie ihr das besser nie – über eine „Spinacia coturnix“ freut sie sich am Ende aber gar.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle etwas dreiste Eigenwerbung für mein neues Buch, Magister Matthias? Ja? Besten Dank! Es heißt „Schimpfen wie ein alter Römer“ und ist eine Sammlung von visualisierten Schimpfwörtern, die ein alter Römer zwar so nie gesagt hätte, die aber zumindest verdammt danach klingen, Spaß im Ohr machen und mit denen man bei anderen mächtig Eindruck schinden kann – obwohl sie eigentlich alle falsch übersetzt sind. Als langjähriger Jesuitenschüler dürfte es Ihnen nicht schwerfallen zu erraten, worum es sich etwa bei einem „Stiefelus de odore malum“ handeln könnte oder auf welchem Körperteil man die „Fidicula podex“ virtuosiert.
Also: Seien Sie kein „Petrus malus“, Sie alte „Sugitorium gena“, und holen Sie sich dieses – nicht nur für Sie unverzichtbare – Meisterwerk der völlig unbedeutenden Literatortur. Selbst wenn Sie lieber weiterhin wie bisher das verbale „Ferculaneum“ rauszulassen gedenken, dann haben Sie doch bestimmt irgendwelche lateingeplagten Neffen oder Nichten, die mit diesem (garantiert jugendfreien!) Buch definitiv wieder Spaß an dieser angeblich langweiligen Sprache bekommen werden. In diesem Sinne: Multum freudae cum iste buchum!
Das ist doch endlich mal wieder was von Relevanz bei den Ruhrbaronen!