Für meinen Text von Montag, in dem ich die Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung für einen Artikel über „Political Correctness“ kritisiert habe, habe ich viel Kritik bekommen. Ich will noch ein paar Worte dazu loswerden.
Debatten in Deutschland fangen oft seltsam an. Das sieht dann so aus, dass ein erhobener Vorwurf zunächst von vielen Seiten entrüstet zurückgewiesen wird. Da wird dann häufig vergessen, sich mit dem eigentlichen Gegenstand der Kritik auseinander zu setzen.
Bei der Debatte um meinen Artikel kam mir das zum Teil recht ähnlich vor. Obwohl mir auch klar ist, dass oft die Leute am meisten kommentieren, die etwas zu meckern haben. Ist ja auch ihr gutes Recht. Mit anderen Worten: Dass bzw. wie ich kritisiert habe, wog schwerer als das, was ich kritisiert habe.
Warum viele Kritiker nicht wissen, wovon sie reden
Viele wissen nicht, wie sich Rassismus anfühlt. Vor allem in den Neunzigerjahren war die Stimmung in Deutschland für ‚Neudeutsche‘ ziemlich ungemütlich. Im September ‘91 war Hoyerswerda, August ’92 Rostock-Lichtenhagen, November ’92 Mölln und im Mai ’93 Solingen. Rassismus war en vogue, und es herrschte eine bedrohliche Grundstimmung, das habe ich schon als Kind mitbekommen.
Wer nie Betroffener war, kann auch nicht verstehen, wie es sich anfühlt, wenn jemandem „Nigger“ an den Kopf geworfen wird. Nur wer diese Erfahrungen mal selbst gemacht hat, hat eine Ahnung davon, was für ein Gefühl da in einem hochsteigt. Das Wort „Neger“ ist ein Trigger. Ein unerträgliches Wort. Man sollte meinen, dass man sich mit fortschreitendem Alter daran gewöhnt, aber das ist nicht so. Es ist das gleiche Gefühl der Hilflosigkeit und Wut, das es immer war. Und das Wissen, dass sich daran nie etwas ändern wird. Für viele andere Diskriminierungsmechanismen ist das sicher ähnlich.
Weil viele eben nicht wissen, wie es den Betroffenen damit geht, spreche ich manchen Menschen das Recht ab, über derartige Gefühle zu urteilen. Sie in „rational“ und „irrational“ zu unterteilen, sie zu bewerten, zu analysieren und letztlich als Unfug abzutun. Dass meine ich, wenn ich von Hybris rede. Menschen, die dieses Gefühl nicht kennen, können schlicht nicht mitreden.
Auch wenn sie es wollen. Wenn sie es verstehen wollen. Und wütend werden, wenn man ihnen sagt, dass es zwecklos ist. Und ja, ich halte Experimente wie Günther Wallraffs umstrittenen Film „Schwarz auf Weiss“ für einen hilfreichen Versuch, wenigstens einen Bruchteil dieses Gefühls nachzuempfinden. Nebenbei: Da dann als erstes das „Blackfacing“ zu kritisieren, spricht im Übrigen schon wieder Bände (s.o.).
Wie ein Stich mit dem Messer
„Nigger“ oder „Neger“ sticht zu wie ein Klappmesser. Macht wütend, und macht aggressiv. Ist der „Tritt in die Fresse“, von dem ich schrieb. Im Grunde sind rassistische Beleidigungen pure Gewalt. Fast schlimmer ist das darauffolgende (unvermeidbare) Unverständnis, die Beschwichtigung. Ein Klassiker ist auch der Satz: „Was hast du denn? Du bist doch gar kein echter Nigger!“
Und dann kommt die Ratio. Dann kommen endlose Diskussionen, und Kommentare von Leuten, die alles besser wissen. Obwohl sie es nicht tun. Dir fällt wieder ein, dass sie nicht wissen können wovon sie reden. Und dass sie sich dieses Unwissens in der Regel nicht bewusst sind. Wenigstens das allerdings, könnten sie ändern. Wenn sie wollten. Dass dann oft das Wort „Zensur“ fällt, von einer „Sprachpolizei“ die Rede ist, hilft dabei eher nicht.
Um nicht kaputtzugehen
Auch gebräuchlich ist der Einwand: „Die nennen sich doch untereinander auch so! Und wenn ich das mache, ist es auf einmal rassistisch?“ Das hört man sehr oft. Und man muss immer wieder erklären, dass Menschen irgendwann aus purer Verzweiflung die Schmähworte annehmen, und als stolze Selbstbezeichnung verwenden. Eine Selbstschutzmaßnahme, um nicht kaputtzugehen. Aber das versteht wieder nicht jeder.
Ein Bekannter fragte mich, wenn ich denn den Leuten abspreche, mitreden zu können, wenn also keine Debatte angestoßen werden sollte: Welchen Sinn hatte mein Artikel zur bsz dann? Diesen: Es war unglaublich befreiend, ihn zu schreiben. Und nein, ich nehme nichts davon zurück.Viele Betroffene haben längst ihre Sprache verloren. Nicht weil sie sich nicht trauen, sich zu äußern, sondern weil es mühselig und auszehrend ist. Ich bin davon überzeugt, vielen Leuten damit aus der Seele zu sprechen.
