Bereits gestern berichteten wir kurz darüber, dass der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) nicht glücklich mit den Piraten ist.
Die Koordinatorin der AG Gesundheit der Piraten, Julia Groß, hatte sich nämlich erdreistet „ungefragt“ ihre Meinung zur Homöoapthie zu verlautbauren – unter ihrem Pseudonym „Julitschka“ – in ihrem Blog.
Eigentlich sollte es den DZVhÄ da doch erleichtern, dass eine Nachfrage bei den Bundespiraten sofort ergab, dass „es sich um Julia Groß, Koordinatorin der AG Gesundheitspolitik der Piraten (handle)“ und dass die Bundespressesprecherin Anita Möllering zudem bestätigte dass die „Antworten ‚der offiziellen Haltung der Piratenpartei (entsprechen)‘„. Keine Einzelpiratin also, die vorgeprescht war, oder gar im Clinch zur Gesamtpartei lag.
Aber trotzdem ein Skandal. Für die DZVhÄ. Irgendwie. Bestimmt. Auch die Tatsache, dass sich sogar ein Foto von Groß fand, konnte an dieser Haltung nichts ändern.
Nicht skurril genug?
Es geht weiter. Unter dem Blogbeitrag der DZVhÄ findet sich nur ein einsamer Kommentar eines einzelnen Schreiberlings, der unschwer erkennbar den Piraten nahe steht.
Dies wiederum kann ein DZVhÄ nicht auf sich sitzen lassen, und verweist bei Facebook auf die skandalöse Vorgehensweise der Piratin Groß (was war doch gleich hier skandalös?).
Und ja, die Homöopathengemeinde empört sich mit.
Nun ja – zumindest in Teilen. Vier Personen empören sich mit. Irgendwie.
Insbesondere das Ende des „Dialogs“ ist interessant, vergleicht die Kommentatorin die Piraten (generell, nicht etwa nur Frau Groß) mit dem „Abklatsch eines Hinterteils (…) was sich im Wind neigt je nachdem von wo der Luftzug kommt.“ Ohne im Details das dahinterstehende Bild verstehen zu wollen können, kommt es doch unverkennbar aus der Welt der Beschimpfungen und Schmähungen.
Und was macht der DZVhÄ? Freut sich.
Und ermutigt: „Ja, solche Kommentare brauchen wir auch direkt auf dem Blog… Klasse.“
Klasse, DZVhÄ, klasse!
Eine interessante Geschichte, die ich noch nicht so ganz einordnen kann.
Als einzige Partei positionieren sich die Piraten eindeutig und unmissverständlich zu evidenzbasierter Medizin („mehr davon“) und zur Homöopathie („wirkt nicht besser als Placebo, sollte deshalb nicht von der gesetzl. Krankenkasse bezahlt werden“).
Dass der homöopathisch-esoterischen Industrie das nicht gefällt, ist ja klar. Interessanter finde ich die Frage: Was sagen die Anhänger und potentielle Wähler der Piraten dazu? Wieviele davon wussten eigentlich von dieser Beschlusslage?
Es ist ja schon so, dass die Piraten auch im grünen Wählerteich fischen wollen/müssen – da punktet man eher weniger mit so einer erfrischend undiplomatischen Position.
Andererseits werden die Piraten so vielleicht wirklich noch zur Partei der Wahl für die auch nicht kleine Skeptiker-Bewegung.
Wie gesagt, alles nur ins Blaue hinein spekuliert. Gibt’s dazu Umfragen oder Meinungsbilder?
Hi,
also ich als Pirat darf dir sagen das ja mindestens 2000 Piraten über dieses Programm abgestimmt haben. ( An unseren Parteitagen kann jedes Mitglied teilnehmen) Desweiteren wird das offen im Wahlprogramm kommuniziert. Meine persönlich Meinung ist lieber klar gegen Esoterikkram stehen und nicht im Bundestag landen als anders herum.
liebe Grüße aus Bremen.
