Zu den schlimmsten Folgen des Klimawandels gehört, dass er grauenhaften Gestalten als Argument dient, um gegen alles demonstrieren zu können, was das ökobourgeoise Gemüt stört. Die, die da gegen Wohnungen und Schulbauten demonstrieren teilen sich in drei Gruppen auf: Gelangweilte Dauerprotestierer, die mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen und von einem „Systemchange“ träumen, wahrhaftige Ökohysteriker und deutsche Michels, die entweder keine Lust auf eine Baustelle in ihrer Nachbarschaft haben oder um den Wert ihrer Immobilie fürchten.
Der Protest richtet sich gegen alle, die etwas aufbauen wollen und das Klima dient als Argument: In Köln ging es gegen Flüchtlingsunterkünfte, in Bochum gegen Wohnbauten und in Dortmund gegen die Erweiterung einer Schule. Debil grinsend werden Plakate in die Kameras gehalten und so getan, als ob die eigenen Befindlichkeiten ein wichtiges, gesellschaftliches Anliegen seien – dabei führt all das nur zu einem Stillstand, den sich nur die Ökobourgeoise glaubt leisten zu können. Entweder arbeitet man beim Staat oder man zehrt vom ererbten Immobilienbesitz, denn früher durfte ja noch gebaut werden.
Die demokratischen Parteien sehen in diesen Wutbürgern dummerweise zum Teil als ernsthafte Gesprächspartner und lassen sich von aufgeblasenen Initiativen und vorführen, die oft weniger Mitglieder als ein Tischtennisverein haben. Sie hoffen auf Dialoge und Kompromisse und erkennen nicht, dass die andere Seite vor allem eins will: Blockieren und möglichst großen Schaden anrichten.
Medien lassen sich von den Aktivisten zum Teil als Pressesprecher instrumentalisieren und tragen ihre Forderungen weiter ohne sie zu hinterfragen oder darüber zu berichten. Gruppen wie Extinction Rebellion sind nichts anderes als paranoide Apokalyptiker. Andere springen auf jeden Protestzug auf, um ihn gegen das „System“ zu nutzen. Politik sollte sich nicht in erster Linie mit radikalen Splittergruppen und Lobbyisten beschäftigen.
Die Feindbildkonstruktion hält der Wirklichkeit so gar nicht stand.
Klagewillig ist in Deutschland so ziemlich jede gesellschaftliche Gruppe. Auch Mieter wehren sich gegen Schulen, Kindergärten oder Altersheime.
Richtig ist allerdings, der Klimawandel wird in schon lachhafter Weise für jeden Quatsch als Argument herangezogen und im Mediennotstandsgebiet Deutschland springt jede Mediengretel (erst wollte ich Medienhansel schreiben, aber das wäre sexistisch und nicht gendergerecht gewesen) auf den Zug ins Irrenhaus auf.
Kein Wunder, daß im Umfeld dieses Märchenlandes auch viele Leugner des anthropogenen Klimawandels gibt.
Das größere Problem ist die Verlautbarung, sprich jeder Hans und jede Gretel hat jetzt ihren eigenen Influencer-Kanal. Wenn sich da die wenigen überlebenden Medienprofis nicht mal schnell was einfallen lassen, dann gute Nacht Marie und Josef!
Also Bochum ist doch jetzt schon eine der Städte Deutschlands mit am meisten versiegelter Fläche. Ich wohne auch hier, und hübsch ist was anderes. Und statt mehr zu begrünen wird auch noch der letze Fleck zubetoniert. Und das ohne Übertreibung. Von daher – unabhängig vom Motiv des Klimawandels, an der Demo könnte ich doch tatsächlich mal teilnehmen! Bochumer Stadtplanung sucks!
Ich gebe Ihnen Recht, daß in der Republik kein Spaten mehr in die Erde gesteckt werden kann, ohne daß sich sofort eine Bürgerinitiative dagegen bildet.
Was ich aber nicht verstehe, ist, daß Sie inzwischen kaum noch einen Artikel zu solchen Themen schreiben, ohne ganz allgemein und völlig undifferenziert gegen den öffentlichen Dienst zu agitieren!
Irgendjemand aus dieser Berufsgruppe muß Ihnen doch mal Lesen und Schreiben beigebracht haben, sonst wären Sie heute kein Journalist!
Jeder glaubt über den deutschen Amtsschimmel und die selbstverliebte Bürokratie jammern oder wahlweise schimpfen zu müssen. Ich habe ein Jahr in Frankreich gelebt und weiß seitdem die deutsche Verwaltung zu schätzen. Auch in Bochum habe ich in der Stadtverwaltung fast ausschließlich kompetente und hilfsbereite Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes angetroffen.
Sollten Sie allerdings Frauen-, Gender-, Sprach-, Fahrrad- oder sonstige Beauftragte im Blick haben – dann sollten Sie das auch so schreiben und nicht alles im großen polemischen Topf zusammenrühren!
