Antisemitische Verschwörungstheorien sind aktuell, leider, wieder im Schwange:
Nicht nur Bill Gates wird in den sozialen Medien wegen seiner Förderung von Impfstoffen angefeindet. George Soros steckt, laut Verschwörungstheorien, auch hinter der aktuellen Pandemie.
Seine jüdische Herkunft wird meistens nicht explizit erwähnt: Aber die Botschaft, die unterschwellig mitklingt, lautet: Die bösen Juden sind’s gewesen.
Die Mär von der „israelischen Biowaffe“ macht in den sozialen Netzen die Runde.
Ruhrbaron Sebastian Bartoschek ist Experte für Verschwörungstheorien.
Die Piratenpartei Ennepe-Ruhr veranstaltete am Freitagabend eine Online-Veranstaltung mit ihm. Thema:
Antisemitische Verschwörungstheorien
Online-Vortrag der Piratenpartei Ennepe-Ruhr
Die Piratenpartei Ennepe-Ruhr hatte geladen: Aus aktuellem Anlass. Seit Auftreten des COVID-19-Virus gehen verstärkt Fakenews, mit antisemitischen Unterton, in den sozialen Netzwerken umher.
Stefan Borggraefe, Vorsitzender der Piratenpartei Ennepe-Ruhr, moderierte die Online-Veranstaltung und ging in seiner Einleitung auf die besondere Affinität der Piratenpartei, die sich ja selbst als Netzpartei definiert, ein:
Verschwörungstheorien gedeihen, es verwundert nicht, in sozialen Netzwerken besonders gut.
Die Hamas in Gaza lässt die Brunnenvergifterlegende aktuell wieder aufleben: Eine Reaktion um vom eigenen Versagen abzulenken, nachdem die Terrortruppe verstärkt kritisiert wird. Durch „Reisetourimus“ syrischer und iranischer Islamisten wurde die Seuchenlage im Gazastreifen vor Wochen verschärft.
Aktuell findet man immer wieder antisemitische Bezüge in Truther-Gruppen: Rothschilds, Soros, die bösen Kapitalisten (Bill Gates) und die Israelis stehen hinter der COVID-19-Pandemie. Corona ist ein Trick, um später Massenimpfungen durchzuführen: Bei diesen werden dann irgendwelche Mikroteile in den Körper gespritzt, so daß die geimpften Menschen kontrolliert werden können – mittels 5G und Satelliten (COVID-19: Verschwörungstheorien und Fake-News).
Im Kaninchenbau mit Sebastian Bartoschek
„Tief in den Kaninchenbau“ ist ein Zitat, das man immer wieder in den Gruppen von Verschwörungstheoretikern findet. Eine Anspielung auf Alice im Wunderland, die auch im Film Matrix verwendet wurde. Wenn man in Truther-Gruppen mitliest weiß man: Truther lieben diesen Film nicht nur. Sie leben ihn – und sehen darin keinen Blockbuster, sondern eine verdammte Dokumentation.
Sebastian Bartoschek begleitete die Teilnehmer des Online-Meetings in den Kaninchenbau: Für die Kürze der Veranstaltung (Etwas unter 90 Minuten), kamen wir sogar relativ tief in den Bau hinein.
Neben der Erklärung des Verschwörungsbegriffes klärte Sebastian Bartoschek über die gängigen Theorien auf: Das „Fundament“ moderner antisemitischer Verschwörungstheorien – Das Protokoll der Weisen von Zion – war hier natürlich ebenso Thema wie gängige Theorien über Nazis in Neuschwabenland und daß die „Juden den Holocaust inszeniert haben“.
Auf alle Themenbereiche einzugehen: Es wäre etwas viel Content. Von Holocaust-Umschreibung (Die Juden waren es!), über Chemtrails und Xavier Naidoo, bis zu den Rothschilds – die bekanntesten (und absurdesten) Theorien wurden im Vortrag angeschnitten.
Wie PEGIDA-Läufer und AfD-Sympathisanten ticken – ist bekannt. Auf die Frage „Warum sie so ticken?“ (Und andere Verschwörungstheoretiker auch!) ging Sebastian Bartoschek ebenfalls ein.
Insgesamt: Es war eine sehr interessante Veranstaltung.
Was darüber hinaus erfreulich war: Die Resonanz auf YouTube. Knapp über 81 Zuschauer habe ich zeitweise registriert. Der größte Vorteil des Mediums, die Interaktivität, würde während der Veranstaltung voll ausgereizt.
Der, wenn ich es richtig verstanden habe, erste Online-Vortrag von Sebastian Bartoschek zu diesem Themenbereich wird hoffentlich nicht der letzte gewesen sein. Der Komplex „Fake News und Verschwörungstheorien“ wird uns noch eine Weile beschäftigen.
Stefan Borggraefe moderierte souverän. Auf Fragen wurde reagiert. Auf andere Quellen, Axel Stoll war selbstverständlich ebenfalls Thema, wie z.B. das Interview mit Axel Stoll wurde hingewiesen.
Die Aufklärung die hier geleistet wird ist wichtig – auch wenn man (leider) nicht die problematische Zielgruppe erreicht: Für die sind Aufklärer ja, leider, nur ein Teil der Verschwörung.
Die Wichtigkeit des Themas wurde inzwischen auch von der Politik erkannt: Georg Maier (SPD), Chef der Innenministerkonferenz, warnte heuer vor der Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien und ist über deren Zunahme besorgt (Verschwörungstheorien: Chef der Innenministerkonferenz warnt).
Das Thema wird uns wohl, für die Zeit der Krise, leider noch eine ganze Weile beschäftigen.