Das Schlusswort hat die neunjährige Ishema, sie hat kürzlich einen Brief an die Zeit-Redaktion geschrieben:
Vorweg: Ich fand den Text von Montag auch überzogen, die Gründe dafür wurden ausreichend genannt… Aber: Für seine Meinung sollte man sich nicht entschuldigen müssen. Schön, dass du dazu stehst und das auch noch mit Gesicht! Daumen hoch 😉 Ein Tipp für die Zukunft: Zügle beim Schreiben deine Wut. Je sachlicher und weniger persönlich angreifend, desto klarer wirken deine Argumente.
Danke für die (sehr persönlichen) Zeilen.
Als persönlicher Nachtrag meinerseits: Ich habe vor kurzem begonnen meinem Sohn Pipi in Taka Tuka Land vorzulesen – weil ich das seit knapp 30 Jahren als „schön“ in Erinnerung hatte. Und habe das abgebrochen. Und ich glaube, daß einige Kritiker*nnen so wie ich ehrlich überrascht wären, wie reaktionär, chauvinistisch und rassistisch manche Kinderbuchklassiker wirklich sind.
Respekt für diesen wirklich guten Beitrag. Ich persönlich finde nicht, dass Bücher geändert werden sollten. Ich habe Angst vor einer 1984-artigen Anpassungskultur der Geschichte von Büchern, denn was bei Kinderbüchern anfängt, muss nicht bei Kinderbüchern aufhören. Letzten Endes müssen Eltern aber selbst entscheiden, was sie ihren Kindern zumuten möchten. Das Wort „Neger“, sowie viele andere Begriffe, sollte nicht dazu gehören.
Schöne persönliche Stellungnahme. Ich sehe das trotzdem noch immer anders und denke, dass das etwas mit dem Charakter der Menschen zu tun hat; da ist halt jeder unterschiedlich. Auf Grünenwählerart habe auch ich mich jahrelang empört, wenn jemand ein unschönes Wort benutzt oder sich in sonst irgendeiner Weise als „rechts“ geoutet hat. Irgendwann erkennt man, dass das Spiel so nicht läuft: Es gibt komische Leute mit dämlichen Einstellungen und das hat auch alles seine Gründe. Der Grund dafür sind aber nicht politisch nicht korrekte Ausdrücke, sondern Lebensrealitäten. Soll heißen: Mit dem Maulkorb ändert sich gar nichts und ich gehe sogar so weit und sage, dass ich den Maulkorb für gefährlich halte.
Was auf als Nazi-Medien diffamierten Seiten passiert ist letztlich Teil der politischen Meinung der Gesellschaft; wer das zu verbieten versucht und die vielzitierte „Nazikeule“ schwingt, der ändert rein gar nichts. Ich behaupte: Viele derjenigen, die sich als links bezeichnen, tun dies weil es für sie identitätsstiftend ist. Wenn der kleine Grünen-Wähler in Marxloh von nem Türken auf die Fresse bekommt, dann fährt auch sein Gehirn rassistische Spleens. Genauso behaupte ich: Wer einen schwarzen Menschen auf einem Rockkonzert sieht, der findet das erst einmal komisch – und am nächsten morgen sitzt er wieder bei den jungen Grünen im Ortsverband und empört sich über Kinderbücher. Ja, so einfach sind wir!
Das Monopol auf die Definition politischer Kategorien und ihrer moralischen Vertretbarkeit haben linke Parteien und die entsprechenden Medien inne. Es gibt Umfragen zur politischen Einstellung von Journalisten. Ergebnis: Starker Linkstrend. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die öffentlich etablierte und akzeptierte Meinung (wir sind links und das ist gut und „rechts“ ist per se ein Schimpfwort) paradoxe Züge annimmt. Beispiel Islam: Toleranz gegenüber Homosexuellen, Mitleid mit Straßenpunks etc. ist „in“; trotzdem ist der Islam als zu weiten Teilen tief intolerante Sekte, die Schwule wahrscheinlich gerne in Arbeitslager stecken würde, als zu tolerieren kategorisiert. Sorry, aber das ist Mist!
Was hat das mit N***r zu tun? Im links-grünen politischen Spektrum nimmt das Abfeiern der eigenen politischen Einstellung abstruse Züge an. Ohne es zu merken, fordern tolerante und liberale Grüne und Kreuzviertelbewohner das VERBOT (!!!!) von Vokabeln. Mir kann niemand erzählen, dass das gesund ist und ich finde auch den Vergleich zu Anfängen totalitärer Systeme gar nicht so unpassend. Ich wurde selbst schon zigfach als Türke beschimpft, meine halbe Familie ist moslemisch aber ich lass mich lieber von einem 100 Jahre alten Kinderbuch „beleidigen“ als mir von realitätsfremden, neureichen Bio-Spießern den Mund zu verbieten.
Warum glaubt eigentlich nie jemand dem weißen, heterosexuellen Mann, wenn er meint, das wäre kein Rassismus oder Sexismus? 😉
man muss nicht in die Vergangenheit schweifen, um seinen Kindern Allags-Sexismus oder -Rassismus zu zeigen. Aber wird darin natürlich noch deutlicher.
