Das Netzwerk HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten) hat sich mittlerweile eine Alternative zur Organisierung über Facebook geschaffen. In einem eigenen sozialen Netzwerk planen die Hooligans ihre Aktionen. Das Netzwerk, das vom Erscheinungsbild und den Funktionen eng an Facebook angelehnt ist, umfasst, obwohl es erst zu Wochenbeginn online ging, mehrere hundert Mitglieder. Und was dort gepostet wird hat es in sich.
Schon bevor die Demonstration in Hannover erlaubt wurde, planten dort Hooligans ihre Anreise in die niedersächsiche Landeshauptstadt. Auch unter die Gegendemonstranten wollen sich einige der rechten Hooligans mischen. Allgemein hat sich im HoGeSa-Netzwerk eine Mischung aus rechtem Stammtisch und organisiertem Neonazismus versammelt. Leise Kritik an Ausländerfeindlichkeit wird nicht geduldet, stattdessen haben die Scharfmacher das Wort.
So wundert es nicht, dass die Hooligans Aktionen gegen Koranverteilungen planen und auch mit Gewalttaten liebäugeln. Zu einem am Wochende geplanten Seminar der Salafisten um Pierre Vogel und Sven Lau in Wuppertal schreibt ein User: „… vielleicht habe ich ja Glück und der Vogel läuft mir vor die Flinte…“. Auch Sven Lau ist Ziel von Anfeindungen, über Besuche mit „20 Mann“ bei Lau zuhause wird offen spekuliert.
Am Samstag werden sich in Hannover also zum zweiten Mal tausende Hooligans und Neonazis treffen, die Gewalt lieben. Für die Polizei eine unangenehme Aufgabe. Noch viel unangenehmer wird es aber, wenn die Hooligans anfangen, sich in klandestinen Zellen zu organisieren und im ganzen Land Muslime und die, die sie dafür halten, zu terrorisieren.
Solange sich sonst keiner ernsthaft gegen Salafisten in Deutschland engagiert, wird diese HoGeSa weiter Zulauf bekommen.
Warum gibt es beim Thema Salafismus keinen Aufstand der Anständigen?
@Hubi: Das sehe ich genau so.
@#1 Hubi 15. November 2014 um 08:57
>>_“[…]
Warum gibt es beim Thema Salafismus keinen Aufstand der Anständigen?“
Nun, ich nehme an aus einem ähnlichen Grund, warum es beim Mißbrauchs-Skandal in Rotherham jahrelang keine ‚Verfolgung der Unanständigen‘ gab.
Und wenn dann die Folgen des unsäglichen Verharmlosens, Relativierens, Wegschauens nach Jahren doch irgendwann auffliegen oder auch in und von der Öffentlichkeit nicht mehr zu übersehen sind, ist man im Prinzip sogar über jeden braunen Spacko, jeden gewaltaffinen Prollo froh, der die dargebotene Lücke auszunutzen versucht: Dann können sich die Sprachrohre „der Anständigen“ in bewährter Manier an denen abarbeiten, statt an ihrem eigenen Versagen.
*kotz*
Wer sich mit den Salafisten auseinandersetzt der muss sich überhaupt erst mal mit dem Koran auseinandersetzen. Daran hat aber außerhalb der muslimischen Gemeinde kaum einer Interesse. In der muslimischen Gemeinde gibt es zwar das Interesse, aber die Guppe die zu einer entsprechend kritischen Auseinandersetzung bereit wäre, ist sehr sehr klein. Wo soll also außerhalb dumpfen Hasses eine ernsthafte und begündete Bekämpfung dieser speziellen muslimischen Glaubensrichtung entstehen?
@4:
Mir ist es egal, an was Menschen glauben und woher sie ihre Erkenntnis beziehen.
Wir haben hier eine Gesellschaft, in der ich mich sehr wohl fühle. Diese Gesellschaft basiert auf christlichen Ideen, den Ideen der französischen Revolution etc.
Wenn nun Menschen fundamental andere Vorstellungen haben (z.B. Trennung Staat und Gesellschaft, Rolle der Frau, Tierschutz, Homosexualität …) und diese im Staat durchsetzen wollen, kann ich dagegen sein und auch dagegen demonistrieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn (Grund-)rechte anderer Menschen beschnitten werden. In diesem Fall muss der Staat auch eingreifen.
Es gibt den Koran, und es gibt viele Glaubensgemeinschaften, die ihn als Grundlage haben. Diese Gruppen verhalten sich aber durchaus unterschiedlich. Ein genaues Koranverständnis hilft also auch nicht weiter.
Insgesamt hilft es, für unsere Gesellschaftsordnung zu sein.
