Vor knapp einer Woche berichteten wir Ruhrbarone über PEGIDA-Schnullernazi-Apologeten aus Reihen der Humanisten.
Nun stellen die großen humanistischen Verbände Humanistischer Verband Deutschland (HVD), Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) und der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) sowie der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) klar: PEGIDA? Nicht mit uns!
Selten hat mir ein Artikel soviel Fan- und Hass-Post gebracht, wie „Humanisten für PEGIDA?“. Stein des Antoßes war ein Kommentar von Dr. Uwe Lehnert im Humanistischen Pressedienst (hpd) gewesen – ebenso wie ein eher zweifelhafter Artikel bei der Partei der Humanisten (PDH).
(HVD, gbs, IBKA, hpd, PDH, PEGIDA – ja, das wird so ein Beitrag hier, in dem ich dem deutschen AbKüFi nachgebe. Weitere Abkürzungen sind aber nicht zu befürchten. Vorerst.)
Zudem deutete ich die bedenkliche Rolle eines gewissen Dr. Frank Berghaus an, der nicht nur Lehnert verteidigte, sondern auch eine der treibenden Kräfte hinter der PDH-Gründung war. Wie in einem Kommentar zu unserem Artikel mitgeteilt wurde, ist Berghaus jedoch seit 31.12.2014 (2 Tage nach Veröffentlichung unseres Artikel) kein Mitglied der PDH mehr. Eine weitergehende Würdigung von Berghaus wird sicherlich noch stattfinden. Denn wie mir verschiedentlich mitgeteilt und belegt wurde, war Berghaus (zumindest) früher Autor bei Politically Incorret – meist als PI-News bekannt. Auch nach seiner Zeit bei PI-News unterstütze der selbst ernannte Humanist, der seinen Wohnsitz in Tunis hat, zweifelhafte Artikel, beispielsweise einen solchen in dem das Rassenkonzepte für die menschliche Spezies verteidigt und ausgeführt wird:
(E)rst in letzter Zeit werden die Intelligenzmängel der Neger widerstrebend auch von den meisten Linken anerkannt.
Es verwundert vor diesem Hintergrund massiv, wieso Berghaus immer noch in humanistischen Kreisen nicht nur geduldet wird, sondern – wenn auch nicht von den Verbänden – sogar Zuspruch erhält.
Erfreulich in diesem Kontext waren die vielen Emails und Nachrichten, in denen mir Material über Berghaus und seine Gesinnungsgenossen, so auch Lehnert, zur Verfügung gestellt wurde, durchweg von Humanisten, die schon länger diese Einzelmeinungen als Stachel im Fleisch des Humanismus wahrnehmen. Es gab aber auch Menschen, die fanden, dass ich überreagiere, und dass man doch nicht einfach jeden, der PEGIDA verteidigt so bewerten könne, wie ich das tue: als Wurmfortsatz eines rechtspopulistischen Darmauswurfs. Es wird dann angeführt, dass Religionskritik erlaubt sein müsse, und dass es darum ja bei PEGIDA gehe.
Ich habe nun viele Interviews und Ersthandberichte über PEGIDA ebenso gelesen und gesehen, wie ich sehe, was PEGIDAler in den sozialen Netzwerken verbreiten. Und ich möchte deswegen einfach und unkompliziert eines klar stellen:
Nachdem wir das nun geklärt hätten, schauen wir doch darauf, wie die oben benannten humanistischen Verbände, auf unsere Nachfragen zu PEGIDA und insb. zur Mitgliedschaft von Uwe Lehnert reagiert haben.