Hallo Martin,
Ich glaube Du, Du redest von zwei Dingen, die nicht unbedingt zusammengehören.
A) Rassismus
B) Wortverbote
Ich glaube, es ist nicht schwer, jemanden mit ganz normalen, üblicherweise positiv besetzten Worten abgrundtief rassistisch zu beleidigen. Genausogut kann ein normalerweise tiefrassistisches Wort wunderbar liebevoll sein. Ein Wort ist nur eine Form. Der Inhalt wird durch die Absicht des schreibenden Sprechenden bestimmt.
Klar waren und sind die rassistischen Übergriffe schlimm und müssen bekämpft werden. Das gelingt aber nicht durch eine Wortpolizei.
Ich glaube auch nicht, dass jemand durch ein Wort verletzt wird, sondern durch die Absicht der Beleidigung.
Mensch. Genosse.
Das sind so Wörter. Die können so dermaßen abwertend benutzt werden, dass du damit eine Schlägerei auslöst.
Mir geht es um die Engstirnigkeit, die Wechselwirkung nicht zu sehen. Und einen Ersatzstreit unter die Fassade, über Wortverboten, aufzuziehen.
Darauf bezieht sich die Kritik. Denn von Verboten halte ich wenig. Es sei denn, falsche Tatsachen werden behauptet und als Meinung verkauft.
> Debatten in Deutschland fangen oft seltsam an.
Das kann man wohl sagen.
Und der Artikel vom Montag war ein gutes Beispiel dafür.
Man kann jetzt zum Thema anderer Meinung sein als die Artikelschreiberin aus Bochum. Dann muß man auf ihre Argumente eingehen und versuchen diese zu widerlegen. Was am Montag ansatzweise auch geschah – aber erst weiter hinten im Text.
Aber erst einmal – der seltsame deutsche Debattenanfang – wird die Autorin mit einem PI-Vergleich überzogen. Was nun ziemlich unsinnig ist, weder ihre Argumentation noch ihre Wortwahl unterscheidet sich groß von dem, was in allen möglichen seriösen Medien zu lesen war. PI spielt in dieser Debatte überhaupt keine Rolle.
Einer Autorin PI-Nähe zu unterstellen ist schlicht beleidigend und lenkt vom eigentlichen Thema ab.
Ich glaube nicht, dass dieses junge Mädchen diesen Brief selbst geschrieben hat – das hat ja doch einen großen Hoax-Faktor.
Ansonsten:
Die Art und Weise des Artikels hat mir nicht gefallen, man hätte sich auch anders mit dem Thema auseinandersetzen können. Ich habe mit meinem Kommentar zu Karsten F. vielleicht auch überzogen, mir ging seine selbstgefällige Art aber einmal zu viel auf den Keks.
Ich glaube, dass es besser gewesen wäre, wenn du vor der Veröffentlichung den Kontakt zur Autorin des bsz-Artikels gesucht und sie mit deinen Argumenten konfrontiert hättest. Möglicherweise hätte sie selbst in einer weiteren Veröffentlichung von ihrem Duktus Abstand genommen.
Zur Sache noch einmal:
Es bringt nichts, ein Kommentar im anderen Artikel hat das auch dargestellt, aus Pipi Langstrumpf nun eine kleinbürgerliche Erzählung für kleinbürgerliche Leserinnen und Leser zu machen.
Ich würde aus Astrid Lindgrens Werk keine neue Erzählung machen – das wäre sie aber, wenn man das Ganze ändern würde. Wie ist das eigentlich bei Robin Hood? Je nach Adaption (es ist bei Costner/Crowe/Disney nämlich nur eine Adaption und nicht das Original!) geht es ja schon ziemlich ab, von wegen Kreuzzüge und so.
Und es bleibt auch dabei: Der bsz oder auch der Autorin eine Nähe zu PI zu unterstellen, ist unmöglich und beleidigend.
@launisch:
Sieh es doch einfach nicht als Maulkorb an, sondern als Bitte, mit Deiner Sprache sensibler umzugehen. Wenn man erst einmal verinnerlicht hat, dass Schaumküsse im Gegensatz zum heiß umkämpften Synonym nicht verletzend sind, geht einem dieses Wort wie von allein über die Lippen.
Zur Änderung der Trigger-Worte in alten Büchern: Was zum Henker ist sc schlimm daran, aus dem Vater von Pippi einen Südsee-König zu machen? Und niemand komme mir mit Kultur-Erhalt und ähnlichem Kappes – sonst dürften alte Bücher auch nicht verfilmt werden.
Ich habe auch eine gegenteilige Meinung.
Dürfen sich nur Opfer von Rassismus zu der Debatte äußern? Weil alle anderen ja nicht wissen wie sich das anfühlt? Das finde ich falsch.
So gut wie jeder wird schon Opfer von Beleidigungen und Ausgrenzung gewesen sein und wissen wie sich sowas anfühlt. Ich weiß auch wie sich sowas anfühlt. Ich war zwar nie Opfer von Rassismus, aber ich war schon immer dick und wurde aufgrund dessen besonders in Grundschule und Orientierungsstufe oft gemobbt.