Wie auch auf Twitter angemerkt: vollkommen irrelevante Frage. Wenn man anfängt, Unsinn aus Rücksicht auf Wählerstimmen nicht mehr als Unsinn zu bezeichnen, dann kann man es auch bleibenlassen. Insofern: die Piraten machen nicht immer alles richtig, aber hier definitiv. Was ich aber hier auch kaum anders erwarte, alles andere wäre, wie gesagt, schlicht Quatsch. Ebenso, wie sich ernsthaft die Frage zu stellen, die du hier grade aufwirfst. Die muss man schlicht nicht diskutieren, dadrum gehts nicht und darfs nicht gehen.
Interessant ist es schon, dass ein Parteiübergreifender „Homöopathie ist schon OK“ konsens existiert. Teilweise sicherlich uas individuellen Überzeugungen gespeist verbirgt sich dahinter auch eine gute Portion politisches Kalkül. Man muss nicht fürchten Wähler zu vergraulen, wenn man Homöopathie „OK“ findet und „den Patienten entscheiden lässt“. Ich würde da durchaus einigen Politikern ein „Homöopathen“ nehmen wir auch noch mit.
Im Gegensatz zu homöopathie-Aktivisten ist der Normalbürger meist recht undogmatisch beim Thema. Homöopathie, das steht nicht für Hahnemansche Verdünnungslehre in den Köpfen, sondern als pars-pro-toto für natürliche Präparate fern von Chemie und Nebenwirkungen. Die Homöopathie-Ökonomie (etwa die örtliche Apotheke die Schüssler Salze im Schaufenster aufstellt) tut dabei wenig dafür, überhaupt über das Gedankengebäude der Homöopathie aufzuklären. Wären den Konsumenten bewusst, dass das homöopathische Erkältungspräparat z.B. Quecksilber (in hoher Verdünnung) enthält, wäre ihnen sicherlich mulmig.
D.h. Man muss den Wähler nicht unbedingt fürchten als Partei wenn man sich gegen homöopathie ausspricht, schon eher die Interessengruppen welche Homöopathie propagieren.
Zudem würde ich vermuten, dass Piratenwähler auch eher die hier vertretene Position einnehmen. Wer rundum-sorglos-konsensprogramme wählen will, wendet sich sicherlich an die bekannten Parteien.
Warum sollten pflanzliche Wirkstoffe eigentlich nicht helfen? Schon mal gekifft? Schon mal gefragt, wie Naturvölker gesund werden? Dieser Blog wird immer mehr zur Jagdlounge gegen Homöopathie, die Familie Augstein und die Grünen.
Vielen Dank für die Antworten.
Klingt ja alles prima, aber mein immer misstrauischer Politik-Instinkt sagt mir, dass das Thema auch innerhalb der Piratenpartei nicht gründlich ausdiskutiert ist. (Die Ironie des Verweises auf „Instinkt“ ist mir bewusst, wenn wir doch über evidenz-basierte Methoden reden… aber Fakten dazu sind ja scheinbar rar.)
Zumindest gingen die Piraten mit dem Thema bisher nicht offensiv an die Öffentlichkeit . Wie @NineBerry auf Twitter schrieb:
„Wo bleibt das Piraten-Wahlplakat ‚Mut zur Wahrheit. Homöopathie wirkt nicht.‘ ^^“
Gut, es gibt wirklich wichtigere Themen in diesem Wahlkampf als Zuckerkügelchen.
Aber was seh ich da noch auf Twitter? Der Kandidat Kai Grünler distanziert sich demonstrativ von der AG Gesundheitspolitik. (Die Facebook-Kommentare auf der Piraten-Seite nehm ich mal nicht so ernst, da sind sicher auch Hilfstruppen der DHU eingeflogen).
Das alles soll jetzt nicht sarkastisch klingen – ich würde nur gerne wissen, wo die Reise hingeht mit den Piraten, gesundheitspolitisch.
„Gegen Esoterikkram stehen und nicht im Bundestag landen“ ist eine noble Einstellung, aber hat dieser Satz in der Partei Zukunft? (Ich hoffe es!)
@Günter:
Es geht nicht um pflanzliche Wirkstoffe.
Homöopathie enthält gar keine Wirkstoffe, es ist deshalb auch nicht Naturheilkunde, sondern einfach nur Quacksalberei.