Da wäre zunächst der HVD, mit 20.000 Mitgliedern eine der größten humanistischen Organisationen. Uwe Lehnert ist hier Mitglied. HVD-Präsident Frieder Otto Wolf erklärt darauf angesprochen:
Uwe Lehnert ist einfaches Mitglied des berlin-brandenburgischen Landesverbandes und infgormiert mich auch nicht über seine Aktivitäten. Ich kann daher nur ganz allgemein festhalten: Wenn die Angehörigen unseres Verbandes ihre weltanschauliche Identität in eine Beziehung zu aktuellen politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Phänomenen und Fragen stellen, ist das grundsätzlich zu begrüßen – gerade in einer Gesellschaft, deren Mitglieder oft die Diagnose „entpolitisiert“ gestellt wird. Dass es nun auch einzelne Menschen gibt, die Sympathien für die Pegida-Bewegung mit ihren antihumanen Haltungen hegen, gibt mir natürlich einigen Anlass zur Sorge. Hier müssen wir uns als Verband um Aufklärung kümmern. In diesem Sinne werde ich auch mit Herrn Lehnert das Gespräch suchen.
Mittlerweile gibt es seitens des HVD-Präsidenten auch eine offizielle Pressemitteilung, die PEGIDA verurteilt. Gegenüber Ruhrbarone teilte er vorab mit, dass die Teilnehmer der PEGIDA-Demonstrationen seines Erachtens
in erheblichem Ausmaß rassistische, xenophobe sowie nationalistische Haltungen, die wir für ganz unvereinbar mit unserem Humanistischen Selbstverständnis halten, (teilen). Darin ist der Konsens enthalten, dass wir „jede Diskriminierung aufgrund von ethnischer Herkunft, sogenannter rassischer Abstammung, der nationalen und sozialen Zugehörigkeit, der Geschlechtsangehörigkeit, des Alters, der sexuellen Orientierung oder aufgrund religiöser Bindungen“ ablehnen und uns gegen diese wenden.
Klare Worte vom HVD-Präsidenten. Es bleibt zu hoffen, dass er das versprochene Gespräch mit Lehnert dazu führen wird. Doch Uwe Lehnert ist nicht nur HVD-Mitglied. Er ist auch Mitglied der gbs, die deutlich kleiner als HVD ist, jedoch immer wieder durch prominente Personen, wie Hamed Abdel-Samed oder Michael Schmidt-Salomon ins Bewußtsein der Öffentlichkeit drängt. Oder ist er doch kein Mitglied?
Als Vorstandssprecher äußerte sich Schmidt-Salomon gegenüber den Ruhrbaronen und stellte hinsichtlich der Mitgliedschaft Lehnerts klar:
Stiftungsmitglieder sind die Mitglieder des Vorstands, des Kuratoriums, des Beirats sowie in gewisser Weise auch die gbs-Mitarbeiter. Prof. Lehnert zählt nicht zu dieser Personengruppe, er ist in diesem Sinne kein Mitglied der Stiftung. Soweit ich weiß, zählt er aber – wie 6000 andere Personen – zu den Freunden und Förderern der gbs. Der gbs-Förderkreis ist kein eingetragener Verein (e.V.), sondern ein virtueller Zusammenschluss von Menschen, die die Ziele der gbs unterstützen. Die Entscheidung, die gbs unterstützen zu wollen oder nicht, liegt einzig und allein bei den jeweiligen Einzelpersonen. Die Stiftung überprüft nicht, aus welchen Motiven heraus sich jemand für die Unterstützung der gbs entscheidet. Somit gibt es für uns gar keine Veranlassung, Stellung zu beziehen zu Ansichten, die einzelne Freunde und Förderer der gbs äußern, denn sie tun dies stets als Einzelpersonen – niemals als Vertreter der gbs.
Aber obwohl die gbs also quasi ausführt nicht viel mit ihrem Förderkreis zu tun zu haben, erläutert Schmidt-Salomon:
Dennoch kurz etwas Inhaltliches zu Prof. Lehnerts Kommentar: Wir schätzen PEGIDA anders (sehr viel kritischer) einschätzen als Uwe Lehnert. Allerdings sehen wir die Angelegenheit auch anders als Christoph Baumgarten, der – soweit ich weiß – ebenfalls gbs-Förderer ist und auf hpd.de Uwe Lehnert scharf angegriffen hat. Unter den gbs-Fördermitgliedern gibt es sicherlich eine große Pluralität von Haltungen zu diesem Thema. Dennoch stießen wir glücklicherweise mit der Veröffentlichung unseres Flugblattes „Selbstbestimmung statt Gruppenzwang: Gegen Islamismus UND Fremdenfeindlichkeit“ auf sehr positiven Zuspruch in unserem Umfeld – und nur für diese Publikation ist die Stiftung verantwortlich zu machen.