Und mir würde es nie in den Sinn kommen Sätze wie „Du fettes Schwein“ aus Büchern streichen zu wollen.
Was würde eine Streichung überhaupt bringen? Gibt es dann keinen Rassismus mehr? Ist dann alles toll?
Wer andere mit „Nigger“ oder „Neger“ anspricht hat sowieso andere Probleme als dass er die falschen Bücher liest (wenn er überhaupt häufig Bücher liest….)
Ich wollte bei deinem letzten Artikel schon einen Kommentar schreiben, bin aber nicht dazu gekommen.
Ich bin froh dass du den Artikel geschrieben hast, aber es macht mich wütend dass die Erfahrungsignoranz andere dich dazu gebracht hat dich rechtfertigen zu müssen. Es ist immer das gleiche. Die Leute die laut aufschreien haben keine Erfahrung davon wie es ist mit der „falschen“ Hautfarbe hier zu leben. Sie haben nie die Angst und den Schmerz empfunden. Sie haben nie die Erfahrung gehabt zu versuchen mit erhobenem Haupt aus so einer Situation heraus zu gehen. Und weil sie es nicht kennen kann es nicht existieren. Es wird weg argumentiert oder einfach ignoriert. Es kommen Unterstellungen von Überempfindlichkeit, Zensur usw…
Es ist immer wieder das Gleiche. Menschen vertragen keine Kritik. Aber wenn man hartnäckig und konsequent ist kann man (irgendwann) was erreichen. Ich hoffe du schreibst weiter und lässt dich nicht von denen die es versuchen zum schweigen bringen.
Martin, ich stimme mit Dir darin überein, dass man Rassismus unterschätzt, wenn man selbst nicht zu einer der betroffenen Gruppen gehört. Ein Schlüsselerlebnis brachte mich zu dieser Erkenntnis. Als ich einmal mit einem schwarzen Freund über die Straße lief, rief eine alte Frau ihm entgegen: „Du Affe, geh zurück nach Afrika, wo Du herkommst!“ Vor diesem Erlebnis hätte ich einen solchen Spruch allenfalls im Deutschland der Jahre 1933-45 für möglich gehalten, aber nicht in den 2000er Jahren. Und ja, Worte können sehr verletzen, Worte können wie Waffen gebraucht werden.
@ Martin Niewendick
neulich war der kleine Sohn einer Freundin auf einem Kindergeburtstag … es kam der „Schwarze Mann“:
„Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
(…) Das Kinderspiel lässt sich auf die Kinderschreckfigur des Schwarzen Mannes zurückführen, die im ganzen deutschsprachigen Gebiet bekannt ist (…)“
Weisst du darüber mehr als Wikipedia ?
Den „Schwarzen Mann“ gibt es auch in anderen Sprachen, zum Beispiel:
„babau“, Italienisch: „se non la smetti chiamo il Babau!“ – „wenn du nicht damit aufhörst, rufe ich den Schwarzen Mann!“
Auch ich hatte mir überlegt, den letzten (vorhergegangenen) Artikel zu kommentieren. Da es nun ein neues „Statement“ gibt, möchte ich das hier nachholen.
Auch ich habe eine Meinung zur „Zensur“ und zur nachträglichen „Änderung“ von Schriftgut. Sie ist, um mal den Wortlaut des Verfassers aufzugreifen, auch „ein Tritt in die Fresse“. Sicherlich gibt es Gründe, dass man in dieser Art und Weise auf ein Thema reagiert, das für einen selbst höchst brisant und bewegend ist. In dieser Form… in dieser Härte… und mit dieser aggressiven und verdächtigenden Methodik jedoch nicht. Der Artikel von Frau J. ist gut, so wie er ist. Er setzt sich mit einem Thema auseinander, das in machen Kreisen sehr polarisiert… in anderen weniger bis überhaupt nicht. Ihre Haltung/Stimmung ist keine Einzelmeinung… anstößig und verachtenswert ist sie sicherlich nicht. Diskutabel allenfalls. Wie hier jedoch diskutiert wird (in dem vorherigen Artikel – sofern überhaupt diskutiert wird) ist rücksichtslos, schwach und „dumm“. Merkmale, die man in ihrer Form auch den Menschen vorwerfen kann, die tatsächlich „ausgrenzen“ und wahrhaftige Rassisten sind. Eine sachliche Diskussion hätte vermutlich mehr Früchte getragen.
Auf der Facebook Seite zum :bsz Artikel habe ich einen Kommentar gelesen. Dort wird wie folgt argumentiert: „Das halte ich für Unsinn. Im Gegenteil haben sich viele, die sich jetzt zu Wort melden, sich seit Jahren und Jahrzehnten freiwillig oder unfreiwillig mit diesen rechten Diskursen auseinandergesetzt, die hier reproduziert werden – entweder, weil sie von dem Rassismus betroffen sind, oder weil sie zu den Themen politisch gearbeitet oder dazu geforscht und publiziert haben. An Auseinandersetzung scheint es mir da nun wirklich nicht zu fehlen – anders als bei Leuten, die dummdreiste Sätze wie „Wie viele Bücher und damit kulturelles Erbe noch dem Rotstift der Political Corectness zum Opfer fallen werden, bleibt ungewiss.“ in eine Zeitung schreiben.“ R.v.R.