Dann ist man nicht nur gegen eine Gruppe und muss sich nicht fragen lassen, warum man in eine Richung Null-Toleranz fährt, während bei der anderen Gruppe Laissez-faire herrscht, obwohl alle diese Gruppen mit dem liberalen, demokratischen Staat westlicher Prägung ihre Probleme haben.
@#4 Arnold Voss 15. November 2014 um 12:47
>>_“Wer sich mit den Salafisten auseinandersetzt der muss sich überhaupt erst mal mit dem Koran auseinandersetzen.“
Nö. Wer sich mit der Frauen-/, Schwulen-/, Juden-Feindlichkeit und der Affinität zum Rechtsextremismus z.B. der Piusbruderschaft oder des Opus Dei auseinandersetzt, muss sich ja auch mitnichten erst mal mit der Bibel auseinandersetzen. Nicht einmal mit den zumindest graduell toleranteren ‚Mainstream‘-Katholen. Es reicht völlig, deren diesbezügliche Positionen zu realisieren um sie abzulehnen und Versuche der gesellschaftlichen Einflußnahme zu bekämpfen.
Es ist schlicht eine Frage nach der Intention der jeweiligen Gruppierung, deren theologische Rechtfertigung aus irgendwelchen jahrtausendealten Schmökern muss mich nicht interessieren.
>>_“… In der muslimischen Gemeinde gibt es zwar das Interesse, aber die Guppe die zu einer entsprechend kritischen Auseinandersetzung bereit wäre, ist sehr sehr klein.“
Jo, und wenn man bedenkt, welchen Imageschaden die muslimische Gemeinde durch die Salafis erleidet, ist das schon erstaunlich, nicht wahr? Oder vielleicht: Nachdenkenswert?
>>_“Wo soll also außerhalb dumpfen Hasses eine ernsthafte und begündete Bekämpfung dieser speziellen muslimischen Glaubensrichtung entstehen?“
Nun, z.B. bei unserer Legislative. Und damit ein Verdacht des „dumpfen Hasses“ und der Parteinahme zugunsten anderer Weltanschauungen erst garnicht aufkommen kann, wäre zunächst vielleicht eine Novellierung des Art. 4 GG anzudenken, um diese schrankenlose ‚Bekenntnisfreiheit‘ unter einen längst überfälligen (und bei den anderen Grundrechten durchweg gegebenen) Gesetzesvorbehalt zu stellen. Danach könnte man die Kodifizierung in Angriff nehmen, welche Inhalte eines Bekenntnisses von diesem Grundrecht gedeckt sind und welche nicht. Ein explizites Engagement von freiheitlich / säkular gesinnten „Anständigen“, wie von #1 Hubi gewünscht, wäre dann ggf. sogar verzichtbar.
(Und möglicherweise würden dann auch endlich die an den Haaren herbeigezogenen Begründungen für die sporadischen Verbote extremistisch-religiöser Vereinigungen der Vergangenheit angehören.)
Ok, Wunschdenken. ;-}
Aber solange es hier am ‚klaren Verstand‘ und am ‚rechtsstaatlichen Willen‘ gebricht, wird halt der ‚dumpfe Hass‘ prosperieren.
@ AlNitaq
Und was machen wir bis diese Grundgesetzänderung, gegen die ich prinzipiell nichts einzuwenden hätte, durchgesetzt ist? Konkret: was geschieht die nächsten 100 Jahre gegen den religiösen Wahn jeglicher Coleur? 🙂
@#7 Arnold Voss 15. November 2014 um 16:23
>>_“@ AlNitaq
Und was machen wir bis diese Grundgesetzänderung, gegen die ich prinzipiell nichts einzuwenden hätte, durchgesetzt ist?“
Hmm, beten? >;-D
Angesichts der Tatsache, dass wir derzeit ein Bundeskabinett haben, dem nicht ein einziger ‚bekennender‘ Konfessionsloser (schon gar kein ‚militanter‘ Atheist) angehört, wie ‚katholisch.de‘ triumphierend feststellt, werde ich mich wohl weiter in Wunschdenken üben müssen.
>>_“Konkret: was geschieht die nächsten 100 Jahre gegen den religiösen Wahn jeglicher Coleur? :-)“
Nein, ernsthaft: Ich versuche die Träger dieses Wahns wo es geht lächerlich zu machen und bloßzustellen, und zwar ohne Ansehen der jeweiligen ‚Couleur‘ (und die ‚einfach nur frommen‘ ohne Missionierungs-Ambitionen zumindest zu ignorieren). Dass die Salafis dabei trotzdem den Spitzenplatz einnehmen ist weder gewollt noch zufällig, sondern zwangsläufig!
Ebenso zwangsläufig zähle ich dabei weder braune Spacken noch gewalttätige Prolls zu meinen Verbündeten: Die Jungs haben einfach keinen Humor! (Womit sie wiederum sowohl ihren Pendants vom äußeren linken Flügel als auch denen vom äußerst religiösen Flügel erschreckend ähnlich sind.)