Beruhigendes also auch von der gbs? Ja, schon. Allerdings stolpert man auf der Seite, die die benannte Broschüre beschreibt auf folgenden Absatz:
In den vergangenen Wochen folgten Tausende den Demonstrationsaufrufen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida). Es folgte eine breite gesellschaftliche Debatte, in der leider viel zu selten thematisiert wurde, wie sehr die Denkmuster der „Patrioten“ den Grundannahmen jener Islamisten gleichen, die sie kritisieren.
Dadurch geht die gbs leider wiederum der PEGIDA auf dem Lein, der es (ich verweise nochmals auf obige Kurzerläuterung) eben nicht um Religions- oder Islamismuskritik geht, egal wie sehr sich das Einzelne wünschen. Wer immer noch nicht überzeugt ist, den verweise ich auf jenen kleinen Erfahrungsbericht, in dem nan erfährt, wie es einem ergeht, der mit Israelflagge zu einer PEGIDA-Demo geht. Nämlich nicht so gut. Aber auch bei der Stiftung der gbs hat Lehnert mit seiner Sicht zu PEGIDA keine Freunde.
Und auch der IBKA, immerhin 1000 Mitglieder zählend, positioniert sich klar gegen PEGIDA.
Der Vorsitzende René Hartmann sagt:
Pegida wird vom IBKA-Vorstand entschieden abgelehnt.
In einer am 7. Januar, 3 Tage nach dem Ruhrbarone-Artikel, erschienenen Pressemitteilung erklärt Hartmann weiter:
Bei Pegida handelt es sich nicht um ein Eintreten gegen islamistische Gewalt und Intoleranz, sondern um schlecht verhüllte Fremdenfeindlichkeit.
Und auch DFW-Präsidentin Renate Bauer lehnt,
wie auch alle diejenigen aus unseren Mitgliedsorganisationen, mit denen ich bisher sprach, Pegida strikt ab.
Die gute Nachricht ist also, dass die offiziellen Organe der Humanisten sich klar gegen PEGIDA und die dort verbreitete Fremdenfeindlichkeit stellen.
Allerdings bleibt ein fahler Nachgeschmack, wieso vieles an Distanzierung erst nach dem Ruhrbarone-Artikel in Gang kam. Und dann sind da die vielen Einzelpersonen, die sich als Humanisten bezeichnen, und den Artikel von Lehnert verteidigen.
Auch scheint die Probleme mit Menschen wie Lehnert und Berghaus in humanistischen Kreisen schon länger bekannt zu sein. Gleichwohl toleriert man sie in seinen eigenen Reihen, und verweist bei Lehnert immer wieder auf sein erfolgreiches Buch „Warum ich kein Christ sein will.“ – so als ob Verdienste der Vergangenheit Fehler der Gegenwart unthematisierbar machen würden.
Seltsam? Doch so steht es geschrieben….
Den Pegida-Artikel von David Helmus muss man schon etwas voreingenommen lesen, um ihn „zweifelhaft“ zu finden. Ich kann nur alle bitten, sich selbst ein Bild von der Partei der Humanisten zu machen.