Ich kann als gelernter Stahlbetonbauer der Sarah F. nur recht geben. Ich weiß schon jetzt wie die Häuser dort in Dahlhausen aussehen werden . Wahrscheinlich schlägt wieder die Firma mit dem männlichen Vornamen zu, die überall ihre fürchterlichen Pseudobauhausarchitekturen, weißgetüncht mit feschem mannshohen in Sichtbeton eingelassenen Drahtgeflecht, samt Tiefgarage für die angesagten Karossen verpflanzen und wieder gähnende Langeweile fürs Auge der Sonntagsspaziergänger bieten werden. Der Wanderfalke von Dahlhausenmit seinen scharfen Augen wird dann sicherlich bald weiter wandern.
@Hermann Böcker: Wanderfalken gibt es jede Menge. Die Vögel fühlen sich in Deutschland pudelwohl und sein keine gefährdete Art.
@Stefan Laurin
Das weiß ich doch als Nabumitglied , ,aber wenn so fleißig weiter gebaut wird , findet er es vielleicht woanders schöner…ist auch nur ein Vogel!…wäre doch schade!
@Hermann Böcker: Ganz in der Nähe sind Wälder, Hügel und Häuser mit Löchern und kleinen Höhlen gibt es im Ruhrgebiet häufiger als Arbeitsplätze.
@Sarah F
"Also Bochum ist doch jetzt schon eine der Städte Deutschlands mit am meisten versiegelter Fläche."
Gibt es dafür Zahlen?
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen: zwischen Weitmar und Eppendorf gibt es noch Acker und Felder, ebenso in Laer Kornharpen und Watt-Westenfeld.
Hab ich so in keiner anderen Stadt gesehen.
@Burning Bright: Dazu kommt: Bochum ist eine Großstadt und kein Dorf. Wer Landleben will, kann ja wegziehen. Aber den meisten die bei solchen Initiativen mitmachen, geht es ja nicht um Bäume und Felder. Da geht es um radikalen „Systemchange“ und dafür hängt man sich überall dran wo es geht.
Es gibt im Ruhrgebiet genügend Industriebrachen, die auf eine Bodensanierung warten.
Mir ist nicht ganz klar, warum mal die Emscher, als ehemalige Kloake des Ruhrgebiets, renaturiert wird, und mal ein grünes Stück Ruhrtallandschaft zubetoniert werden soll.
Nicht Platz 1, aber immerhin Platz 9 belegt Bochum im Ranking der verdichtesten Städte in Deutschland.
Die Ruhrbarone haben mehrere Texte veröffentlicht, wo die Eintönigkeit der Einkaufsstraßen beklagt wurde. Der Bauträger bei dem hier genannten Vorhaben erstellt die gleiche Langeweile. Nicht beim Shopping, aber beim Wohnen.
Schauen Sie mal auf den geplanten Verlauf der Straße und dem Grundriss der geplanten Häuser hin. Das ist kein B-Plan, sondern ein C-Entwurf. (Kleines Wortspiel ;).
@gfdaga: Wir reden nicht über den letzten Auenwald sondern über ein Stück Grabeland in einem Gebiet, das von Industrie und Wohnungsbau heute schon geprägt ist. Städte sind übrigens verdichtete Räume – so werden sie definiert. Und wenn die Häuser so öde, wird sie ja keine kaufen wollen. Also werden sie so schlimm nicht sein. Ich hoffe, die Stadt lässt sich von ein paar Wichtigtuern nicht unter Druck setzen.
Ich hab nix gg. die neuen Häuser in Dahlhausen (obwohl das architektonisch natürlich nichts ist, was das Ruhrgebiet voran bringt).
Was man aber schon reflektieren kann: Die Sehnsucht nach dem Wohnen an den Rändern des Ruhrgebiets ist real. "Draußen" wohnen, "in der Natur", aber wehe die Natur kommt in Form des Wolfes und knabbert das Pony der Tochter an (Bottrop).
Und weil die OBs finanzkräftige Immobilienkäufer nicht an die Nachbarkommune(n) verlieren wollen, weisen sie überall an den Rändern Neubaugebiete aus (in Bottrop prominent: Kirchhellen u. Feldhausen) und tragen somit weiter zur Zersiedelung und Dispersion des Ruhrgebiets bei.
Räumliche Konzentrationsprozesse sind so natürlich nicht möglich. Aber Corona verstärkt eben die DIstanzsehnsucht. Die auch vorher schon da war und sich in der Emscherzone auch? auf migrantisch geprägte Viertel bezog.
Soll das Ruhrgebiet noch wachsen, wo die SIedlungsfläche doch eig. schrumpfen muss?
Philipp: Bochum Dahlhausen ist keine Randlage wie Haltern sondern liegt Mitten im Ruhrgebiet.
