Wilfried Schaus-Sahm war Erfinder und langjähriger Leiter des
überregional bekannten „Traumzeit-Festivals“ im Landschaftspark-Nord
in Duisburg. Zwölf Jahre führte er die Geschicke dieses Events. Vor
drei Jahren startete er sein neues Projekt „Sommerton-Festival“ auf
Schloss Diersfordt in Hamminkeln. Von unserem Gastautor Stephan
Sadowski.
Herr Schaus-Sahm, sie haben am Niederrhein ein gänzlich neues
Musik-Festival aus dem Boden gestampft. Was machen Sie anders als Ihr
Mitstreiter Burkhard Hennen, der als ehemaliger Leiter des
Moers-Festivals mit seinem Offside-Open-Festival in Geldern nur zwei
Spielzeiten erleben durfte?
Mein Kollege Burkhard Hennen hatte seinerzeit das Problem, dass er
genau mit dem gleichen Konzept weiter gemacht hat, wie er es schon in
Moers betrieb. Er hat genau dieselben Musiker nach Geldern
mitgenommen, die er bereits ständig vorher in die Grafschaft geholt
hatte, wie z.B . David Murray. Zeitgleich hatte Reiner Michalke das
Moers-Festival im Sinne Hennens weiterentwickelt, so dass eigentlich
kein Bedarf mehr für ein zweites Event dieser Art war. Im zweiten Jahr
fing Burkhard Hennen dann schon an, das Offside-Open für die breite
Masse umzugestalten, holte Pop-Bands wie die „Jazz-Kantine“ oder den
Casting-Star Max Mutzke. während Michalke aber das Moers-Festival
spezifizierte.
Ich führe im Grunde meinen Traumzeitgedanken weiter und mache ein
kleines exquisites Festival mit immer wieder neuen Entdeckungen und
Weltstars aus der Jazz-Szene wie Al di Meola im letzten Jahr und
dieses Jahr Maria Joao. Die Musiker sind natürlich Sparte, aber dafür
gibt es, wie Sie sehen, einen Bedarf am Niederrhein, denn die
Besucherzahlen pendelten zwischen 350 und 450 am Freitag und Samstag,
plus nochmal 100 am Sonntag in der kleinen Renaissance-Kirche bei John
Surman.
Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer „Traumzeit“ in Duisburg?
Mich ärgert natürlich schon, dass ich den Namen nicht mitnehmen durfte
für mein neues Festival. Aber ich sehe auch da eine Entwicklung, die
mehr von meinem Grundgedanken abdriftet. Ich habe z.B. damals keine
Überschneidungen von Konzerten zugelassen, wie es jetzt der Fall ist,
allein aus Respekt vor den Musikern. Traurig stimmt mich auch , dass
der ganze Weltmusik- und Jazz-Gedanke dem Festival über die Jahre
abhanden gekommen ist, das heißt die ursprüngliche Idee ist komplett
verschwunden. Die Traumzeit entwickelt sich immer mehr hin zum Pop und
in die Singer-Songwriter-Ecke. Aber auch da ist der Bedarf am
Niederrhein schon gedeckt mit dem Haldern Pop-Festival bei Rees, heißt
also, die Traumzeit wird sich langfristig mit diesem Open-Air in
Haldern messen müssen.
Bei mir gab es noch richtig feine Auftragskompositionen im Jazz für
die Traumzeit, das ist jetzt alles weg.
Was meinen Sie zur Kulturförderung am Niederrhein und im Ruhrgebiet?
Die öffentlichen Kassen sind natürlich leer und alle Kulturschaffenden
haben darunter zu leiden. Momentan fließen viele Gelder in den
sozialen Bereich, das ist aufgrund der politischen Situation ja auch
richtig. Etwas kulturell Neues bekommt keine Fördergelder, man braucht
also private Leute, die das Festival stützen. Die habe ich hier zum
Glück gefunden und wir sind zehn Musikverrückte innerhalb des Vereins,
die das Festival im Grunde planen, die Künstler auswählen, Homepage
gestalten, Werbung machen, etc.. Auch die örtliche Politik war sehr
angetan: die Weseler Bürgermeisterin und der Vorsitzende des
Kulturausschusses der Stadt waren an den Tagen da und zeigten sich
ganz begeistert von dem Esprit des Sommerton-Festival und bekannten
sich auch öffentlich dazu. Die Politik merkt nun auch, dass etwas
passiert bei unserem Event…
Ihr Ausblick für die Zukunft?
Wir werden mit erkennbarem Profil unser Festival weiter betreiben. Die
Zuschauer und die Musiker waren alle hellauf begeistert von diesem
exquisiten Spielort auf Schloss Diersfordt und wir können jedes Jahr
steigende Zuschauerzahlen vermelden. So wird es wohl weiter gehen.