Im Konflikt mit der Thyssenkrupp-Konzernführung greift die IG Metall die Essener Großaktionärin Krupp-Stiftung an. „Die Beschäftigten sind sehr enttäuscht von der Stiftung“, sagte Jürgen Kerner, der Zweite Vorsitzende der IG Metall, der auch Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp ist, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagsausgabe und waz.de). Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei „die Stiftung der Garant für sichere Arbeitsplätze und den Zusammenhalt im Unternehmen“ gewesen, sagte Kerner. „Sie nehmen nun wahr, dass das nicht mehr so ist.“
Der frühere IG Metall-Chef Detlef Wetzel, heute Vize-Aufsichtsratschef der Stahlsparte Thyssenkrupp Steel, äußerte sich ebenfalls kritisch zur Krupp-Stiftung, die mit Hilfe von Konzern-Dividenden unter anderem kulturelle Projekte finanziert. „Wir reden hier von einer Stiftung, die sich gemeinwohlorientiert nennt. Ich sehe aber vor allem, dass sie kulturelle Aktivitäten fördert und dafür das Geld aus Thyssenkrupp-Dividenden einsetzen will“, sagte Wetzel der WAZ. „Ich finde, es wird der Verantwortung der Stiftung nicht gerecht, die kulturellen Interessen über das Schicksal der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer Familien zu stellen.“
Mit einem Anteil von rund 21 Prozent ist die Krupp-Stiftung die größte Einzelaktionärin des Thyssenkrupp-Konzerns. Die von Ursula Gather geführte Stiftung unterstützt den umstrittenen Vorstandschef Miguel López, der die Hälfte der traditionsreichen Stahlsparte mit rund 27.000 Beschäftigten an den tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky verkaufen will.