Neben der recht interessanten Argumentation, die sich im persönlichen Schicksal des Autors dieses Artikels wiederfinden lässt (zumindest: „weil sie von dem Rassismus betroffen sind“), stoßen zwei Punkte auf. Zum einen wird die Autorin des :bsz Artikels als „dummdreist“ bezeichnet. Wer seine Meinung/Haltung durch die Attribute rechtfertigt, die ihm eine „akademische“ Laufbahn (die „Rassismusforschung“ ?!?), politische Arbeit oder Publikationen ermöglichen, der sollte auch sachlich argumentieren. „Dummdreist“ (oder zahlreiche „Worte“ des ersten RB Artikels zu diesem Thema) passt nicht ganz zu dieser Rechtfertigung. Zumindest habe ich dieses Wort in noch keiner akademischen Schrift gelesen.
Der Zweite Punkt: Es ist erstaunlich, wie viele derer sich hier solidarisch zu Wort melden, die zur alten Redaktion der :bsz Redaktion gehörten. Ich kann mich noch gut an das Impressum erinnern. Namen wie Rolf v. Raden, Karsten Finke [usw], habe ich im Zuge dieser Diskussion an verschiedenen Stellen gelesen (ob auf FB oder hier). Woher kommt also der massive Gegenwind, der der „neuen“ :bsz Redaktion entgegen schlägt wirklich? Vielmehr, warum wird so massiv gegen diese neue Redaktion gewettert? Sollte die ganze heiße Luft überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben, sondern vielmehr die Redakteure der neuen Redaktion diskreditieren und verunglimpfen; dann ist das eine Schande und sehr bedauerlich. Für mich riecht es hier nicht mehr nach heldenhafter Rassismuskritik. Es stinkt nach verletztem Stolz und Wut und Hass. Wenn es sich hier um „politisches“ Kalkül handelt, dann… dann macht es keinen Sinn, weiter über dieses Thema zu diskutieren.
Ich finde gut, das Martin diese Debatte angestoßen hat. Das konnter er aber nur, weil es eben kein rassistisches Sprachverbot gibt bzw. weil es bislang nicht durchgesetzt wurde. Das Sprechen über Rassismus setzt viel mehr den rassitischen Sprachakt voraus. Es ist also völlig unangemessen alle die unter generellen Rassismusverdacht zu stellen, die diese Art der Sprache nicht verbieten wollen.
Das ändert allerdings nichts daran, dass rassistische Sprache sehr verletzend ist bzw. sein kann. Manchmal ist sie sogar schlimmer als physische Gewalt. Ihr Verbot kann diesen Schmerz aber letztlich nicht verhindern, denn der Rassimus sucht sich auch ohne Worte seine Bahn. Erst recht wenn er sich als Sprache gar nicht erst ausdrücken kann oder darf.
Rassimus ist auch nicht an eine bestimmt Hautfarbe gebunden. Er hängt vielmehr davon ab welche ethnische Gruppe in einer Gesellschaft in der Mehrheit oder in der Minderheit ist und welche besonderen Ängste und kulturellen Schranken bei den jeweiligen Ethnien vorherrschen. Häufig ist es sogar so, dass die momentanen Opfer von Rassimus unter anderen Mehrheitsbedingungen ohne weiteres zu Tätern würden.
Rassismus lässt sich deswegen gesellschaftlich nur in langwierigen und schmerzvollen Prozessen überwinden die immer wieder zu Konflikten, ja zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt haben und noch führen werden. Selbst eine faire und unvoreingenommen Diskussion ist bei diesem Thema schwierig, weil bei den Opfern die schon geschlagenen Wunden bzw. Narben dabei immer wieder aufbrechen und bei den Tätern häufig Schuldabwehr vorherrscht.
Mit Menschen die in ihrem Rassimus festsitzen, d.h. die Kritik daran entweder gar nicht verstehen oder als Affront auffassen, ist ein Diskussion fast unmöglich. Aber auch in diesem Fall hilft kein Sprachverbot, so unerträglich einem auch solche Menschen erscheinen mögen. Stattdessen kann es durchaus hilfreich sein – bei entsprechenden Kräfteverhältnissen natürlich – dem Täter eins „aufs Maul“ zu geben und das nicht nur in Worten.
Auf Sprachverbote zu verzichten heißt nämlich nicht, dass man sich sprachlichen Rassimus gefallen lassen lassen. Wie schon gesagt: Rassismus kann man nicht verbieten, bekämpfen kann man ihn schon. In Worten und, wenn notwendig und möglich, auch in der handgreiflichen Tat. Wer Jemandem mit Worten absichtlich wehtut der darf sich im Ernstfall einfach nicht wundern, wenn ihm die Antwort in Form einer Faust entgegenkommt. Auch aus lerntheoretische Sicht kann diese Form der unmittelbare Strafe durchaus erfolgreich sein.