Unsere ablehnende Haltung gegenüber PEGIDA und ähnlichen Bewegungen, gerade im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Charlie Hebdo, kann man auch hier nachlesen:
https://parteiderhumanisten.de/angriff-auf-die-freiheit-in-funf-etappen/
Auszug:
„Wie üblich dauerte es weniger als eine Stunde, bis Rechtspopulisten den Anschlag instrumentalisierten, um ihre üblichen Parolen zu untermauern. Sie wollen die Angst füttern, wir würden von Muslimen unterwandert, überrannt und islamisiert werden. Sie kämpfen gegen das Menschenrecht auf Asyl und streben eine kulturelle und ideologische Gleichschaltung an, während sie über eine angeblich gleichgeschaltete Presse fantasieren. Sie nutzen die Mechanismen von Religionen zur Mobilisierung von Gruppen gegen Vielfalt jeder Art. Damit werden Muslime stärker ausgegrenzt und sind zugänglicher für Radikalisierung. Das ist der dritte Teil des Angriffs.“
Ich glaube, es ist ein bisschen viel verlangt, wenn sämtliche Verbände alle Aktivitäten und Meinungsäußerungen ihrer Mitglieder im Auge haben sollten. Die würden ja nur noch am distanzieren sein (beim deutschen Fußballbund stelle ich mir das besonders lustig vor). Den faden Nachgeschmack finde ich daher deutlich übertrieben.
Ansonsten kann ich den Satz, dass sich die Grundnahmen der Pegiden und der Islamisten gleichen, unterstützen, beide sind nämlich gegen alles Fremde und damit fremdenfeindlich.
@#2:
Ja, klar. Der Punkt ist nur, dass Lehnert eben nicht irgendein Mitglied ist, sondern eine gewisse Prominenz in der humanistischen Szene genießt. So schreibt es für den humanistischen Pressedienst und ist eben von einer gewissen Bekanntheit durch sein benanntes Buch!
Ich kann und darf hier natürlich nicht für Uwe Lehnert sprechen. Das wird er gegebenenfalls selber tun falls es ihm wichtig genug erscheint. Ich beschränke mich also auf Folgendes:
Die Lügen meine Person betreffend (PI-Autor etc.), die ursprünglich von Frank Nicolai zusammenphantasiert wurden, habe ich bereits vor über drei Jahren unwidersprochen widerlegt. Meine ablehnende Haltung zu dieser extremistischen Seite ist allen Kennern bekannt.
Allen Mitgliedern der Initiative Humanismus ist auch meine Haltung zu Pegida bekannt: Ich lehne diese „Bewegung“ ab. Ich wehre mich aber dagegen, dass man man einen gestandenen Mann wie Uwe Lehnert nicht darin ernst nimmt, dass er sich Fragen zur Motivation dieser Pedigasten stellt. Ich halte das für legitim. Die Einschätzung als Nazis kann man zwar haben, um damit einer möglichen Problematik aus dem Weg zu gehen, aber zielführend ist das kaum.
Beleidigt ist der Autor Sebastian Bartoschek aber wohl vor allem deshalb, dass ihm die Admins der Initiative Humanismus seine ad personam Attacken (wiederholt trotz Aufrufs zur Mässigung) nicht haben durchgehen lassen können und ihn deshalb einstimmig aus der Gruppe entfernen mussten. So etwas verdaut sich natürlich für Ideologen nur schwer.
Hallo Frank Berghaus.
1) Ihnen und Ihren Verknüpfungen mit PI-News werden wir uns separat gerne noch einmal widmen.
Aber da Sie ja behaupten, widerlegt zu haben, dass Sie für PI-News geschrieben haben: Seien Sie doch so nett, hier einen Link dazu zu posten.
2) „man einen gestandenen Mann wie Uwe Lehnert“ –> es ist für die Beurteilung des Vorgangs völlig irrelevant ob Lehnert ein „gestandener Mann“ ist. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb: entscheidend für eine aktuelle Bewertung ist, was man aktuell schreibt, nicht was man früher tat.
3) Offen gesprochen scheinen Sie die Bedeutung Ihrer Facebook-Gruppe ein wenig zu überschätzen.
Ich denke nicht, dass ich den Einfluss der Gruppe Initiative Humanismus überschätze. Er ist (leider) verschwindend gering trotz seiner 840 Mitglieder (Tendenz stark steigend).
Was Uwe Lehnert anbelangt habe ich (so glaube ich) alles Erforderliche gesagt. Ich teile seine Meinung nicht, aber ich muss ihn verdammt noch mal als Gruppenmitglied (und Mitgründer) gegen ungerechtfertigte Verbalattacken verteidigen. Das halte ich wie Voltaire.