@Günter: Homöopathie ist nicht unbedingt pflanzlich (Es wird so ziemlich alles an Stoff in verdünnter Form eingesetzt, wie etwa Quecksilber). Effektiv ist Homöopathie eben Alk oder Zucker. Das pflanzliche Stoffe wirken bestreitet niemand, das ganze sollte eben statistisch belastbar belegt sein. Dann wiederum gilt natürlich dass allgemein Nebenwirkungen und Wirkungen Hand in Hand gehen, d.h. auch pflanzliche Präparate haben Nebenwirkungen und sind nicht unbedingt schonenender als „Chemie“.
Klarstellung: Mein Tweet ist keine Kritik daran, dass das Thema nicht im Wahlkampf präsent ist. Das ist nachvollziehbar, es gibt wichtigere Themen 😉
Er soll zum einen ein Seitenhieb auf den AFD-Slogan „Mut zur Wahrheit“ darstellen und zum anderen ein Lob an Julitschka und die Piraten Pressestelle, dass man gegenüber einer durchaus großen Interessensgruppe nicht Kreide frisst, sondern selbstbewusst zu seinen Überzeugungen steht.
@Günter Bei homöopathischen Mitteln handelt es sich nicht um „pflanzliche Wirkstoffe“. Die angeblichen Wirkstoffe werden so stark verdünnt, dass sie in homöopathischen Mitteln nicht mehr relevant vorhanden sind.
@nineBerry
Der Bezug zu dem AfD-Pamphlet war mit entgangen – ich gehe deren Plakaten aus dem Weg, wenn es irgendwie geht…
Aber sonst hatte ich das auch so verstanden wie du sagst,
„dass man gegenüber einer durchaus großen Interessensgruppe nicht Kreide frisst, sondern selbstbewusst zu seinen Überzeugungen steht.“
Bin gespannt, ob die Piratenpartei das durchhält, auch wenn es ein paar Wählerstimmen kostet.
Homöopathie ist die gegenseitige Vereinbarung zwischen Heiler und zu Heilendem, fest daran zu glauben das Heilung stattfindet. Wer das nicht hinkriegt sollte die Finger davon lassen.
„Es ist ja schon so, dass die Piraten auch im grünen Wählerteich fischen wollen/müssen – da punktet man eher weniger mit so einer erfrischend undiplomatischen Position.“
Oh doch, genau da punktet man damit. Es gibt nämlich eine Menge Grün-Wähler, die diese Partei nicht wegen, sondern trotz der fatalen Überschneidungen zur Eso-Szene wählen bzw. gewählt haben.
Ich bin einer davon und gerade die Aussagen von Frau Groß haben mir den letzten nötigen Schubs gegeben, siehe https://derkaktus.blogspot.de.
Gruß,
Michael
Aus einem Kopf, der dereinst ein Medizinstudium durchlief, sich hernach aber der Homöopathie hingibt kann nix handfestes mehr kommen denn Albernheiten.
Homöopathie nicht wirksam? Woher habt ihr euer Wissen? Ich bin potentiell dazu geneigt euch zu wählen aber informiert euch bitte besser bevor ihr eine Meinung kundtut. Das hört sich in diesem Fall fast so an wie der Lobbyismus der großen Parteien!
@Harald:
Sollte Dich WIRKLICH interessieren, wieso Homöopathie nicht wirksam sein KANN, empfehle ich Dir: https://www.ruhrbarone.de/scientabilitaet-tut-das-weh/
Ansonsten: belaste Dich nicht unnötig mit Wissen aus den Naturwissenschaften, der Medizin, Statistik und Psychologie!
Harald, Homöopathie ist über den Placebo-Effekt hinaus nicht wirksam, nein. Interessant wäre eher, woher DU Dein Wissen hast. Und sag jetzt bitte nicht, Du oder Deine Oma oder Dein Hund hatten mal dasunddas und da hat geschütteltes Wasser geholfen.
@Harald: Tut mir ja leid, aber bisher konnte einfach trotz wiederholter Tests keine Wirkung über der von Placebos nachgewiesen werden.
Ist ja auch kein großes Wunder, wenn der angebliche Wirkstoff nicht mehr nachweisbar ist und selbst das angebliche „Gedächtnis von Wasser“ nichts hilft, weil man Alkohol und Zuckerkügelchen statt einem Schluck Wasser mit „Abdruck“ bekommt.