Besser allerdings wenn es ganz ohne physische Gewalt geht. Genauso empfehlenswert ist der Verzicht auf den rassistischen Generalverdacht. Wer hinter jeder Ecke/Wortwahl Rassismus vermutet der wird ihn auch da finden wo keiner ist bzw. er sich bei näherer Betrachtung als Fahrlässigkeit und/oder Absichtslosigkeit herausstellt. Sprachliche Sensiblisierung ist ein Sache, Vorverurteilung eine ganz andere.
Ansonsten als mediale Empfehlung zum Thema drei äußerst sehenswerte amerikanische Spielfilme:
„LA Crash“, „Do the right Thing“ und „Jungle Fever“.
Schopenhauer soll seinen Hund mit „Du Mensch“ beschimpft haben (Pudel, nicht lila), wenn er sich über ihn geärgert hat. Sprache hat immer Bezug zum Kontext 😉
Arnold Voss sagt, dass es kein rassistisches Sprachverbot gebe bzw. es bislang nicht durchgesetzt werde – ja, vielleicht. Es gibt aber immer wieder Versuche, die Sprache „politisch korrekt“ zu bereinigen – teilweise mit absurden Folgen:
Mark Twains Klassiker „Huckleberry Finn“ wurde in den USA vom Verlag vom Wort „Nigger“ befreit – das in „Huckleberry Finn“ mehr als 200-mal vorkommt –, und durch den weniger „anstößigen“ Begriff „Sklave“ ersetzt. Mark Twain war besonders wegen seiner humoristischen, von Lokalkolorit und genauen Beobachtungen sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen sowie aufgrund seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft berühmt. In seinen Werken beschreibt er den alltäglichen Rassismus; seine Protagonisten durchschauen die Heuchelei und Verlogenheit der herrschenden Verhältnisse. Das Schimpfwort „Nigger“ hat in seinen Werken also genau die Funktion (Beschreibung des alltäglichen Rassismus), wegen der es jetzt offenbar nicht mehr tragbar scheint. Das ist ungefähr so, als wenn man in Büchern gegen die Zensur das Wort Zensur verbieten wollte.
Ich möchte Martin sehr für seine Artikel danke. Sowohl für den ersten, als auch für diesen hier.
Aus meiner Sicht haben wir noch einen langen Weg voll antirassistischer Diskurse vor uns, bis sich endlich einiges ändert.
Kurz zu der Sache mit der bsz. Ein paar ehemalige Redakteur*innen schalten sich häufiger in Debatten über aktuelle Artikel der bsz ein. Dies geschieht nicht aus Wut oder verletztem Stolz. Auch, wenn wir sehr gerne in der bsz gearbeitet haben, ist unsere Zeit einfach vorbei. Wir mischen uns nur manchmal ein, weil uns die bsz immer noch sehr am Herzen liegt und wir es echt traurig finden, wie sie sich entwickelt. Ich denke, dass ich damit auch für einige andere der ehemaligen Redakteur*innen spreche.
@ Nansy #18
„There are many humorous things in the world, among them the white man’s notion that he is less savage than the other savages.“
Mark Twain, Zitat aus: „Following the Equator“, 1897
@ Nansy
Die politische Korrektur bei Mark Twains „Huckleberry Finn“ist ein sehr gutes Beispiel für einen rein begriffsbezogenen Antirassismus, der letztlich zu seinem eigenen Gegenteil führt.
Das gleich gilt beim in den USA politisch korrekten Ersetzen des Adjektives schwarz durch afroamerikanisch. Hierzu im Originalton Whoopi Goldberg:
„Nennen sie mich ruhig Arschloch. Aber bezeichnen sie mich bitte nicht als Afroamerikanerin. Es würdigt alles herab, was ich bisher erreicht habe, ebens wie alles, was alle anderen Schwarzen jemals auf amerikanischen Boden zustand gebracht haben. Ich bin keine Afroamerikanerin. Ich stamme nicht aus Afrika. Ich komme aus New York.
Meine amerikanischen Wurzeln reichen viel weiter zurück als die der meisten Leute, bei denen nichts vor dem Wort -Amerikaner- steht. Ich kann meinen Stammbaum bis zur Mayflower zurückverfolgen. Schon möglich, dass wir nicht auf dem Schiff waren, sondern in seinem Bauch. Aber das zählt auch.“
@Ben: Ich hab Deinen Kommentar gelöscht und werde das in Zukunft mit all Deinen Kommentaren machen.
Martin,
mal grundsätzlich: es ist ja wohl dein Stil, möglichst scharf auszuteilen. Wenn ich deine Beiträge in diesem Blog so verfolge, bevorzugst du ja oft die Variante „Keule“. Das Florett liegt dir nicht so.
Nun muss einer, der gerne so austeilt wie du, auch gelegentlich einstecken. Mag man beklagen, aber so ist es nun mal. Da aber fehlt mir dann bei dir häufig die dafür notwendige Gelassenheit. Kritikern zu sagen, sie hätten eigentlich nicht das Recht, sich zu einer Sache zu äußern, ist – pardon – töricht.
Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass dein Berufswunsch Journalist ist. Sollte das wirklich so sein, empfehle ich dir beizeiten und regelmäßig eine Art Supervision. Das wird deinem Stil und damit dir helfen. Kurzum: stell dich ruhig öfters selbst in Frage, schau dich selbst und deine Arbeit von außen an.
@Torsten: Wir alle in diesem Blog geben der Keule den Vorzug vor dem Florett und wir alle können auch gut einstecken. Was Martin allerdings nicht nötig hat ist eine Belehrung durch Dich: Ich mag seinen Stil, Martin ist eine Bereicherung für das Blog und hat dem Erfolg der Ruhrbarone maßgeblichen Anteil.
Was mich wundert bei diesen ganzen „Zensur“schreiben:
Nein, Preuslers Werke wurde nicht von seinen Verlag und einer Rotgrünen Zusammenrottung einfach nach Gutdünken verändert
In Gegenteil, die Familie Preusler wurde durch einen Schriftverkehr mit einen Kritiker überzeugt das diese Wörter einen verletzenden Hintergrund haben und gaben die „Kleine Hexe“ für diese Veränderung frei. Wo jetzt dort dann die „Zensur“, „Neusprech“ oder der „Tritt ins Gesicht“ sein soll erschließt mir nicht ganz.
In Gegenteil hier wurde auch von der Familie selber ein Zeichen gesetzt damit klar wird wie Wörter verletzend/rassistisch sein können. Damit wäre auch der Verweiß des „Sprachliche Sensibilisierung“ erfüllt, nichts anderes ist hier passiert.
Ich würde sogar weiter gehen, und unterstelle jetzt die die gerne ala „1984“ argumentieren, das eben sie sich ebenfalls wie die innere Partei verhalte und gerade versuchen „ihr Wort“ ohne Rücksicht auf Schöpfer und Mitmenschen zu erhalten.
@KingGhidorah
Wenn es ja „nur“ um Kinderbücher gehen würde, könnte ich die Debatte ja noch verstehen (obwohl ich selber meinen Kindern lieber das Original mit ein paar Erklärungen näher bringen würde). Aber es geht eben nicht nur um Kinderbücher, die „sprachsensibilisiert“ werden sollen, sondern auch um historische Texte für erwachsene Leser, die im Focus der „Sprachverbesserer“ stehen (z.B. Mark Twain).
Womit wir wieder bei Mark Twain wären (dessen Büchern vom Verlag vom Wort „Nigger“ befreit wurden). Das ist auch insofern interessant, als Mark Twain in der Anti-Imperialist League vehement gegen den Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 argumentierte. Und in diesem Krieg wurde die herabsetzende Bezeichnung „Nigger“ von amerikanischen Soldaten gegenüber den Filipinos wieder benutzt:
„Black Americans, wanting to fight for their country, got there only to hear White American soldiers call the Filipinos “niggers” day after day. Many white officers called the war “nigger killing business”. One white soldier said:
Our fighting blood was up, and we wanted to kill niggers. This shooting human beings beats rabbit hunting all to pieces.“
https://abagond.wordpress.com/2010/10/01/philippine-american-war/
Was bedeutet, dass die herabsetzende Bezeichnung „Nigger“ nicht allein eine ethnische Diskriminierung (afroamerikanisch) ist, sondern auch eine rassistische Diskriminierung zur Herabsetzung des Gegners in einem Konflikt sein kann.
Mir ist die ganze nachträgliche sprachliche „Schönfärbung“ von geschichtlichen Ereignissen irgendwie verdächtig. Man betreibt ja inzwischen nicht nur sprachliche-sondern auch bildliche Schönfärbung. in Frankreich wurden zum Beispiel auch Bilder von Künstlern nachträglich „verbessert“, wenn diese mit einer Zigarette fotografiert wurden. So wurden 2.000 Filmplakate des Films „Mon Oncle“ retuschiert, die auf eine Ausstellung über den französischen Meisterkomiker Jacques Tati hinwiesen. Die Pfeife im Mund von Tati wurde durch ein Windrad ersetzt. Bilder des Musikers Serge Gainsbourg, von dem es so gut wie keine Abbildungen ohne Zigarette gab, wurden im Dienste der „guten Sache“ gefälscht.
Mir ist nicht klar, wie man sich mit solchen Fälschungen wohlfühlen kann.
Wen’s interessiert: Aus der ZEIT kam inzwischen schon eine Antwort auf den Brief von Ishema:
„Liebe Ishema, vielen Dank für Deinen Brief. Natürlich werden wir, wird die Zeitung Dir noch ausführlich antworten, und sicherlich Deinen Brief auch veröffentlichen.
Ich selber wollte aber die Chance nicht verstreichen lassen, Dir direkt zu antworten. Und zwar weil ich in meinem Text, finde ich, ein bisschen Deine Perspektive auf diese Frage eingenommen hatte (https://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprachgebrauch). Nicht genau Deine, aber doch eine ähnliche. DIE ZEIT hat in ihrer vergangenen Ausgabe wie Du siehst unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gezeigt.