Allerdings fehlt mir auch der konditionierte Reflex, auf das Glöckchen ‚Hooligans‘ hin mit vermehrtem Speichelfluss zu reagieren, und bei sorgfältiger Abwägung der Intentionen von Salafis und Hools besteht dazu bei letzteren auch viel weniger Anlass!
Dazu kommt, dass die Vorstellungen, die meine Ex, ihres Zeichens säkulare türkische Muslima, schon vor fast 30 Jahren und aus eigener leidvoller Erfahrung über die adäquate Behandlung religiöser Fanatiker äußerte, sich wohl nur in Nuancen von denen der Hools unterschieden, DAS prägt natürlich. Ich schätze, die (zumindest damals noch) junge Dame hätte hier nicht einen Kommentar überstanden, ohne sich eine lebenslange Sperre einzufangen. 😉
À propos ‚lebenslang‘: Da ich ein klein wenig älter bin als unsere ‚geliebte Bundesrepublik‘, tangiert mich das Geschehen der „nächsten 100 Jahre“ nur noch zu einem winzigen Bruchteil. Ich bin recht zuversichtlich, die letzten maximal 20 … 30 Jahre ohne eine Renaissance der Inquisition oder gar eine ‚Islamisierung des Abendlandes‘ zu überstehen.
;-Þ
Ich denke, dass sie mit Letzterem recht haben. Die Leute beginnen wach zu werden. Auch die moderat religiösen Menschen sind zunehmend von den Extremisten genervt. Ist letztlich auch keine gute Werbung für die eigene Sache. Aber bis sich der Islam reformiert, werden weit mehr als 20-30 Jahre vergehen. D.h., dass wir das wohl beide nicht mehr erleben.
Was säkulare muslimische Frauen aber auch liberal gesonnene Jüdinen betrifft, so ist auch nach meiner persönliche Erfahrung ihr Verhältnis zu jeder Art von religiöser Othodoxie, sofern sie sich überhaupt dazu offen äußern, vehement negativ. Was natürlich auf der Hand liegt, denn sie sind die Leitragenden des Systems. Die Begeisterung vieler männlicher orthodoxer Juden und Muslime für den Gauben liegt ja auch darin, dass sie quasi per „göttlichem Gesetz“ ihren Frauen für überlegen erklärt werden. Aber bei fundamentalistischen Christen ist es ja auch noch so.
*Al-Nitaq
Die Annahme, alle Grundrechte (abgesehen von der Bekenntnisfreiheit) ständen generell unter einem Gesetzesvorbehalt, ist nicht richtig.
Richtig ist, dass Person A in der Ausübung eines Grundrechts eingeschränkt werden kann, wenn dadurch ein Grundrecht der Person B tangiert wird. In diesem Sinn schränken alle Grundrechte einander gegenseitig ein (allerdings nicht zu sehr, auch die Einschränkung unterlieg wiederum sog. „Schrankenschranken“).
Das ist schon gut ausgefeilt und muss bloß richtig verstanden werden.
Diese Einschränkung gilt selbstverständlich auch für die Bekenntnisfreiheit, und deshalb haben die Gerichte ja auch das Beschneidungsproblem so behandelt, als Abwägung zwischen zwei Grundrechten (Bekenntnisfreiheit und körperliche Unversehrtheit).
@ Rainer Möller
Und dabei wurde der Bekenntnisfreiheit ein höheres Gewicht zugemessen als der körperlichen Unversehrtheit. Ich denke, das sagt alles. Ansonsten siehe:
http://www.ruhrbarone.de/ie-religion-die-verfassung-untergraebt/47422
Ich sehe nicht den geringste Anlaß, den Grundrechtskatalog zu ändern, konkret mit Blick auf die sog.Grundrechsschranken.
Wir haben kein Verfassungsproblem, wir haben nicht ‚mal Gesetzesprobleme.
Wir streiten dann und wann darüber, ob Polizei, Ordnungsbehörden, Verfassungschutz im Rahmen ihrer verfassungsrechtlichen Rechte und Pflichten bzw. im Rahmen der Gesetzesnormen tätig geworden sind. Ein solcher Sreitt zieht gelegentlich, aber doch sehr,sehr selten, auch die Rechtsprechung mit ein, z.B. die des BVerVG, wenn es um Grundrechtsabwägungen -Religions-(ausübungs-freiheit, körperliche Unversehrheit- geht oder dann, wenn ein Verwaltungsgericht eine Demo zuläßt, die die Exekutvie verhindern wollte.
„Alles normal“ in einem freiheitlichen Rechtstaat, gestützt auf eine für mich hervorragende Verfassung, die weder wegen radikaler Salafissten noch wegen der Nazis zu ändern ist.