Und jetzt Homöopathie bitte nicht wieder verwecheln mit der Verabreichung von Mineralstoffen („Mondeisen“ – es würde aber auch billigeres tun…) und pflanzlichen Präparaten. Außerdem dürfte oft auch ein psychosomatischer Effekt dabei sein („ganzheitliche“ Behandlung), der in der Schulmedizin leider wirklich oft fehlt. Zu dessen Wirkung gibt es aber Studien, die den Effekt nachweisen.
@ #13 Alex:
Ich liebe diese welt- und erkenntnisoffene Art der Piraten…
Eine Suche nach „Facharzt für Homöopathie“ erbringt selbst in meiner oberpfälzischen Pampa 4 Treffer im Umkreis, alle mit Doktorgrad. Wirklich albern das Ganze…
Ein Grund für mich, die Piraten NICHT zu wählen, ist deren im Allgemeinen vorhandene Beschränktheit auf angebliches Faktenwissen und ihre Ignoranz bezüglich der Möglichkeit, dass auch sog. „akademische Fakten“ durch ökonomische und politische Einflussnahme verfälscht sein _können_. Man beachte das letzte Wort, bevor man über mich herfällt.
P.S.: ich suche selbst übrigens eher „Schulmediziner“ auf, wenn ich krank bin und mich nicht selbst heilen kann.
@Haimo:
Wenn dein Auto kaputt ist, suchst du dann eigentlich eher „Schulmechaniker“ auf oder wärst du auch offen für alternative Reparaturmethoden, wo promovierte Schauber deine Karre ohne Werkzeug reparieren wollen?
@Andi:
Das ist – wohl eher ungewollt – ein recht gutes Beispiel. Wenn ich mit meinem Volvo in eine Vertragswerkstatt fahre, wird oftmals noch nicht mal mehr die Haube aufgemacht. Stecker rein, Diagnosegerät an: Das xyz-Steuergerät meldet Fehler 08/15, muss getauscht werden. Das ist, auch wissenschaftlich gesehen, HiTech vom Feinsten.
Wenn ich zu meinem Schrauber gehe – der keine reguläre Ausbildung genossen hat – sagt der: ok, kenne ich bei dem Modell, da rutscht ganz leicht der Sensor raus. Moment… und macht sich mal kurz für 10 Euronen die Finger schmutzig, während ich in der Vertragswerkstatt – inklusive der Folgebesuche, bis der tatsächliche Fehler dann endgültig behoben ist, inklusive meiner Anfahrten und meines Verdienstausfalls einen vierstelligen Betrag loswerde.
Und nein, das ist kein Einzelfall, davon kann ich mehrere umfangreiche Geschichten erzählen, auch über den Wagen meiner Frau. Dabei bin ich gar nicht so blöd und bis in die 90er etwas konnte ich an meinen Autos auch vieles selber machen. Heute brauche ich eine Bedienungsanleitung, um eine Birne zu wechseln…
Es finden sich da durchaus Parallelen zur heutigen Gerätemedizin. Einem guten Freund (über 75) wollte man vor einigen Monaten das Bein amputieren, weil es angeblich nicht mehr durchblutet wurde und eine „nekrotische“ Wunde hatte. Diagnose nur anhand Augenschein – erst als mal ein Arzt das Bein anfasste und feststellte: das ist ja warm!!!, wurde der Plan fallen gelassen. Die angeblich nekrotische Wunde ist in heimischer Pflege schon seit langem vollständig verheilt, mit Hilfe eines „esoterischen Wundheilers“. Hat jetzt alles nix mit Homöo zu tun, ich weiß…
@Haimo:
Dein Schrauber ohne Ausbildung benutzt aber trotzdem Werkzeug, oder unterhält er sich zwei Stunden mit dem Auto, kippt ein paar wirkstoffreie Kügelchen in den Tank und sagt „fahr’n se damit zwei mal täglich ’ne Runde um den Block, dann läuft das Getriebe bald wieder wie neu“?
Nur mal so zur Info: der DZVhÄ veröffentlicht unter seinem Blogbeitrag (https://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=5997) weder meinen Kommentar noch den des Schweizer Skeptikers Andreas Kyriacou.