Du beschreibst ja sehr anschaulich, wo auf dem Farbspektrum Du Deine Hautfarbe einordnen würdest, und ich glaube, darin sehen wir uns sehr ähnlich. Deshalb kenne ich auch dieses innere Zusammenzucken, wenn plötzlich jemand – meist in ironischer Absicht – das N-Wort gebraucht. Deshalb habe ich auch versucht zu zeigen, dass es natürlich ein Fortschritt an Sensibilität und Menschlichkeit ist, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie unangenehm dieses Wort in den Ohren derer klingt, die in vergangenen Zeiten damit ganz selbstverständlich gerufen wurden. Ich kann also Deine Reaktion gut verstehen. Anders als Du glaube ich aber auch, dass es einen Unterschied macht, ob das Wort Neger in einem vor langer Zeit geschriebenen Buch auftaucht oder im heutigen Sprachgebrauch eingesetzt wird.
Es hat – das kannst Du mir glauben – unglaublich viele Leserbriefe auf unsere Ausgabe gegeben. Und zwar mit sehr unterschiedlichen Positionen, die sich auch sehr feindlich gegenüberstanden. Seit ich diese ganzen Reaktionen gelesen habe, spüre ich, dass ich selber noch mehr über diese Frage nachdenken möchte – und Deinen Leserbrief immer
besser verstehe.
Herzlich,
Ijoma Mangold“
https://www.facebook.com/zeitonline/posts/495405593830960
@Martin Niewendick:
Fawlty Towers wird in der BBC wiederholt. Die Wiederholung der bald 40 Jahre alten Comedyserie mit John Cleese wäre zu begrüßen, wenn nicht auch die BBC vom p.c. Fieber angesteckt worden wäre.
Zitat: „Doch kein Ort ist ohne Sünde, jedenfalls in den Augen von Sprachwächtern, und so hat man nun ausgerechnet der Figur des Major Gowen, dem niemand, der auch nur annähernd über geistige Suffizienz verfügt, geistige Suffizienz zugestehen würde, einige besonders benebelte Sätze gestrichen. Mit Sprüchen wie “Das Komische war, dass sie den ganzen Morgen lang die Inder als Neger bezeichnet hat. Nein, nein, nein habe ich da gesagt. Die Neger sind die Westinder. Diese Leute hier sind Kanaken.” gab Major Gowen geradezu das Paradebeispiel des – meist schon zu aktiven Zeiten debilen – britischen Militärs, denn niemand zweifelt daran, dass die weißen Sahibs und Memsahibs in Indien so über die “Eingeborenen” sprachen. Dass Major Gowen diese Denke mit in seine Demenz übernahm ist nur logisch. Nicht jedoch für die BBC Verantwortlichen.“
https://www.herrenzimmer.de/2013/01/24/halbherziger-perfider-albion/
Es gibt also schon „Sprachsensibilisierung” (nur um das so unbeliebte Wort Zensur zu vermeiden) bei Fernsehserien, Büchern und Bildern für Erwachsene – und nicht nur bei Kinderbüchern. Und das wird oft schon in vorauseilendem Gehorsam getan.
Wenn Sie diese Debatte anstoßen, ist das ja erst einmal etwas Positives. Nur warum machen Sie auf halbem Wege halt? Sie beklagen zwar, dass dann oft das Wort „Zensur“ fällt, von einer „Sprachpolizei“ die Rede ist, lassen aber nicht erkennen, wie weit Sie zu gehen bereit sind. Wie weit darf man gehen, wenn alte Bücher, Fernsehserien und Bilder von „wohlmeinden“ Leuten nachgebessert werden? Bei welchen Sprachbegriffen wollen Sie das mittragen und wo hört für Sie die Berechtigung für Sprachverbote auf? Es wäre schön, wenn Sie nicht nur die Debatte anstossen würden, sondern uns auch ihre Vorstellungen von der Umsetzbarkeit solcher Sprachverbesserungen mitteilen könnten. Betroffenheit alleine ist nur der halbe Weg.
„Wir alle in diesem Blog geben der Keule den Vorzug vor dem Florett“
Was, werter Stefan, ja nicht automatisch ein nachahmenswerter Qualitätsmaßstab sein muss. 🙂
@Torsten,
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Und für Wannabe-Oberlehrer wird der gerne rausgeholt. 😀
Es dürfte reichlich naiv sein, zu glauben, das man Rassismuss dadurch bekämpfen könnte, das man Worte verbietet. Rassismus, kann man am ehesten bekämpfen, indem man Rassisten zeigt, wie dumm sie sind. Das beste Beispiel ist doch President Obama (Martin Luther King oder Herr Mandela). Er hat der Welt gezeigt, zu was für Leistungen „andersaussehende“ Menschen, (Familien) fähig sind. So bekämpft man Rassismus, am wirkungsvollsten. Wer garantiert euch denn, das das N-Wort, nicht mal wieder zu einer ehrenvollen Bezeichnung wird? Schaut euch doch mal die Entwicklung der Bezeichnung Frau-Frauenzimmer-Weib-Frau an? Sprache ist etwas Lebendiges, was sich wandelt. Wenn ich in meiner Kindheit, geil oder schwul gesagt hätte, hätte ich eins aufs Maul bekommen. Heute bezeichnen sich sogar Oberbürgermeister als schwul.
Grüße, Rudi Gems