Bei der Suche nach meiner angeblichen PI-Adhäsion wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Da sind schon ganz andere dran gescheitert. Schlichter Grund: es gibt sie nicht. 🙂
Da ich ein zuvorkommender Mensch bin gebe ich Ihnn gerne einen Link:
http://www.wissenbloggt.de/?p=6754
Ich habe selbstverständlich diesen Beitrag der Ruhrbarone umgehend auf IH verlinkt, da wir nichts zu verbergen haben.
Die verständlichen Reaktionen der Mitglieder von IH erspare ich Ihnen aber besser hier. Sie könnten Sie als beleidigend auffassen.
Die Pegida-Demonstranten sind sicherlich heterogen und können nicht auf einen Klischeebegriff gebracht werden. Aber es gibt immerhin einen Versuch einer zusammenfassenden psychologischen Analyse – von Hans Joachim Maaz; und da Bartoschek sich ja ebenfalls als Psychologe darstellt (wenn auch nicht ganz auf dem Maaz-Niveau), dürfte er von dieser Analyse schon mal gehört haben. Sie fällt etwas anders aus als bei ihm. (http://www.deutschlandfunk.de/pegida-in-dresden-auf-keinen-fall-verteufeln.694.de.html?dram:article_id=307919)
@#7 Dr. Frank Berghaus: Netter Link. Da steht dann von Ihnen formuliert, dass ein anderer angeblich über alle Zweifel erhabene Humanist namens Lehnert Sie als „über allen Zweifeln erhaben“ bezeichnet und Sie Ihn in der Gegenleistung als „einen unbestrittenen und unverdrossenen Kämpfer für humanistische Ideale“ nennen. Hübsch. Als Gefälligkeitsgutachten wäre das aber übertrieben dargestellt, oder?
Übrigens, für Interessierte: die Antwort von Nic Frank auf Ihren o.a. offenen Brief kann man im GoogleCache noch hier nachlesen: http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:2Dj0t88kYGQJ:nicsbloghaus.org/2011/10/20/noch-mehr-klarstellung/+&cd=9&hl=de&ct=clnk&gl=de
Sehr interessant und durchaus verständlich, wenn man das braune Megaportal PI wirklich kennt.
@Frank Beghaus.
Vielen Dank für den Hinweis. Habe ich natürlich schon gelesen.
Habe aber eine Verständnisfrage: Sie schreiben ja weiter oben, dass Sie „ad-personam“-Attacken und beleidigende Aussagen in Ihrer Gruppe nicht dulden können. Ok. Jetzt sehe ich, dass ich als „erbärmliche Ratte“, „Links-Faschist“ und „Fall für die Psychiatrie“ bezeichnet werde. Sie selbst wählen in der Gruppe die Bezeichnung „Spätstalinistischer Pseudo-Humanist“.
Äh, schmeissen Sie all die Leutchen – und sich selbst – nun aus der Gruppe?
#10 K. Lohmann
Danke, das war erhellend.
Grundsätzlich sollte man folgendes bedenken, „Hinsichtlich der konkreten Inhalte bestehen zwischen den einzelnen Humanismuskonzepten große Unterschiede, die sich aus der Verschiedenheit der anthropologischen Grundannahmen ergeben.“ (Wikipedia)
Nirgendwo steht geschrieben, daß eine anthropologische Annahme philanthrop sein muß, auch der Rassenwahn der Nationalsozialisten gründete auf eine solche anthropologische Grundannahme.
In der Sache ist das gerne abgegebene atheistische Credo, „mein Weltbild fußt auf Humanismus, Wissenschaft, Philosophie und Kunst“ inhaltlich eine Leerstelle.
Die Frage welchen Fraktionen jeweils welche Bedeutung zugemessen wird und wie diese für das eigene Leben gedeutet werden, bleibt völlig unbeantwortet.
Das gleiche gilt selbstredend für das Etikett „Christ“ oder „Muslim“, da hängt sofort die Frage dran, „was für einer“, wenn denn einer persönliche Standortbestimmung gefragt ist.