Da schätze ich mir doch unsere Diskussionskultur hier, und kann mich nur darüber wundern, wie sich Homöopathen als „offen“ bezeichnen können…
Wessen Kommentar ebenfalls nicht veröffentlicht wird, der sei doch so nett mich zu informieren. Gerne mit Screenshot.
(Wen die Kommentare interessieren: – es sind also keine Beschimpfungen o.ä.)
@Andi:
Du warst noch nie bei einem Arzt oder Heilpraktiker, der alternative Heilmethoden im Programm hat, oder? Der wesentliche Unterschied besteht nicht zwischen „Werkzeug“ und „Zuckerkügelchen“, sondern in der gründlicheren Anamnese. Diese wird auch bei den Doppelblindstudien so gut wie nie berücksichtigt…
_Jedes_ Medikament und jede Gerätetherapie haben auch eine psychlogische Wirkung, neben dem eigentlichen Wirkstoff bzw. Methode
[…] dissen Piraten, Ruhrbarone am 27. August […]
@Haimo: Hätte ich vor 30 Jahren der Anamnese und den Therapieempfehlungen eines Homöos geglaubt, säße ich mit meiner chronischen Polyarthritis heute im Rollstuhl. Dass dem nicht so ist, verdanke ich einer Diagnose, die die Symptome zum Teil ignorierte, und einer strikt konservativen Therapie mit rein biochemischer Medikamentengabe.
Sowohl bei Homöos als auch bei den „Classic“-Ärzten gab es zu allen Zeiten Probleme, auch mal eine „mutige“, sprich nicht unbedingt dem Psychrembel entstammende Diagnose zu stellen und dementsprechend zu therapieren. Ärzte und Quacksalber sind halt auch nur Handwerker und keine Halbgötter…
„Der wesentliche Unterschied besteht nicht zwischen “Werkzeug” und “Zuckerkügelchen”, sondern in der gründlicheren Anamnese. Diese wird auch bei den Doppelblindstudien so gut wie nie berücksichtigt…“
Das ist kein Unterschied den du da beschreibst, du vergleichst das Leben in einer Praxis mit Patienten mit der bewusst neutralen Forschungsumgebung bei Studien.
In den Medikamentenstudien geht es um den Wirkstoff und dessen Wirkung unter ausschluss so vieler Ablenkenden Faktoren wie möglich. Eben darum wird bei Studien ein rigeroses protokoll gefahren wie/wann/durch wen usw. den zu untersuchenden Stoff oder eben das Placebo verabreicht wird, wer welchen kontakt zu probanden hat und in welcher form ergebnisse aufzunehmen sind, wer wie wann was auswertet … Gute Studien erkennt man daran was alles bedacht wurde als positiver ODER negativer Faktor für die Auswertung und Gewichtung der Ergebnisse.
Also 2Cent an dieser Stelle:
1. Medikamentenstudien, egal ob zu chemischen oder homöopathischen Mittelchen, beziehen sich IMMER auf die „messbare“ Wirkung des Medikamentes. Zum Beispiel: Bekämpft es den Virus? Blockt es ihn? Ignoriert es ihn? Oder bildet es vielleicht sogar eine Symbiose mit dem Erreger? Placebo-Effekte oder psychische bzw. nicht psychische Aspekte sind hier irrelevant wenn man bekämpft einen physischen Erreger nicht mit einem guten Gespräch. Es geht hier also um die faktische Wirkung.
2. Es gibt in der heutigen Zeit leider wirklich viele Ärzte, die sich die Patienten kaum noch ansehen und einfach nach Schema Z ein Mittel verschreiben. Aber es gibt immer noch den Großteil der Ärzte, die sich um ihre Patienten kümmern. Und was nutzt es dir *übertriebener Vergleich>>* wenn du mit Krebs im Anfangsstadium zu deinem Heilpraktiker gehst und er dir Salbeitee verschreibt? *<<übertriebener Vergleich*
Meine Ärztin bietet homöopathische und chemische Behandlung an. In 90% der Fälle werden die chemischen Mittel aber von Arzt und Patient bevorzugt. Und zwar immer dann, wenn es über eine kleine Erkältung oder ähnliches hinaus geht. Ich habe zum Beispiel bereits ein pflanzliches Präparat bekommen, als ich eine Bronchienentzündung hatte. Ja, das hat sogar gewirkt weil der Wirkstoff in dem pflanzlichen Mittel eine betäubende Wirkung hatte, die einer weiteren Reizung der Bronchien vorgebeugt hat. Gegen den Virus den ich zu diesem Zeitpunkt hatte habe ich trotzdem ein chemisches Medikament erhalten.
