In dieser Woche startet auch die nordamerikanische Eishockeyliga NHL wieder in ihre neue Spielzeit. Die 30 Teams aus den USA und Kanada bestreiten nun zunächst einmal je 82 Vorrundenspiele bevor dann im Frühjahr mit der KO-Runde, den Playoffs, eigentlich erst die entscheidende Phase der Saison beginnt, im kommenden Juni dann der Sieger des begehrten ‚Stanley Cup‘ ermittelt wird.
Titelverteidiger sind diesmal die Chicago Blackhawks, welche in den letzten Jahren eines der erfolgreichsten Teams sind, ohne jedoch, dass sie ansatzweise eine Dominanz erreicht hätten, wie sie aktuell z.B. dem FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga hierzulande nachgesagt wird.
In der NHL sind Titelverteidigungen höchst selten, können auch Teams vom Tabellenende innerhalb weniger Jahre zu einem Titelkandidaten werden. Das hat unterschiedliche Gründe, und nicht jeder davon ist hier nach Europa übertragbar, ist wünschenswert, praktikabel. Da sprechen schon arbeitsrechtliche Gründe dagegen. Im nordamerikanischen Eishockey gibt es eine komplett andere Struktur, eine andere Tradition, andere Denkmuster. Schließt sich dort ein Spieler dem Spielbetrieb der Liga an, dann kann er, mehr oder weniger, als eine Art ‚Manövriermasse‘ der Vereine, häufig auch ohne sein Einverständnis, hin und her transferiert werden, auch während der laufenden Saison. Das kann sehr hart sein für Spieler, wie ich selber aus einigen Gesprächen und Interviews, welche ich mit einigen Beteiligten schon geführt habe, als ich noch regelmäßig über diese Liga berichtet habe, weiß. Quasi über Nacht mit der Familie einige tausend Kilometer weiter ziehen zu müssen, ohne dass man Einfluss darauf hätte in welcher Stadt es nun weitergehen soll, ist halt nicht ‚unproblematisch‘. Logisch. Top-Spieler haben sogenannte ‚No-Trade‘-Klauseln in ihren Verträgen, welche sie vor solchen ungewollten Wechseln schützen. Aber das ist eben dort noch immer die Ausnahme.
Was das Thema NHL aber aus meiner Sicht aktuell gerade auch für uns europäische Fußballfans so aktuell macht, das sind zwei Ansätze, welche erfolgreich für mehr Wettbewerb innerhalb der Liga sorgen, welche es ermöglichen, dass wie vor fast jeder Spielzeit, vermutlich die halbe Liga durchaus berechtigte Titelchancen hat. Und das hängt eben auch längst nicht nur mit den Playoffs zusammen, wo in einer KO-Serie ja ohnehin jederzeit ein Favorit, ähnlich wie bei unseren Pokalwettbewerben, ausscheiden kann.
Spannend sind im US-Sport, und eben auch speziell in der NHL, u.a. dass alle Teams ein Gehaltsbudget in einem gewissen, vorgegebenen Bereich haben müssen. Alle Teams haben 23-Mann-Kader und dürfen dafür nur Gehälter in einer gewissen Summe ausgeben. Andererseits müssen sie eben auch eine gewisse Untergrenze an Salär an die Spieler ausschütten. Das schafft ähnliche Grundvoraussetzungen für alle Teams. Hier kommt es seit der Einführung des sogenannten ‚Salary Cap‘ vor ein paar Jahren, nun verstärkt darauf an, wie clever die Manager der Franchises das zur Verfügung stehende Geld einsetzen.
Wird der Kader zu teuer, dann muss man notgedrungen auch mal den einen oder anderen Spieler an die Konkurrenz abgeben. Kein Team kann so ein x-faches an Budget im Vergleich zur Konkurrenz ausgeben, selbst wenn der Eigentümer dieses zur Verfügung stellen würde.
Der zweite besonders interessante Aspekt ist der sogenannte ‚Draft‘. Jeden Sommer werden alle talentierten Nachwuchsspieler aufgelistet und dann unter den Franchises verteilt. Spannend hieran, die schwächeren Teams dürfen zuerst wählen, haben damit zumindest eine große Chance auf die talentiertesten Nachwuchskräfte. So gelingt es dann innerhalb weniger Jahre häufig auch schwächeren Teams sich in der Liga sportlich deutlich emporzuarbeiten. Eine automatische Stärkung der sportlich zuletzt weniger erfolgreichen ‚Clubs‘, welche zum Beispiel in der hiesigen Fußball-Bundesliga so nicht möglich wäre, weil hier in der Regel die größten Talente auch letztendlich schnell bei den Top-Clubs landen.
Das Ganze ist natürlich schon etwas komplexer als hier in ein paar Sätzen darzustellen, aber man kann schon erkennen, so hoffe ich zumindest, dass der Wettbewerb unter den Teams dort in Übersee eben längst nicht so einseitig ist, wie er hier zu werden droht, oder sogar schon ist.
Wer in diesem bzw. nächsten Jahr den Stanley Cup gewinnen wird? Fast unmöglich dies fundiert vorherzusagen. Und das ist es doch worum es im Sport gehen sollte. Die Spannung, der Wettbewerb, die Abwechslung. Große Unterhaltung halt.
Schon deshalb kann ich jedem sportinteressierten Leser hier in den kommenden Monaten nur mal wieder einen Blick in die NHL ans Herz legen. Heute Nacht geht es los… Eishockeyfreunde werden schon darauf warten.
Das mit den Trades habe ich auch schon einmal gehört, wobei sie von Glück sprechen können wenn sie nicht in eine Minor League abgeschoben werden. Werden die Spieler nicht getauscht? Alles in allem haben die Amis und in diesen Fall dazu die Kanadier verstanden das eine ausgeglichene Liga eine interessante Liga ist.
@Zero: Ja, es fließt bei Transfers in der Regel dort kein Geld, sondern es werden Spieler bzw. Draftrechte zwischen den Teams getauscht. Zumindest bei laufenden Verträgen der Aktiven. Sogenannte 'Free Agents', also ältere Spieler mit ausgelaufenen Verträgen, können allerdings auch ohne irgendeine Kompensationsleistung an eine andere Franchise direkt bei einem neuen Team unterschreiben, wenn ihr Vertrag ausgelaufen ist. Ähnlich wie hierzulande die Spieler deren Vertrag ausgelaufen ist.
Ich finde das schauen von Eishockey bedarf ein Mindestmaß an Training, es dauert seine Zeit bis man ein Spiel problemlos verfolgen kann und sich nicht immer fragen muss wo sich den der verdammte Puck befindet.
Hehe, ja das habe ich schon häufiger gehört. Aber man gewöhnt sich daran.
Früher gab es übrigens eine Zeit lang mal Experimente den Puck für die TV-Zuschauer sichtbarer zu machen, mit einer Beleuchtung des Pucks und ähnlichem Kram. Hat man dann aber irgendwann auch wieder eingestellt.
Wer häufiger zuschaut, der hat dann damit eh keine Probleme mehr. 🙂