Nebenbei:
Die Schwäche vieler Humanisten scheint mir darin zu bestehen, dass sie Menschenfreundlichkeit (universelle Sympathie) als Selbstverständlichkeit voraussetzen, die von jedermann erwartet werden kann. (Eine große Ausnahme, der leider zu wenige Humanisten folgen, ist Schopenhauer.)
Die (Traditions-)Christen sind hier im ganzen realistischer (ich rede nicht von den Christen à la mode). Sie setzen es als normal voraus, dass vielfältige und wechselseitige Antipathien bestehen, und interessieren sich mehr für die Art und Weise, wie man über diese Antipathien hinausgelangen könnte. Unglücklicherweise sind ihre Antworten hierzu meist spezifisch christlich, d.h. sie führen von der Gottes- zur Menschenliebe. Aber ich denke, auch ein Humanist könnte hier einige befriedigende Antworten finden (wie z.B. wiederum Schopenhauer).
Ein Begriff ohne die dazugehörigen Inhalte ist eine Leerstelle. Wer hätte das gedacht. 🙂
Der Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Dr. Michael Schmidt-Salomon schrieb an mich am 11. Januar 2015 folgende (zur Veröffentlichung ausdrücklich freigegebene!) E-Mail und sagte u.a. zu meiner Mitgliedschaft im Förderkreis der gbs und zu meinem hpd-Artikel:
»Selbstverständlich sehen wir überhaupt keine Veranlassung, dich aus dem gbs-Förderkreis auszuschließen! Wie ich bereits in meiner Mail an S. Bartoschek schrieb, „sehen wir die Angelegenheit (…) anders als Christoph Baumgarten, der (…) auf hpd.de Uwe Lehnert scharf angegriffen hat“. Dein hpd-Kommentar war natürlich kein „Pro-Pegida-Artikel“, wie einige nun behaupten – zu einer solchen Einschätzung kann man m.E. nur gelangen, wenn man den Text nicht gründlich genug gelesen hat.«
Der 1. Vorsitzende der gbs, Herbert Steffen, schloss sich in einer E-Mail ebenfalls vom 11.1.15 dieser Bewertung ausdrücklich und vollinhaltlich an. Eine Stellungnahme des Präsidenten des Humanistischen Verbands Deutschland, Dr. Frieder O. Wolf, steht noch aus.
Ich zitiere hier auch noch einmal den Vorstands- und Pressesprecher des Freidenkerbunds, Österreichs größter Verband der Freidenker, Atheisten und Humanisten, Dr. Gerhard Engelmayer. Er schrieb am 27.12.14 als Kommentar zu obigem Artikel (dort wörtlich nachlesbar!): »Lieber Uwe Lehnert, das ist einer der besten und ausgewogensten Kommentare, die ich zu der Sache je gelesen habe. Die teilweise stümperhaften Kommentare aus den typischen parade-linken Ecken, die in ihrer „Toleranzbesoffenheit“ (Pirincci) echte Gefahren unserer westlich-aufgeklärten Gesellschaft nicht wahrnehmen oder wahrhaben wollen, das erinnert an unseren Franz Grillparzer, der schrieb: „Der Mensch an sich ist gut, doch wie er einzeln dies und das besorgt, entgeht ihm der Zusammenhang des Ganzen!“«
Hallo Herr Lehnert,
interessant finde ich welche Teile der Mail von Michael Schmidt-Salomon Sie dem Leser unterschlagen. Da Sie die Mail ja in der ominösen Facebook-Gruppe vollständig geteilt haben, ergänze ich mal aus den Teilen, die Ihrer selektiven Kürzung anheim gefallen sind:
„Dennoch hätte ich an deiner Stelle die reaktionären Aspekte, die mit der Pegida-Bewegung einhergehen, stärker betont, um Missverständnisse auszuschließen.“
und