Es gibt natürlich auch pflanzliche Mittel die helfen ABER das ist nur noch eine Hand voll.
Die Frage "Schon mal gefragt, wie Naturvölker gesund werden?" klärt sich eigentlich selbst, denn effektiv ist es ja so, dass die meisten "Natürvölker" inzwischen die Medizin in chemischer Form für sich entdeckt haben oder eben bei einer "richtigen Krankheit" einfach sterben. In den letzten ca. 100 Jahren sind viele Erreger so stark mutiert, dass sie pflanzlich inzwischen gar nicht mehr behandelt werden können – auch wenn der ursprüngliche Erreger vielleicht mal auf diesem Weg zu besiegen war.
Ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt. Ich habe mit Ärzten und Heilpraktikern gesprochen, Studien gelesen, mich in die Homöopathie eingelesen und ebenso einige medizinische Kenntnis. Aus diesem Grund habe ich auch hier keine feurige spontane Meinung sondern kann mich auf einen, über verschiedene Fakten und Meinungen (von Medizinern und Heilpraktikern) gefächerten, Konsens berufen, bei der Aussage, dass Homöopathie im Großen und Ganzen
Quatschüberflüssig ist.Dieser Verein hat auf Facebook übrigens einen Personenaccount, keine Fanpage. Das widerspricht den Facebook-Richtlinien und ich finde ihr solltet das über das Zahnrad an Facebook melden:
https://www.facebook.com/deutscherzentralverein.homarzte?fref=ts
Nur mal kurz, weil’s durcheinander ging:
Homöopathie hat nichts mit pflanzlichen Heilmitteln zu tun.
Während pflanzliche Heilmittel einen logischen Wirkzusammenhang darstellen können, der prüfbar ist – nämlich dass die Pflanze wirkt – finden sich (zumindest in „hochpotenten“) Homöopathika keinerlei Moleküle des Ausgangsstoffes.
Es gibt also keine pflanzlichen homöopathischen Mittel?
Ihr dreht es euch echt immer, wie es euch gefällt.
@Günther
„Es gibt also keine pflanzlichen homöopathischen Mittel?“
Genau so ist es. Es gibt keine pflanzlichen Homöopathischen Mittel.
Bei uns in Deutschland ist alles recht eindeutig per Gesetz geregelt. In diesem Fall dem Arzneimittelgesetz (AMG) auf nationaler bzw. der Richtlinie 2001/83/EG auf europäischer Ebene.
Hat ein Arzneimittel eine wissenschaftlich fassbare medizinisch/therapeutische Wirkung – egal ob sie pflanzlich ist oder synthetischen Ursprungs – dann ist es ein klassisches Arzneimittel, wie wir es aus der Schulmedizin kennen. Hat es diese Wirkung nicht, dann ist es ein Placebo.
Anders ausgedrückt: Homöopathische Arzneimittel sind wirkungslos, denn wenn sie eine empirisch fassbare Wirkung hätten, dann dürften sie nicht als Homöopathisches Arzneimittel auf den Markt gebracht werden.
Die Assoziation pflanzliches Mittel = Homöopathie und klassisches Arzneimittel = Chemie ist absoluter Nonsens. Die Schulmedizin hat sich immer schon an der Natur orientiert und da, wo die Pharmakologie nicht in der Lage ist ein Mittel synthetisch und relativ kostengünstig herzustellen, greift sie heute noch auf das zurück, was Mutter Natur zu bieten hat.