Stimmt natürlich. Aber mental habe ich das Ruhgebiet schon zusammengeschrumpft, Haltern ist dem Kreis Coesfeld beigetreten, große Teil des Ennepe-Ruhr Kreises mit Wuppertal assoziert und Dahlhausen ist plötzlich Randlage. 😉
Und die Schakale haben es immerhin schon nach Mülheim geschafft. Da ist Dahlhausen ja nicht mehr weit.
https://www.waz.de/staedte/muelheim/schaf-gerissen-erstmals-goldschakal-in-muelheim-nachgewiesen-id230799092.html
"Das Ruhrgebiet spielt im nationalen und europäischen Rahmen eine urbanistische Sonderrolle irgendwo zwischen den oder jenseits der Kategorien Metropole und Provinz. Wahrscheinlich helfen diese beiden Urbanitätsmaßstäbe aber im Falle dieser Art von Stadtlandschaft überhaupt nicht weiter. Denn trotz nachholender soziokultureller Mittenbildung bleibt die Multipolarität ihrer Grundstruktur sehr wahrscheinlich auch die nächsten hundert Jahre erhalten. Zumindest was die vier „Hauptstädte" Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund betrifft. Ebenso wird deren bandartige Aneinanderreihung unveränderlich bleiben. Einzig und allein ihr noch weiter gehendes Zusammenwachsen durch zusätzliche Bebauung ist – trotz wahrscheinlich abnehmender Bevölkerung – absehbar."
aus:
https://www.ruhrbarone.de/die-andere-urbanitat-der-ruhrstadt/2230
"Einzig und allein ihr noch weiter gehendes Zusammenwachsen durch zusätzliche Bebauung ist – trotz wahrscheinlich abnehmender Bevölkerung – absehbar."
Prophetisch!
Dabei sind genau diese unbebauten Ränder – in Coronazeiten noch mehr als sonst – ein Grund warum ich noch hier bin. DIe müssen sich nämlich ggü. keiner anderen deutschen Großstadt verstecken.
Wenn diese aber zugebaut werden, ohne dass das Ruhrgebiet metropolartiger, urbaner und einiger wird – dann bin ich weg. Denn für Metropole kann man (immer noch) nach Berlin gehen und für die Natur direkt vor der städtischen Haustür nach Leipzig (und sein Neuseenland).
Warum dann noch Ruhrgebiet?
Hier ist die Studie zur Flächenversiegelung der Städte: https://www.gdv.de/de/medien/aktuell/muenchen-ist-die-am-staerksten-versiegelte-grossstadt-36418
Oberhausen aus Platz 2, Gelsenkirchen Platz 7, Bochum Platz 9, Duisburg Platz 10, Essen Platz 12.
@Sarah F.: Na und? Städte sind keine Äcker sondern verdichtete Räume. Wer Städte nicht mag, was ja in Deutschland eine lange Tradition hat, kann ja in die Wildnis ziehen. Im Hambi ist bestimmt noch Platz für ein paar Aktivisten.
Die hohen Grünflächenanteile – auch in Innenstadtnähe – sind für die Attraktivität der Ruhrgebietsstädte aber schon wichtig, da man nicht über große und prächtige Altstädte verfügt. Übrigens verfügen Altstädte auch selten über viel Grün, aber das ist ein anderes Thema.
Wie man das stadtplanerisch besser machen kann, hat z.B. Dortmund gezeigt. Der Phoenixsee entstand auf einer Industriebrache, ebenso wie die neu geplanten Projekte "Smart Rhino", das Quartier im Borsigplatzviertel auf dem Areal der ehemaligen Westfalenhütte und das Kronzprinzenviertel am alten Südbahnhof. Durch diese Projekte kommt sogar noch etwas Grün hinzu.
Nachverdichtung ist hingegen sinnvoll zur Schließung alter Baulücken entstanden durch den zweiten Weltkrieg.
Geh doch nach driben! Wem Bochum zu dicht, dreckig und dämlich ist, der soll nach Gelsenkirchen ziehen. Gelsenkirchen erhält bei jedem Ranking die rote Laterne, außer beim Ranking der grünsten Großstädte Deutschlands. Da liegt Gelsenkirchen auf einem bemerkenswerten 7. Platz!
Und weil trotz erschlagendem Grün immer noch mehr Menschen Reisaus nehmen und wegziehen, als Bulgaren und Rumänen zuziehen können, wird es auch in Zukunft möglich sein Hase und Igel, Wanderfalke oder Fledermaus persönlich Gute Nacht zu sagen, in welcher Sprache auch immer…
https://www.holidu.de/magazine/10-grosstaedte-deutschlands-mit-der-meisten-gruenflaeche
#21: vielen Dank für den Link mit den Rankings der grünsten Städte. Und München auf Platz 5, da ist mir vor Lachen fast der Kaffeebecher aus der Hand gefallen. München hat ja ein besonders schönes Umland, aber die Einwohnerdichte ist doppelt so hoch wie in Dortmund! Aber dieses Ranking bewertet ja nur die Parks als Grünflächen, da könnte man stattdessen auch die Anzahl Blumenkübel auf den Fensterbänken zählen.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat seine neue Bevölkerungsprognose veröffentlicht: Für Bochum wird bis 2040 mit einem Rückgang v. etwa 22.000 Einwohnern gerechnet (für das Ruhrgebiet als Ganzes in RVR Grenzen mit etwa 320.000).
https://tableau.bsh.de/views/Prognose/Bevlkerungsprognose?%3AisGuestRedirectFromVizportal=y&%3Aembed=y