„Einerseits ist völlig klar, dass der Pegida-Bewegung fremdenfeindliche und nationalistische Positionen zugrunde liegen, die wir in keiner Weise teilen können. Andererseits müssen wir aber auch bei den Anti-Pegida-Demonstrationen scharfe Kritik anmelden, da diese die Gefahren des Islamismus und auch die rigiden, patriarchalen Normen in einigen (besonders frommen) muslimischen Communities unzulässig ausblenden. Die Realitätsverleugnung bei den Anti-Pegidaisten geht dabei so weit, dass sie sogar behaupten, der islamistische Terror habe nichts mit dem Islam zu tun! Was für eine kolossale Verkennung der Tatsachen! Das, was wir heute „Islamismus“ nennen, ist schließlich keine „Perversion des Islam“, wie man so oft hört, sondern eine weit verbreitete Lesart dieser Religion, die weltweit etwa ein Viertel der Muslime – wir sprechen hier immerhin von rund 300 Millionen Menschen! – teilen und die man leider auch mit entsprechenden Zitaten aus den „heiligen Schriften“ untermauern kann. Diese verhängnisvolle Tatsache muss man in einer offenen Gesellschaft ansprechen dürfen, ohne dafür ins „rechte Lager“ gerückt zu werden. In diesem Sinne habe ich deinen Kommentar verstanden – auch wenn ich ihn persönlich, wie gesagt, etwas anders formuliert hätte.“
…irgendwie seltsam, dass Sie ausgerechnet die Teile unterschlagen, in denen MSS Kritik an Ihnen übt, oder? Obwohl: eigentlich finde ich das in Ihrem Fall irgendwie nicht so seltsam.
Und zu Frieder Otto Wolf: ich empfehle ich Ihnen das Lesen obigen Artikels samt der Verlinkungen. Sie werden dort eine eindeutige Aussage von Herr Wolf finden. Welche? Das verrate ich nicht. Einfach, um Sie zum Lesen des Artikels zu motivieren (,den Sie kritisieren)!
Herrn Bartoschek zur Antwort:
Das ist Ihre Interpretation der E-Mail von Michael Schmidt-Salomon. Ich habe nichts zu verbergen, deswegen habe ich den gesamten Text auf den Seiten der „Initiative Humanismus“ öffentlich gemacht. Dort findet eine argumentative, kein diffamierende Auseinandersetzung statt.
Ich habe kein Interesse daran, mich mit Ihnen weiter auseinanderzusetzen. Ich vertraue darauf, dass unvoreingenommene und gutwillige Leser meines Beitrags diesen so verstehen, wie er gemeint ist und wie er auch von Michael Schmidt-Salomon und vielen anderen verstanden wurde.
Diskutieren geht so:
– ich begebe mich an einen Ort, an dem nicht alle meine Meinung teilen.
– ich werfe ein Zitat in den Raum.
– jemand weißt darauf hin, dass das Zitat nicht vollständig war. Er findet, ich habe etwas unterschlagen.
– ich sage, ich will gar nicht diskutieren.
– ich gehe zurück an einen Ort, an dem fast nur Gleichgesinnte sind. Zum Diskutieren.
Wieder was gelernt.
Die Argumentationsführung von Bartoschek finde ich persönlich *hust* recht beschämend.
Ein Diplompsychologe sollte in der Lage sein, mehr Objektivität in seine Analysen einfließen zu lassen und diese ohne ideologisch gefärbte Brillen zu vollziehen. Im Studium nichts gelernt bzgl. konfundierender Variablen die das Ergebnis unzulässig verzerren?
Die tatsächliche Motivation Bartoscheks für diesen Feldzug liegt dabei weitgehend im Dunkeln und könnte ein reichhaltiges Objekt für tiefenpsychologische Interpretationen sein…
Mein Berufsethos zwingt mich zum Glück nicht dazu, gleich jeden Kollegen als kompetent oder sympathisch ansehen zu müssen… :/
Dann sind wir ja zu zweit.
Wie schön.
Ups, Leute … wollen wir uns den anderen randständigen Typen mit dem trennscharfen Schwarz-Weiss-Weltbild rechter, linker, religiöser oder was auch immer Art, anschliessen und nur noch Freund und Feind erkennen?