Ein Beispiel ist der Fingerhut. Diese Pflanze, die auch bei uns zu Hause ist, ist hochgiftig und hat aufgrund ihrer toxischen Wirkung ein relativ schmales Wirkungsband. Wenige Blüten oder Blätter reichen aus, um sich die Seele aus dem Leib zu kotzen. Bei Verzehr kommt es zu Kreislauf- und Herzrhythmusstörungen, die in einem tödlichen Herzstillstand enden können. Alleine die Nebenwirkungen disqualifizieren diese Pflanze für Homöopathen, denn deren Tinkturen enthalten keine Nebenwirkungen (aber auch keine Wirkungen). Für die klassische Schulmedizin ist der rote Fingerhut immer noch die erste Wahl, wenn es um die Behandlung von Herzinsuffizienz geht. Natürlich könnte man das Zeug auch als Tee trinken, aber einen Mensch, ob nun Arzt oder Homöopath, der das empfehlen würde, würde man in den Knast stecken.
Anderes Beispiel:
Opiate. Ursprünglich wurden so mal Arzneimittel bezeichnet, die Opium enthielten. Opium wurde früher aus der Milch des Schlafmohns gewonnen. Schlafmohn kennt man von Mohnbrötchen, Mohnkuchen und Germknödeln und von Berichten über Afghanistan. Der Milchsaft dieser Pflanze enthält unzählige Alkaloide wie Morphin und Codein. Morphin ist das beste Schmerzmittel, was es gibt und was überall auf der Welt (außer in Deutschland) bei starken und stärksten Schmerzen Verwendung findet, beispielsweise bei Tumoren. Während in deutschen Krankenhäusern noch relativ großzügig mit Morphin umgegangen wird, tut sich der deutsche Hausarzt da schon schwerer. Nicht, weil er von der Wirkung nicht überzeugt wäre, sondern schlicht und ergreifend, weil ihm der bürokratische Aufwand, den er betreiben muss, um Morphin zu verschreiben, einfach zu groß ist. In Deutschland zieht in Sachen Morphin nämlich nicht nur das Arzneimittelgesetz, sondern auch das Betäubungsmittelgesetz, wie bei Hanf übrigens auch. Um Morphin verschreiben zu können, muss der Arzt nämlich ein Betäubungsmittelrezept beantragen und dieses dann in dreifacher Ausführung anfertigen, welches er darüber hinaus drei Jahre lang aufzubewahren hat, wie die Apotheke übrigens auch, für die ist nämlich der zweite Durchschlag bestimmt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das Beispiel der Opiate führe ich deshalb an, weil es sich bei Morphin historisch betrachtet um ein Naturprodukt handelt, welches heutzutage allerdings überwiegend synthetisch hergestellt wird.
Abschließend noch etwas zu Placebos: Placebos sind Scheinarzneien, weil sie keine pharmakologischen Wirkungen haben. Eigentlich sind alle homöopathischen Mittel Placebos. Keine Pharmakologische Wirkung ist nicht gleichbedeutend mit keiner Wirkung, immerhin gibt es den sogenannten Placeboeffekt. Der Placeboeffekt ist eine positive Veränderung des subjektiven Befindens. Die Veränderung ist hier nicht auf einen speziellen Wirkstoff zurückzuführen, sondern auf den psychosozialen Zusammenhang, in dem die Behandlung steht. Der Placeboeffekt ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen und auch er wird von der Schulmedizin nicht in Abrede gestellt. Ganz im Gegenteil. Bevor ein Arzneimittel zugelassen und auf den Markt geworfen wird, muss es erst ausgiebig getestet werden. Diese Wirksamkeitsstudien beinhalten immer auch Blindtests in Form von Doppelblindstudien. Hierbei werden zwei gleichgroße Gruppen gebildet, von denen die eine ein Arzneimittel mit Wirkstoff bekommt und die andere Placebos, wobei weder die betreuenden Ärzte noch die Probanden wissen, welche Gruppe was bekommen hat. Das interessante an diesen Blindstudien ist, das es immer auch Fälle gibt, in denen sich der Zustand von Patienten verbessert, obwohl ihr Präparat keinen Wirkstoff enthielt. Der Wille gesund zu werden versetzt im richtigen Umfeld unter gewissen Umständen gelegentlich Berge, was man durchaus ausnutzen sollte, selbst wenn man dabei relativ schnell an Grenzen stoßen wird.
Wenn wir uns über Ärzte unterhalten, dann reden wir nicht nur über selbstlose Götter in Weiß, die sich ausschließlich dem Hypokrates verpflichtet fühlen, sondern oft auch über selbständige Kleinunternehmer, die 12 Semester Medizin studiert haben, dort noch ihren Facharzt draufpacken, zwischendrin noch ihren Doktor machen und dann irgendwann endlich gutes Geld verdienen wollen. Neben einer Artzpraxis, die man nicht mal eben bei Ikea günstig einkaufen und selber zuschrauben kann, muss man nicht nur sich und seine Familie, sondern meist auch ein bis zwei Sprechstundenhilfen oder MTAs am Kacken halten, was auch nicht immer einfach ist. Der eine versucht sein Glück nebenbei als Homöopath und macht in Globuli, der andere lässt sich von Ratiopharm, Hexal oder einem anderen Pharmaunternehmen schmieren, völlig legal und mit dem Segen deutscher Gerichte. Medizin ist irgendwo auch immer ein Drecksgeschäft. So oder so.
@Günther:
Es wäre wirklich hilfreich, wenn du dich mal über die Prinzipien der Homöopathie informieren würdest.
In, vom Erfinder empfohlenen, „Hochpotenzen“ ist kein Molekül des Wirkstoffs enthalten. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob ursprünglich pflanzlich oder synthetisch.
Je mehr verdünnt wird, desto mehr muß der Apotheker, oder Homöopath schütteln. Der Kranke muß denken, dass niemand solch einen Aufwand betreiben würde, wenn das alles Unsinn wäre. Das erzeugt eine starke suggestive Vorstellung, die den Placeboeffekt deutlich verstärken kann. Weil es den Placeboeffekt ja tatsächlich gibt, bin ich auch überzeugt, dass es Menschen gibt, die nach homöopathischer Behandlung gesund werden. „Es ist Dein Glaube, der Dir geholfen hat“, sagte schon Jesus zu seinen Patienten. Meist sagte er noch „wahrlich“ am Satzanfang. Ohne Glauben geht da gar nichts. Und das Schüteln, bzw. die Vorstellung davon wie groß die Verdünnung ist, ist die Magie, die diesen Glauben so stark macht.
zitat Eine offizielle Stellungnahme wird anonym veröffentlicht – im Fall “Julitschka” auf einem privaten Blog. Geht so transparente Politik? zitat-ende
Die anonyme Veröffentlichung hat doch einen viel größeren Informationsgehalt, ist doch genau wie bei der Hahnenbüchenen Methode, je weiter die Information verdünnt wird desto stärker wird sie.
@ #32 „der , der auszog“.
Ich zitiere ihren Beitrag hier auf meinem Blog, weil er mir so gut gefallen hat, und er viel zu gut ist, um an 32. Stelle in einem Comment-Thread zu versumpfen:
https://panagrellus.de/placebo-politik-eine-schlammschlacht-mit-zuckerkugeln/
(Falls sie als Urheber des Beitrags anders als mit „Der, Der auszog“/ „ein Leser der Ruhrbarone“ zitiert werden möchten, würde ich das natürlich ändern).
@Panagrellus
Schreib Johannes Fischer drunter, dann passt es. Aber korrigiere bitte den ein oder anderen Fehler… es wurde spät, der abend war lang und er stand ganz im Zeichen einer Therapie mit Hopfenblütentee 😎
@ Der, der auszog
Oh ja, jetzt seh ich’s – das war ja richtig spät. Aber vielleicht hat mir ihr Beitrag deshalb so gefallen. Spät nachts unter Einwirkung des Hopfenblütentees fließen die Gedanken vielleicht freier.
Viele Fehler hab ich nicht gefunden – aber meine Leser sind an ein paar Rechtschreibfehler und grammatische Ausfälle sowieso gewöhnt. Ich sag nur Hopfenblütentee….
Viele Grüße,
Hans
[…] einzige etablierte Partei in Deutschland lehnen die Piraten esoterische Gesundheitspraktiken wie Homöopathie klar ab. Als einzige Partei fordern sie, pseudomedizinische Verfahren wie Homöopathie […]