Es gibt Fundamente ohne Fundamentalismus, aber es gibt keinen Fundamentalismus ohne Fundament.
Ideen, welcher Form auch immer, haben die Wirkung, die wir ihnen selbst geben.
Meiner Meinung streiten sich da zwei auf der „richtigen Seite“, was ich ziemlich absurd finde und mich doch stark an das „Leben des Brian“ erinnert.
Zunächst: Danke noch einmal an Uwe Lehnert für diesen ausgewogenen und unaufgeregten Kommentar im hpd.de.
Dass dieser Artikel bestenfalls suboptimale Akzente als Mängel aufwies, diese Auffassung teile ich mit Michael Schmidt-Salomon. Diese eher marginalen Verbesserungsmöglichkeiten zu einer Kritik aufzublasen, und dann in guter alter Verdachtspsychologie dahinter irgendwelche Verdunkelungsversuche zu vermuten – das mutet höchst gesucht an. Ich sehe nicht, wo das Hand und Fuss hätte.
Ansonsten finde ich auch den Kommentar #20 von Konrad Jaeger sehr treffend.
Ich empfinde es als Anlass für Fremdschämen, wie hier auf einem wohl abwägenden, sehr sorgfältig formulierenden Autor herumgehackt wird, wie Dreck geworfen wird, die durchaus bedenkenswerten Gedanken (mit Absicht? oder aus Dummheit?) verkennend. Und: Abgewogen und sorgfältig formuliert ist auch dieser hier diskutierte Artikel, ebenso wie alle andern Artikel aus Herrn Lehnerts Feder, die ich bisher gelesen habe.
Es ist eine durchaus erbärmliche Strategie, frühere Verdienste anzuerkennen, und zu meinen, hier umso härter zupacken zu können. Das ist gesuchte Kritik – oder auf Neudeutsch: Bullshit.
Herr Bartoschek, bisher kannte ich Sie nicht. Nun habe ich gleich einen Eindruck gewonnen, der für Sie ungünstiger kaum sein könnte. Was Sie aber natürlich gern ignorieren können.
Mit verärgertem Gruß R.P.
PS: Bei den Initialen – von wegen Verdachtspsychologie – verberge ich nichts, mein vollständiger Klarname steht oben.
@ #16
Ich find beide von Lehnert und Dir veröffentlichten E-Mails seltsam.
Der österreichische Freidenker zitiert Pirinci. Meint er damit Akif Pirinci mit seinen Ganz-weit-draußen-Thesen? Dass will man ja kaum glauben…
Michael Schmidt-Salomon hätte stärker “ auf die reaktionären Aspekte, die mit der Pegida-Bewegung einhergehen“ hingewiesen. Reaktionäre Aspekte? Pegida ist von Grund auf reaktionär. Und erst die anschließende Relativierung durch den Nachweis, was die Gegendemonstrationen alles so falsch machen.
Irgendwie seltsam, dass die Humanistenszene teilweise Schwierigkeiten im Umgang mit PEgida hat.
Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbands Deutschland wurde oben mit missverständlichen Äußerungen über mich zitiert. Wir haben beide darüber uns per E-Mail ausgetauscht. Gestern sandte er mir folgende – hier ungekürzt wiedergegebene – E-Mail zu:
»Lieber Uwe Lehnert,
da haben Sie natürlich ganz Recht! [Bezieht sich auf einen anderen Sachverhalt in meiner letzten Mail an ihn, Uwe Lehnert]
Ich stelle hiermit also ganz ausdrücklich klar, dass ich in meiner Kommunikation mit Ihnen (und durch gründlichere Lektüre Ihrer Texte) eindeutig habe feststellen können, dass Sie nicht zu den Mitgliedern des HVD gehören, um die ich mir in dieser Hinsicht Sorgen machen muss.
Das kommuniziere ich gerne auch an die Ruhr-Barone – und zwar öffentlich.
Ich hoffe, dass damit Ihre völlig berechtigte Nach-Forderung adäquat erfüllt ist.
Lieben Gruß
Frieder Otto Wolf«